Kultur

Ausgabe Nr. 28 · 10. Juli 2002



Dr. Hepp: "Das Profil des Museums ergibt sich zwangsläufig aus den Beständen der Sammlung, die mit der Geschichte Heidelbergs und der Region verbunden sind." (Foto: Rothe)

"Nicht mit Freizeitparks konkurrieren"

Ein STADTBLATT-Gespräch mit dem neuen Leiter des Kurpfälzischen Museums


Mit Dr. Frieder Hepp hat der Gemeinderat einen Leiter für das Kurpfälzische Museum bestimmt, der die Gegebenheiten des Hauses gut kennt. Seit 1988 ist er dort tätig und seit 1997 stellvertretender Leiter des Museums. Über die Erfordernisse eines modernen Museumsbetriebs, notwendige Veränderungen und das zukünftige Ausstellungsprogramm spricht Dr. Hepp im Heidelberger STADTBLATT.

STADTBLATT: Herr Dr. Hepp, wo sehen sie die Stärken des Kurpfälzischen Museums?

Dr. Frieder Hepp: Das Kurpfälzische Museum hat eine breit angelegte kulturhistorische Sammlung mit den Abteilungen Gemälde und Grafik, Kunsthandwerk, Skulpturen, Archäologie und Stadtgeschichte, zu der seit neuestem auch das Textilmuseum in Ziegelhausen gehört. Das Profil des Museums ergibt sich zwangsläufig aus den Beständen der Sammlung, die mit der Geschichte Heidelbergs und der Region verbunden sind. Das ist unsere Stärke, aus der wir unsere Angebote entwickeln können: musikalisch, künstlerisch, historisch, archäologisch, aber nicht beliebig.

STADTBLATT: Welche Sonderausstellungen sind in den nächsten Jahren geplant?

Dr. Hepp: Im nächsten Jahr werden wir in Zusammenarbeit mit der Universität eine große Ausstellung mit dem Titel "Altes Reich und neue Ordnung" bei uns und in der Halle des Kunstvereins zeigen. Denn 2003 jährt sich zum 200. Mal das Ende der Kurpfalz und der Übergang Heidelbergs an das Großherzogtum Baden. Da ist das Kurpfälzische Museum natürlich aufgerufen, etwas zu machen. Für das Jahr 2004 stehen wir in Verhandlungen mit Bayern, die große Landesausstellung zu Friedrich V., dem glücklosen Winterkönig, auch in Heidelberg zu zeigen. Danach wird es im Jahre 2005 eine Ausstellung zu dem persischen Lichtgott Mithras geben. Das Neuenheimer Mithraeum ist ja ein Highlight unserer archäologischen Abteilung. 2006 kommt die wichtige Ottheinrichs-Ausstellung zum 450-jährigen Jubiläum seines Regierungsantritts und des Beginns des Ottheinrichsbaus. Auch diese Ausstellung ist in Kooperation geplant mit Universität, Universitätsmuseum, Universitätsbibliothek und dem Land Baden-Württemberg. Daneben wird es noch eine Reihe kleinerer Ausstellungen geben, sofern es unsere finanziellen Möglichkeiten erlauben.

STADTBLATT: Was haben Sie sich vorgenommen, was wollen Sie verbessern?

Dr. Hepp: Die unübersichtliche Eingangssituation soll sich ändern, das heißt, wir wollen den Eingang nach vorne an die Hauptstraße verlegen. Dann werden wir einen Museumsrundgang konzipieren, der unsere Highlights, zum Beispiel den Riemenschneider-Altar, besser zur Geltung bringt. Außerdem benötigen wir im Eingangsbereich einen Museums-Shop, mit dem wir auch die Personen ansprechen, die nicht gezielt ins Museum wollen, sondern einfach nur durch die Hauptstraße flanieren, unsere Angebote sehen und auf Grund dieser Angebote dann ins Museum kommen. Die Breite der Sammlung ermöglicht es, Repliken oder Faksimiles aus den unterschiedlichen Bereichen anzubieten. Das können archäologische Objekte sein oder Faksimiles der Hölderlin-Ode oder Repliken des Merian-Stichs.

Wichtig ist mir auch, dass zusätzlich zu den Ausstellungen, zu der wissenschaftlichen Bearbeitung der Bestände, zu den Sammlerberatungen, das zusätzlich ein attraktives Veranstaltungsprogramm geboten wird. Wir haben mit dem Musical "Oh! Heidelberg" schon einen erfolgreichen Anfang gemacht. Ich möchte, dass man regelmäßig Vorträge, Musicals und Konzerte in unseren Räumen erleben kann. Ziel ist, dass unsere Besucher, am besten die ganze Familie, öfter ins Museum kommen, nicht nur einmal im Jahr, und das erreicht man unter anderem mit interessanten Veranstaltungen.

STADTBLATT: Welches Profil muss ein Museumsleiter heute haben?

Dr. Hepp: Heute spricht man viel vom Teamgeist. Den muss der Direktor fördern, indem er motivieren und begeistern kann, sowohl nach innen als auch nach außen. Heute können sich nur noch wenige Museumsdirektoren allein auf den fachwissenschaftlichen Teil ihrer Arbeit konzentrieren, dazu ist der moderne Museumsbetrieb einfach zu vielschichtig. Museen müssen sich im Rahmen der Kulturangebote einer Stadt platzieren. Sie müssen zeigen, dass sie etwas zu bieten und zu sagen haben. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, mit Freizeitparks zu konkurrieren.

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In einer Gemeinschaftsausstellung präsentieren Marie Marcks, Sohn Tai Lüdecke (r.) und Enkel Valentin Lüdecke ihre Werke in Halle_02 (Foto: Rothe)

Club-Kultur in Halle_02

Atelier Kontrast bietet monatlich wechselndes Ausstellungsprogramm


Drei Generationen der Heidelberger Künstlerfamilie Marcks / Lüdicke gestalten das Ausstellungsprogramm in Halle_02 im Monat Juli. Unter dem Titel "Rückkopplung 2002" zeigt Marie Marcks Karikaturen aus den 50er und 60er Jahren, ihr Sohn Tai Lüdicke Lichtobjekte und Valentin Lüdicke vertritt die jüngste Generation mit Video-Projektionen.

Rückkopplung, der Begriff aus der Elektrotechnik, steht hier für die künstlerische Wechselwirkung zwischen den Generationen. So sind die Grafiken und Karikaturen von Marie Marcks als Dias auf Großleinwand zu betrachten. Ein riesiges sternförmiges Tragluftobjekt von Tai Lüdicke schwebt über der Tanzfläche. Leinwände mit neonfarbenen Videoprojektionen von Enkel Valentin Lüdicke gliedern den Raum und geben ihm intimen Charakter.

In den verschiedenen Raum-Teilen kann man tanzen oder bequem im Lehnstuhl unter Palmen sitzen und Club-Sound von Schranz über Rock bis House genießen oder aber sich mit Computerspielen vergnügen. "Die Halle_02 sieht immer anders aus", sagt Hannes Seibold von Atelier Kontrast. Monatlich wechselt das Ausstellungsprogramm, gestaltet von jungen Künstler/innen verschiedener Genres. Ein fein abgestimmtes Licht- und Soundsystem rundet das Veranstaltungskonzept von Atelier Kontrast ab. An jedem ersten und letzten Samstag im Monat wird um 19 Uhr geöffnet. In allen anderen Samstagnächten öffnet das "club-house" in der Güteramtstraße 2 um 22 Uhr. (doh)

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Stand: 9. Juli 2002