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Ausgabe Nr. 30 · 25. Juli 2001 |
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Lokaltermin mit der Oberbürgermeisterin bei der Firma Jelinek: Beim Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" suchen Experten unter anderem nach Betriebsabläufen, die sich im Hinblick auf die Umwelt- und Kostenbelastung optimieren lassen. (Foto: Rothe) |
"Nachhaltiges Wirtschaften" in kleineren Unternehmen |
Neues städtisches Kooperationsprojekt soll die Unternehmen und die Umwelt entlasten Was in den großen Wirtschaftsunternehmen seit geraumer Zeit schon Standard ist, wollen jetzt auch kleine und mittelständische Betriebe in Heidelberg realisieren: den Aufbau eines firmeneigenen Umweltmanagementsystems sowie einer nachhaltigen Firmenpolitik. Da sie wegen ihrer dünneren Personaldecke dies alleine nicht leisten können, erhalten sie Unterstützung von der Stadt Heidelberg. Das Projekt nennt sich "Nachhaltiges Wirtschaften" und wird gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Die Stadt Heidelberg bietet Betrieben mit 10 bis 200 Mitarbeitern praxisorientierte Schulungen und Beratungen an, um ihnen einen kostengünstigen Weg zum Aufbau eines Umweltmanagementsystems zu ermöglichen. Eine anschließende Zertifizierung der teilnehmenden Betriebe nach der EG-Öko-Audit-Verordnung ist danach leicht möglich. Workshops... Den Kern des Service-Angebotes bildet eine Folge von acht Workshops, in denen die Unternehmen Schritt für Schritt beim Aufbau eines Umweltmanagementsystems begleitet werden und die Rolle der Unternehmen unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit diskutiert wird. Zwei haben schon stattgefunden, ein dritter zum Thema Energie ist für September geplant. ... und Begehungen Fachkundig moderiert werden sie vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu). Alle wichtigen Themenbereiche des betrieblichen Umweltschutzes spielen dabei eine Rolle. Zusätzlich bietet die Stadt individuelle Beratungen und praxisbezogene Betriebsbegehungen für die Unternehmen an. Bei drei Unternehmen fanden die Begehungen schon statt. Im Autohaus Jelinek in Wieblingen brachte die erste "Inspektion" schon Ergebnisse, erzählte Seniorchef Erwin Jellinek bei der Vorstellung des Projekts in den Ausstellungsräumen seiner Firma sichtlich erfreut: Man habe ihn darauf hingewiesen, dass reines gebrauchtes Motorenöl, so wie es schon lange in der Werkstatt gesammelt wird, vom Hersteller zurück genommen werden müsse, und das kostenlos. Bisher habe er für die Entsorgung rund 1.000 Mark im Jahr bezahlt. Und Karl-Heinz Winterbauer berichtete, dass ein unabhängiger Fachmann Defizite erkennen könne, die man als Betriebsangehöriger nicht so leicht entdecke. Ziel des Projekts ist es, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten, mit deren Hilfe Kosten gesenkt, die Umwelt entlastet und die Beschäftigung in den Betrieben gesichert werden sollen. Oberbürgermeisterin Beate Weber sagte dazu: "Damit wird ein Gewinn sowohl für die Heidelberger Unternehmen als auch für die Umwelt erreicht. Denn viele Unternehmen haben bereits die Erfahrung gemacht, dass betrieblicher Umweltschutz nicht die Kosten in die Höhe treibt, sondern dazu beitragen kann, Kosten zu senken. Kleinen und mittelständischen Unternehmen, die oftmals weder die personellen noch die finanziellen Ressourcen haben, eine nachhaltige Firmenpolitik aufzubauen, wollen wir mit unserem neuen Pilotprojekt unter die Arme greifen. Wir erhoffen uns so eine Signalwirkung auch auf andere Betriebe." In einer ersten Projektphase bis zum Frühjahr 2002 nehmen elf kleine und mittelständische Heidelberger Betriebe - vornehmlich aus dem Kfz- und Handwerks-Bereich - am Pilotprojekt teil. Eine zweite ebenfalls einjährige Phase schließt sich unmittelbar an. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund einer halben Million Mark, an dem die Stadt zu 53 Prozent, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zu 47 Prozent und die teilnehmenden Betriebe mit geringen Eigenbeträgen (je nach Betriebsgröße zwischen 500 und 1.500 Mark) beteiligt sind. Den Betrieben verleiht die Stadt Heidelberg nach erfolgreicher Beendigung der Projektphase das Zertifikat "Nachhaltiges Wirtschaften". Dies wird voraussichtlich im April 2002 sein. (eu/neu) |
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Die teilnehmenden Unternehmen |
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Raschke Elektronik GmbH Jelinek Automobile GmbH Lang Holzbau GmbH Auto-Mai GmbH Auto-Kocher Linse GmbH & Co KG H.& G. Schulz Heizungsbau GmbH Autohaus Opel Dechent GmbH & Co KG Collins & Aikman Automotive Systems GmbH Alfa Romeo Windisch GmbH Winterbauer GmbH |
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Workshops und Begehungen |
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Die Schulung der Unternehmer in Sachen Umwelt erfolgt zum einen in sechs Workshops,
die folgende Themen zum Inhalt haben: ökologischer Einkauf, Gefahrstoffe, Energiemanagement,
Abfallwirtschaft, ökologisch und sozial faire Gestaltung der Produkte, Mitarbeitermotivation
und anderes mehr. Zwei weitere Workshops behandeln die sozialen und ethischen Anforderungen für eine nachhaltige Entwicklung, loten die betrieblichen Handlungsspielräume aus und bieten Informationen zu Umweltberichten, Pressearbeit und dem Dialog mit der Öffentlichkeit an. Erfahrene Ingenieure beraten individuell, branchengeschulte Experten führen Begehungen der Betriebe durch und analysieren die Schwachstellen dort. Schließlich erhalten die Betriebe nach dem erfolgreichen Abschluss eine Auszeichnung als Teilnehmer am Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften", das als Basis für die weitergehende Prüfung, das EU-Öko-Audit, dienen kann. |
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Kooperationen mit der Wirtschaft |
Runde Tische waren oft Keimzellen von Umweltpartnerschaften Seit einigen Jahren schon arbeitet die Stadt Heidelberg in verschiedenen Netzwerken mit Akteuren aus Umwelt und Wirtschaft zusammen, um ein innovatives Klima für umweltorientiertes Wirtschaften in der Region zu schaffen. Beispiele sind die Kooperation von Industrie und Verwaltung beim Öko-Audit von Großbetrieben, die Zusammenarbeit von Industrie, Universität und Verwaltung im Projekt "Stoffstrommanagement Pfaffengrund", die Kooperation im Arbeitskreis Wirtschaft und Umwelt im Rhein-Neckar-Dreieck oder der 1998 auf Initiative der Stadt Heidelberg einberufene "Runde Tisch - Nachhaltiges Wirtschaften", bei dem Möglichkeiten zur besseren Vernetzung in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Soziales erörtert wurden. Aber auch kleinere Projekte mit Friseuren ("Friseur und Umwelt", seit 1993), Malern und Lackierern ("Maler und Umwelt"), Bäckern und Konditoren ("Bäcker und Umwelt") oder Hotels und Gaststätten ("Umweltfreundliches Gastgewerbe") dienen dem gleichen Zweck. Bei all diesen Kooperationen stellt die Stadt Heidelberg ihre Kompetenz im Umweltbereich zur Verfügung, vermittelt die Unternehmen an die einschlägigen Umweltexperten weiter und steuert den Erfahrungsaustausch der beteiligten Betriebe untereinander. "Die Verwaltung ist Partnerin der Wirtschaft", betonte Oberbürgermeisterin bei der Vorstellung des Projektes "Nachhaltiges Wirtschaften" vergangene Woche. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen habe in Heidelberg eine lange Tradition. Und sie lohnt sich auch: Wer weniger Energie verbraucht und Abfall vermeidet, spart Geld. Und wer sich in Heidelberg erfolgreich an einem Öko-Audit beteiligt hat, der erhält Verfahrenserleichterungen: Wer gewisse gesetzlich vorgeschriebene Umweltstandards in einem Öko-Audit erfüllt hat, braucht diese nicht ein zweites Mal in einem zusätzlichen Verfahren der kommunalen Umweltbehörde nachweisen. Schließlich bringt das Umweltengagement auch einen Imagegewinn, mit dem man werben kann. Die partnerschaftliche Atmosphäre lobte auch Erwin Jelinek vom Autohaus Jelinek, der bei den Treffen mit den Fachleuten aus dem Umweltamt "keine erhobenen Zeigefinger" feststellen konnte, dafür aber eine Einstellung vorfand, in der "Angebote statt Verbote gemacht wurden". (eu/neu) |
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