Ausgabe Nr. 35 · 30. August 2000



Landwirt Reiner Spieß vom Neurott bei der Ernte Heidelberger Kartoffeln. (Foto: Rothe)

Die wertvolle Knolle

Im September beginnt auch in Heidelberg die Haupterntezeit für die Kartoffel


Die Kartoffel ist mit großem Abstand Grundnahrungsmittel Nummer 1 hierzulande. Über 72 Kilo Kartoffeln verzehrt jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. An Nudeln schafft sie oder er nur 5,4 Kilo und bei Reis sind es rund drei Kilo.

Der September ist die Haupterntezeit für die ursprünglich aus Südamerika stammende Knolle. In Heidelberg würden auf rund 30 Hektar Kartoffeln angebaut, schätzt Reiner Spieß, Landwirt im Neurott, einer bäuerlichen Siedlung südlich der L 600. Er selbst baut auf etwa vier seiner insgesamt über 18 Hektar landwirtschaftlicher Fläche Kartoffeln an: die Frühjahrskartoffeln Gloria und Berber, die mittleren Sorten Astoria und William und als späte Sorten Agria und Quarta und die Salatkartoffeln Nicola und Milva. "Der Boden in Heidelberg ist recht unterschiedlich", weist Reiner Spieß auf das Problem der richtigen Sortenwahl hin. Was Bauer Mampel vom Kurpfalzhof einige hundert Meter weiter erfolgreich anbaut, gedeiht auf den Spieß'schen Feldern nicht unbedingt.

Der durchschnittlicher Kartoffelertrag pro Hektar liege bei rund 25.000 Kilogramm, sagt der Landwirt. In diesem Jahr wird Reiner Spieß rund 120.000 Kilo Kartoffeln ernten und damit mehr als in einem durchschnittlichen Jahr. Seinen gesamten Ertrag verkauft er in seinem Hofladen und über die Bauernmärkte und Hofläden der anderen Heidelberger Landwirte. Auch alles andere an Gemüse und Salat vermarktet er privat. Vor 13 Jahren hat er sich auf diese Verkaufsstrategie festgelegt. Viele Kunden fahren von der nahen Autobahn ab, um auf dem Nachhauseweg sich schnell mit frischen Produkten aus Heidelberg zu versorgen.

Reiner Spieß baut seine Kartoffeln nach den Grundsätzen der integrierten und kontrollierten Produktion an. "Man muss öfter raus aufs Feld bei dieser umweltschonenden Anbauweise", nimmt der Landwirt Mehraufwand in Kauf. Doch die Kunden verlangten heute einen möglichst geringen Einsatz von Chemie. Die Einhaltung der Vorschriften über Düngung und Pflanzenschutz werden jedes Jahr von Experten kontrolliert.

Die Kartoffel enthält die Vitamine B1, B2 und C, die Mineralstoffe Kalium, Magnesium, Eisen und Phosphor, geringe Mengen hochwertigen Eiweißes und energiespendende Kohlehydrate sowie Ballaststoffe. Die Kunden, berichtet Reiner Spieß, verlangten heute vorwiegend festkochende Sorten. Diese sind für Salz- und Pellkartoffeln sowie Kartoffelsalat am geeignetsten, weil sie nicht zerfallen. Mehligkochende Sorten eignen sich wiederum besonders für das Püree oder für Klöße und Eintöpfe. Allen Kartoffeln gemein ist ihre gute Lagerfähigkeit: Wer sich im September bei den Heidelberger Landwirten mit der wertvollen Knolle eindeckt und sie dunkel, trocken und bei 4 bis 8 Grad lagert, kann bis ins nächste Frühjahr davon zehren.

Heidelberger Kartoffeln
... gibt es auf den Wochenmärkten, den Bauernmärkten in Kirchheim und Wieblingen, in den Hofläden der Landwirte im Kurpfalzhof, Hangackerhöfe, Neurott oder Kirchheimer Hof. Auch bei anderen Heidelberger Bauern lohnt die Nachfrage nach Kartoffeln aus Heidelberg. (neu)

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Die Schanz in Handschuhsheim gehört zu den eindrucksvollsten Hohlwegen in der Region. (Foto: Rothe)

Von Mensch und Natur geschaffen

Die wertvollsten Lebensräume für Pflanzen und Tiere, Teil 3: Hohlwege in Heidelberg


32 Hohlwege mit etwa 56.760 Quadratmeter Biotopfläche gibt es in Heidelberg. Hohlwege findet man besonders dort, wo sich feinsandige Lößschichten abgelagert haben.

Die Wege entstanden durch menschliche Nutzung. Ständiges Begehen und Befahren haben bis zur Mitte unseres Jahrhunderts zu einer stetigen Eintiefung hangaufwärts führender Wege gesorgt. Die Ränder blieben als steile Böschungen erhalten und im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten entstanden so diese schluchtartigen Wege.

Hohlwege haben eine wichtige Funktion als Verbindungs- und Wanderwege für Tiere und tragen dadurch zur Erhaltung einer artenreichen Fauna bei. In Heidelberg gibt es unter anderem den

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Hohlweg Steckelweg in Handschuhsheim: ein gut ausgebildeter Hohlweg, mit bis 7 Meter hohe Böschungen
- Hohlweg Schanz in Handschuhsheim: längster und bis über 10 Meter tief eingeschnittener Löß-Hohlweg der Heidelberger Bergstraße und einer der größten und eindrucksvollsten Hohlwege der Region. Hier verschanzten sich die Handschuhsheimer gegen angreifende Truppen.
- Hohlweg Mannebusch/Münchberg in Rohrbach: langgezogener Hohlweg mit bis zu etwa 5 Meter hohen Böschungen.

In Hohlwegen herrscht ein sehr abwechslungsreiches Kleinklima. Hier findet sich ausgeglichenes feuchtes Mikroklima, aber auch steile, von der Sonne beschienene, kahle Steilwänden, die im Sommer sehr heiß werden. Im Winter sind Hohlwege meist weniger kalt als ihre Umgebung und daher ein beliebter Überwinterungsplatz für viele Tierarten.

Pflanzen und Tiere
Ausgesprochen artenreiche Lebensgemeinschaften bevölkern die Hohlwege. An steilen Lößwänden und sonnigen Stellen leben oft seltene Wildbienen, die dort im weichen Boden ihre Röhren zur Eiablage graben. Auch Grab- und Wegwespen haben hier ihre Brutröhren. An bewachsenen Stellen gehen Laufkäfer und Spinnen auf Jagd, die Hecken bewohnen Vögel und Säugetiere.

Besonders hervorzuheben sind die Tiere und Pflanzen, die selten und vom Aussterben bedroht sind: der schwarze Strichfarn, die spanische Fahne, ein Schmetterling, oder der breitblättrige Stendelwurz.

Die Bedeutung der Hohlwege wurde auch 1992 im Naturschutzschutzgesetz für Baden-Württemberg erfasst, indem der Hohlweg als eigener Biotoptyp in die Liste der geschützten Biotope aufgenommen wurde. So genießen alle bedeutenden Hohlwege absoluten Schutz. Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen sind erlaubt und erwünscht. Ebenso muss die Verkehrssicherheit gewährleistet sein. Größere Pflegemaßnahmen müssen mit dem Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung abgestimmt werden.

Informationen
Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung,
Kornmarkt 1, 69117 Heidelberg,
Maria Romero, Tel. 58-4552, Rüdiger Becker, Tel. 58-1817,
Internet: www.heidelberg.de/umwelt

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Stand: 29. August 2000