Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 38 · 20. September 2000

Monika Frey-Eger

CDU

Ein aktuelles Gesellschaftsproblem: Wie tief sinkt die Kriminalitäts-Hemmschwelle noch?

Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden - keiner hat etwas gesehen. Ein junger Mann stirbt unter Gewaltanwendung - man hört den Schrei, aber niemand hilft. Einer älteren Dame wird am hellen Tag auf nicht unbelebter Strasse die Handtasche entwendet - die Köpfe wenden sich ab, um nichts gesehen zu haben. Ein Kind wird unter den Augen der Nachbarn misshandelt, man schließt die Augen, denn "es geht mich ja nichts an".

Wir leben im Land Baden-Württemberg und in der Stadt Heidelberg mit einer vergleichsweise geringen Kriminalitätsrate - Gott sei Dank. Doch jede Straftat ist ein Verbrechen zu viel.

Was mich jedoch genauso erschreckt wie die Gewalttaten an sich, ist die Reaktion innerhalb unserer Gesellschaft. Dies ist kein politisches, kein parteipolitisches, auch kein rein kommunalpolitisches Thema. Trotzdem liegt es mir sehr am Herzen und ich möchte heute auch einmal die Gelegenheit nutzen, meine diesbezüglichen Gedanken zu äußern.

Die Polizei kann nicht immer überall sein. Wir haben, gerade hier in Heidelberg - forciert durch die CDU - viele Initiativen der Prävention installiert. Im Übrigen ist Heidelberg die einzige Stadt in der Bundesrepublik, die bisher einen Kriminalitätsatlas auf Baublockbasis eingeführt und kontinuierlich weitergeführt hat.

Aber auch wir Bürgerinnen und Bürger sind hier in der Pflicht. Was wären die rechtschaffenden, Gewalt ablehnenden Bürgerinnen und Bürger für eine geballte Kraft gegen Verbrechen/Verbrecher, wenn wir nur gemeinsam und offen täglich durch Hilfestellung bei Problemen mit gesetzesuntreuen Mitmenschen eintreten würden!

Um nicht missverstanden zu werden - ich denke keinesfalls an eine Bürgerwehr oder an Selbsthilfe. Dafür haben wir, wie bereits erwähnt, unsere Polizei. Mir geht es einfach und alleine um die Hilfe untereinander. Pöbeln 3 junge betrunkene Männer in der Straßenbahn ein junges Mädchen an und 5 wackere Mitfahrer/innen gebieten Einhalt, gibt es in der Regel Ruhe. Steht nur einer auf, fühlt sich die 3-er-Gruppe stark und die Situation kann eskalieren.

Ich bitte mir nachzusehen, dass ich mich heute keinem typisch Heidelberger Problem angenommen habe - obwohl dies auch ein Heidelberger Thema ist -, aber ich meine, wir müssen manchmal auch noch daran denken, dass wir auch allgemeine gesellschaftliche Verantwortung haben - und zwar wir alle.

Unsere Polizei ist angewiesen auf jegliche Unterstützung und solidarische Kooperation.
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Kai Seehase

SPD

Straßenbahn nach Kirchheim

In Frankreich kostete das Benzin vor 5 Jahren soviel wie bei uns in diesen Tagen. Franzosen zahlen Autobahnmaut, wir Kfz-Steuer, so dass in beiden Ländern die Nutzer in etwa gleiche Kosten haben. Doch während in unserer französischen Partnerstadt Montpellier eine Straßenbahn neu gebaut wurde, die bei der Bevölkerung so beliebt ist, dass bereits eine Netzerweiterung geplant ist, wollen in Heidelberg die CDU, die Wählergruppe "Die Heidelberger" sowie Freie Wähler und FDP bereits vom Gemeinderat beschlossene Straßenbahnplanungen aussetzen.

Ich meine, dass gerade jetzt die Umsetzung des zukunftweisenden Verkehrsentwicklungsplans dringend geboten ist, will man morgen noch so mobil sein wie heute. Dazu gehört auch die rasche Entwicklung größerer Kapazitäten in der öffentlichen Personenbeförderung. Das ist mit Bussen allein nicht zu schaffen, wie Erster Bürgermeister a. D. Professor Dr. Joachim B. Schultis (CDU), in einem Interview am 2.8.2000 im Stadtblatt bekannte. Seinem Anliegen, die Straßenbahn nach Kirchheim so schnell wie möglich zu realisieren, um sie dann nach Sandhausen und Walldorf weiterzuführen, schließe ich mich an. Mir liegt eine Erklärung vom 19. Juli 2000 von Bürgermeister Erich Bertsch, Sandhausen, sowie Bürgermeister Heinz Merklinger, Walldorf, vor, die besagt, dass sie in ihren Gemeinden nach der erfolgten Planfeststellung über den Bau der Straßenbahn nach Kirchheim, die bereits von ihnen angestellten Planungsüberlegungen zur Fortführung der Straßenbahnlinie über Sandhausen nach Walldorf weiterbetreiben werden.

Wenn nun der neue Erste Bürgermeister Heidelbergs, Prof. Dr. Raban von der Malsburg (CDU), den Bauausschuss nach Kirchheim einlädt, um sich vor Ort ein Bild von der "Spinne" und dem sie durchkreuzenden Verkehr zu machen, so ist nur zu hoffen, dass er bei seinem Bestreben, die dortigen Verhältnisse neu zu ordnen, die geplante Straßenbahn bei der Neugestaltung nicht vergisst.

Es kann nicht sein, dass Berufstätige, die ihren Arbeitsplatz in Heidelberg haben, mit dem Auto von Walldorf und Sandhausen nach Kirchheim fahren, es dort auf dem Kerweplatz den ganzen Tag abstellen und in den Bus umsteigen. Ich weiß selbst, dass es oftmals ohne Auto nicht geht, dass es aber zukünftig ohne Straßenbahn gehen soll, erscheint mir zu kurz gedacht. Ich hoffe, dass die sogenannte neue Mehrheit im Heidelberger Gemeinderat nicht zuletzt wegen der angespannten Lage auf dem Benzinmarkt ihre Blockadepolitik gegen den Ausbau des Straßenbahnnetzes nach Kirchheim und anderswo möglichst schnell aufgibt, damit jeder, der sparen will und muss, auch vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen kann.
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Christian Weiss

GAL

Straßenbahn Kirchheim - Suche nach dem Kompromiss

Wie geht es weiter mit der Straßenbahn Kirchheim? Nach eindeutigen Beschlüssen 1998 befindet sich die HSB mitten in der Planung. Aber steht die Mehrheit? CDU und HDíer sagen Nein bzw. "so nicht", die FWV besteht auf "niveaugleich" (was in der Planung vorgesehen ist). Zuletzt fand der CDU-Antrag für einen Stopp aller Straßenbahnplanungen für die Kirchheimer Linie aber keine Mehrheit. Statt dessen setzte sich der GAL-Antrag deutlich durch, die Trassenführung über den Hauptbahnhof zu prüfen.

In Kirchheim selbst schlagen die Stimmungen schnell hoch, die GAL möchte die Diskussion aber in konstruktive Bahnen lenken. Die verkehrliche Notwendigkeit einer Straßenbahnanbindung ist schließlich unumstritten. Wir wollen einen tragfähigen Kompromiss, wir wollen in diesem Jahr eine Entscheidung für die Straßenbahn - diese muss auch in Kirchheim eine breitere Akzeptanz finden.

Auch wenn der bisherige Prozess langwierig war - wir müssen noch einmal neu abwägen. Gemeinsam mit den anderen Fraktionen, gemeinsam mit den Betroffenen. Auf unserer Veranstaltung am nächsten Mittwoch in Kirchheim wollen wir die Trasse auf Alternativen untersuchen und herausfinden, unter welchen Bedingungen (Trasse, Umbauzeit, Entschädigungen) die Gegner für den Neubau zu gewinnen wären. Wir wollen die Bedenken vor Ort sehr ernst nehmen und führen deshalb am Samstag eine Begehung durch, bei der wir zusammen mit Frau Kaiser insbesondere die Situation der betroffenen Geschäfte begutachten.
  Begehung: Samstag, 23. 09., 13.30 Uhr, Treffpunkt Altes Rathaus
Podium: Mittwoch, 27. 09., 20 Uhr, Vereinsgaststätte der Freien Turner, Pleikartsförster Str. 95 mit den Gästen Annette Kaiser, Thomas Boroffka (HSB), Robert Wittek und Christoph Nestor
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Dr. Ursula Lorenz

FWV

Liebes Heidelberger "Publikum"

Am 17.9.2000 hieß es "Vorhang auf". Vor einem vollbesetzten Haus mit diesmal besonders erwartungsvollem, festlich gestimmten Publikum fand die erste Premiere der neuen Spielzeit- und noch wichtiger: des neuen Intendanten Günther Beelitz statt. Mit neuem Elan bietet unser Theater ein sehr vielfältiges Programm auf drei Spielflächen für Jung und Alt (gibt es das Letztere überhaupt beim Theaterfreund?).

Viel Hoffnung setzen wir Freien Wähler auch auf die Wiederbelebung der Schlossfestspiele, für die der Gemeinderat zum Start tiefer in die Tasche gegriffen hat. Das Projekt scheint auch hier schlüssig und sollte zur Sommerbelebung des Heidelberger Besucherstroms beitragen. Für all dies Vorhaben wünscht die FWV Günther Beelitz gutes Gelingen und den Heidelberger Zuschauer/innen viel Freude. Der Abend mit "Medea" zeigte ein begeistertes Publikum nach einer großartigen Aufführung, dafür danken wir dem gesamten Theater.
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Dr. Annette Trabold

F.D.P

Die Expo - ein Besuch "lohnt" sich

In der 150jährigen Geschichte der Weltausstellungen findet dieses Ereignis zum ersten Mal in Deutschland statt. Zum ersten Mal auch präsentiert sich Deutschland auch über seine technischen und wirtschaftlichen Leistungen hinaus an 153 Tagen von morgens bis abends mit einem umfassenden und vielfältigen Kunst- und Kulturprogramm - so waren beispielsweise aus Heidelberg auch das Unterwegs-Theater und die "schola" unter der Leitung von Walter Nußbaum auf der Expo vertreten. Über 180 Nationen stellen sich vielfältig und bunt in architektonisch oder ökologisch einfallsreichen Pavillons dar und laden den Besucher tatsächlich zu einer Weltreise zu Fuß ein. Außerdem bieten die Themenparks zu Zukunfts- und Umweltfragen sehenswerte Präsentationen, wie z.B. der Themenpark zum 21. Jahrhundert, in dem man sich in "umgekehrter Archäologie" aus der Zukunft in die Gegenwart zurückgraben kann. Die Expo ist m.E. also durchaus sehenswert und ich finde es sehr bedauerlich, dass die Sache inhaltlich vor allem durch die deutsche Presse so schlecht gemacht wurde. Vielleicht ist das ja auch ein typisch deutscher Zug: erst mal Nörgeln!

Eine andere Sache, die mit dem Inhalt und der einfallsreichen Darstellung der Nationen überhaupt nichts zu tun hat, ist die völlig fehlgeschlagene finanzielle Kalkulation unter der Leitung von Birgit Breuel. Man fragt sich wirklich, welches Projekt sie nach der Treuhand und der Expo als nächstes finanziell in den Sand setzen darf...

Dessen ungeachtet: Fünf Wochen wird die Expo in Hannover noch zu sehen sein - ich denke, ein Besuch "lohnt" sich auf alle Fälle!
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat

CDU:

Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: CDU-GR-Fraktion-HD@t-online.de

SPD:

Fischmarkt 3, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: SPD-Fraktion-Heidelberg@t-online.de

GAL:

Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de

"Heidelberger":

Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de

FWV:

Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de

FDP:

Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13

PDS:

Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 19. September 2000