Thema der Woche

Ausgabe Nr. 36 · 3. September 2003



Die Delegation aus Kumamoto beim Gruppenbild mit Oberbürgermeisterin Beate Weber (Mitte), Bürgermeister Dr. Jürgen Beß (l.) und Vertreter/innen der Gemeinderatsfraktionen (Foto: Rothe)







(Foto: Rothe)

"Wie ein Ginkgo-Blatt"

Partnerschaft mit Kumamoto soll fortgeführt und intensiviert werden - Weitere Begegnungen sind für 2004 und 2006 vorgesehen


Die Partnerschaft mit Heidelberg ist für Seishi Kohyama, den neuen Oberbürgermeister von Kumamoto, von besonderer Bedeutung. Obwohl noch nicht ein Jahr im Amt, hat OB Kohyama gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Stadtrats von Kumamoto, Kiyohiro Ochimizu, in der vergangenen Woche Heidelberg bereits einen viertägigen Antrittsbesuch abgestattet. In einer gemeinsamen Pressekonferenz zogen Oberbürgermeister Kohyama, Stadtratsvorsitzender Ochimizu und Oberbürgermeisterin Beate Weber eine Bilanz der Begegnung.

Bereits äußerlich haben Kumamoto, eine Großstadt mit 650.000 Einwohnern im Süden Japans, und Heidelberg eine Reihe von Gemeinsamkeiten, wie OB Kohyama feststellte: ein historisches Schloss als Wahrzeichen der Stadt, beide sind Universitätsstädte mit mehreren Forschungsinstituten, in beiden Städten gibt es eine Straßenbahn - in Deutschland nichts Außergewöhnliches, in Japan durchaus - und in Heidelberg wie in Kumamoto spielt der Tourismus eine bedeutende Rolle.

"Wir freuen uns, dass Oberbürgermeister Kohyama so kurz nach seinem Amtsantritt nach Heidelberg gekommen ist", sagte Beate Weber bei der Begrüßung. Das umfangreiche Programm der japanischen Delegation konzentrierte sich auf die Themen Bürgerbeteiligung, bürgerschaftliches Engagement und bürgernahe Verwaltung - Themen, denen sowohl OB Kohyama als auch OB Weber besonderes Gewicht beimessen.

Auf dem Programm standen neben einer Stadtrundfahrt Begegnungen mit Vertreter/innen des Gemeinderats und der Verwaltung, des Sports, der Jugend, von Senioren und Behinderten, der Medizin und Repräsentanten von Selbsthilfegruppen. Kohyama bestätigte Heidelberg "hervorragende Beispiele bürgerschaftlichen Engagements." "Es ist mein Wunsch, die Beziehung zwischen den beiden Städten fortzusetzen und zu vertiefen."

Beziehungen zwischen den beiden Kommunen bestehen schon über dreißig Jahre. Begonnen hat es mit informellen Begegnungen zwischen Bürger/innen und Bürgergruppen. Besiegelt wurde die Partnerschaft vor elf Jahren mit der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages. Bisherige Höhepunkte waren die Kumamoto-Woche in Heidelberg im September 2000 und die Heidelberg-Woche in Kumamoto 2002, jeweils mit mehreren Workshops und Symposien. Teil der Begegnung im vergangenen Jahr war auch eine Bürgerreise.

"Wir sind überein gekommen, dass wir auch in Zukunft Workshops abhalten", sagte Oberbürgermeisterin Weber zur weiteren Entwicklung der Partnerschaft. Die nächste Begegnung soll 2004 in Heidelberg stattfinden, die darauf folgende 2006 in Kumamoto. Die Zeit von Mitte 2005 bis Mitte 2006 steht in Japan unter dem Motto "Deutschland in Japan". Die deutsche und die japanische Botschaft sowie das Goethe-Institut haben deswegen bereits Kontakt mit Heidelberg aufgenommen. "Es ist für unsere beiden Städte außerordentlich schmeichelhaft, dass wir Teil des offiziellen Programms sind", freute sich Beate Weber. Als Zeitpunkt des Besuchs in Kumamoto schlägt Seishi Kohyama März 2006 vor - die Zeit der Kirschblüte.

"Unter allen Städtepartnerschaften zwischen japanischen und deutschen Städten ist keine so fruchtbar und intensiv wie die zwischen Heidelberg und Kumamoto", unterstrich auch OB Kohyama die herausragende Rolle dieser Partnerschaft. Stadtratsvorsitzender Ochimizu erinnerte an Goethes Gedicht aus dem West-östlichen Diwan: "Es ist mein tiefer Wunsch, dass sich unsere Beziehungen gestalten wie ein Ginkgo-Blatt: zwei sind eins und eins sind zwei." (rie)
   
 

Bürgernähe bedeutet Vertrauen

Aus dem Vortrag von Oberbürgermeister Seishi Kohyama über "Gegenwart und Zukunft einer bürgernahen Verwaltung"

"Bürgernah ist die Verwaltung nicht nur durch die physische Nähe zum Bürger, sondern durch das Vertrauen, das der Bürger der Verwaltung entgegenbringt. Dafür ist es notwendig, dass eine durch Vertrauen getragene Beziehung zwischen Bürger und Verwaltung aufgebaut wird. Dem Bürger müssen daher aktiv Informationen über die Aktivitäten der Verwaltung nahe gebracht werden, die Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung eröffnet und am Bürger orientierte Maßnahmen und Projekte entwickelt werden. Für die Gewinnung des Vertrauens ist keiner der drei Punkte entbehrlich."

   


(Foto: Rothe)

Einer der sechs schönsten Gärten Japans

Im Suizenji-Park, dessen Modell im Rahmen des Besuchs im Rathaus enthüllt wurde, ist eine besondere Landschaft in Miniatur dargestellt, die in der Edo-Zeit (1603-1868) auf der Strecke zwischen Tokio und Kyoto zu sehen war. Auf einem Rundgang kann man sich an grasbewachsenen Hügeln, kleinen Inseln im Teich sowie einer Fujiyama-Miniatur erfreuen. Im Garten befinden sich neben dem Teehaus der Izumi-Schrein und ein Noh-Theater.

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Jüngstes Stadtoberhaupt Japans

Seishi Kohyama, neuer Oberbürgermeister von Kumamoto, will Transparenz und Bürgerbeteiligung


Im Dezember 2002 trat der damals 37-jährige Seishi Kohyama als jüngster Oberbürgermeister Japans sein Amt an und löste damit den langjährigen Oberbürgermeister von Kumamoto, Yasuyuki Misumi (1992-2002), ab.

Als Mitglied des Präfekturparlaments (1995 bis 2002) gehörte Kohyama der Liberaldemokratischen Partei (LDP) an. 2002 trat er aus der Partei aus und legte sein Mandat nieder, um als Parteiloser für das Amt des Oberbürgermeisters in seiner Heimatstadt Kumamoto zu kandidieren.

Mit dem Motto "Vertrauen in die Politik durch Transparenz und Bürgerbeteiligung" konnte OB Kohyama viele Bürger, vor allem junge Menschen, motivieren zur Wahl zu gehen. Ein "Wandel der Politik" ist sein erklärtes Ziel.

Konkret hat er sich für die Politik in Kumamoto drei Ziele gesetzt:

  1. Transparenz der Politik und Verwaltung sowie Bürgerbeteiligung (Politik als Dienst an den Bürgern, Vertrauen der Bürger in die Politik wieder herstellen).

  2. Verbesserung der Lebensqualität in Kumamoto (Kumamoto soll Nummer 1 in Sachen Lebensqualität werden, vor allem für Kinder, Senioren und Behinderte, Erhalt der Natur).

  3. Politik soll wieder Vorrang haben, Kumamoto soll alle städtischen Funktionen ausreichend erfüllen, dazu gehören neben der Infrastruktur auch Beschäftigungsmaßnahmen sowie Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft, Werbung für die Produktmarke "Agrarprodukte aus Kumamoto", Förderung des Tourismus, Einrichtung von "Rathäusern in den Stadtteilen", Service der Verwaltung und anderes.

Besonders wichtig ist Kohyama der Dialog mit den Bürgern. So möchte er zum Beispiel gemeinsam mit den Bürgern eine Zukunftsvision der Stadt erarbeiten und hat zu diesem Zweck gleich nach seiner Wahl einen Runden Tisch zur Stadtentwicklung eingerichtet. Auch in der Schulpolitik wurde Kohyama bereits aktiv. Sein Ziel ist es, in Kumamoto eine Modellschule einzurichten, in der weniger als 30 Schüler in den Klassen sind.


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Stand: 2. September 2003