Thema der Woche

Ausgabe Nr. 35 · 28. August 2002



Hilfe ist dringend nötig. Dieses Bild aus Pirna (Sächsische Schweiz) vermittelt einen Eindruck von den gewaltigen Schäden, die das Hochwasser angerichtet hat. (Foto: dpa)

Große Hilfsbereitschaft nach der Flut

Auch Heidelberger Feuerwehr zum Katastropheneinsatz bereit - Die Spendenkonten der Hilfsorganisationen - Angebote und Gesuche im Internet


Jahrhunderthochwasser? Jahrtausendhochwasser? Oder künftig häufiger eintretendes Ereignis? Fest steht: Eine solche Flutkatastrophe, wie sie die Menschen an Elbe, Mulde und vielen ihrer Nebenflüsse erleben mussten, gab es noch nie. Oder wenn doch, dann vor so langer Zeit, dass sich niemand mehr daran erinnert.

Fast drei Wochen lang halten nun schon die Hochwassermeldungen die Menschen in Atem. Nicht nur in den unmittelbar betroffenen Regionen in Österreich, Bayern, Tschechien und ganz besonders in den von Elbe und Mulde durchflossenen Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie den an der Elbe gelegenen Bereichen von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg.

Menschen in der ganzen Republik verfolgten mit Entsetzen die laufenden Nachrichten aus den Überschwemmungsgebieten, die auch bei den europäischen Nachbarn und in vielen anderen Ländern große Bestürzung hervorriefen.

Hunderttausende wurden von den Wassermassen in die Flucht getrieben. Dort wo das Hochwasser inzwischen wieder abgeflossen ist, wurden Schäden in Höhe von vielen Milliarden Euro sichtbar: Städte, Dörfer, ganze Landstriche sind verwüstet, Straßen, Brücken, Bahndämme unterspült. Häuser wurden schwer beschädigt oder völlig weg geschwemmt, Ernten vernichtet.

Die in den täglichen Berichten der Medien beschriebene Lage in den Katastrophengebieten hat andererseits eine überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Medienberichte sprechen von mehr als 50.000 freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie von über 30.000 Angehörigen der Bundeswehr, die sich an den Aufräumarbeiten vor allem an den Oberläufen der Flüsse und an der Sicherung der Deiche am Unterlauf der Elbe beteiligen.

Auch die Berufsfeuerwehr der Stadt Heidelberg hat sich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Freiwilligen Feuerwehren auf einen eventuellen Einsatz im Hochwassergebiet vorbereitet. Ob und wann der rund 40 Feuerwehrleute und sechs Fahrzeuge umfassende Hochwasserzug - zu dessen Ausrüstung unter anderem Notstromaggregate, Flutlichtstrahler, Spaten, Gummistiefel, Tauchpumpen, Schlauchboote, Sandsäcke, Tauchanzüge und Schwimmwesten gehören - gebraucht wird, erfährt die Heidelberger Feuerwehr vom Stuttgarter Innenministerium.

Bis zum Beginn dieser Woche lag der Heidelberger Feuerwehr noch keine Anforderung aus der Landeshauptstadt vor, während aus dem Rhein-Neckar-Kreis bereits mehrere Feuerwehreinheiten zu Hilfseinsätzen in Sachsen weilten. Ein Grund dafür könnte sein, dass der mit dem Rhein-Neckar-Kreis freundschaftlich verbundene Kreis Riesa zum Überschwemmungsgebiet gehört, Heidelbergs sächsische Partnerstadt Bautzen jedoch von der Flutkatastrophe (Gott sei Dank!) nicht betroffen ist.

Heinz Schmitt, stellvertretender Leiter der Heidelberger Berufsfeuerwehr, schließt dennoch einen Einsatz an der Hochwasserfront nicht völlig aus. Denn die Arbeit der Feuerwehr beginnt oft erst, wenn die Pegelstände wieder gesunken sind, wenn Keller leer gepumpt, Schlammmassen beseitigt und die Fundamente der Häuser gesichert werden müssen. Da kann die Erfahrung der Heidelberger Feuerwehrleute besonders gefragt sein.

Zur großen Hilfsbereitschaft kommt eine mindestens ebenso große Opferbereitschaft: Spenden in vielfacher Millionenhöhe sind inzwischen auf den Konten der Hilfsorganisationen eingegangen.

Dazu ein Beispiel aus Heidelberg: Auf Initiative des TV-Moderators Axel Bulthaupt hat die Rhein-Neckar-Zeitung gemeinsam mit dem Caritas-Verband zur Hilfe für das Städtchen Weesenstein in der Sächsischen Schweiz, das von den plötzlichen Fluten des sonst harmlosen Flüsschen Müglitz förmlich weggeschwemmt worden ist, aufgerufen. Auf dem Spendenkonto hatten sich bis Ende vergangener Woche - also innerhalb weniger Tage - fast 70.000 Euro angesammelt. Zudem hilft derzeit eine Gruppe junger Freiwilliger aus Heidelberg in Weesenstein.

Im Internet gibt es jetzt das Portal www.Hochwasserhelfer.de. Hier können Helfer und Spender ihre Dienstleistungen anbieten und Hochwasseropfer nach Hilfen, Sachspenden und Dienstleistungen suchen.

Damit weiterhin wirksame Hilfe für die Betroffenen im gesamten Überflutungsgebiet geleistet werden kann, appelliert die Stadt Heidelberg nochmals an die Solidarität und Spendenbereitschaft aller Heidelbergerinnen und Heidelberger. Die Spendenkonten der verschiedenen Hilfsorganisationen für die Opfer der Hochwasserkatastrophe finden Sie in untenstehendem Kasten. (br.)
   

 

Durch Erfahrung gut vorbereitet

  Hochwasserschutz in Heidelberg stets auf dem Laufenden - Hilfe durch HOWISS


Heftige Regenfälle, die im Erzgebirge und in Tschechien innerhalb kürzester Zeit bis zu 300 Liter Wasser pro Quadratmeter herunter schütteten, haben die schweren Überschwemmungen an Elbe und Mulde ausgelöst.

Wenn ähnlich große Regenmengen im Einzugsgebiet des Neckars fielen oder wenn zu heftigem Regen nach starken Schneefällen und plötzlichem Wärmeeinbruch noch eine schnelle Schneeschmelze hinzu käme, könnte auch in Heidelberg eine Evakuierung verschiedener Stadtbereiche entlang des Neckars unumgänglich werden.

Unter den beschriebenen Umständen wäre eine Überschwemmung - wie sie sich bisher nur in Abständen von einigen hundert Jahren ereignete - zwar nicht abzuwenden. "Aber wir könnten reagieren und uns gezielt darauf vorbereiten", sagt Jürgen Weber, Abteilungsleiter Stadtentwässerung im Tiefbauamt und Technischer Leiter des Abwasserzweckverbandes.

Im Kampf gegen Hochwasser sind vor allem präventive Maßnahmen notwendig, betont der Experte. Zum Beispiel hält das mit dem Hochwasserschutz in Heidelberg betraute Tiefbauamt ständig 12.000 bis 15.000 gefüllte Sandsäcke vorrätig. "Und ebenso viele leere, die bei Bedarf schnell gefüllt werden können." Die leeren, aktuell nicht benötigten Sandsäcke wurden jetzt in die östlichen Bundesländer geschickt, wo sie dringend gebraucht wurden. Weber: "Wir haben aber sofort wieder für Nachschub gesorgt."

Vielleicht ist es von Vorteil, dass Heidelberg fast in jedem Jahr ein Hochwasser erlebt. "Dadurch haben wir Erfahrung," meint Jürgen Weber: "Denn nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser." Und das heißt: Wenn ein Hochwasser vorbei ist, werden sofort alle Materialbestände überprüft, Fehlendes wird ergänzt, Beschädigtes wird repariert.

Außerdem kann sich der Hochwasserschutz in Heidelberg auf HOWISS stützen, das Hochwasserinformationssystem, das eine zeit- und höhengenaue Voraussage der Flutwelle und eine ebenso exakte Organisation und Durchführung der Abwehrmaßnahmen erlaubt. Mit Hilfe von HOWISS lässt sich auch die zu erwartende Ausdehnung der Überschwemmungsfläche exakt als Karte darstellen.

Wichtig im Kampf gegen Hochwasser ist nach den Worten Webers schließlich auch, dass "das Sagen" sich nicht auf verschiedene Stellen verteilt, sondern "in einer Hand" bleibt. (br.)
   
 

Solidaraktion

 

Unter dem Motto "Unternehmen helfen Unternehmen" hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag zur Solidaraktion für die von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Betriebe aufgerufen. Konkrete Hilfen zur Sicherung von geschäftlichen Existenzen und Arbeitsplätzen müssten im Vordergrund stehen. Bestehende Geschäftskontakte sollten nicht abreißen. Die IHK Rhein-Neckar schließt sich dem Aufruf an. Für Kontaktaufnahmen bestehen Hotlines bei folgenden IHKs:

  • Dresden (Tel. 0351/2802136),
  • Leipzig (0341/1267-1222),
  • Chemnitz (0371/6900310 oder 6900640),
  • Magdeburg (0391/5402222),
  • Halle-Dessau (0345/2126238),
  • Cottbus (www.cottbus.ihk.de),
  • Passau (0851/507302),
  • Regensburg (0941/5694-322).
   
 

Die Spendenkonten

 
  • Deutsches Rotes Kreuz, Kontonummer 41 41 41, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Stichwort: Nachbarn in Not
  • Caritas International, Kontonummer 202, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 660 205 00, Stichwort: Flut
  • Diakonisches Werk, Kontonummer 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70, Stichwort: Flut
  • Die Johanniter, Kontonummer 88 88, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ 370 205 00, Stichwort: Hochwasser
  • Arbeiterwohlfahrt (AWO), Kontonummer 33 66 66, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370
  • 205 00, Stichwort: Hochwasser
  • Arbeiter-Samariter-Bund ASB, Kontonummer 1888,
  • Sozialbank Köln, BLZ 370 205 00, Stichwort: Hochwasser
  • Caritas Heidelberg, Kontonummer 29444102, Heidelberger Volksbank, BLZ 672 900 00, Stichwort: Weesenstein

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 27. August 2002