Thema der Woche

Ausgabe Nr. 33 · 16. August 2000



Attraktive Lage am Hauptbahnhof: auf dem Postgelände soll das Kongresszentrum entstehen. (Foto: Rothe)

Stadt sucht Entwickler für Kongresszentrum

Internationale Ausschreibung für das Konferenzzentrum mit Hotel auf dem Gelände der früheren Hauptpost


Vor einigen Tagen erschien in der überregionalen Presse ein Inserat, das weltweit in deutscher, englischer und französischer Sprache auch auf den städtischen Internetseiten nachzulesen ist: "Die Stadt Heidelberg lädt ein zur Beteiligung an einer Ausschreibung für ein Kongress- und Konferenzzentrum Heidelberg". Was steckt dahinter?

Städte wie Freiburg, Ulm, Augsburg oder Heilbronn, um nur einige zu nennen, haben Tagungsstätten, in deren großen Sälen 1.400 bis 1.800 Menschen Platz finden. Wiesloch verfügt im Palatin über einen Saal für 1.200 Personen, elf Seminarräume, Ausstellungsräume und ein angeschlossenes 4-Sterne-Hotel mit 115 Zimmern. Ganz zu schweigen von Mannheim, das mit dem Congress Center Mannheim (CCM) - Rosengarten und dem angeschlossenen Dorint-Kongresshotel eines der zehn größten deutschen Kongresshäuser mit einer Kapazität von über 5.000 Teilnehmern vorweisen kann. Der Rosengarten hat 44 Räume, im größten finden 2.300 Personen Platz. Dazu kommen fast 5.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

"Handstände" bei der Stadthalle
Heidelbergs Stadthalle aus dem Jahr 1903/04 nimmt sich dem gegenüber eher bescheiden aus: Zwar fasst der große Saal bei Theaterbestuhlung bis zu 1.250 Personen, aber es fehlt an Ausstellungsflächen und an einem Kongresshotel. "Es ist geradezu unglaublich, was bei der Stadthalle für Handstände gemacht werden müssen mit Zelten und so weiter, wenn die Heidelberger Druckmaschinen AG oder MLP hier tagen", berichtet Nils Kroesen, Hauptgeschäftsführer des Verkehrsvereins. Die Flexibilität der Stadthalle sei sehr beschränkt, der Denkmalschutz schließe wesentliche Veränderungen am Haus aus. Aber auch mit einem neuen Kongresszentrum möchte der Verkehrsverein auf die Stadthalle nicht verzichten: "Wir wollen sie als Schmuckstück weiter behalten", so Kroesen.

Der Gedanke, dass die Universitätsstadt Heidelberg mit Firmen und Forschungseinrichtungen von Weltrang ein Konferenzzentrum braucht, ist nicht neu. 1996 gab es eine erste Ausschreibung. Von den drei Standorten in der engeren Wahl - Hauptpost, Stadthalle und früheres Schlosshotel - blieb schließlich nur die Post übrig, weil dieser Bereich mit seinen Anbindungen an das Nah- und Fernverkehrsnetz, der Nähe zur Print Media Academy und anderen Vorteilen den Interessenten am besten geeignet erschien. "Die Schnittpunkte der Interessensachsen liegen am Hauptbahnhof", unterstreicht Kroesen.

1998 entschied sich die Stadt für Philipp Holzmann als Entwickler, der aber bald darauf in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. "Gott sei Dank", so Kroesen, "hatte man damals noch nicht angefangen, aber das Projekt ist eben auch nicht vorangekommen."

Wenn eine Stadt gute Rahmenbedingungen hat ...
Vor der jetzigen Ausschreibung hat die Stadt zunächst einmal die Lage auf dem Kongress- und Tagungsmarkt durch einen Gutachter gründlich analysieren lassen. Die international renommierte Firma Arthur Andersen kommt zu dem Ergebnis, dass Heidelberg sich mit einem neuen Kongress- und Konferenzzentrum "im nationalen und internationalen Kongressmarkt wesentlich besser behaupten und positionieren" könne, "ohne mit Großstädten und Ballungszentren, wie Berlin, München oder Frankfurt am Main, in direkte Konkurrenz zu treten".

Andersen unterstreicht, dass auf ein Kongresshotel nicht verzichtet werden kann. "Heute geht ein Kongresszentrum nur noch mit Hotel", betont auch der Verkehrsvereins-Geschäftsführer. Für die Heidelberger Hoteliers, die die aufkommende Konkurrenz am Bahnhof mit Argwohn betrachten, sieht Kroesen keine Gefahr. "Die vorhandenen Häuser sind heute schon weitgehend ausgelastet." Es sei häufig schwierig, in der Saison für einen großen Kongress Hotelbetten der gewünschten Kategorie zu finden. Mancher Kongress könne mangels Kapazität nicht in Heidelberg stattfinden.

... dann Heidelberg
Was Heidelberg neben dem Kongresszentrum deshalb ebenso dringend brauche, sei ein direkt angebundenes Hotel sowie eine Erweiterung des Hotelangebotes. Bereits im Bau ist das Astron-Hotel auf dem Schlossquell-Gelände, geplant sind ein 2-Sterne-Hotel im Central Business Center (CBC) und ein 3-Sterne-Hotel direkt am Hauptbahnhof. "Wir sollten nicht zu ängstlich sein", versucht Kroesen die Bedenken zu zerstreuen. "wenn eine Stadt gute Rahmenbedingungen für ein Kongresszentrum hat, dann Heidelberg." (rie)

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Erster Bürgermeister
Prof. Dr. Raban
von der Malsburg
(Foto: Pfeifer)

Heidelberg braucht das Kongresszentrum

Ein Beitrag von Erstem Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg


Heidelberg ist eine der schönsten Städte der Welt. Und: Heidelberg ist einer der erfolgreichsten Wissenschaftsstandorte der Welt. Auch als Wirtschaftsstandort erhält Heidelberg in Deutschland beste Noten. Das sind drei Elemente, die sich in geradezu idealer Weise zum Wunsch nach Tagungen in unserer Stadt verbinden. Die ehrwürdige Stadthalle ist schön und liebenswert, kann aber den Anforderungen an eine moderne und mediengerechte Tagungsstätte nicht immer gerecht werden.

Deshalb hat der Gemeinderat zu Recht den Auftrag erteilt, den Markt analysieren zu lassen. Das Ergebnis liegt vor und ist positiv. Jetzt ist es Zeit zum Handeln.

Die planerischen Voraussetzungen wurden - soweit das jetzt schon möglich ist - im Gemeinderat und in der Stadtverwaltung erfüllt: Nach gründlicher Analyse aller Möglichkeiten hat der Gemeinderat sich für den Standort am Hauptbahnhof entschieden. Mit dem Bau der Print Media Academy der Heidelberger Druckmaschinen wurde ein wichtiger erster Baustein zur Neuordnung des bisher recht problematischen Bahnhofsumfeldes geleistet. Die Studie von Professor Burelli aus Venedig hat ein Fülle anregender Ideen geliefert, in die das geplante Kongresszentrum sich in idealer Weise einfügt. Die Schaffung des erforderlichen Baurechts ist im anvisierten Zeitrahmen gut zu leisten.

Vor wenigen Tagen wurde das Kongresszentrum nun ausgeschrieben. Über meinen Schreibtisch gehen in diesen Tagen bereits interessierte Nachfragen von qualifizierten und leistungsfähigen Anbietern, die starkes Interesse an der Realisierung des Kongresszentrums bekunden. Es wird gleichwohl nicht leicht sein, im hart umkämpften Tagungsmarkt auch die finanziellen Rahmenbedingungen zu sichern, die unserer sparsamen Haushaltspolitik Rechnung tragen. Dabei liegt unser Hauptinteresse an der Gewinnung eines zuverlässigen Betreibers.

Der Gemeinderat wird im Herbst über das Ergebnis der Ausschreibung ausführlich unterrichtet werden und eine Bewertung vornehmen können. Dann stehen verbindliche Entscheidungen an. Es liegt jetzt an uns, das Kongresszentrum zum Nutzen von Wissenschaft und Wirtschaft zu verwirklichen.

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Stand: 15. August 2000