Kultur

Ausgabe Nr. 35 · 28. August 2002



"Ein lebendiges Haus schaffen" wollen Annette Büschelberger und Lorenz Hippe vom Zwinger 3 (Foto: Rothe)

Geheimen Welten auf der Spur

Das neue Leitungs-Team des Zwinger 3 stellt sich vor - Gespräch mit Annette Büschelberger und Lorenz Hippe


Die neue Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters heißt Annette Büschelberger. Das Heidelberger Publikum kennt sie bereits als "die Callas" aus Terence McNallys Stück "Meisterklasse". Lorenz Hippe steht ihr als Dramaturg und Theaterpädagoge zur Seite. Über ihre Vorstellungen von Kinder- und Jugendtheater, die Highlights im neuen Spielplan und was der Zwinger 3 sonst noch zu bieten hat, sprechen sie im STADTBLATT-Interview.

STADTBLATT: Frau Büschelberger, Sie waren zuletzt am Nationaltheater Weimar tätig?

Annette Büschelberger: Ja, ich war als Schauspielerin und Regisseurin engagiert und ich habe die Schauspieler-Ausbildung geleitet. Wir bilden das 3. und 4. Studienjahr der Schauspiel-Hochschule Leipzig in Weimar aus und führen sie zum Diplom.

STADTBLATT: Was reizt Sie, die Leitung des Kinder- und Jugendtheaters in Heidelberg zu übernehmen?

Büschelberger: Das Publikum. Ich mag die Spontaneität. Kinder und Jugendliche reagieren direkt, sind offen und neugierig, das reizt mich sehr.

STADTBLATT: Was sollte ein Kinder- und Jugendtheater heute leisten?

Büschelberger: Zunächst einmal, die Kinder und Jugendlichen, die jungen Erwachsenen ernst nehmen, das heißt ihnen nichts vorsetzen, das an ihnen vorbei geht. Die Stück-Auswahl ist ganz wesentlich. Und dann halte ich für wichtig, dass sie nicht nur Zuschauer sind, sondern auch spielen können, dass theaterpädagogische Angebote am Haus vertreten sind.

Lorenz Hippe: Wir möchten ein lebendiges Haus schaffen, ein Haus mit dem sich die Kinder- und Jugendlichen und auch die Eltern und Lehrer identifizieren können. Es soll nicht nur ein Ort des Konsums sein, sondern auch ein Ort der Kommunikation.

STADTBLATT: Welche konkreten Pläne haben Sie am Zwinger 3?

Hippe: In der ersten Spielzeit sind wir "geheimen Welten" auf der Spur. Aber wir wollen nicht didaktisch alles auflösen und zu einer abgeschlossenen Erkenntnis gelangen. Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß. Theater ist nicht der Ort für schnelle Antworten und Pauschalurteile.

STADTBLATT: Lassen Sie uns mal einen Blick auf den Spielplan werfen?

Hippe: In dem ersten Stück "Prinzessin Regenbogen" geht es um die Kraft der Farben und die Verbindung von Farben und Gefühlen. Es handelt von einem Mädchen, das sich plötzlich in einem weißen Phantasieland wiederfindet und merkt, dass dieses Land noch nicht fertig ist, dass sie selbst es gestalten kann. Es richtet sich an Kinder ab 4 Jahren und hat am 14. September Premiere. Dann setzen wir die Veranstaltungsreihe im oberen Foyer unter dem Titel "Erzähl mir Märchen" fort. Wir wollen dort eine Lesehöhle einrichten und ab dem 21. September wird die Schauspielerin Ulrike Euen Märchen erzählen und spielen. Für Kinder ab 6 Jahren spielen wir Peter Pan, die Geschichte von dem Jungen, der nicht erwachsen werden wollte. Hier stellt sich die Frage, ob es stimmt, das sich beim Erwachsenwerden der Zugang zu Phantasiewelten verschließt.

Büschelberger: Die erste Produktion für Jugendliche ab 13 Jahren wird am 27. September Premiere haben. Das Stück heißt "Die Schaukel" von Edna Mayza, einer israelischen Autorin, es geht um das Thema Gewalt und um die Frage, wie aus einer alltäglichen Situation eine Katastrophe werden kann.

STADTBLATT: Gibt es auch Angebote für die Altersgruppe der 10- bis 13-Jährigen?

Büschelberger: "Keep Cool - Der ultimative Western" richtet sich an diese Altersgruppe, ist aber ebenso für Ältere gedacht. Der Regisseur Matthias Straub entwickelt das Stück mit uns zusammen. Wir wollen mit allen denkbaren Western-Klischees spielen. Dabei wird es drei oder vier verschiedene Schlüsse geben. Das ist eine Herausforderung für die Schauspieler. Ich freue mich sehr darauf. Dann wird es einen neuen Club geben, den "Club 3" für Kinder und Jugendliche von 6 bis 19 Jahren. Aus dem heraus können verschiedene Projekte entstehen. Für Club-Mitglieder werden Workshops angeboten, Übernachtungen im Zwinger, Probenbesuche, Theaterspielen und vieles mehr.

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Im zweiten Jahr im "Kulturfenster": Jutta Glaser und Erwin Ditzner laden ab 6. Oktober wieder monatlich zum "Glaser-Ditzner-Club". (Foto: Techentin-Bauer)

Lügen mit Bentgens

Das Herbstprogramm des Kulturfensters ist da


Das neue, druckfrische Programmheft des Kulturfensters mit allen Angeboten von September bis Dezember für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist da.

Als Auftakt zum neuen Trimester präsentiert das Kulturfenster das KinderTheaterFestival vom 19. bis 21. September auf der Neckarwiese. Acht märchenhafte, abenteuerliche und lustige Stücke werden von Theatergruppen aus ganz Deutschland und dem russischen Clownsduo "Valeri & Gleb" für Kinder ab drei Jahren präsentiert.

"Corner", das Bühnenprogramm für Erwachsene, feiert im Rahmen von "Schöner Lügen - das neue deutsche Chansonfest", die Premiere von Bernhard Bentgens "Fühl-Vergnügen". Als besonderer Gast ist außerdem Stefan Suhlke mit seinem Programm "Bühnensüchtig" geladen. Beide Veranstaltungen finden in der Klingenteichhalle statt.

Ebenfalls im Herbstprogramm mit dabei sind die Jazzgrößen Jutta Glaser und Erwin Ditzner. Bereits im zweiten Jahr präsentieren sie im Kulturfenster den Glaser-Ditzner-Club, und zwar jeden ersten Sonntag im Monat, immer mit einem besonderen Gast und einem anderen Thema. Den Auftakt machen am 6. Oktober Tobias Languth und "Another world of Brasil".

Für Kinder gibt es neben dem offenen Kindertreff "Halli-Galli" viele verschiedene Kurse, zum Beispiel Tanz, Töpfern oder Holzwerken. Auf der hauseigenen Bühne des Kulturfensters werden von Oktober bis Dezember Theaterstücke für Zuschauer ab vier Jahren präsentiert. Angebote für Jugendliche sind wöchentlich stattfindende Fantasy-Abende und Jugendtreffs, Klettern, ein Streetsoccer Cup sowie die für alle interessierten MusikerInnen traditionelle Jam-Session.

Anmeldungen unter Telefon 13748-63/66, Fax 13748-79, E-Mail: kinder@kulturfenster.de und inaktion@kulturfenster.de. Das Programmheft ist in Geschäften, Gaststätten, öffentlichen Einrichtungen und im Kulturfenster, Kirchstraße 16, erhältlich. Internet: www.kulturfenster.de. Karten: Telefon 13748-78, www.kulturfenster.de und an den bekannten Vorverkaufstellen.

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Stand: 27. August 2002