Umwelt

Ausgabe Nr. 34 · 22. August 2001



Kleine Helfer an Tomatensträuchern: der Handschuhsheimer Gemüseproduzent Herrmann Weigold (links) informiert Bürgermeister Dr. Eckart Würzner über den Einsatz von Nützlingen in Gewächshäusern. (Foto: Rothe)

Keine Chance für Schädlinge

Die Gärtner im Handschuhsheimer Feld setzen Nützlinge ein, um ihr Gemüse zu schützen


Den Tomaten geht es offensichtlich prächtig. Tiefrot und in schweren Trauben hängen sie an der Pflanze im Folientunnel, reif zur Ernte. 12 bis 13 Kilogramm pro Quadratmeter können die Weigolds in diesem Jahr ernten. Das verdanken die Handschuhsheimer Gemüseanbauer unzähligen kleinsten Mitarbeitern, die ertragsmindernden Schädlingen den Garaus machen.

Gegen Pflanzenschädlinge setzten schon 32 Handschuhsheimer Gartenbaubetriebe natürliche Feinde, so genannte "Nützlinge", ein, erklärt Heike Sauer, Vorsitzende der Gärtnervereinigung, beim Lokaltermin auf dem Hof der Weigolds. Die rötliche Raubmilbe beispielsweise saugt die Spinnmilbe in all ihren Entwicklungsstadien aus, die Erz- oder Schlupfwespe legt ihre Eier in die weiße Fliege, dem Hauptschädling der Tomate. In den Gewächshäusern angesiedelte Hummeln übernehmen die Bestäubung der Blüten. Derzeit wird auch untersucht, ob die Feinde der Blattläuse, die Gallmücken, Florfliegen und Marienkäferlarven, als Nützlinge eingesetzt werden können.

Der Einsatz von Nützlingen statt chemischer Keule ist ein Bestandteil der "Integrierten Kontrollierten Produktion", nach denen die 32 Gärtnerbetriebe anbauen. Diese Produktion zielt darauf, die natürlichen Ressourcen zu schonen. Erreicht werden soll das mit einem möglichst geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Düngung nach Bodenproben sowie eine garantierte sehr hohe Qualität aufgrund ständiger Kontrollen. "Der Einsatz von Nützlingen ist in den Gewächshäusern Standard", sagt Thomas Brand vom Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Baden e.V. Er schaut einmal pro Woche in den Betrieben vorbei, um zu überprüfen, ob die Nützlinge auch ihre Arbeit erledigen. Selten brauchen allenfalls einzelne befallene Pflanzen chemischen Pflanzenschutz. Und da die Gärtner die Tomaten nur noch unter Folie und Glas ziehen, bleiben Pilzkrankheiten aus.

Im Handschuhsheimer Feld wird auch bei der Düngung Zurückhaltung geübt, um die Nitratwerte im Grundwasser und im nahen Wasserwerk niedrig zu halten. Seit 1989 gibt es am Erzeugergroßmarkt das Nitratlabor, das Bärbel Schmitt-Fiebig leitet. Vor jeder Pflanzung nimmt sie Bodenproben, um die Nitratwerte zu messen. Nach deren Höhe wird die Düngung im Einzelfall ausgerichtet. Bei den Weigolds mit ihren fünf Hektar Anbaufläche nimmt Bärbel Schmitt-Fiebig 60 bis 80 Bodenproben pro Jahr. Das koste den Gemüsebauern rund 2.000 Mark im Jahr, allerdings spare er aber auch zwischen 30 und 50 Prozent an Stickstoff ein, so die Laborleiterin.

Weitere Kriterien für einen integrierten Anbau sind eine optimierte, bedarfsgerechte Wasserversorgung, die Ernte zum richtigen Zeitpunkt sowie eine entsprechende Aufbereitung und Lagerung der Produkte. Bürgermeister Dr. Eckart Würzner: "Durch die kontrollierte, fast ausschließlich auf biologische Schädlingsbekämpfung setzende Produktion, die allerdings nicht zu verwechseln ist mit dem zertifizierten ökologischen Anbau, hat der Verbraucher stets die Sicherheit, qualitativ hochwertige Produkte zu bekommen."

Vermarktet werden die Waren der Gärtner zu einem Großteil über den Erzeugergroßmarkt. Wenn möglichst viele Heidelbergerinnen und Heidelberger bei den heimischen Gärtnern und Bauern sich mit Obst, Gemüse und Salat eindecken, dann freut das auch die Stadtverwaltung. Denn das stärkt diesen Wirtschaftszweig und verringert den umweltbelastenden Transport der Waren von weit her. Außerdem sind die Waren frischer. Produkte der Handschuhsheimer Gärtner gibt es an Ständen auf den Märkten in Neuenheim (mittwochs und samstags auf dem Marktplatz) und Handschuhsheim (samstags vor der Tiefburg), und natürlich in den Gärtnereien selbst. Auch die Landwirte der Aussiedlerhöfe verkaufen in ihren Hofläden heimisches Obst und Gemüse. (eu/neu)

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Mehr Platz in ihren neuen Volieren haben jetzt die Uhus im Heidelberger Zoo. (Foto: Rothe)

Mehr Platz für den Uhu

Die ersten neuen Eulenvolieren wurden im Zoo eingeweiht


Mehr Platz und Komfort können die ersten Eulen jetzt genießen. Im Tiergarten durften die europäischen Uhus und die Steinkäuze ihr neu errichtetes Heim beziehen.

Mit bis zu vier Metern Höhe und einer Tiefe von sieben Metern bieten die ersten zwei neuen Eulenvolieren den Tieren gute Lebensbedingungen. Eine Bademöglichkeit, ein trockenes Sandbad und sonnige Äste tragen zum Wohlbefinden bei. Denn die nachtaktiven Flugkünstler lieben ein kurzes Sonnenbad. Im Tiergarten sind sie, im Gegensatz zur freien Natur, dabei vor anderen Vögeln sicher, die den übermächtigen Feind tagsüber anzugreifen wagen.

Im Heidelberger Tiergarten hat die Haltung und Zucht von Eulen Tradition. Schon in den alten Eulenvolieren gelangen weit beachtete Zuchterfolge mit südamerikanischen Brillenkäuzen und Blassuhus aus Afrika. Diese Zuchterfolge führten dazu, dass der europäische Zooverband dem Tiergarten Heidelberg die Führung der Eulenspezialisten unter den europäischen Zoos anvertraut hat. Von hier aus erfasst man die Bestände aller Eulenarten in den europäischen Zoos und leitet Schritte ein, um die bedrohten Eulenarten zu züchten.

Die neuen Eulenvolieren konnten nur durch die finanzielle Unterstützung des Vereins der Tiergartenfreunde entstehen. 5.000 Mark spendete der Verein schon 1999. Unter dem Motto "Eulen brauchen Mäuse" soll so lange gesammelt werden, bis alle Eulenarten im Zoo geräumige Unterkünfte haben. (neu)

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Stand: 21. August 2001