Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 27 · 3. Juli 2002

Ernst Gund

CDU

Ein Lob der Schulstadt Heidelberg

Es ist Mode geworden - auch in Heidelberg - nach den Ergebnissen der PISA-Untersuchung in Katastrophenstimmung zu machen. Das ist bei uns durch nichts gerechtfertigt. Fast alle Forderungen, die jetzt in Berlin und bundesweit erhoben werden, sind bei uns bereits realisiert worden. Frau Oberbürgermeisterin Weber legt dem Gemeinderat gerne Berichte vor, wonach Heidelberg in Technologie und Ökologie, bei Wirtschaftsförderung und Existenzgründungen, bei Wohnattraktivität und Freizeitwert bundesweit mit die ersten Plätze belegt. Das gilt auch für unsere Schulen. Hierzu einige Kernaussagen:

  1. Heidelberg liegt in Baden-Württemberg, das im Ländervergleich am zweitbesten abgeschnitten hat.
  2. Innerhalb Baden-Württembergs hat es die höchste Übergangsquote auf das Gymnasium und dem Gymnasialzug der IGH, nämlich 54,4 Prozent, gefolgt von Baden-Baden mit 52,0 Prozent, Freiburg mit 49,3 Prozent, Tübingen mit 44,3 % und Stuttgart mit 42,3 Prozent. Mannheim liegt bei 35,2 Prozent.
  3. In Baden-Württemberg bestehen zentrale Abschlussprüfungen für alle Schularten. Das garantiert einen gemeinsamen Standard vom Main und Neckar bis an den Bodensee.
  4. Im Kurssystem der gymnasialen Oberstufe blieb Deutsch immer schriftliches Prüfungsfach.
  5. In Baden-Württemberg gilt für Klassenarbeiten und Klausuren aller Fächer, dass Verstöße gegen die Rechtschreibung zum Notenabzug führen. Die Zweitkorrektur bei den zentralen Prüfungen garantiert, dass dies auch eingehalten wird.
  6. Seit über 25 Jahren hat Heidelberg im Sekundarbereich das Angebot einer Ganztagesschule an der IGH im Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulzug.
  7. Für alle Kinder der Heidelberger Grundschulen besteht ein Ganztagesangebot mit Betreuung, Mittagessen und Hausaufgabenüberwachung, das von 30 Prozent der Eltern wahrgenommen wird.
  8. Heidelberg verfügt über ein 100-iges Angebot an Kindergartenplätzen.
  9. Heidelberg hat den höchsten Anteil an privaten Schulen in Baden-Württemberg, wenn nicht sogar bundesweit: vier Gymnasien, zwei Realschulen, eine Waldorfschule, eine französische Grundschule, eine christliche Grundschule und die freie Montessorischule.
  10. Heidelberg verfügt über ein umfangreiches Angebot an schulbegleitenden Einrichtungen: die größte Musik- und Singschule in Baden-Württemberg, eine Jugendkunstschule, die Kindersportschule KISS und viele Einrichtungen der freien Jugendhilfe bis hin zum Jugendhof.
  11. Heidelberg hat ein funktionierendes Beratungssystem bis hin zur AWO.
  12. Heidelberg bietet ein einmalig umfangreiches Sportangebot in den Vereinen wie Rugby, Hockey, Basketball, Schwimmen, Fechten, Tennis usw., wie erst neulich wieder die Sportlerehrung aufzeigte.

Der Gemeinderat hat schon lange vor PISA beschlossen, über alle Parteigrenzen hinweg, dass die Förderung der Schulen absolute Priorität genießt. Hier wurde nicht gespart, sondern aufgestockt. Während eine Nachbargemeinde das Angebot des Landes für eine Ganztageshauptschule ablehnte, hat Heidelberg gleich zwei Angebote wahrgenommen. Der Ganztagesbetrieb an der Geschwister-Scholl-Grundschule läuft bereits, an der Waldparkgrundschule wird er nächstes Jahr aufgenommen.

Im September 2002 beginnen zwei neue Schulangebote in Heidelberg, das Biotechnologische Gymnasium an der Marie-Baum-Schule und die Heidelberg International School, mit Englisch als Unterrichtssprache und einem Einzugsbereich, der den nordbadischen Raum umfasst. Der hohe Standard an Heidelberger Schulen ist sicher auch auf die Konkurrenz zwischen den öffentlichen und privaten Schulen zurückzuführen. Dies wird z. B. deutlich aus einem Bericht "Förderung der Lesekompetenz - Maßnahmen der Stadtbücherei", der auf der öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses am 19. Juni 2002 vorgelegt wurde.

Einige Zitate hieraus:

  • "Welche Schulen werden erreicht/nicht erreicht?
  • Fast alle Grundschulen kommen regelmäßig.
  • Die Gymnasien tauchen erst mit Klassen der Sekundarstufe II häufiger auf.
  • Etwas anders sieht es bei den freien bzw. privaten Gymnasien und Realschulen aus, die erstaunlicherweise deutlich häufiger in die Stadtbücherei kommen als die staatlichen.
  • Am deutlichsten fällt das Ergebnis bei den Hauptschulen aus: Fast alle kommen gar nicht in die Stadtbücherei."

Dies sollte uns zu denken geben. Es wird die Aufgabe aller Verantwortlichen sein, die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte Bildung, Betreuung und Erziehung aller unserer Kinder zu verbessern.

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass für Heidelberg das lebenslange Lernen kein Schlagwort ist, sondern in die Realität umgesetzt wurde. Als Ergänzung zu unserer hervorragenden Volkshochschule hat Heidelberg als erste Kommune in Deutschland die Akademie für Ältere geschaffen, deren Kurse und Veranstaltungen von über 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht werden. Durchschnittsalter: 71 Jahre. Sie alle kommen aus Interesse und Freude am Lernen. Das sollten wir auch unseren Kindern vermitteln können.

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Judith Marggraf

GAL

"Alles wird gut"

sagte der Kämmerer nach der Gemeinderatsdebatte um die finanzielle Situation des Karlstorbahnhofes. Ich glaube ihm das, sprachen doch in der Debatte alle von der unverzichtbaren Arbeit des Karlstorbahnhofes, waren sich alle einig, dass man helfen wolle und nannte die OB den Karlstorbahnhof sogar "eines meiner sehr geliebten Kinder". Hinter solche Aussagen kann man wirklich nur schwer wieder zurück. Warum ich mich dennoch über die ganze Debatte ärgere? Weil man Zeit und Ressourcen verschwendet um ein Gutachten einzuholen, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts anderes zutage fördern wird als das, was wir auch heute schon wissen.

Es ist ja nicht so, dass es die Probleme erst seit gestern gibt. Die Jahresabschlüsse und die Berichte der Wirtschaftsprüfer sind dem Beirat, in dem alle Parteien und auch die Kämmerei vertreten sind, bekannt, die Zahlen liegen auf dem Tisch, die Geschäftsführung des Karlstorbahnhofs hat Modellrechnungen vorgelegt. Kultur-, Haupt- und Finanzausschuss und jetzt auch der Gemeinderat haben über die Angelegenheit beraten. Warum noch ein zeit- und kostenaufwendiges Gutachten? Eine Erklärung sind die leisen und lauteren Zwischentöne in der Debatte: Da wird die Richtigkeit der Zahlen angezweifelt, da werden Vermutungen über noch höhere Schuldenstände angestellt, da wird verdächtigt, Gelder würden verschoben und sogar die Kompetenz der Geschäftsführerin in Zweifel gezogen - und warum? Weil eine Mehrheit nach wie vor der Meinung ist, Menschen, die mit Kultur zu tun haben, können nicht mit Geld umgehen. Ein Dank an den Kollegen Weirich von der CDU für die heftige verbale und mimische Bestätigung meiner dahingehenden Vermutung.

Was sonst noch dahinter steht? Dass Kultur geradeso wie Bildung von vielen als Sahnehäubchen verstanden wird, das man sich leistet, wenn sonst nichts zu tun oder zu finanzieren ist und es außerdem offensichtlich auch dem Machtbewusstsein förderlich ist, so arme Zuschussempfängerlein etwas zappeln zu lassen. Erinnern wir uns: Das Unterwegstheater hat man 10 Jahre zappeln lassen! Wünschen wir dem Karlstorbahnhof, dass es diesmal schneller geht.
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Dr. Ursula Lorenz

FWV

Jugendhalle

Der ausführliche Artikel der GAL in der RNZ vom 29./30.6.02 kann nicht unwidersprochen bleiben. Seit 1998 werden Anträge zur Schaffung einer "Mulifunktionalen Halle mit Minimalausstattung für selbstverwaltete Feiern der Jugendlichen" in den gemeinderätlichen Gremien behandelt. Für ein derartiges Projekt wurden 2001 2 Mill. DM bewilligt. Der Stadtverwaltung mangelnde Ernsthaftigkeit vorzuwerfen (so die GAL) entspricht schlicht nicht der Wahrheit. Zahlreiche Industriehallen wurden vom Jugendamt, dem Gebäudemanagement und Mitgliedern des Gemeinderates aus allen Fraktionen geprüft und leider nicht als realisierbar erkannt. Erheblicher Zeitaufwand hat den Ämtern Kapazitäten für andere (wichtigere?) Aufgaben zum Wohle der Kinder und Jugendlichen gebunden.

Ein Neubau wurde von den Jugendlichen als nicht romantisch genug nur unwillig geduldet und hat sich auch unter heutigen Finanzbedingungen als kaum realisierbar herausgestellt. Inzwischen spricht Lila Sax (Jugendrat) von einem Jugendzentrum mit vielen möglichen Funktionen. Dieses wurde niemals beschlossen.

Die Finanzen sind knapper geworden, Pisa zeigt, dass an ganz anderen Stellen Kräfte eingesetzt werden müssen. Die FWV schlägt vor, das Projekt Jugendhalle ruhen zu lassen, Pläne und Bauplatz am Harbigweg für die Zukunft vorbereitet zu lassen und die Hausaufgaben an den übrigen Jugendzentren zu erledigen. Hier gibt es reichlich dringende Arbeiten.

PS: Die GAL hat keinen einzigen brauchbaren Vorschlag gemacht.
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Margret Hommelhoff

FDP

Brückenstraße - zur Zeit bedrückende Stimmung

Drei Monate wird nun schon - oder besser gesagt erst - in der Brückenstraße gebaut. Anfangs war die Stimmung der Anwohner und Geschäftsleute noch recht hoffnungsfroh. Hatte man doch den Eindruck, dass die Baumaßnahme zügig voran schreitet und die Kunden zu Fuß oder per Fahrrad weiterhin kommen. Inzwischen herrscht "tote Hose" in der Brückenstraße. Vielleicht liegt es an der Erweiterung der Baustelle auf die Einmündung Mönchhofstraße am Mönchhofplatz (hier kann man von Norden her nicht mehr einbiegen und wird schon vorher umgeleitet), dass immer weniger Kunden kommen. Vielleicht hat auch der Streik der Bauarbeiter dazu beigetragen, dass die Geschäftsleute die Köpfe hängen lassen. Sie reduzieren die Öffnungszeiten und versuchen, mit möglichst wenig Angestellten über die Runden zu kommen. Erfreulicherweise lockern einige Gaststätten abends den Baustellenanblick etwas auf und stellen ihre Stühle und Tische auf freie Stellen, um Gäste zum Umtrunk unter freiem Himmel anzulocken. Am 20. Juli wird das Sommerfest und damit auch das Bergfest der Baumaßnahme in der Brückenstraße gefeiert, vielleicht ein Anlass, um wieder etwas hoffnungsvoller in die Zukunft zu schauen.
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Dr. Hannelis Schulte

Linke Liste / PDS

Jugendhof in Rohrbach

Im Stadtblatt Nr. 26 hat Frau Dr. Lorenz ein gutes Wort für den Jugendhof eingelegt. Wenn sie schreibt, dass der Antrag der FWV, gestützt von den Heidelbergern, von allen anderen Fraktionen abgelehnt worden sei, so ist das korrekt, aber missverständlich. Denn ich habe für die LL/PDS mit JA gestimmt und selber den Antrag auf zusätzliche 10.000 ¤ eingebracht, damit der Schuppen für Holzarbeiten ein festes Dach bekommen kann - statt der jetzigen Zeltplane. Leider fand auch mein Antrag keine Mehrheit. Dabei verdient der Jugendhof unsere volle Unterstützung. Großstadtkinder kennen unsere Lebensmittel fast nur noch als abgepackte Ware. Was für ein Erlebnis, einmal selber Apfelmost zu bereiten und zu schmecken! Welche Wohltat, den Nachmittag im Freien zu verbringen und mit Hunden, Hühnern, Ziegen und Pferden umzugehen oder Holz nach Lust und Laune zu bearbeiten! Und das soll Ihnen genommen werden?
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat

CDU:

Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: CDU-GR-Fraktion-HD@t-online.de

SPD:

Bergheimer Straße 88, 69115 Heidelberg
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: SPD-Fraktion-Heidelberg@t-online.de

GAL:

Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de,
Internet: www.gal-heidelberg.de

"Heidelberger":

Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de

FWV:

Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de

FDP:

Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13

PDS:

Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

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Stand: 2. Juli 2002