Thema der Woche

Ausgabe Nr. 31 · 31. Juli 2002



Recycling im Oftersheimer Weg,...



... Bioanbau und -laden in der Speyerer Schnauz...



... sowie Reinigung der Neckarwiese gehören zu den vielen Dienstleistungen der Heidelberger Dienste. (Fotos: Rothe)

Heidelberger Dienste werden zehn Jahre alt

Das städtische Unternehmen entwickelte sich von einer Beschäftigungsgesellschaft zum non profit-Dienstleister


Im Juli 1992 wurden die Heidelberger Dienste gGmbH mit dem Ziel gegründet, ein Beschäftigungsangebot für langzeitarbeitslose Menschen in Heidelberg und der Region zu entwickeln. Mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fing das gemeinwirtschaftlich ausgerichtete Unternehmen an. Zurzeit arbeiten über 130 Personen bei den Heidelberger Diensten.

Auch heute noch ist es das Ziel der Gesellschaft, langzeitarbeitslosen und leistungsgeminderten Menschen den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Immerhin 25 Prozent der Ausgeschiedenen beginnen ein festes Arbeitsverhältnis. Allerdings gibt es auch Mitarbeiter bei den Heidelberger Diensten, die wegen ihres Alters, wegen Sprach- und Drogenproblemen, einer Behinderung und anderer Defizite keine Chance mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. "Wir haben von Hause aus eine Schwächetoleranz, die gibt es in normalen Unternehmen nicht", beschreibt Wolfgang Schütte, gemeinsam mit Klaus Gebhard Geschäftsführer der Heidelberger Dienste, die soziale Komponente des Unternehmens.

Damit diese Schwächen nicht auf die Qualität der Arbeit durchschlagen, geben die Heidelberger Dienste häufig Pauschalangebote ab. Außerdem gibt es seit einem Jahr nach Leistungsprinzipien ausgerichtete Vergütungsrichtlinien: Wer verantwortungsvolle Arbeiten übernimmt, erhält mehr Geld. Wer immer zur Arbeit kommt, eine Anwesenheitsprämie. Wer engagiert arbeitet, spürt das am Jahresende ebenfalls in seinem Geldbeutel.

Junge Arbeitslose, ältere Arbeitnehmer/innen, arbeitslose Menschen mit geringer Qualifikation oder ohne jegliche Ausbildung stellen den größten Teil der Beschäftigten. "Für viele Menschen sind wir eine Art letzter Instanz im Sog des sozialen Abstiegs geworden, an dessen Anfang oft Arbeitslosigkeit steht", so Wolfgang Schütte. Der oder die Regelarbeitnehmer/in ist maximal zwei Jahre befristet und gefördert beschäftigt. Für die Mitarbeiter erhält das Unternehmen Zuschüsse vom Arbeitsamt oder dem Sozialamt.

Entstanden sind die Heidelberger Dienste auf eine Initiative der Oberbürgermeisterin und des Arbeitsamtes Heidelberg. Nachdem der Gemeinderat im Mai 1992 die Verwaltung beauftragte, die Gesellschaft zu gründen, konnte - in enger Kooperation zwischen Stadt Heidelberg und Arbeitsamt - bereits im August ein erstes ABM-Projekt gestartet werden.

Gesellschafter sind die Stadt Heidelberg zu 80 Prozent und die Heidelberger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe GmbH mit 20 Prozent. Da die Heidelberger Dienste ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgen, dürfen die Mittel nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Insbesondere dürfen keine Gewinnanteile an die Gesellschafter abgeführt werden.

In anderen, vergleichbaren Kommunen werden seitens der Gesellschafter regelmäßig Zuschüsse in Millionenhöhe aufgewendet, um kommunale Beschäftigungsförderung zu betreiben - die Heidelberger Dienste gGmbH wirtschaften seit 1993 ohne Zuschüsse der Stadt Heidelberg!
   

Wolfgang Schütte
Geschäftsführer
Heidelberger Dienste

"Sind ein Dienstleister unter anderen"

"In der Öffentlichkeit werden die Heidelberger Dienste nicht mehr als "Beschäftigungsgesellschaft" wahrgenommen. Hinsichtlich der Fülle der Aufgaben, die wir mittlerweile für die Stadt oder Dritte abwickeln, bleibt festzuhalten: die Heidelberger Dienste gGmbH sind ein Dienstleistungsbetrieb der im Rahmen der kommunalen Infrastruktur wichtige Aufgaben (meist auf einfachem Qualifikationsniveau) wahrnimmt. Unsere Kunden und viele Bürger/innen messen Arbeitsergebnis und Beschäftigte an normalen Maßstäben - wir sind ein Dienstleister unter anderen."

Wolfgang Schütte
Geschäftsführer Heidelberger Dienste
   
 

Eine Fülle von Aufgaben

  Im Laufe der Jahre hat sich das Tätigkeitsfeld der Heidelberger Dienste enorm verbreitert


Die einen arbeiten in den Recyclinghöfen, andere reinigen das Neckarvorland oder Kinderspielplätze, wieder andere sind in der Biogärtnerei beschäftigt oder beim Geschirrmobilverleih: die Heidelberger Dienste haben viele Aufgaben zu erfüllen.

Geschäftsführer Wolfgang Schütte beschreibt das Unternehmen als "soziales Dienstleistungsunternehmen in einer modernen Verwaltung". Es sind meist einfache Arbeiten, die im Auftrag der Stadt, städtischer Betriebe und Privatunternehmen übernommen werden. Doch wie wichtig sie für die Stadt insgesamt sind, zeigt die folgende nicht vollständige Auflistung.

Entsorgungs-Spezialisten
Täglich 200 Personen besuchen den Recyclinghof Oftersheimer Weg, um dort beispielsweise Sperrmüll abzugeben, Grünabfälle oder Altreifen abzuliefern, gebrauchte Möbel zu kaufen oder Schadstoffe los zu werden. 3.200 alte Elektrogeräte werden hier jährlich in Einzelteile zerlegt. Die gebrauchten Möbel stammen aus Wohnungsauflösungen und Sperrmüllabfuhren, die auch die Heidelberger Dienste übernehmen. Mitarbeiter holen bei Gastronomen Speisereste und Altglas ab oder das Altpapier bei Gewerbetrieben in der Innenstadt, wo die großen Lastwagen des Entsorgers RWE nicht hinkommen. Sie erledigen Hausmeisterdienste in Asylbewerberheimen oder schippen im Auftrag der Stadt im Winter Schnee. 63 Personen arbeiten in der Abteilung Recyclingwesen, die Thomas Lucas leitet.

Pflege der Umwelt
Die Heidelberger Dienste sorgen mit dafür, dass die Stadt sauber ist. Täglich reinigen sie im Auftrag der Stadt die Neckarwiese und sammeln dort im Sommer bis zu fünf Kubikmeter Müll ein. Spielplätze werden genauso gesäubert wie Container-Standorte oder öffentliche Toiletten. Und wenn irgendwo wilde Müllablagerungen gemeldet werden, beseitigen sie diese. Pflegearbeiten in Biotopen, Trockenmauerbauten oder Pflanzungen gehören ebenfalls zum Aufgabengebiet.

Die Heidelberger Dienste betreiben auch eine Biogärtnerei im südlichen Heidelberg an der Speyerer Schnauz. Dort befindet sich auch ein kleiner Bioladen. Wem der Weg dorthin zu weit ist, kann sich über den Gemüsekurier Biokost nach Hause bringen lassen. Wer ein Fest plant, erhält bei den Heidelberger Diensten Zelte, Biertische, Geschirr und Besteck, Musikanlage, Küchenausstattung und anderes mehr zur Miete. 40 Personen arbeiten in der Abteilung Umweltpflege, die Christoph Konrad leitet.

Personalservice
Der Vermittlung von Mitarbeitern in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis gehört zu den Kernaufgaben der Heidelberger Dienste. Die Vermittlungsquote liegt bei 25 Prozent aller ausgeschiedenen Mitarbeiter. Peter Wagner, für diesen Bereich zuständig, vermittelt in Handwerksbetriebe, Dienstleistungsunternehmen oder auch an Stadt und Universität. Er kümmert sich darum, dass sich die Mitarbeiter bewerben oder Praktika in Betrieben absolvieren. Durch seine Vermittlungstätigkeit verlieren die Heidelberger Dienste laufend ihre besten Mitarbeiter an andere Arbeitgeber. Doch das ist ja ihr eigentlicher Zweck.

Zum Personalservice gehört auch die Betreuung von Auszubildenden. Für Jugendliche, die aus Altergründen oder wegen schlechter Noten noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sucht Sabine Pohrt, Abteilungsleiterin Personalservice, geeignete Betriebe. Die vermittelten Jugendlichen werden während der Lehre sozialpädagogisch betreut und erhalten bei Bedarf Förderunterricht und nach Ausbildungsende Unterstützung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Die Stadt Heidelberg hat für zehn Ausbildungsplätze Geld bereit gestellt, die Ausbildungsbetriebe müssen kein Lehrgeld bezahlen. Langfristig plant man bei den Heidelberger Diensten einen Azubifonds, um mit Sponsorengeldern von Betrieben schwer vermittelbaren Jugendliche Ausbildungsplätze bieten zu können.

Fundbüro
Seit gut einem Jahr betreiben die Heidelberger Dienste in der Bergheimer Straße 26 das Fundbüro in Heidelberg. Vor kurzem fand die erste Versteigerung der gefundenen Gegenstände statt. (neu)
   
  Heidelberger Dienste, Bergheimer Straße 26, 69115 Heidelberg, Telefon 1410-0, E-Mail: sekretariat@hddienste.de.
   
 

Tag der offenen Tür

  Im September, das genaue Datum steht noch nicht fest, stellen die Heidelberger Dienste ihre vielen Aufgaben bei einem Tag der offenen Tür vor.

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Stand: 30. Juli 2002