Thema der Woche

Ausgabe Nr. 27 · 3. Juli 2002



Ein Eindruck von den Proben zu "Der Name der Rose"





"Jedermann" ist in diesem Jahr vermutlich zum letzten Mal im Englischen Bau zu erleben.

Die Schlossfestspiele beginnen

Vom 6. Juli bis 31. August gibt es Schauspiel-, Tanztheater-, Musiktheater- und Konzertabende auf dem Schloss


Mit einer Dramatisierung des Weltbestsellers "Der Name der Rose" von Umberto Eco wird die diesjährige Festspielsaison auf dem Heidelberger Schloss eröffnet. Oberspielleiter Wolfgang Maria Bauer inszeniert das philosophische Kriminalstück um klösterliche Intrigen mit einem Ensemble von über 20 Männern und einer Frau.

Die Wahrheit verbirgt sich im Rätsel, heißt es in Umberto Ecos Roman, der die dunklen Seiten mittelalterlichen Klosterlebens offenbart und Parallelen zur Gegenwart durchaus zulässt. Vor der eindrucksvollen Kulisse des Bibliotheksbaus im Schlosshof werden die Zuschauer Zeugen eines finsteren Intrigenspiels mit mysteriösen Mordfällen. Sie folgen dem Franziskanermönch William von Baskerville bei seiner Spurensuche, die ihn schließlich zur geheimnisvollen Kloster-Bibliothek führt.

Im Englischen Bau ist nach dem großen Erfolg des Vorjahres als Wiederaufnahme Irina Pauls' Tanztheater-Version des "Jedermann" mit Tänzern, fünf Sängern und einem Schauspieler zu sehen. Das Stück wird in der bewährten Besetzung ab Sonntag, 7. Juli, aufgeführt. "Wir freuen uns darauf, die ganz besondere Atmosphäre des Schlosses mit der Sinnlichkeit des Stückes zu verbinden", so Irina Pauls.

Doch was wären die Schlossfestspiele ohne den "Student Prince"? Der Heidelberg Klassiker mit Kult-Charakter wird in der Neuinszenierung von Ingo Waszerka ab dem 10. August fester Bestandteil des Festspielprogramms auf der Bühne vor dem Bibliotheksbau sein. Abgerundet werden die Schlossfestspiele von den "Konzerten im Schloss" mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt. "Wer im letzten Jahr keine Gelegenheit hatte, den "Wiener Abend" zu erleben, kann in diesem Jahr in den Genuss kommen", sagte GMD Thomas Kalb. Nach neuer Vermessung des Schlosshofs wird es nicht nur bessere Sichtverhältnisse geben, sondern mit 700 Plätzen gut doppelt so viele wie bisher.

Das Programmheft der Heidelberger Schlossfestspiele liegt in zahlreichen öffentlichen Gebäuden aus und ist bei HeidelbergTicket, Theaterstraße 4, erhältlich. (doh)
   
 

Konzerte im Schloss

Orchesterkonzerte im Schlosshof
jeweils um 20 Uhr:
Mo 8. Juli: "Mozart-Gala"
Mi 17. Juli: "Saxophonie"
So 28. Juli: "Wiener Abend"

Matineen im Englischen Bau
jeweils um 11.30 Uhr:
So 7. Juli: "Musik der
Renaissance"
So 14. Juli: "Concerto grossi"
So 21. Juli: "Heidelberg Brass"
So 28. Juli: "Harmonie-Musik"

Karten
Karten für alle Konzert- und Theaterveranstaltungen zu Preisen von 10 bis 40 Euro, gibt es bei HeidelbergTicket, Theaterstraße 4, Telefon 58.2000 oder E-Mail heidelberg-ticket@heidelberg.de. Die Abendkasse auf dem Schloss öffnet am Tag der Vorstellung jeweils 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn.

Anfahrt
Die Eintrittskarten zu allen Veranstaltungen der Schlossfestspiele gelten am Tag der Vorstellung zusätzlich als Fahrschein für das Gesamtnetz des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) einschließlich der Bergbahn, die bis eine halbe Stunde nach Vorstellungsende fährt.
   

Günther Beelitz

"Das Ambiente auf dem Schloss genießen..."

Intendant Günther Beelitz über das Schloss, die Festspiele und das Drumherum


Das Theater der Stadt präsentiert ein Festspielprogramm, bei dem ausschließlich Eigeninszenierungen in den Sparten Schauspiel, Musiktheater und Tanztheater gezeigt werden. Ein Jahr nach der Umstrukturierung der Schlossfestspiele sprach das Heidelberger STADTBLATT mit Intendant und Festspielleiter Günther Beelitz.

STADTBLATT: Sie sprechen von einer eigenen künstlerischen Handschrift, die bei den Schlossfestspielen in einigen Jahren erkennbar wird. Welches Konzept verfolgen Sie?

Günther Beelitz: Das künstlerische Profil soll von der Dramaturgie der Örtlichkeiten oben auf dem Schloss geprägt sein. Und wenn man ein so geniales Gesamtgelände hat, dann darf das nicht in die Beliebigkeit von so genannten Festival-Titeln führen, sondern es muss von der Örtlichkeit zu einer Inhaltlichkeit führen. Das ist mein Hauptanliegen. So war es folgerichtig, das wir die "Jedermann"-Inszenierung von Irina Pauls für das Tanztheater im Englischen Bau gemacht haben, die ganz kongenial in diesem Raum ist - in diesem luftigen Renaissance-Bau mit einem Ambiente, wie man es gar nicht besser für den "Jedermann" als Allegorie im Spiel von Leben und Tod schaffen kann.

Und dieses Jahr kommt nun die erste Schauspielproduktion mit "Der Name der Rose" in einer Inszenierung von Wolfgang Maria Bauer. Da ist der Bibliotheksinnenhof, der Schlosshof, (ursprünglich war ja der Hirschgraben vorgesehen) der originäre Ort für den Stoff des Eco-Romans. Es gibt lustvolle Proben, die Spaß machen, den Schauspielern und dem Regisseur, weil das ein toller Stoff ist, der für da oben geradezu genial ist. Ich habe ihn gewählt, weil ich denke, dass mit dem Eco scheinbar ein historischer Stoff gemeint ist, aber der Zerfall einer geistigen Welt, die Eco beschreibt, doch Parallelen zur Gegenwart zulässt. Dazu noch in Form einer Kriminalgeschichte, bei der der Spannungsbogen enorm ist.

STADTBLATT: Für die Besetzung wird das ganze Ensemble benötigt?

Beelitz: Mehr als das ganze Ensemble, wir haben zusätzlich sechs Leute engagiert. Zwei Hauptrollen sind mit besonderen deutschen Schauspielern besetzt: den "William von Baskerville" spielt Hans Schulze, ein wunderbarer Schauspieler, der eine Aura, eine Persönlichkeit hat, die man natürlich in dieser Rolle braucht. Er hat übrigens 1982 den "Nathan" bei den Salzburger Festspielen gespielt. Und Hubert Kronlachner als "Der blinde Jorge von Burgos", der ebenfalls zu den großen Schauspielern Deutschlands zählt.

STADTBLATT: Auch die Schlossverwaltung hat ein Interesse daran, dass Sie neue Spielorte auf dem Schloss finden, um den Schlosshof zu entlasten. Wie realistisch ist denn dieses Ansinnen?

Beelitz: Das grundsätzliche Problem, das sich für die Schlossfestspiele sehr existenziell stellt, ist, dass es keine vertragliche Rahmenvereinbarung mit dem Land gibt, die Örtlichkeiten für diese Spielzeit freizugeben. Dann ist zu erwarten, das der Englische Bau im nächsten Jahr für dringend notwendige Renovierungen geschlossen wird. Damit fällt einer der schönsten Spielorte weg. Der Hirschgraben, der mir vom Ministerium damals als der genialste Ort eröffnet wurde, ist uns für immer verlurcht oder verfledermaust, da können wir gar nicht mehr rein. Die Bäderterrasse hat vielleicht nicht den erwarteten Anklang gefunden, was ich sehr schade finde. Wir müssen auf dem Areal weitere Spielorte finden, denn sonst sind wir nur noch im Schlosshof. Das wiederum ist nicht Wunsch und Willen des Landes. Um es mit Schiller zu sagen: "Hart im Raume stoßen sich die Gedanken".

STADTBLATT: Können Sie sich den "Student Prince" als schräge, schrille Comedy vorstellen?

Beelitz: Das muss man sich sehr genau überlegen. Wenn man den "Student Prince" als Persiflage auf eine versunkene Zeit macht, dann interessiert das keinen mehr. Damit können Sie das Stück nur umbringen. Der andere Weg ist, diese Schmonzette so liebevoll zu nehmen wie sie nun mal ist und sie mit neuen Kräften und neuen Akzenten zu einem August-Ereignis zu machen.

STADTBLATT: Es gab schon mal eine Produktion des Zwinger3 auf dem Schloss: "Der arme Heinrich". Wäre es für Sie denkbar, ein Kinder- und Jugendstück in die Schlossfestspiele aufzunehmen?

Beelitz: Ich finde das wunderbar, denkbar ist sehr viel, aber nicht für immer weniger Geld! In diesem Jahr ist zum Beispiel die Miete für das Schloss um mehr als das Zehnfache gewachsen, weil es noch keine grundsätzliche Rahmenvereinbarung mit dem Land gibt.

STADTBLATT: Gibt es ein gastronomisches Angebot während der Festspiele?

Beelitz: Ja, wir werden in diesem Jahr den Einlass in den Schlosshof eine Stunde vor Vorstellungsbeginn haben, um den Zuschauern Gelegenheit zu geben, das Ambiente im Schloss zu genießen. Herr Schönmehl, der Pächter der Schlossgastronomie, wird ein Büffet anbieten und seine Terrasse wird geöffnet sein, so dass die Leute zur Einstimmung im Schlosshof essen und trinken können. Auch in der Pause und nach der Vorstellung wird es eine Bewirtung geben, für diejenigen, die dort verweilen möchten.

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Stand: 2. Juli 2002