Kultur

Ausgabe Nr. 28 · 11. Juli 2001



"Jedermann" ist im Rahmen der Schlossfestspiele zu erleben.

Aus dem Leben gerissen...

"Jedermann", ein Tanzstück von Irina Pauls im Englischen Bau


Eine bessere Kulisse für den "Jedermann" als die Ruine des Heidelberger Schlosses kann es nach Meinung der Tanztheater-Chefin Irina Pauls nicht geben. Ihre Inszenierung des mittelalterlichen Mysterienspiels für das Tanz-Ensemble, einen Schauspieler und fünf Sänger zeigt das Leben zwischen Reichtum und Verfall.

Das farbenprächtige Bühnenbild zeugt von der Macht und Lebenslust des "Jedermann". An einer goldenen Tafel, auf dunkelrotem Bühnenboden, feiert er mit seinen Gästen ein ausschweifendes Fest. Das Leben ist für "Jedermann", getanzt von Andreas Lang, ein Fest voller Sinnlichkeit und Genuss, eine Provokation und Rebellion gegen den Tod, der immer zu zugegen ist, mitfeiert, mittanzt und dem er sich schließlich doch ergibt...

Das Stück erzählt vom Zorn Gottes über die Furchtlosigkeit der Menschen vor dem Jüngsten Gericht. Er schickt den Tod, um "Jedermann" ohne Verzug zu holen. Dieser fühlt sich "mitten drin im besten Leben" und fleht um eine Gnadenfrist. In der einen Stunde Aufschub, die ihm gewährt wird, macht er sich auf die Suche nach Begleitung für seinen Weg vor Gottes Richterstuhl. Doch keiner seiner Freunde erklärt sich bereit, ihn zu begleiten.

Keine Kritik an der so genannten "Spaßgesellschaft" verbirgt sich hinter der Inszenierung von Irina Pauls. Den Bezug zur Gegenwart sieht die Choreographin in der Figur des "Jedermann", der gegen die von Gott gegebene höhere Ordnung rebelliert. Ihre Inszenierung ist in den Kontext der mittelalterlichen sieben Todsünden gesetzt: Völlerei, Wollust, Neid, Geiz, Zorn, Trägheit und Eitelkeit führten geradewegs in die Hölle. "Jedermann verhält sich aber nicht nur gotteslästerlich, sondern hat auch eine klare Vorstellung von sich selbst", so die Ballett-Chefin.

Der exzessive Drang, jeden Augenblick irdischen Daseins auszukosten, zeigt den starken Lebenswillen des modernen "Jedermann". Er ringt mit dem Tod, wehrt ihn ab, bis er ihn endlich annimmt. Die Zeit scheint in Irina Pauls Adaption aufgehoben: zu Gehör kommen mittelalterliche, weltliche und kirchliche Klänge, in moderner Bearbeitung von Marcus Ludwig, für A-Capella-Gesang und mittelalterliche Instrumente. (doh)

"Jedermann"...
... hat im Englischen Bau des Schlosses am Donnerstag, 12. Juli, um 21 Uhr Premiere. Kartenreservierungen nimmt HeidelbergTicket unter Telefon 582000 entgegen.

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Der Tunnel ruft

Zwei Tage "Rumble in the tunnel"

Der Tunnelkult geht in die siebte Runde. Am Freitag, 13. Juli, und Samstag, 14. Juli, wird der Tunnel am Faulen Pelz (und ab 1 Uhr bei der Aftershow der Karlstorbahnhof) zum größten und heißesten Partyfloor der Region mutieren.
 
electro-tunnel
Perfektes Entertainment, faire Preise, friedliche Atmosphäre und zwei lange kultige Tunnelnächte sind garantiert. Liebhaber von bebenden Tanzflächen können sich freuen: Am Freitag versammeln sich ab 21 Uhr die renommiertesten Turntable Rocker der Region, um Heidelberg in Schwingung zu versetzen. Jan Sirup, Tobi, Tokyo Tower feat. MC Lee Cloud, Jinny, DJ Fish, cmb, Johnny D. + Reevega und PunkFood verwandeln den Tunnel am Faulen Pelz in einen "electro-tunnel". Damit dieser Abend auch ein unvergessliches visuelles Ereignis wird, berauschen die Gestaltungskünstler von Synthetic Residence das Publikum mit ihren Video-Installationen.
 
  live-tunnel
  Wer die Bass- und Funkattacken des Vortages überlebt hat, kann am Samstag in den "live-tunnel" einsteigen. Am Tag zwei des Tunnelkults werden die unterschiedlichsten Stile präsentiert. Zweifelloser Höhepunkt sind Jan Delay & die Sam Ragga Band (aus Hamburg) und Seeed (elf Jungs aus Berlin, Multistylisten der Dub-Klangkultur). Daneben werden lokale Helden wie Irie Révoltés, Plowking und Devils Dozen den Rock- und Ska-Flavour einbringen. HipHop vom Feinsten gibt es, wenn Luxus Chris von den Stieber Twins, Zulu Soundsystem und MC Malik alle musikalischen Register ziehen. Um die visuelle Umsetzung der unterschiedlichen Sounds kümmern sich Benni Zierock + Richard The.
   
  www.tunnelkult.de

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Stand: 10. Juli 2001