Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 36 · 8. September 1999

Dreizehn Schätze warten auf ihre Entdeckung

Am kommenden Sonntag ist Tag des offenen Denkmals


13 ist keine Unglückszahl, sondern die Anzahl der Kulturdenkmäler in Heidelberg, die am kommenden Sonntag, 12. September - dem europaweiten Tag des offenen Denkmals - auf interessierte Besucherinnen und Besucher warten.

Der Tag des offenen Denkmals steht in diesem Jahr unter dem Leitspruch "Europa - ein gemeinsames Erbe (Europe - a common heritage)". Die zentrale Eröffnungsveranstaltung für ganz Europa war am vergangenen Samstag, 4. September im schottischen Glasgow. In Deutschland machen zwei zentrale Veranstaltungen auf diesen besonderen, dem kulturellen Erbe gewidmeten Tag aufmerksam: Die eine war am 7. September in Wismar, die andere findet am 11. September in Meßkirch statt.

Sinn des Tages ist es, Denkmäler und historische Anlagen, die sonst geschlossen sind oder sich dem Besucher ohne fachkundige Erläuterungen nicht einfach erschließen, dem interessierten Publikum zugänglich und verständlich zu machen. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass das Interesse der Bevölkerung an den "offenen Denkmälern" ständig steigt.

Das gilt auch für Heidelberg. 1998 war trotz schlechten Wetters der Andrang auf die insgesamt 16 zur Besichtigung angebotenen Objekte so groß, dass für die beliebte Führung im Schloss diesmal eine Voranmeldung (unter Telefon (06221) 53 84 11) erforderlich ist.

In diesem Jahr warten in Heidelberg 13 offene Denkmäler auf interessierte Besucherinnen und Besucher, darunter allein sieben Kirchen in der Altstadt, in Handschuhsheim, Wieblingen und Schlierbach: Peterskirche, Providenzkirche, Erlöserkirche, Friedenskirche, Kreuzkirche, Pfarrkiche St. Laurentius und Gutleuthofkapelle.

Erstmals ist der historische Studentenkarzer in das Besichtigungsprogramm aufgenommen und werden Führungen durch den Schlossgarten - den historischen Hortus Palatinus - angeboten. Neu ist auch ein von Dr. Dietrich Bahls geführter Spaziergang zu Denkmälern, Skulpturen und Wandbildern aus der Zeit nach 1945.

Der Öffentlichkeit zugänglich sind am kommenden Sonntag außerdem die Alte Aula und das Großherzogliche Palais (Akademie der Wissenschaften).
   
 

Fahrplan durch den Tag des offenen Denkmals

  Alte Aula
Grabengasse 1 (Universitätsplatz): Festsaal und ehemaliger Hörsaal der Alten Universität, Hauptwerk des Heidelberger Barocks, 1712-28 von Johann Adam Breunig erbaut, 1886 zum 500-jährigenUnivesitätsjubiläum Holzvertäfelung im Stil der italienischen Renaissance. Geöffnet von 11 bis 16 Uhr; Führungen stündlich durch Aina Hedström und Ursula Dann.
 
  Schloss - Gesprengter Turm, Großer Kamin, Hirschgraben
Schloßhof 1: Gesprengter Turm: erbaut 1500-1610, durch Sprengung 1693 zur Hälfte in den Burggraben abgerutscht; Großer Kamin: ehemalige Ritterküche, Hofküche mit mächtigem Rauchabzug; Hirschgraben: 100 m lang, 20 m hoch, 30 m breit, trennt ehemaligen Stückgarten vom Schloßhof. Führungen vormittags mit hinterlegte Karten nach telefonischer Anmeldung (Tel. (06221) 538411, Stefan Wiltschko).
 
  Schloss - Hortus Palatinus
Eine der berühmtesten Gartenanlage ihrer Zeit im Stil des Manierismus, abgelegt zwischen 1614 und 1619. Ständig geöffnet, Führungen 11 und 16 Uhr (Treffpunkt: Elisabethentor) durch Gästeführerinnen in historischen Kostümen in Deutsch. Englisch, Französisch.
 
  Großherzogliches Palais
Karlstraße 4 (Karlsplatz): 1715 bis 1717 erbauter Adelshof, Residenz von Kurfürst Carl Theodor und später von Großherzog Karl Friedrich von Baden, seit 1920 Sitz der Heidelberg Akademie der Wissenschaften. Geöffnet 10 bis 17 Uhr, offene Begehung auch des Innenhofes, keine Führung.
 
  Studentenkarzer
Augustinergasse/Grabengasse: Geöffnet 10 bis 16 Uhr, Besichtigung studentischer Malereien und Karikaturen.
 
  Providenzkirche
Hauptstraße 90 a: Evangelische Pfarrkirche, erbaut 1659 bis 1661, Orgel von 1885. Geöffnet 10 bis 18 Uhr; Führungen stündlich durch Prof. Dr. Werner Fricke, Pfarrer Heinz Janssen und Dr. Horst Köppel, Malwettbewerb "Meine Traumkirche", Orgelkonzerte mit Orgelporträt, Eröffnungsgottesdienst um 10 Uhr.
 
  Peterskirche
Plöck 70: erbaut 1485 als Universitätskirche. Geöffnet 10 bis 17.30 Uhr, Ausstellung alter Fotografien, Turmbesichtigung, 15 Uhr Vortrag zur Geschichte, 16 Uhr Orgelmusik, 17 Uhr Abendgebet.
 
  Erlöserkirche
Plöck/Ecke Schießtorstraße: Kirche der Alt-Katholiken. 10.30 Uhr Gottesdienst, 14 Uhr Führung, 15 Uhr Orgelkonzert.
 
  Friedenskirche
Handschuhsheim, Kriegsstraße/Burgstraße: Evangelische Kirche, erbaut 1908 bis 1910. Führungen, Turmbesteigung, Orgelerklärung.
 
  Kreuzkirche
Wieblingen, Mannheimer Straße 2: Evangelische Kirche, erbaut 1906, Schablonenmalerei, Glasfenster. Geöffnet 11 bis 12 Uhr, 15 bis 17 Uhr, Führungen nach Vereinbarung, Vorstellung der Orgel.
 
  Laurentiuskirche
Schlierbach, Wolfsbrunnensteige 14: Katholische Pfarrkirche, erbaut 1901, Kuratiekirche in neugotischem Stil, Teilrekonstruktion der originalen Farbfassung. Geöffnet 10 bis 17 Uhr.
 
  Gutleuthofkapelle
Schlierbacher Landstraße (beim Bahnhof Schlierbach): 1430 erbaute einschiffige Kapelle mit halbkreisförmiger Apsis, mittelalterliche Fresken teilweise noch erhalten. Geöffnet 10 bis 17 Uhr.
 
  Denkmäler nach 1945, Skulpturen und Wandbilder
Führung 15 bis 17 Uhr
(Treffpunkt Einmündung Bahnhofstraße in den Römerkreis): Spaziergang mit Dr. Dietrich Bahls vom Römerkreis (Sandstein-Skulptur) durch die Kurfürsten-Anlage (Mosaik Sparkasse) zur Gaisbergstraße (Wandbild) und ins Neuenheimer Feld (Skulpturen).

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In Zukunft ein "Palmengarten"? Das ehemalige Männerbad im alten Hallenbad. (Foto: Rothe)

Dem alten Hallenbad winkt eine neue Zukunft

Umfangreiche Substanzsicherungsarbeiten für 1,5 Millionen Mark fast abgeschlossen


Was wird aus dem alten Hallenbad in Bergheim? Die Stadt Heidelberg hat allein während der zurückliegenden zwölf Monate substanzsichernde Arbeiten für rund 1,5 Millionen Mark an dem denkmalgeschützten Gebäude durchführen lassen.

Inzwischen zeichnet sich eine neue Zukunft für das einstige Jugendstilbad ab. Erster Bürgermeister Prof. Dr. Joachim Schultis berichtete bei einer Baustellenbegehung im alten Hallenbad von den ziemlich konkreten Nutzungsplänen eines Investors aus Angelbachtal: Diese sehen eine künftige "Nassnutzung" (Wiederbelebung des Badebetriebs) allerdings nur für den Bereich des ehemaligen Damenbades vor, während das Herrenbad zur Markthalle mit Gastronomiebetrieb im "Palmengarten" umgebaut werden soll.

Um die Investitionen in das alte Hallenbad zu erwirtschaften, plant der Investor außerdem die Überbauung der Tiefgarage Poststraße mit einem Büro- und Geschäftshaus und Kinocenter, eine zusätzliche Tiefgarage (mit rund 200 Plätzen) unter dem Parkplatz unmittelbar neben dem Hallenbad und einen Neubau auf diesem Areal mit altengerechten Wohnungen. Das alles soll, so der Erste Bürgermeister, in einem Workshop im November städteplanerisch konkretisiert werden.

75 Jahre war das 1906 eröffnete Jugendstilbad in Betrieb, bevor es 1981 geschlossen wurde. 1992 beauftragte der Gemeinderat die Stadtverwaltung, Privatisierungs- und Betreibermodelle zu untersuchen.

"Seit dem haben verschiedene Investoren Gutachten vorgelegt, aber keiner wollte es als Bad betreiben", blickte der Erste Bürgermeister zurück. Auf rund 33 Millionen Mark bezifferte er die Kosten für eine Erneuerung des Gebäudes. Rund fünf Millionen Mark seien als Zuschuss des Landes aus Denkmalschutzmitteln zu erwarten. Auf Grund der umfangreichen Substanzsicherung seit September vergangenen Jahres sei die "zukünftige Entwicklung jetzt auf einem guten Weg".

Schwerpunkt der Sunstanzsicherung waren Zimmer- und Holzbauarbeiten in den historischen Dachstühlen über dem Männerbad und dem Frauenbad. Dadurch konnte die Gefahr weiterer gravierender Schäden an den Betongewölben der Schwimmhallen und an den Tragskonstruktionen verhindert werden, berichtete Architekt Jürgen Knirsch vom städtischen Hochbauamt.

Außerdem wurde die desolate Dachdeckung - "ganz im Sinne des Denkmalschutzes und unter Bewahrung des historischen Erscheinungsbildes", so Knirsch - erneuert. In den beiden nächsten Monaten sollen auch die Substanzsicherungsarbeiten am ehemaligen Wannenbädertrakt abgeschlossen sein. (br)

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Die Mülldetektive der Ökologischen Forschungsstation fahndeten eine Woche lang nach Verursachern von wilden Müllablagerungen. Auch auf dem Bahngelände an der Gneisenaustraße sicherten sie Spuren. (Foto: Rothe)

Detektivbüro "Wilder Müll" ermittelte

Eine Ferienaktion der Kinder- und Jugendförderung Heidelberg


Rätselhaften Fällen von wilden Müllablagerungen in und um Heidelberg waren die Mülldetektive der Ökologischen Forschungsstation auf der Spur. Mit beispielhaftem Einsatz stellte das Detektivbüro "Wilder Müll" gezielt Nachforschungen an.

Ausgerüstet mit Walky-Talkys, Digitalkamera, Stadtplan, Detektivkappen, Schutzhandschuhen, Müllzangen und Maßband sowie Gips, Papier und Bleistift schwärmten die jungen Detektive in der vergangenen Woche aus. Erster Fundort nach einem heißen Tipp eines Informanten war die Speyererstraße. Am Straßenrand stießen sie auf alte Eimer, Teppichreste, Zaunfragmente, Toilettenbecken, Katzenkletterbaum, Rohre, Säcke, Liegestühle, Flaschen, Blumenkästen und und und - insgesamt fünf bis sechs Kubikmeter Müll.

Aufgabe der Kinder war nicht, Müll zu sammeln, sondern Spuren zu sichern. Sie fotografierten den Tatort, untersuchten die Fundstücke auf Fingerabdrücke und die Umgebung nach Reifenspuren. Sie befragten die Anwohner nach verdächtigen Beobachtungen und nahmen alles zu Protokoll. Zwei Jugendsachbearbeiter vom Polizeirevier Heidelberg Mitte hatten die jungen Kriminalisten zuvor in modernste Ermittlungsmethoden zur Spurensicherung eingeweiht. Ihre Ergebnisse dokumentierten die Müllagenten des Heidelberger Feriensommer Projektes in einer Zeitung.

Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Ferienaktion entwickelten Corinna Götz, Leiterin der Ökologischen Forschungsstation am Haus der Jugend und Mechthild Stein, Abfallberaterin der Stadt Heidelberg, im Rahmen der Aktion "Saubere Stadt". Sie bewegte vor allem die Frage warum Menschen ihren Müll einfach im Wald, auf der Straße oder in Wiesen abladen. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führten sie gemeinsam mit den Müllagenten sogar eine Passantenbefragung auf der Hauptstraße durch.

Bürgermeister Thomas Schaller besuchte die jungen Detektive und äußerte großes Unverständnis gegenüber den wilden Müllablagerungen, da in Heidelberg Sperrmüll kostenlos abgeholt werde. Ziel müsse sein, den anfallenden Restmüll klein zu halten und den Abfall zu trennen, um weitestgehend eine Wiederverwertung zu ermöglichen. Durch Unachtsamkeit werde viel Müll verursacht, so Schaller. Das Entfernen des wilden Mülls kostet die Steuerzahler Tausende von Mark jährlich.

Ganz ähnlich wie die Kinder arbeitet auch der amtliche "Mülldetektiv" Werner Schmitt. Der Umweltkontrolleur hat jedoch polizeiliche Gewalt und kann die Personalien aufnehmen, wenn er jemanden auf "frischer Tat ertappt", etwa beim Ablassen von Altöl oder ähnlichem.

"Ich mache mit, weil ich wissen will, wie der Müll wieder verwertet wird", berichtet die neunjährige Alice. Ein Besuch beim Kompost- und Recyclingwerk Wieblingen gehört auch zu der Ferienaktion der Kinder- und Jugendförderung. Insgesamt vier Tage lang waren die Spürnasen in Heidelberg und Umgebung unterwegs, um ihre Nachforschungen in Sachen "wilde Müllablagerungen" anzustellen. "Hätte nie gedacht, dass das so viel Spaß macht", meint der zehnjährige Müllagent Christian. (doh)
   
 

Müll-Hotline

  Das Amt für Abfallwirtschaft hat die Hotline
58 29 38 eingerichtet, bei der wilde Müllablagerungen gemeldet werden können. Der Umweltkontrolleur Werner Schmitt ist unter Telefon
(06221) 58 45 56 zu erreichen.

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Stand: 7. September 1999