Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 32 · 11. August 1999



Beim rauschenden Sommerfest auf der Kinderbaustelle Emmertsgrund war auch Oberbürgermeisterin Beate Weber zu Gast. Vertreter der beiden langjährigen Sponsoren der Kinderbaustelle "SAS Institute" und "Infoware" überreichten einen Spendenscheck für die Arbeit der Kinderbaustelle. (Foto: Rothe)
Kinderbaustelle Emmertsgrund mit tollem Ferienangebot

Ferien im Mittelalter

Während der gesamten Sommerferien dreht sich auf der Kinderbaustelle Emmertsgrund alles rund umís Thema Mittelalter. Wer schon immer mal ein stolzes Burgfräulein oder ein edler Ritter sein wollte hat jetzt Gelegenheit dazu. Helme, Schwerter und feine Kostüme fertigen die Kinder selbst.

Großes "Hallooo" um 14 Uhr auf der Kinderbaustelle Emmertsgrund. Bodo Beck und Regine Heißler werden von "ihren Kindern" schon erwartet und stürmisch begrüßt. Und gleich gehtís los. Kaum haben die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendförderung den bunt bemalten Bauwagen aufgeschlossen, greifen geübte Kinderhände nach den Utensilien, die im Handumdrehen die Kinderbaustelle in ein gemütliches Plätzchen verwandeln.

Tische, Bänke und Sonnenschirme werden aufgestellt, ein Planschbecken aufgeblasen und sogleich unter Gejohle mit Wasser gefüllt. Der schattige Platz unter dem Vordach der "Waldbühne" hat sich im Nu in eine Werkstatt verwandelt. Und auch die Kinder aus Kirchheim und der Weststadt, die von ihren Müttern eigens für die Ferienaktion "Reise ins Mittelalter" zur Kinderbaustelle gebracht wurden, sind schon mit dabei. Mike Colbert und Christina Herrmann von der "Kinderstadt Emmertsgrund" fertigen mit ihnen aus Leder, was im Mittelalter so benötigt wurde: Beutel, Kappen, Schuhe und Gürtel.

Seit 1994 ist die Kinderbaustelle von Mai bis Oktober jeden Nachmittag geöffnet. Gerade das Arbeiten mit Holz, so meint Bodo Beck, sei für die Großen wichtig. Der Spezialist für Werken mit Holz sieht darin eine Orientierungsmöglichkeit für ihre zukünftige Berufswahl. Um feinmotorische Fähigkeiten geht es bei den Arbeiten mit Ton, Pinsel und Farben, auf die sich Regine Heißler konzentriert. "Manche Kinder halten zum ersten Mal einen Pinsel in der Hand", berichtet sie. 30 bis 40 Kinder kommen täglich und erhalten die Chance, sich gestalterisch zu betätigen und künstlerisch auszuleben. Die ganze Spiellandschaft mit Burg, Holzhütten und "Waldbühne" für Theateraufführungen wurde von Kinderhand geschaffen und bunt bemalt.

Theater spielen

Jedes Jahr üben die Betreuer mit den Kindern ein bis zwei Theaterstücke ein. Beim diesjährigen Sommerfest wurde "Tabaluga" aufgeführt. Zu Gast waren weit über 100 Kinder und zahlreiche Eltern und Freunde der Kinderbaustelle. Über die tolle Unterstützung der Emmertsgrunder Eltern, die alle Kostüme schneiderten und für ein üppiges Büfett sorgten, freuen sich die Betreuer ganz besonders. "Die Eltern wissen die Arbeit der Kinderbaustelle zu schätzen", berichtet Bodo Beck. Schließlich ist das Betreuungsangebot täglich von 14 bis 18 Uhr für viele eine große Entlastung.

Reden statt Gewalt

Ihre Aufgabe sehen die Sozialarbeiter auch darin, mit den Kindern friedliche Wege zu suchen, um Konflikte zu lösen. Nicht selten tragen die Kinder die politischen Konflikte und Feindschaften ihrer Heimatländer in die Gruppe hinein. "Reden statt Gewalt ist unser Motto" erklärt Regine Heißler.

"Als offene Einrichtung sind wir ständig gefordert attraktive Angebote zu machen", betont Bodo Beck. Für das Feriensommer Programm denken sie sich immer etwas Spezielles aus. Nach Möglichkeit werden die Kinder miteinbezogen und ihre Ideen aufgegriffen. Der große Ansturm bei der Ferienaktion "Reise ins Mittelalter" zeigt, dass ihnen das wieder einmal gelungen ist. (doh)

  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 10. August 1999