Stadt, Bürger, Polizei und Gaststättenbetreiber haben Zusammenarbeit
bei Lärmminderung vereinbart
Zum Flair der Altstadt gehören ihre Kneipen. Die wiederum bereiten den in der
Altstadt wohnenden Menschen oftmals Probleme. Denn die Gaststätten und ihre
Besucher/innen verursachen Geräusche, die sich nicht selten zum Lärm auswachsen.
Und zwar vor allem in den Abendstunden und bis tief in die Nacht hinein.
Der ruhestörende Lärm soll jetzt der Vergangenheit angehören. Am Dienstag
vergangener Woche (8. Juli) unterzeichneten Oberbürgermeisterin Beate Weber,
der Leiter des Polizeireviers Heidelberg-Mitte, Erhard Loy, das Vorstandsmitglied
des Vereins "Bürger für Heidelberg" e.V., Albertus Bujard, sowie
mehrere Gaststättenbetreiber eine "Vereinbarung zur Verminderung von Gaststättenlärm
in der Altstadt".
Dass es diesen Lärm in teilweise unerträglichen Ausmaßen gab, haben
die "Bürger für Heidelberg" schon vor einigen Jahren durch Befragen
der Bewohner ermittelt und dokumentiert. Daraufhin rief die Stadt Heidelberg einen
Arbeitskreis "Lärm in der Altstadt" ins Leben, in dem Vertreter/innen
der "Bürger für Heidelberg", des städtischem Amts für
Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung sowie des Amts für öffentliche
Ordnung, der Polizei und der Gastronomie die hauptsächlichen Lärmquellen
ausfindig machten und nach Möglichkeiten zur Lärmminderung suchten.
Das Ergebnis dieser Sitzungen ist die oben erwähnte Vereinbarung, die eine partnerschaftliche
Kooperation aller Beteiligten vorsieht: Die Gaststättenbetreiber verpflichten
sich zur Einhaltung eines 13 Punkte umfassenden Katalogs mit Maßnahmen zur
Lärmminderung. Die von Lärm betroffenen Bürger wollen sich erst um
Kompromisse mit den Gaststätten bemühen, bevor sie die Polizei einschalten.
Die Polizei wird das Einhalten bestimmter Punkte der Vereinbarung stichprobenweise
vor Ort überprüfen, und die Stadt behält sich ordnungsrechtliche Schritte
vor, falls die vereinbarten Regelungen nicht greifen sollten. Die kommenden drei
Monate - also bis gegen Ende September - gelten zunächst als Testphase.
Sämtliche Beteiligten erhoffen sich von der "Vereinbarung zur Verminderung
des Gaststättenlärms in der Altstadt", Konflikte zwischen Anwohnern
und Gastwirten in partnerschaftlicher Zusammenarbeit lösen zu können, ohne
ordnungsrechtliche Schritte ergreifen zu müssen.
Es liege nun in der Hand der Partner, ob die gewünschten Ziele erreicht werden,
erklärte Oberbürgermeisterin Beate Weber. Sie zeigte sich überzeugt,
dass durch freiwillige Kooperation schnellere und bessere Ergebnisse erzielt würden
als durch ordnungsrechtliche Maßnahmen allein. "Ein erster großer
Erfolg ist es jedenfalls, dass sich alle Parteien an einem Tisch zusammen gesetzt
haben, um eine gemeinsame Lösung zu finden."
Die Vereinbarung setzt auf Eigeninitiative, Selbstverpflichtung und Eigenkontrolle.
Die Gaststättenbetreiber erklären sich unter anderem bereit,
- die Musiklautstärke durch Pegelbegrenzer zu reduzieren oder mit den Anwohnern
einvernehmlich festzulegen,
- die Fenster ab 22 Uhr zu schließen oder die Musiklautstärke deutlich
abzusenken,
- ein Beschwerdetelefon einzurichten und eine/n geschulte/n Ansprechpartner/in
zu bestimmen,
- die Außenbewirtschaftung um 23 Uhr zu beenden und keinen Alkohol mehr an
angetrunkene Personen auszuschenken, sowie
- ausreichendes Ordnungspersonal einzusetzen.
Aus der Sicht der "Bürger für Heidelberg" seien der Erste,
Dritte und Fünfte dieser Punkte besonders wichtig, betonte Albertus Bujard.
Das von den Gastwirten eingesetzte Ordnungspersonal müsse unter anderem dafür
sorgen, dass die Gäste zur Sperrstunde das Lokal ruhig und zügig verlassen.
Auch Gastwirte wohnten in der Altstadt. Sie seien somit als Bürger betroffen
und an einem vernünftigen Kompromiss interessiert, erklärte Jürgen
Merz, Wirt von Weißer Bock und Kulturbrauerei, als Sprecher seiner Kolleginnen
und Kollegen. Aber: "Die Altstadt lebt!" Und die Gastwirte hätten
weder Einfluss auf private Feiern oder Feiern in studentischen Häusern noch
auf angetrunkene Gäste, die von dort aus laut durch die Straßen ziehen.
Dazu Oberbürgermeisterin Beate Weber: Je besser die von den Wirten getroffenen
Maßnahmen griffen, desto leichter werde es, die anderen Ruhestörer zu
ermitteln und auf sie einzuwirken. (br.)
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