Titel

Ausgabe Nr. 38 · 22. September 1999



Dramatisches Szenario: Die Atemschutzgruppe des DRK birgt einen Mitarbeiter des OP-Teams aus dem verrauchten Operationssaal der Urologie. (Foto: Rothe)

Gut vorbereitet auf den Jahrtausendwechsel

Rettungskräfte übten für die Silvesternacht


Der Jahreswechsel rückt unaufhaltsam näher. Nur mehr gut drei Monate trennen uns von der Jahrtausendwende. Auch wenn die Computerexperten bereits seit Jahren an der Lösung des"Jahr-2000-Problems" arbeiten, so vermag doch niemand zu garantieren, dass beim Datumsumsprung nicht einiges schief geht. Die Feuerwehr probte deshalb in einer Großübung gemeinsam mit anderen Rettungsdiensten den Ernstfall.

Silvesternächte verlangen bereits in normalen Jahren von der Feuerwehr besonderen Einsatz. Für die letzte Nacht dieses Jahres wurden in der Übung zusätzliche Erschwernisse angenommen: Die Telefonnetze sind überlastet oder zusammengebrochen, durch Computerstörungen ist die Stromversorgung ganz oder teilweise ausgefallen und - infolge des Stromausfalls - ist auch die Wasservorsorgung betroffen. "Wir wollen damit kein Horrorszenario aufbauen, aber uns vernünftig vorbereiten", betonte Feuerwehr-Chef Hans-Joachim Henzel.

Ein besonderes Problem sieht der städtische Branddirektor im Bereich der Kommunikation. Bereits in normalen Silvesternächten sind die Telefonnetze um Mitternacht überlastet. Kommen Computerstörungen hinzu, geht möglicherweise per Telefon gar nichts mehr. Wegen der befürchteten Telefonprobleme wird die Feuerwehr an Silvester die Gerätehäuser in den Stadtteilen besetzen, die über Funk mit der Zentrale in Verbindung stehen. Somit besteht bei gestörter Telekommunikation die Möglichkeit, die Feuerwehr beim örtlichen Gerätehaus zu alarmieren. Vor allem wegen der Feuerwerkskörper, die in dieser Nacht sicher besonders zahlreich knallen werden, befürchtet Henzel "Einsätze im Minutentakt".

Diese wurden dann im Rahmen der rund einstündigen Übung durchgespielt. Es begann mit einem angenommenen Dachstuhlbrand in der Mühltalstraße in Handschuhsheim, dann "brannten" mehrere Papiercontainer in der Altstadt. Wenige Minuten später ein Alarm aus der Tiefgarage Ziegelgasse, im Aufzug stecken gebliebene Personen in Wieblingen, ein Stromausfall bei einer Firma für Tiefkühlkost. Dazwischen ein Verkehrsunfall und eine "Person in hilfloser Lage"...

Am beeindruckendsten gestaltete sich der Einsatz in der Chirurgie, wohin die versammelte Beobachterschar per Mannschaftstransportwagen fuhr. Die angenommene dramatische Lage: "Auf dem Freigelände wurden Bauholz und Isoliermaterial durch Feuerwerkskörper entzündet. Die Wasser- und Stromversorgung ist ausgefallen, die Stromversorgung erfolgt durch Notstrom. Der Brandherd befindet sich neben dem Luftansaugstutzen der Klimaanlage des urologischen Operationssaals. Der OP ist verraucht. Das Personal musste die Räume verlassen, die Chirurgen konnten nur Notverbände anlegen. Die Narkoseärzte befürchten das Aufwachen der Patienten."

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Stand: 21. September 1999