Umwelt

Ausgabe Nr. 28 · 09. Juli 2003

Die prämierten Projektteilnehmer mit Oberbürgermeisterin Beate Weber (7.v.l.), Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (r.) und Gastgeber Hans-Günther Bredtmann, Technischer Leiter Henkel Teroson (l.) Foto: Rothe

Stadt hilft Betrieben beim Energiesparen

Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ spart jährlich mehr als 100.000 Euro und 150 Tonnen Kohlendioxid (CO2)

Die Modellphase des durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten städtischen Kooperationsprojektes „Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen“ endete am 30.Juni 2003. Im Technologiezentrum der Henkel Teroson GmbH erhielten die acht teilnehmenden mittelständischen Heidelberger Betriebe ein Zertifikat für ihre erfolgreiche Teilnahme.

Ab Juni 2002 nahmen acht Heidelberger Betriebe aus
den unterschiedlichsten Branchen an dem Projekt teil, das die Stadt Heidelberg gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft initiierte. Es war schon die zweite Phase von „Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen“. In einem ersten Durchgang hatten im vergangenen Jahr elf Heidelberger Betriebe für die erfolgreiche Teilnahme ein Zertifikat erhalten. Mit Unterstützung der Stadt entwickeln sie eine Unternehmenskultur, die ökonomischen Erfolg, umweltfreundliche Produktion und soziale Verantwortung als gleichberechtigte Säulen des Wirtschaftens betrachtet.

Die Erfolge des Projektes können sich sehen lassen. Vor allem im Umweltbereich werden sie schon nach kurzer Zeit deutlich. So betragen die Einsparungen der Betriebe über 100.000 Euro jährlich und der Umwelt bleiben rund 150 Tonnen CO2-Emissionen erspart. In einem Betrieb konnte durch die Optimierung der Heizungsanlage und Verhaltensänderungen der Belegschaft 23 Prozent des Gasverbrauchs reduziert werden. Einem anderen Betrieb gelang es, die Restmüllmenge um 80 Prozent durch eine verbesserte Mülltrennung zu reduzieren. Ein weiterer Betrieb spart jährlich 15.000 Euro ein, weil Leckagen im Druckluftnetz erkannt und beseitigt wurden.

Workshops ...
Das Know-how für die Entwicklung eines Umweltmanagementsystems wurde den Betrieben in insgesamt acht Workshops vermittelt. Themen waren unter anderem der Umgang mit Gefahrenstoffen, Immissionsschutz oder auch die umweltfreundliche Gestaltung der eigenen Produkte und Dienstleistungen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Engagement der Firmen im sozialen Bereich. Behandelt wurde, wie sich die Firmen sowohl auf lokaler Ebene im Bereich bürgerschaftliches Engagement, als auch auf globaler Ebene für den Nord-Süd Ausgleich engagieren können.

... und Begehungen
Mehrere Betriebsbegehungen ergänzten die Workshops. Dabei nahmen die Gesellschaft für Arbeitssicherheit und Qualitätsmanagement (Arqum) und die KliBA (Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Heidelberg-Nachbargemeinden gGmbH) Umwelt-, Rechts- und Energie-Prüfungen vor. Deren Ergebnisse bildeten die Basis wurden für individuelle Maßnahmenprogramme in jedem Betrieb.

Zum Ende der Phase zwei des Modellprojekts veranstaltete das Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung einen ganztägigen Workshop im Technologiezentrum der Henkel Teroson GmbH, die den Großteil der Kosten der Veranstaltung übernahm. Experten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, des Ministeriums für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg sowie des Partnerprojektes COUP 21 aus Nürnberg erläuterten in Vorträgen verschiedene Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens. Moderiert von Prof. Dr. Günter Liesegang vom Alfred-Weber-Institut diskutierten Vertreter mittelständischer Betriebe über eine verbesserte Vernetzung von Unternehmen und auch Möglichkeiten der regionalen Kooperation. In einem Workshop stellten unter anderem Hans-Günter Bredtmann von der Henkel Teroson GmbH und Dr. Jürgen Kern von der Heidelberger Druckmaschinen AG praktische Beispiele und Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens in ihren Unternehmen vor.

„Triebfeder für unsere Teilnahme war die Energieeinsparung. Durch die Teilnahme haben wir schon mehrere tausend Euro eingespart. Auch in anderen Bereichen, etwa beim Arbeitsschutz, haben wir Lücken festgestellt.“
Jörn Jung,
Leiter des Mathilde-Vogt-Hauses

Oberbürgermeisterin Weber zitierte in ihrer Ansprache zur Prämierung den ersten Außenminister der Weimarer Republik, Walter Rathenau, mit den Worten: „Ich habe nie einen großen Geschäftsmann gesehen, dem das Verdienen die Hauptsache war.“ Sie stellte fest, dass es in Heidelberg in diesem Sinn erfreulich viele große Geschäftsfrauen und -männer gibt, denen die Belange des Umweltschutzes und des sozialen Miteinanders ebenso wichtig sind wie der finanzielle Profit. „Die am Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ Beteiligten haben Weitblick bewiesen und sich gleichzeitig aktiv für eine nachhaltige Entwicklung unserer Stadt eingesetzt. Ich danke Ihnen dafür und bin froh, Ihnen heute das Signet „Nachhaltiges Wirtschaften 2003“ verleihen zu können“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Entstanden ist das Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ aus dem 1998 gegründeten „Runden Tisch Nachhaltiges Wirtschaften“ und dem vom Institut für Energie- Umweltforschung Heidelberg (ifeu) koordinierten Forschungsprojekts „Standortvorteile durch betrieblichen Umweltschutz“ im Jahr 2000. Damals wurde deutlich, dass vor allem kleinen und mittleren Betrieben die personellen und finanziellen Ressourcen fehlen, um eigenständig ein Umweltmanagementsystem einzuführen oder sich gar dem Zertifizierungsverfahren der Öko-Auditverordnung (EMAS) zu unterziehen.

„Eine so gute Kooperation zwischen Stadt und Wirtschaft ist nicht selbstverständlich. Das setzt eine gute Vertrauensbasis voraus.“
Dr. Wolfgang Niopek,
Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar

Um diesen Betrieben trotzdem die Einführung eines Umweltmanagementsystems zu ermöglichen, entwickelte das Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg zusammen mit der Kreishandwerkerschaft, der IHK Rhein-Neckar und dem ifeu-Institut das Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen“, das nach der Förderzusage der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Sommer 2001 begann. Unter dem Motto „Angebote statt Verbote“ wurde damit erstmals ein branchenübergreifendes Projekt durchgeführt mit dem Ziel, Umweltbelastungen und Ressourcenverbrauch zu reduzieren, rechtliche Vorschriften einzuhalten und gleichzeitig Geld zu sparen. Darüber hinaus werden auch weitere Nachhaltigkeitsaspekte wie Mitarbeitermotivation, soziales Engagement, Zusammenarbeit mit Entwicklungsprojekten diskutiert.

Das Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ wird im Sommer 2003 in leicht veränderter Fassung fortgesetzt, auch wenn die Deutsche Bundesstiftung Umwelt es nicht mehr finanziell unterstützt. Inzwischen haben bereits zehn Firmen aus unterschiedlichen Branchen ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet.


Teilnehmende Betriebe
Auto Joncker GmbH und Co KG, 60 Mitarbeiter
Baier Digitaldruck GmbH, Druck- und Kopierservice, 45 Mitarbeiter
Bung Ingenieure AG, Ingenieurbüro mit Betriebshof,139 Mitarbeiter
Heidelberger Brauerei GmbH, 25 Mitarbeiter
Mathilde-Vogt-Haus, Altenpflegeeinrichtung,100 Mitarbeiter
Orth Bauschutt Recycling, 38 Mitarbeiter
Philipp Becker GmbH, Fensterbau - Schreinerei - Glaserei, 18 Mitarbeiter
U.S. Army, Directorate of Public Works, 411th Base Support Battalion, Umweltabteilung der US-Militärgemeinde Heidelberg, 6 Mitarbeiter
  Nachhaltiges Wirtschaften
  Das Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittelständische Unternehmen in Heidelberg“ läuft seit Juni 2001. Ziel ist es, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die ökonomischen Erfolg, umweltfreundliche Produktion und soziale Verantwortung als gleichberechtigte Säulen des Wirtschaftens betrachtet. Es wendet sich an Unternehmen mit 10 bis 200 Mitarbeitern. Diese Betriebe haben nicht das Personal, um selbständig „Umweltmanagementsysteme“ zu installieren und erhalten daher Hilfestellung bei deren Einführung. „Umweltmanagementsysteme“ fördern umweltfreundliches Verhalten in den Betrieben und senken so auch Kosten.
  Information
Ansprechpartner für das Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ ist das Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung, Dr. Hans-Wolf Zirkwitz, Verwaltungsgebäude Prinz Carl, Kornmarkt 1, Telefon: 58-1800, E-Mail: Umweltamt.Heidelberg@ Heidelberg.de.

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Stand: 08. Juli 2003