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Ausgabe Nr. 34 · 25. August 1999 |
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Hubert Habig
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Von Truthähnen und Dämonen |
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Jugendtheaterleiter Hubert Habig zum neuen Programm im Zwinger 3 Mit fünf neuen Stücken startet das Kinder- und Jugendtheater "Zwinger 3" ins nächste Jahrtausend. Was das jugendliche und junggebliebene Heidelberger Publikum ab Mitte September erwartet, hat der Leiter des Zwinger 3, Hubert Habig, dem STADTBLATT verraten. Ein Gespräch über Truthähne, Dämonen und andere Wesen... STADTBLATT: Anfang Juni waren beim Internationalen Kinder- und Jugentheaterfestival "Quattro ë99" zwölf Ensembles aus sechs Ländern fünf Tage lang zu Gast in Heidelberg. Welche Impulse hat Ihnen "Quattro ë99" für die neue Spielzeit gegeben? Habig: In erster Linie künstlerische Impulse. Wir haben einige sehr gute Aufführungen gesehen, die - was den Stil und die Ästhetik anbelangt ñ ganz anders entwickelt waren als Produktionen deutscher Jugendtheater. Es hat uns nachdenklich gemacht, dass die deutsche Kinder- und Jugendtheaterszene neue Entwicklungen in den Nachbarländern verschlafen hat. Das betrifft vor allem die Art und Weise wie mit Texten umgegangen wird: In einigen Inszenierungen aus Italien und Frankreich standen die verschiedenen körpersprachlichen Ausdrucksformen gegenüber der verbalen Sprache im Vordergrund. Solche Ansätze haben wir vor einigen Jahren auch hier in Heidelberg erprobt, sie dann aber wieder aus den Augen verloren. Die Beschäftigung mit den vielfältigen Formen der Körpersprache ist aber im Hinblick auf die zunehmende Vielsprachigkeit in den modernen Gesellschaften und im Hinblick auf das Verschwinden von Sprache im Alltag der Jugendlichen von großer Bedeutung. STADTBLATT: Der Zwinger beginnt die neue Spielzeit mit Peter Härtlings Stück "Oma". Überhaupt spielen die Senioren im Herbst im Jugendtheater eine besondere Rolle... Habig: Ja, für den Herbst hat das Amt für Soziale Angelegenheiten und Altenarbeit im Rahmen des Internationalen Jahres der Senioren eine Reihe "Familie sucht Oma" in Planung, die wir gerne unterstützen möchten. Peter Härtlings Stück "Oma" zeigen wir in einer Inszenierung, die generationsübergreifend wirken, also Kinder und alte Menschen gleichermaßen ansprechen soll. Darüber hinaus wollen wir unter dem doppeldeutigen Motto "Theater im Herbst" im Foyer ein altes Klassenzimmer ausstellen und dort Veranstaltungen mit prominenten "Älteren" wie Marie Marcks, Peter Härtling, Professor Max Kläger und eventuell auch Professor Hans-Georg Gadamer machen. STADTBLATT: Was steht sonst noch auf dem Zwinger-Programm? Habig: Da wäre "Die Frau, die einen Truthahn heiratete", eine Farce für Jugendliche, die einen Familienkonflikt aufzeigt: Der Sohn wird zum "Philosophen der freien Wildbahn" und mutiert zum Hasen, die Tochter hat sich unglücklich verliebt und soll mit einem durch 99 Operationen verwandelten Truthahn verheiratet werden. Man kann sich ausmalen, dass das alles nicht glatt über die Bühne geht... Wir führen aber auch die Tradition fort, in jeder Spielzeit einen "Klassiker" zu zeigen, und das ist im nächsten Jahr Schillers Stück "Die Räuber". STADTBLATT: Der Zwinger hat erstmals auch eine Auftragsarbeit an eine Heidelberger Autorin vergeben. Von Kinderhexen und Dämonen soll das Stück handeln... Habig: Richtig. Wir haben auf Initiative von Professor Hartwig Weber von der Pädagogischen Hochschule das Thema "Kinderhexen und Dämonen" aufgegriffen und mit finanzieller Unterstützung des Landes die Heidelberger Autorin Ingeborg von Zadow beauftragt, ein Stück darüber zu schreiben. Das Stück wird sich im Spannungsfeld zwischen historischen Hexengeschichten und modernen Erscheinungsformen von Okkultismus bewegen. STADTBLATT: Das "Dschungelbuch" hat als Weihnachtsstück fast alle Besucherrekorde gebrochen. Haben Sie für Weihnachten í99 ein ähnlich viel versprechendes Nachfolgestück finden können? Habig: Der "Lebkuchenmann" steht auf dem Programm, ein Stück, das sicher nicht so populär ist wie das Dschungelbuch, aber doch bekannt als wunderbares Kindermusical: Auf den ersten Blick ein Krimi im guten englischen Stil, auf den zweiten Blick die Geschichte einer Figur, die sich durchs Leben kämpfen muss. STADTBLATT: Der Zwinger hat mit Reihen wie der "Freitagnachtschicht", Hip-Hop- und Tango-Abenden auch außerhalb der Bühne von sich reden gemacht. Gibtís ähnliche oder neue Angebote in der neuen Spielzeit? Habig: Tango wirdís auf alle Fälle wieder im Zwinger geben. Auch die HipHop-Reihe möchten wir fortsetzen, allerdings sind da noch ein paar technische Probleme zu bewältigen. Wiederbeleben würden wir gerne unsere alte Literaturreihe "Junge Dichter schlagen zu". Und auch 1999 sind in öffentlichen Lesungen wieder "Stücke auf dem Prüfstand", die wir im kommenden Jahr auf die Bühne bringen wollen. (eu) |
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Neu im Zwinger 3 | ||
"Oma", von Peter Härtling | (Premiere: 2. Oktober 1999) | |
"Der Lebkuchenmann" | von David Wood (Premiere: 6. November 1999) |
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"Dämonenspiel" | von Ingeborg von Zadow (Premiere: Januar 2000) |
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"Die Frau, die einen Truthahn heiratete" | von Gunilla Boethius (Premiere: Februar 2000) |
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"Räuber-Projekt" | nach Friedrich Schiller (Premiere: April 2000) |
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SPIELZEIT-START |
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Am 23. September beginnt im Zwinger 3 die neue Spielzeit. Auf dem Programm steht dann das Erzähltheaterstück "Als die Welt noch jung war" für Kinder ab fünf. Infos und Kartenverkauf ab Mitte September jeweils Dienstag bis Freitag von 10 bis 13.30 Uhr und von 17 bis 19 Uhr. Telefonische Kartenreservierung unter (06221) 58 35 46. | ||
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