Thema der Woche

Ausgabe Nr. 28 · 11. Juli 2001



Eines von 130 Angeboten, die der Sportkalender für ältere Menschen in Heidelberg aufführt: Gymnastik in der Turnhalle der Heiligenbergschule. (Foto: Rothe)

Älter werden in Heidelberg

Studie zur Lebenssituation älterer Menschen in Heidelberg veröffentlicht


Der Bericht "Älter werden in Heidelberg" beruht auf einer Befragung des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg.
Er entstand in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe "Lebensqualität im Alter", dem Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung, dem Amt für soziale Angelegenheiten und Altenarbeit sowie dem Sport- und Bäderamt der Stadt Heidelberg.

Die Interviews wurden im Sommer 1997 durchgeführt, der Bericht vergangene Woche im Sozialausschuss vorgestellt. 202 Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahre stellten sich einem ausführlichen Interview. Darüber hinaus waren weitere 148 Personen bereit, einige Fragen am Telefon zu beantworten. Ein Vergleich beider Gruppen zeigt, dass die ausführlich Interviewten zu den gesünderen, gebildeten und finanziell gut gestellten Senioren gehören. Insofern sind die Ergebnisse der Studie nicht repräsentativ, lassen aber wichtige Trendaussagen zu.

Ergebnisse
Fast alle Befragten sind mit ihrer Wohnung, ihrem Wohnumfeld sowie dem Versorgungsangebot in ihren Stadtteilen zufrieden. Vorschläge zur Verbesserung beziehen sich vor allem auf die Versorgung mit Einzelhandelsgeschäften und Postfilialen.

Bei Aktivitäten des täglichen Lebens nennen die Befragten kaum Einschränkungen. Der subjektive Gesundheitszustand wird's von den meisten als gut (38%) oder befriedigend bewertet (33%).

Der größte Teil der Befragten ist mit seinem Leben zufrieden.

Bei Interessen und Vorlieben stehen das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften (95 %), Fernsehen (89 %) und Radiohören (79 %) an erster Stelle. Immerhin 50 Prozent treiben Sport. Reisen und Ausflüge unternehmen nur knapp 7 Prozent. Bei Besuchs- und Nachbarschaftsdiensten engagieren sich 27 Prozent, und in Ehrenämtern 22 Prozent.

Zu einer selbständigen Lebensführung sehen sich 90 Prozent der Befragten ohne weiteres in der Lage. Dennoch wäre die Schlussfolgerung voreilig, ältere Menschen benötigten nur in geringerem Ausmaße eine Betreuung und Unterstützung. Denn die Befragten stellen eine im Durchschnitt eher gesündere, mobilere und aktivere Gruppe als der Bevölkerungsdurchschnitt dar.

In den Jahren nach der Befragung konnte die bereits umfangreiche Angebotspalette für ältere Menschen in Heidelberg noch erheblich ausgeweitet werden. Das im Jahre 1990 vom Gemeinderat beschlossene Altenstrukturkonzept sah die Einrichtung von 10 Seniorenzentren in den Stadtteilen vor. Zu den zum Zeitpunkt der Befragung bestehenden Seniorenzentren kamen 1998 das achte im Stadtteil Pfaffengrund und 1999 das neunte in Neuenheim hinzu. Das zehnte Seniorenzentrum wird im Jahr 2002 im Stadtteil Rohrbach entstehen.

Ein Beitrag dazu, auch bei zunehmenden Einschränkungen im Alter möglichst lange selbständig leben zu können, stellt das "Betreute Wohnen" dar. Dass hierzu ein Bedarf vorliegt, zeigt eine lange Warteliste von Seniorinnen und Senioren, die den Wert einer Wohnung erkannt haben, in der sie selbst leben können und dennoch die Hilfe bekommen, die sie gelegentlich brauchen.

Innerhalb der Stadtverwaltung wurde inzwischen ein Arbeitskreis eingerichtet, der systematisch jeden Stadtteil daraufhin untersucht, inwieweit die Idee "Betreutes Wohnen in jedem Stadtteil" umgesetzt werden kann. Darüber hinaus wurde im Dezember 1998 in Zusammenarbeit mit Bund und Land ein Projektbüro "Selbstbestimmt Wohnen im Alter" eingerichtet. Die Stadt Heidelberg versucht zusammen mit ihren Partnern, der Akademie für Ältere und dem Verein "Selbstbestimmt Wohnen in Heidelberg" das Thema älteren Menschen und der gesamten Öffentlichkeit näher zu bringen.

Ein weiteres Angebot ist die Belieferung von Kundinnen und Kunden durch den Einzelhandel. Eine Befragung der Geschäfte durch die Akademie für Ältere im Jahre 1999 ergab eine Vielzahl von Anbietern in jedem Stadtteil, die in die Wohnungen liefern können. Das Ergebnis steht in Form einer Broschüre der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Um körperliche und psychische Beeinträchtigungen möglichst zu vermeiden oder hinaus zu zögern, dienen die verschiedensten Angebote der Gesundheitsförderung. In den Seniorenzentren und in der Akademie für Ältere spielen die Angebote zur Bewegungsförderung bis hin zur Psychomotorik eine große Rolle. Dasselbe gilt für die Sportvereine, die älteren Menschen spezifische Angebote zur Bewegung, Entspannung und Sport anbieten. Darüber informiert der Sportkalender für Ältere in Heidelberg.

Die Bewegungsangebote werden mit dem im Jahre 2000 entstandenen Netzwerk "Ältere in Bewegung" noch verstärkt. Damit soll das Ziel "Mehr Bewegung für mehr Ältere" umgesetzt werden. Dazu wurde im November 2000 eine erste Auftaktveranstaltung im Stadtteil Wieblingen durchgeführt, der weitere folgen sollen.

Während der Befragung 1997 waren nicht alle Angebote der Heidelberger Altenarbeit vielen Senioren bekannt. Durch regelmäßige Berichterstattung soll der Bekanntheitsgrad des gesamten Spektrums der Altenarbeit erhöht werden. Dazu dürften auch die Informationen über neuere Entwicklungen auf dem Gebiet der Altenarbeit beitragen, welche jedes Jahr zusammen mit den Einladungen zu den Seniorenherbsten allen 20.000 Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt werden, die älter als 65 Jahre alt sind.

1999 wurde das Seniorenstadtbuch der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin wird jeder Stadtteil mit den Augen der Älteren beschrieben; darüber hinaus enthält es umfassende Informationen über alle Einrichtungen und Organisationen in der Stadt und den Stadtteilen, die Beratungen, Bewegungsmöglichkeiten und Hilfen für Seniorinnen und Senioren anbieten. "Älter werden in Heidelberg" soll mit diesem wichtigen Nachschlagewerk leichter und besser werden.
   
 

Kontaktadresse

 

Amt für soziale Angelegenheiten und Altenarbeit, Dantestraße 7, 69115 Heidelberg, Telefon 58-3834 oder 58-3836.

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Alt in einer neuen Heimat

Die Heidelberger Altenarbeit bezieht auch ausländische Seniorinnen und Senioren ein


Jeden Donnerstag treffen sich spanische Seniorinnen und Senioren im Seniorenzentrum Weststadt. Im Seniorenzentrum Altstadt kommen alle zwei Wochen ältere türkische Frauen zusammen. Aus ganz unterschiedlichen Nationalitäten stammen die Mitglieder einer Gruppe, die jeden Montag zu griechischer Folklore tanzen.

Dies sind drei Beispiele dafür, wie erfolgreich Altenarbeit mit Menschen aus anderen Ländern sein kann. Gefördert und unterstützt werden diese Aktivitäten vom Ausländerrat, dem Caritasverband Heidelberg und dem Caritasverband Rhein-Neckar sowie dem Diakonischen Werk. Zu der Arbeitsgruppe, die die Abteilung Altenarbeit im Amt für soziale Angelegenheiten koordiniert, gehören auch engagierte Migrantinnen und Migranten, die sich für ihre jeweilige Nationalität einsetzen.

Projekte der Arbeitsgruppe
Im Mai fand im Rathausfoyer die Ausstellung "Ex patria" statt. Ihr zentrales Thema war die Identifizierung ausländischer Künstlerinnen und Künstler mit ihrer neuen Heimat.
2001 organisiert zum zweiten Mal eine Gruppe die Teilnahme am Bergheimer Sommer. Unter anderem soll mit Informationsangeboten zu einzelnen Ländern das Interesse der Deutschen an den Ausländern geweckt werden. Diese erhalten Informationen über das Angebot an Altenarbeit in Heidelberg.
Zum dritten Mal feiern Heidelberger und Migranten in diesem Jahr ein Fest im Gemeindesaal St. Raphael.

Auch die Seniorenzentren führen Aktivitäten durch. Im Seniorenzentrum Altstadt plant man eine Biografiegruppe für Menschen aus anderen Nationen, in der Weststadt finden regelmäßig Gesprächskreise deutscher und ausländischer Senioren statt. Außerdem gibt es in den Seniorenzentren spezielle Nachmittage zu anderen Ländern und Kulturen.

Die Informationsreihe "Älter werden in Deutschland" ist ein Informationspaket, das sich an türkische Migrantinnen und Migranten richtet, mit dem Ziel, ihnen das deutsche Altenhilfesystem durchschaubar zu machen. Es kann von Kommunen ausgeliehen werden. In Heidelberg wird das umfangreiche Informationsangebot Anfang Oktober vorgestellt und danach eingesetzt. An der Ausarbeitung der bundesweiten Kampagne war das Amt für soziale Angelegenheiten und Altenarbeit der Stadt Heidelberg beteiligt. (neu)
   
 

Ausländische Senioren

  Ende 2000 lebten in Heidelberg 1531 Ausländerinnen und Ausländer, die 60 Jahre und älter sind, das entspricht einem Anteil von acht Prozent an dieser Altersgruppe. 335 Personen stammen aus der Türkei, 179 aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien.

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Stand: 10. Juli 2001