Kultur

Ausgabe Nr. 31 · 1. August 2001



Jörg Tiedjen gehört zu den engagierten Kino-Machern im Karlstorkino. (Foto: Rothe)

Nicht mit den Wölfen heulen

Große Namen aus der Filmgeschichte im August-Programm des Karlstor-Kinos


Während das Kulturhaus Karlstorbahnhof Sommerpause macht, hält das Kommunale Kino die Stellung und bietet nicht nur für Cineasten ein ausgesuchtes Filmprogramm. Wegen der positiven Publikums-Resonanz in den vergangenen Sommern heißt es in diesem Jahr sogar zwei mal pro Abend: "Film ab!"

Das Sommerprogramm basiert weitgehend auf der Publikums-Wunschliste, die stets im Foyer des Kinos ausliegt. So ist es kein Zufall, dass ein buntes Programm mit Filmklassikern wie "La Strada", "Zwölf Uhr mittags", oder "Manche mögen's heiß" über die Leinwand flimmern wird. Es gibt ein Wiedersehen mit Anthony Quinn, Jack Lemmon, Marilyn Monroe und Gary Cooper. Aber auch neuere sehenswerte Filme wie "Un Amore", "Code: unbekannt" und "Die Liebenden des Polarkreises" stehen auf dem Programm.

Motor und Mitbegründer des Medienforums ist Jörg Tiedjen. Sein Interesse am Film reicht weit zurück. Bereits als Theologie-Student in Wuppertal wusste er das breit gefächerte Angebot der so genannten Programm-Kinos zu schätzen. "Als ich 1987 nach Heidelberg kam, fehlte genau so ein Filmangebot", erinnert er sich heute.

Damals gründete sich gerade der Filmclub "cinambul", was soviel bedeutete wie "cinema ambulante". Man organisierte abwechselnd mal im Kulturfenster, mal im Romanischen Keller, bei "päd-aktiv" oder in der Gaststätte "Jägerlust" alternative Filmabende. "Die waren zum Teil sehr gut besucht", schwärmt der Filmpionier.

1995 fand diese Gruppe im Karlstorbahnhof ein festes Domizil und eröffnete das Kino mit dem Anspruch, nicht nur kommerziell lohnenswerte Filme zu zeigen. "Wir wollen dem oberflächlichen Unterhaltungsprogramm den Film als Kunstform, als etwas ernst zu Nehmendes, entgegensetzen", so Jörg Tiedjen. "Wir wollen eher abseits der Aktualität Themen finden und nicht so sehr mit den Wölfen heulen...". Deshalb gehören Filmklassiker, ältere Filme sowie Dokumentar- und Experimentalfilme stets zum Programm.

Auch auf Originalfassung der Filme legen die Cineasten großen Wert, "... um einen Eindruck von der Sprache zu gewinnen". Außerdem werden Filmreihen zu bestimmten Themen, Ländern oder Regisseuren angeboten. Gerne geben die Mitarbeiter kurze Einführungen mit Hintergrundwissen zu den Produktionen vor den Film-Vorführungen, was allerdings personell nicht bei jeder Vorstellung zu leisten ist.

Besondere Höhepunkte des Programms sind alljährlich die "Filmtage des Mittelmeers" im Januar und das Filmfestival "Cinelatino" im Mai. Dieses Jahr wird es im Oktober zusätzlich ein kleines griechisches Filmfestival geben.

Außerdem bietet das Medienforum auch die Möglichkeit eigene Filme auf Video zu drehen und zu schneiden. Selbst gedrehte Filme sind immer wieder Teil des Programms. So wird im Herbst eine Dokumentation über die Sammlung Prinzhorn unter dem Titel "Das eigensinnige Kind" folgen und zur Einweihung des neu gestalteten Synagogenplatzes ein Filmbericht über "Jüdisches Leben in Heidelberg". Geplant ist auch eine Dokumentation über die ehemalige Filmgesellschaft, die um die Jahrhundertwende in Heidelberg residierte.

Das ausführliche Programm des Kommunalen-Kinos ist im Internet unter www.karlstorbahnhof.de zu finden. (doh)

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Heinrich George (r.) und Walther Kottenkamp proben im Schlosshof den "Götz von Berlichingen", 1936 (Foto: Stadtarchiv)

Theater auf dem Schloss

Ein Blick auf Heidelbergs Geschichte als Festspielstadt


Mit Idee und Geschichte der Heidelberger Schlossfestspiele hat sich Oliver Fink eingehend beschäftigt. Das Ergebnis ist ein ebenso unterhaltendes wie informatives Buch mit dem Titel "Theater auf dem Schloss", erschienen in der Reihe der Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs.

Auf gut 100 Seiten skizziert Fink die Geschichte der Festspiele in den Jahren 1926 bis 1929 und der so genannten "Reichsfestspiele" unter dem Nationalsozialismus von 1934 bis 1939. Von den ehrgeizigen Ambitionen, Heidelberg zu einem kulturellen Zentrum neben Bayreuth und Salzburg zu machen, ist da zu lesen. Das künstlerische Programm sollte aus dem Geist der Stadt erwachsen, nämlich aus der Romantik. Fink zitiert auch die Festspiel-Konzeption Richard Wagners, der sich das Publikum als Kunstpilger dachte.

Zahlreiche Szenenfotos und Aufnahmen in den Probenpausen, Abbildungen von Programmheften, Festspielplakaten, Kostümskizzen, Zeichnungen des Schlosshofes mit Zuschauertribüne illustrieren den Band und lassen etwas von der damaligen Festspielatmosphäre erahnen.

Einige Kapitel sind dem großen Engagement gewidmet, mit dem sich Rudolf Karl Goldschmit, Redakteur beim "Heidelberger Tageblatt", und Gustav Hartung, später Intendant der Festspiele, für die Realisierung und Finanzierung der Festspiele einsetzen. Die Eröffnung der ersten Schlossfestspiele erfolgte schließlich am 31. Juli 1926 mit Shakespeares "Sommernachtstraum".

Heinrich George, Gustav Gründgens, Bernhard Minetti, Will Quadflieg und viele andere beliebte Schauspieler/innen waren während der Sommermonate Juli und August in Heidelberg zu erleben. Dies verhalf der Neckarstadt zu großer Aufmerksamkeit innerhalb der damaligen Theaterwelt. Man erfährt, dass es Goldschmit gelang, Thomas Mann und Gerhard Hauptmann nach Heidelberg einzuladen und dass die Anwesenheit der prominenten Dichter den Festspielen besondere Zugkraft verlieh.

Fink rekonstruiert die unüberwindlichen organisatorischen wie finanziellen Probleme, die 1929 wie 1939 dazu führten, das die Festspiele eingestellt werden mussten. Eindringlich schildert er auch die Wiederbelebung des Festspielgedankens, der im Jahr 1974 mit der Gründung der Heidelberger Schlossfestspiele in die Tat umgesetzt wurde.

Sämtliche Besetzungslisten sind dem Anhang zu entnehmen. Theaterkritiken, Auszüge aus Memoiren und Zeitzeugen-Berichte runden den Band ab. "Theater auf dem Schloss" ist erschienen im Verlag Regionalkultur Edition Guderjahn und für 29 Mark im Buchhandel erhältlich. (doh)

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Rund um die Sammlung Prinzhorn

Am 13. September wird das Museum der "Sammlung Prinzhorn" eröffnet. Im ehemaligen, 1880 erbauten Hörsaalgebäude der Neurologischen Klinik, Voßstraße 2, findet die international beachtete Sammlung ihr Domizil. Zur Eröffnung bieten nahezu 30 Heidelberger Kultureinrichtungen ein vierwöchiges Programm mit Ausstellungen, Konzerten, Aufführungen und Vorträgen an, das sich thematisch im Grenzbereich zwischen Kunst und Krankheit bewegt. Das 48-seitige Programmheft gibt es ab Anfang August kostenlos in allen Bürgerämtern, öffentlichen Einrichtungen und im Internet unter www.prinzhorn.uni-hd.de.

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Stand: 31. Juli 2001