Titel

Ausgabe Nr. 29 · 18. Juli 2001



"Rauchend in des Henkels Bogen schießt's mit feuerbraunen Wogen" (Schiller) -1100 Grad heiße Bronze ergießt sich in die Glockenform (Foto: Rothe)

Bergheim gießt die letzte Glocke

Schauglockenguss beim Sommerfest der Alten Glockengießerei


Das Glockengießerhandwerk in Bergheim ist Vergangenheit, das Areal der früheren Glockengießerei Schilling bebaut, aber auch auf der Wiese neben der Stadtbücherei lässt sich eine Glocke gießen. Die "letzte Glocke für Bergheim" entstand dort im Rahmen des Bergheimer Sommerfestes. Zahlreiche Zuschauer/innen wurden Zeugen einer beeindruckenden Vorführung alter Handwerkskunst durch die Karlsruher Glockengießerei Metz.

Oberbürgermeisterin Beate Weber, die zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnte, darunter auch Mitglieder der Glockengießerfamilie Schilling, charakterisierte das Ereignis des letzten Glockengusses als "Abschluss und Aufbruch": Auf der Industriebrache entstehen zurzeit Wohnungen und Gewerberäume.

In Bergheim, "einem Stadtteil, der lange nicht begünstigt war und nie eine eigene Identität hatte, obwohl er unser ältester Stadtteil ist, tut sich etwas", so die Oberbürgermeisterin. Die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH), die das Areal bebaut, will "mit dem Projekt Glockengießerei eine Art Stadtteilmittelpunkt schaffen", unterstrich Geschäftsführer Gunter Heller in seinem Grußwort.

"Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt" - eine Lesung aus Schillers "Glocke" begleitete die Arbeit der Glockengießer Rudolf Perner und Armin Falkenberg. Fachkundige Erläuterungen gab der erzbischöfliche Glockeninspektor Kurt Kramer. "Prüft mir das Gemisch..." weiß Schiller. Das Ergebnis des Probegusses, eine Stimmgabel, erhielt Oberbürgermeisterin Weber als bleibende Erinnerung an den Glockenguss zum Geschenk.

Kinder konnten derweil Glocken aus Gips gießen, von denen die schönsten prämiert wurden. In einer stillen Demonstration erinnerte das "AZ" mit "Auch das war Bergheim - 8 Jahre Autonomes Zentrum 1991-99" daran, dass es nach dem Verlust der Räume in der Glockengießerei immer noch auf der Suche nach einer neuen Bleibe ist.

Zur weiteren Bearbeitung wurde die Glocke zunächst nach Karlsruhe transportiert, aber sie kehrt zurück. Der rund 150 Kilo schwere Klangkörper wird als Denkmal Bergheimer Handwerkstradition im Turm-Café der Alten Glockengießerei seinen Platz finden. (rie)

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Stand: 17. Juli 2001