Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 38 · 22. September 1999



Kreativität wird in der Kita Gaisbergstraße groß geschrieben: Vernissage zur Kinder Kunst Ausstellung im Juli. (Foto: Rothe)

Offen für neue Ideen

Kindertagesstätten in Heidelberg: Weststadt, Gaisbergstraße


Großzügig, hell und freundlich empfängt die ehrwürdige Villa in der Gaisbergstraße 81 ihre Besucher. Dort ist eine der beiden städtischen Kindertagesstätten der Weststadt untergebracht. Ebenso aufgeschlossen geben sich die im Garten spielenden Kinder. Selbstbewusste, klare Kinderstimmen fragen ungeniert "wohin?" und "warum?" und weisen den Weg zur Leiterin.

Als Gabriele Boch im Jahre 1996 die Leitung der Kindertagesstätte Gaisbergstraße übernahm, entschied sie sich mit ihrem Team für die Öffnung der Gruppen. Damit erhielten die Kinder die Möglichkeit, sich auf dem ganzen Stockwerk auszubreiten und sich die Bezugspersonen auszusuchen. Die Umgewöhnung sei nicht leicht gewesen, berichtet die Leiterin. Man habe die Kinder behutsam an die neuen Möglichkeiten heran geführt und auch Informations-Elternabende angeboten. Das Echo sei durchweg positiv. Nach gut drei Jahren habe sich das Modell bewährt.

Die vielen kleinen Räume der Villa können nun vielfältiger genutzt werden, da nicht jede Gruppe eigene Themenbereiche benötigt. Jetzt gibt es ein Mal- und Bastelzimmer, ein Puppenzimmer, ein Bauzimmer, ein Verkleidungszimmer mit Spiegel, Schminksachen, Hüten und Schuhen, eine Bücherecke und ein Esszimmer. Einmal pro Woche treffen sich gleichaltrige Kinder in altershomogenen Gruppen. "Ganz erstaunlich, welches Zusammengehörigkeitsgefühl die Kinder hier entwickeln", betont Gabriele Boch. Sie nennen sich "Räuberbande" oder "Tigerenten Club" und legen an diesen Tagen großen Wert auf Pünktlichkeit am Morgen.

"Eine Einrichtung wandelt sich mit den Mitarbeiter/innen", so die Leiterin. Auch die drei Anerkennungspraktikantinnen bringen immer wieder frischen Wind und neue Ideen mit ins Haus. Eine Besonderheit in der Kita Gaisbergstraße sind Patenschaften, die die "Großen" gegenüber Neuankömmlingen übernehmen. Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Verantwortung werden so nicht nur gefördert, sondern auch gerne von den Vorschulkindern ausgeübt. "Die Kinder wollen Aufgaben übernehmen", berichtet sie.

Dass Kreativität in der Gaisbergstraße groß geschrieben wird, zeigte die Kinder Kunst Ausstellung mit dem Titel: "Wenn 100 Kinder das Gleiche malen, kommt noch lange nicht dasselbe dabei heraus". Dazu beschäftigten sich Kinder und Erzieherinnen mit berühmten Gemälden von Leonardo da Vinci, Paul Klee und Claude Monet. Sie erlernten verschiedene Maltechniken und eiferten den Vorbildern nach. Aus über 1.000 Zeichnungen wurden schließlich 356 Bilder ausgewählt und im Haus ausgestellt. Besonders freute sich das Team über eine Spende der Galerie Vogel von rund 100 Bilderrahmen. Der Katalog zur Ausstellung mit einer Auflage von 200 Stück ist längst vergriffen. Gabriele Boch betont allerdings: "Ohne die große Mithilfe der Elternschaft und des Elternbeirates wären solche Projekte undenkbar." (doh)
   
 

Kindertagesstätte

  Die Kindertagesstätte Gaisbergstraße beherbergt 110 Kinder zwischen drei und zwölf Jahren, die von zwölf Erzieherinnen in fünf Gruppen betreut werden. Im Erdgeschoss besuchen 40 Kinder den herkömmlichen Regelkindergarten. Die erste Etage bietet Raum für 50 Kinder im Tagesstättenbereich mit Öffnungszeiten von 7.30 Uhr bis 16.45 Uhr und für 20 Kinder können im obersten Stockwerk Hortplätze angeboten werden. Eine Küchenkraft sorgt für das leibliche Wohl. Weitere Informationen unter Telefon (0 62 21)18 15 88.

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"Der Wilhelmsplatz im Herzen der Weststadt könnte schöner gestaltet sein", meinen Birgit Schall, Heidi Flassak und Monika Ober-Jung (v.l.) von der Zukunftswerkstatt Weststadt. (Foto: Rothe)

Café am Wilhelmsplatz

Die Zukunftswerkstätten stellen sich vor (VI): Weststadt


Für die Frauen der Zukunftswerkstatt Weststadt sind die Straßen und Plätze ihres Stadtteils mehr als nur "Verkehrsräume" oder "Parkplätze". Sie sehen in öffentlichen Räumen einen Lebensraum, der Begegnungen und Gespräche im Stadtteil ermöglichen sollte.
Lebensqualität im Stadtteil bedeutet für die Frauen der Zukunftswerkstatt die Verbindung von Leben, Arbeiten, Kinderbetreuung, Einkaufen und Kommunikation und das auf kurzen Wegen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können.

Bei einem ersten Tagesseminar "Frauen gestalten ihren Stadtteil" im Februar 1994 in der Weststadt sahen sie die Möglichkeit, Probleme aus dem eigenen Wohnumfeld einzubringen und zu diskutieren. Viele kleine Kritikpunkte wurden gleich beim ersten Seminar gesammelt. Mängel wie fehlende Zebrastreifen und Fahrradständer, zu kurze Ampelschaltungen, zu hohe Gehwege für Kinderwagen und mangelhafte Straßenbeleuchtung wurden an die Stadtverwaltung weitergeleitet. Vieles ist inzwischen behoben.

Bei weiteren Treffen der Zukunftswerkstatt Weststadt konzentrierten sie ihre Arbeit auf das Thema öffentliche "Kommunikations- und Aufenthaltsräume". Hatten sie anfangs an ein Bürgerhaus als Treffpunkt für alle Generationen, Initiativen und Vereine der Weststadt gedacht und als geeignetes Domizil die alte Villa am Spielplatz "Fuchsen-Ei" anvisiert, wurde ihnen ziemlich schnell klar, dass ein Bürgerhaus in dem Gebäude der Bundesvermögensverwaltung keine Chance hatte.

So fiel ihre Aufmerksamkeit auf den kleinen Pavillon am Wilhelmsplatz. Im Herzen der Weststadt gelegen und als Treffpunkt wie geschaffen, "dümpelt der "Willi" so vor sich hin", beschreiben die Frauen die Situation. Zwar findet zweimal pro Woche dort der Wochenmarkt statt, aber die Aufstellung der Bänke beispielsweise lädt nicht gerade zu Gesprächen ein. Viel zu weit stehen sie auseinander und gestalterische Elemente wie Tische, Brunnen oder Schachspiel fehlen ganz.

Die Zukunftswerkstatt und weitere Bewohner/innen der Weststadt schlossen sich zur Initiative "Café am Wilhelmsplatz" zusammen, mit dem Ziel, ein nichtkommerzielles Café einzurichten. Sie dachten an eine gemeinsame Nutzung des kleinen Pavillons mit Marktleiter und Mitarbeitern der Stadtreinigung, die den Pavillon als Frühstücksraum nutzen. Während der Sommermonate wollten sie nachmittags Tische und Stühle aufstellen, Kaffee, Kuchen und nichtalkoholische Getränke anbieten und Spiele ausleihen. Ein unschöner Streit entbrannte im Stadtteil, ob und von wem ein solches Café überhaupt erwünscht sei. Anwohner/innen, Gewerbetreibende der Weststadt sowie der Stadtteilverein stellten sich vehement dagegen, sodass unter solch problematischer Stimmung die Frauen ihr Vorhaben auf Eis legten.

Der Weihnachtsmarkt, den die Zukunftswerkstatt seit fünf Jahren organisiert, ist dagegen zur Institution geworden. Gemeinnützige Initiativen aus dem Stadtteil erhalten alljährlich Gelegenheit, sich zu präsentieren und selbst gemachte Produkte zu verkaufen. Der Ansturm von Besucher/innen und die überwältigende Resonanz in den Gesprächen machen deutlich, dass der Wilhelmsplatz als beliebter Treffpunkt Zukunft hat.

Ein Brunnenprojekt zur Gestaltung und Belebung des Platzes könnte jetzt wieder neue Kräfte mobilisieren. Frauen, die mitmachen wollen, können mit Heidi Flassak (Telefon (0 62 21)24826) oder Birgit Schall (Telefon (0 62 21)24826) Kontakt aufnehmen. (doh)

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Wer vermietet Studentenbude?

Dringender Aufruf von Stadt, Universität und Pädagogischer Hochschule


Das Wintersemester steht vor der Tür und Universität und Pädagogische Hochschule rechnen wieder mit etwa 4.000 Studienanfängern aus aller Welt in Heidelberg, die vor allem eines brauchen: Ein Dach über dem Kopf. Darum wenden sich Oberbürgermeisterin Beate Weber, der Rektor der Universität Professor Dr. Jürgen Siebke, der Rektor der Pädagogischen Hochschule Professor Dr. Ludwig Schwinger, und der Geschäftsführer des Studentenwerks Dieter Gutenkunst in einem gemeinsamen Aufruf an die Bürger der Stadt Heidelberg und ihrer Umlandgemeinden und bitten, wie schon in den Jahren zuvor, um deren Mithilfe.
Zwar gibt es etwa 4.000 Zimmer in Studentenwohnheimen in Heidelberg - für die rund 29.000 Heidelberger Studierenden ist dieses Wohnungsangebot jedoch bei weitem nicht ausreichend. Die Mehrzahl ist deshalb auf Sie als Vermieterinnen und Vermieter angewiesen.

Besonders schwierig ist die Situation zu Semesterbeginn für die neu ankommenden ausländischen Studierenden. Viele von ihnen kommen nur für ein bis zwei Semester nach Heidelberg, um an Deutschlands berühmtester Universität zumindest für kurze Zeit studieren zu können. Auch die neu eingerichteten internationalen Studiengänge ziehen Studierende aus aller Welt an. Etwa 4.200 ausländische Studierende aus über 180 Nationen studieren derzeit in Heidelberg - namhafte ausländische Wissenschaftler sowie Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik haben in Heidelberg studiert und fühlen sich der Neckarstadt nicht selten ihr ganzes Leben lang verbunden. Wer die Neuankömmlinge mit einem Zimmer oder einer Wohnung unterstützt, trägt ein Stück zur Internationalisierung und damit zur Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulstadt Heidelberg bei. 5.366 Vermieter reichten aufgrund des letztjährigen Aufrufs ein Zimmer- oder Wohnungsangebot beim Studentenwerk ein und setzten damit ein deutliches Zeichen ihrer Gastfreundschaft. Auch in diesem Jahr wenden wir uns wieder an Sie, die Heidelberger Bürgerinnen und Bürger, und bitten um Ihre Mithilfe.

Bitte richten Sie Ihr Angebot an das Studentenwerk Heidelberg, Marstallhof 1-5, 69117 Heidelberg, Telefon (0 62 21)54 26 69, Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr oder per Fax unter (0 62 21)54-3646. Oder: Akademisches Auslandsamt, Seminarstraße 2, 69117 Heidelberg, Telefon (0 62 21)54 24 97, Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr.

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Stand: 21. September 1999