Ausgabe Nr. 27 · 5. Juli 2000 |
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Das Herz des Blockheizkraftwerks: Im Klärwerk Süd in Wieblingen verwandeln seit kurzem zwei 12 Zylinder-Motoren Klärgas in Strom und Wärme. (Foto: Rothe) |
Garantiert geruchloser Strom |
Erstes Klärgas-BHKW in Heidelberg entstand in Kooperation zwischen Abwasserzweckverband
und Stadtwerken Das erste Klärgas-Blockheizkraftwerk (BHKW) ging vergangene Woche in Heidelberg in Betrieb. Mit der Verwertung von zwei Millionen Kubikmeter Klärgas, die jährlich im Klärwerk beim Reinigungsprozess entstehen, werden pro Jahr über 270 Tonnen Kohlendioxid (CO2) weniger an die Umwelt abgegeben. Zwei Gründe sprechen für den Bau des Klärgas-BHKWs: die für den Abwasserzweckverband Heidelberg (AZV) und die Stadtwerke Heidelberg AG (SWH) wirtschaftlich lukrative Möglichkeit, das Klärgas zu verwerten und der bedeutende Beitrag zur Nutzung von erneuerbaren Energieträgern für die Stromerzeugung. "Das Bessere ist der Feind des Guten", wies Heinz Knoll, Technischer Vorstand bei den Stadtwerken, bei der Einweihung darauf hin, dass schon lange Jahre das Klärgas zu einem Teil zur Erzeugung von Heiz- und Prozessdampf bei den Stadtwerken im Heizwerk West im Pfaffengrund sinnvoll genutzt wurde. Jetzt werde daraus zusätzlich regenerativer Strom gewonnen. Das BHKW auf dem Gelände des Klärwerks Süd in Wieblingen liefert jährlich etwa vier Millionen Kilowattstunden Strom. Das reicht aus, um über 1.000 Haushalte zu versorgen. Klärgas zählt zu den regenerativen Energien, weil es im Wesentlichen aus Biomasse im Klärprozess entsteht. Somit zählt der Strom zu dem CO2-frei erzeugten regenerativen Strom, vergleichbar mit dem aus Photovoltaik-Anlagen. Damit werden die Stadtwerke im Jahr 2000 ihre rein regenerative Stromerzeugung mehr als verdoppeln. Die Energie wird ins Netz der Stadtwerke eingespeist, mit der Abwärme werden die Faultürme und das Betriebsgebäude des Abwasserzweckverbandes beheizt. Um die Betriebssicherheit der Anlage zu erhöhen, wurde die Leistung auf zwei BHKW-Module aufgeteilt. Um die Lärmemissionen so niedrig wie möglich zu halten, wurden den Modulen jeweils eine Schallschutzhaube übergezogen. Außerhalb des Gebäudes ist von den beiden 12-Zylinder-Motoren nichts mehr zu hören. Die Zuluftöffnungen für die Verbrennungsluft wurden mit Ansaugschalldämpfern versehen, die Abgasgeräusche werden durch doppelte Schalldämpferanlagen reduziert. Seit 40 Jahren gibt es zwischen dem Abwasserzweckverband Heidelberg und der Stadtwerke Heidelberg AG einen Vertrag über die Lieferung von Klärgas aus dem Klärwerk Süd für die Dampferzeugung im Heizwerk der Stadtwerke im Stadtteil Pfaffengrund. Da aber das Dampfnetz auf Grund der relativ hohen Wärmeverluste und des hohen Betriebsaufwandes unwirtschaftlich ist, haben die Stadtwerke die Umstellung auf Warmwasser eingeleitet. Es ist abzusehen, dass im Jahre 2001 die Dampfversorgung im Pfaffengrund ganz eingestellt werden kann. Um das Klärgas aber weiterhin sinnvoll zu nutzen, entschied sich der Abwasserzweckverband für den Bau eines Blockheizkraftwerkes. Am 4. Oktober 1999 wurde ein Contracting-Vertrag unterschrieben. Er sieht vor, dass die Fernwärme-Experten der SWH neben Planung und Bau auch den Betrieb und die Wartung des BHKWs übernehmen. "Wir haben das Projekt öffentlich ausgeschrieben und die Stadtwerke waren der günstigste Bieter", betonte der Verbandsvorsitzende und Erste Bürgermeister, Prof. Dr. Joachim B. Schultis. Nach nur sechs Monaten Bauzeit ging das 1,7 Millionen Mark teure Blockheizkraftwerk in Betrieb. Die Stadtwerke Heidelberg betreiben noch weitere Blockheizkraftwerke, unter anderem im Hallenbad Köpfel, in der neuen Wohnanlage auf dem ehemaligen Gelände der alten Stadtgärtnerei und in der Olympiahalle der Nachbargemeinde Nussloch. BHKWs sind besonders wirkungsvolle Energielieferanten, da sie gleichzeitig Strom und Wärme liefern. Der Gesamtwirkungsgrad liegt bei knapp 90 Prozent und ist damit wesentlich höher als bei konventionellen Kraftwerken. |
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