Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 32 · 6. August 2003



Studierende des Kunsthistorischen Instituts präsentieren stolz die von ihnen erarbeitete Ausstellung, hier "Der Mann als Marionette", Linolschnitt von Walter Gillich aus dem Jahre 1965. (Foto: Rothe)

Studenten heben "echte Schätze"

Sonderausstellung der Graphischen Sammlung im Kurpfälzischen Museum


Studierende des Kunsthistorischen Instituts haben im Kurpfälzischen Museum ein Seminar über druckgraphische Technik belegt. Aus den Beständen der Graphischen Sammlung erarbeiteten sie eine Sonderschau über den "Linolschnitt", die bis zum 14. September in den Räumlichkeiten des Museums zu sehen ist.

Einmal ein Kunstwerk in den Händen halten? Oder gar eine Ausstellung organisieren? - Solch eine Möglichkeit bleibt vielen Kunstgeschichtsstudenten im Hochschulalltag versagt. Im vergangenen Sommersemester jedoch wurde ein neues Projekt unter Federführung von Dr. Annette Frese vom Kurpfälzischen Museum auf die Beine gestellt. Die Leiterin der Abteilung Gemälde und Graphik hat einer internationalen Gruppe von 22 Studierenden Einblick in die praktische Seite der Kunstgeschichte gewährt, bei der der wissenschaftliche Teil getrost vernachlässigt wurde.

Heraus kam eine Studioausstellung, die neben Linolschnitten Holzdrucke aus der Graphischen Sammlung des Museums zeigt. Linoleum, das sich nicht bloß als Material für Fußbodenbeläge, sondern auch als kreative Produktionsfläche eignet, lässt die Linienführung eines Künstlers oft weicher erscheinen als ein eher spröder Holzdruck.

Die Ausstellung, die Sujets wie Landschaften, Figuren, Akte, Literatur- und Märchenillustrationen umfasst, präsentiert dem Publikum 12 stilistisch unterschiedliche Werke aus den 20er bis 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So zum Beispiel den beeindruckenden Linolschnitt "Der Mann als Marionette" von Walter Gillich. Der hier dargestellte Mann mit einem harlekin-ähnlichen Kostüm, der von einer nackten Frau bewegt wird, gleicht einer Marionette. "Es entsteht der Eindruck eines erotischen Wechselspiels von Dominanz und Abhängigkeit", haben zwei Studenten in ihrem Text formuliert.

Die jungen Leute sind froh, durch das Verfassen von Bildbeschreibungen gelernt zu haben, "etwas auf den Punkt zu bringen", und das ohne kunsthistorische Fachterminologie. Um das Besondere ihres Seminars wissen sie: "Der Kontakt mit echten "Schätzen", die gerade im Graphik-Bereich oft unter Verschluss gehalten werden, hat uns geholfen, verschiedene Arbeitstechniken zu unterscheiden", so eine Studentin.

Auch die Dozentin kann positive Bilanz ziehen. Denn aus ihrem eigenen Studium weiß Dr. Frese nur zu gut, wie weit Theorie und künstlerische Praxis auseinander klaffen. Oft fehlt angehenden Kunsthistorikern das praktische Rüstzeug; ein Problem, dem sie mit der Fortsetzung des Projekts entgegensteuern möchte. Die Ausstellung "Der Linolschnitt" ist jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr im Kurpfälzischen Museum, Hauptstraße 97, zu sehen.(np)

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Szene aus dem Tanzstück von Irina Pauls "Und bleiben Sie mir gut" (Foto: Klenk)

"Und bleiben Sie mir gut"

... mit diesem Stück war das Heidelberger Tanztheater zur Eröffnung des Kultursommers in Mostar eingeladen und auch bei den Kulturnächten in Sarajewo zu Gast. Die jährlich stattfindenden Festivals sind bei freiem Eintritt als Kulturveranstaltungen fürs Volk konzipiert und gewissermaßen ein Relikt aus sozialistischen Zeiten. "Es war ein richtiges Familien-Kultur-Ergeignis" schwärmt Tanzchefin Irina Pauls. Sie hatte bewusst dieses Stück gewählt, das die Schwierigkeiten der Kommunikation in menschlichen Beziehungen (insbesondere beim Briefe schreiben) thematisiert. Und obwohl die Sparte des modernen Tanztheaters den Zuschauern ganz und gar nicht vertraut war, sei das Publikum der noch immer geteilten und stark zerstörten Stadt "von der Internationalität der Heidelberger Tanztruppe völlig fasziniert gewesen", so Pauls. "Das ist schließlich das wichtigste Zeichen, das wir geben konnten: dass Verständigung unterschiedlicher Kulturen funktionieren kann, wenn man sich darauf einlässt", resümiert die Choreografin. Das Spiel der Tänzerinnen und Tänzer aus Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Thailand und den USA haben Bosnier und Kroaten gebannt verfolgt bis zum Schluss, obwohl es auf dem Balkan üblich ist, bei Nichtgefallen den Saal mitten in der Vorstellung zu verlassen. Tanz ist eben eine universelle Sprache. Das Tanzstück von Irina Pauls "Und bleiben Sie mir gut" ist in der kommenden Spielzeit auch wieder in Heidelberg zu sehen.

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Stand: 5. August 2003