Kultur

Ausgabe Nr. 33 · 15. August 2001



Manfred Vogel vor seinem Großformat "Jäger und Gejagte" (Foto: Rothe)

"Der Wind kommt vom Meer"

Sommerausstellung im Kunstverein mit Werken von Manfred Vogel


Gigantische Arbeiten in Öl auf Leinwand empfangen die Besucher in den lichtdurchfluteten Räumen des Kunstvereins. Dynamisch und kraftvoll ziehen die Werke von Manfred Vogel die Betrachter in ihren Bann. In der Halle, auf der Galerie, im Lichthof und im Studio sind unterschiedliche Werkgruppen unter dem Titel "Bilder Intentionen" zusammengestellt.

"Wendekreis mit Steinbock", "Jäger und Gejagte", "Hoffnung und Niederschlag" und "Homeland" sind die Titel der farbintensiven riesigen Formate in der Halle. Die Polarität zwischen Ordnung und Chaos, Linien und Flächen, hell und dunkel verleiht den Arbeiten von Manfred Vogel ungeheure Spannung. "Er ist Maler aus Leidenschaft mit einer unverkennbaren Handschrift und unerschöpflicher Phantasie", so Hans Gercke, Direktor des Kunstvereins.

Dass die Entstehungsorte seine Arbeiten beeinflussen, zeigt sich in den etwas kleinformatigeren Arbeiten auf der Galerie. Heitere bis milde Farbgebung und luftige Formen dominieren seine auf Mallorca entstandenen Werke. Sie tragen Titel wie "Der Wind kommt vom Meer", "Corrida", "Meine Nähe zum Hafen", "Unterwegs" und "Im Schattenhaus".

Unter dem Titel "Marché du monde" sind im Studio Arbeiten auf Papier versammelt. Die Collagen mit kleinen Fundstücken und Plastiktütenfragmenten kombiniert mit Ölmalerei sind in Paris entstanden. Die Impressionen aus der Großstadt erinnern an Straßenmusiker, buntes Markttreiben und Menschen unterschiedlichster Herkunft. Im Lichterker werden kleinformatige Arbeiten zum Thema Sport und Bewegung präsentiert. In dieser Wanderausstellung, die zusammen mit dem Museum Witten konzipiert wurde, präsentiert Vogel erstmals auch seine "Votos" - Fotografien, die er bisher lediglich als Skizzenmaterial gesammelt hatte. "Die paarweise komponierten Ansichten behaupten durchaus einen künstlerischen Eigenwert", so Gercke. "Hier offenbart sich die Wechselwirkung zwischen dem, wie der Künstler seine Umwelt sieht und seiner Malerei." Mit seinen fotografischen Fundstücken gewinnt Vogel die Betrachter für die reizvolle Alltagsästhetik von scheinbar unbedeutenden oder zufällig entstandenen Linien, Strukturen und Formen.

Manfred Vogel, 1946 in Bottrop geboren, studierte Graphik und Design an der Folkwangschule in Essen und an der Kunstakademie in Düsseldorf. Nach einem Lehmbruckstipendium erhielt er verschiedene Lehraufträge und ist heute Professor an der Universität GH Essen.
Die "Bilder Intentionen" von Manfred Vogel sind noch bis zum 2. September im Kunstverein, Hauptstraße 97, zu sehen. (doh)

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Die karolingische Königshalle ist das markante Kennzeichen des Museumszentrums Lorsch

Von Mönchen kunstvoll geschrieben

Die Original-Handschrift des "Lorscher Codex" ist bis zum 30. September im Kloster Lorsch zu sehen


Das älteste "Grundbuch" der Region, der Lorscher Codex, ist für knapp zwei Monate an den Ort seiner Entstehung zurückgekehrt. Im Museumszentrum des früheren Benediktiner-Klosters Lorsch, das von der UNESCO 1991 als Weltkulturerbe anerkannt wurde, sind derzeit 230 Blätter mit Handschriften aus dem frühen 12. Jahrhundert ausgestellt.

Das hochmittelalterliche Manuskript ist nicht nur für die Besitzgeschichte des ehemaligen Klosters, sondern auch für die Geschichte von zahlreichen Orten der Region eine wichtige Quelle. Mehr als 1000 Orte des deutschen Sprachraums sind erstmals in der Chronik erwähnt. Auch die Heidelberger Stadtteile Handschuhsheim, Neuenheim, Wieblingen, Rohrbach, Bergheim, Kirchheim - älter als die Stadt selber - sind bereits urkundlich im Lorscher Codex erwähnt und können sich beim Ortsjubiläum auf diese handschriftlichen Dokumente berufen.

Begonnen wurde die Chronik zwischen 1170 und 1175. Ursprünglich sollte eine reine Klosterchronik geschaffen werden, doch entstand anschließend bis 1195 ein umfangreiches Kopialbuch. Es umfasst, nach Verwaltungsbereichen geordnet, Schenkungs-, Kauf- und Tauschurkunden, wobei der Schreiber auf frühere Zusammenfassungen vermutlich ebenso zurückgegriffen hat wie auf im Klosterarchiv vorhandene Originalurkunden. Eine Urkunde aus dem Jahre 1473 belegt, dass der Codex auch für Rechtsstreitigkeiten als Beweismittel diente.

Die Vitrinen zeigen bei gedämpftem Licht und streng überwachter Luftfeuchtigkeit kunstvoll verzierte Seiten, von Mönchen beschrieben, deren Namen heute längst in Vergessenheit geraten sind. Die schöne romanische Buchschrift ist für Lateinkundige mit ein bisschen Mühe zu entziffern. Eine deutsche sechsbändige Übersetzung des Codex liegt jedoch zur Ansicht aus und ist in broschierter Ausführung für 138 Mark zu erwerben. "Man kann sich auch die gewünschten Urkunden heraussuchen lassen und zum Mitnehmen kopieren lassen", so Dr. Hermann Schefers vom Museumszentrum.

Dass die einzelnen Seiten der Chronik offen in Vitrinen liegen, ist dem Umstand zu danken, dass der Band derzeit für einen Neudruck und zur Erfassung auf CD-Rom aufgebunden und in seine Lagen zerlegt wurde. Erstmals wurde der Codex zwischen 1478 und 1480, unter Probst Eberhard von Wasen, neu gebunden. Der jetzt in Lorsch zu sehende Einband stammt aus jener Zeit und weist zahlreiche Prägungen des Wappens Eberhards auf. Nach der Ausstellung wandert die Original-Handschrift zurück ins bayrische Staatsarchiv in Würzburg. (doh)
   
 

Öffnungszeiten

  Das Museumszentrum Lorsch, Nibelungenstraße 35, ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr und mittwochs bis 21 Uhr geöffnet. Führungen durch die Ausstellung werden stündlich angeboten und schließen eine Besichtigung der Königshalle mit ein. Weitere Informationen erteilt das Museumszentrum Lorsch unter Telefon 06251/103820 und im Internet unter www.kloster-lorsch.de

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Stand: 14. August 2001