Thema der Woche

Ausgabe Nr. 27 · 5. Juli 2000



Das Betreuungsangebot der Stadt macht es möglich: Nach dem Unterricht können Grundschüler in ihrer Schule bleiben, werden von pädagogischen Fachkräften betreut, erhalten Unterstützung bei den Hausaufgaben und, falls gewünscht, ein Mittagessen. (Foto: Rothe)

Vor und nach dem Unterricht gesicherte Betreuung

Gemeinderat beschloss Betreuungsangebote für Grundschüler am Morgen und am Nachmittag


Heidelberger Eltern von Grundschulkindern haben ab dem neuen Schuljahr im September die Möglichkeit, ihr Kind vor und nach dem Unterricht einer fachmännischen Betreuung an der jeweiligen Schule zu überlassen. Eltern und Alleinerziehende erhalten damit endlich die Planungssicherheit, die es ihnen leichter macht, Beruf und Kinder "unter einen Hut zu bringen".

Der Gemeinderat hat dies in seiner Sitzung am 29. Juni entschieden. Der von der Stadtverwaltung vorgelegte Entwurf sieht vor, dass die Stadt Heidelberg vor dem Unterricht eine Betreuung zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr anbietet. Nach dem Unterricht ab 12 Uhr bis maximal 15 Uhr wird ebenfalls eine Betreuung angeboten. Zwischen sieben verschieden langen Angebotsformen kann man wählen. Auf Wunsch gibt es für den Nachwuchs in dieser Zeit auch einen Mittagstisch und/oder Hausaufgabenbetreuung.

Verlässliche Grundschule
Da das Land Baden-Württemberg mit der Einführung der verlässlichen Grundschule innerhalb der Schulzeit am Vormittag eine Betreuung garantiert, auch wenn beispielsweise der Klassenlehrer wegen Krankheit ausfällt, können Eltern jetzt auf sicherer Grundlage für die Zeit zwischen maximal 7.30 Uhr und 15 Uhr planen. Gerade berufstätigen Paaren oder Alleinerziehenden kommt diese neue Regelung entgegen. Auch die Kinder profitieren, denn nun entfällt eine oftmals wechselnde Betreuung. Zudem gibt ihnen die klare Regelung ein Gefühl der Sicherheit.

Kosten
Die Betreuung kostet Geld, die Elternbeiträge sind nach Einkommensstufen gestaffelt (siehe Tabelle). Wer nur morgens zwischen 7.30 und 8.30 Uhr Betreuung für sein Kind wünscht, zahlt, je nach Einkommen zwischen 20 und 60 Mark im Monat. Wer für diese Stunde und den maximalen Zeitraum am Nachmittag zwischen 12 und 15 Uhr Betreuung wünscht, zahlt 110 Mark in der niedrigsten Einkommensstufe und 330 Mark in der höchsten. Der Elternbeitrag erhöht sich in der Zeit zwischen 13 und 14 Uhr, da das Land für diese Stunde keine Fördermittel mehr gibt.

Kürzere Betreuung ist natürlich auch möglich, wie aus der Tabelle deutlich wird. Die Beiträge fallen für 10 Monate im Jahr an. Für ein Mittagessen müssen zur Zeit 4,90 Mark pro Mahlzeit bezahlt werden. Die Stadt stützt die Betreuung mit einem Zuschuss von über einer Million Mark im ersten Jahr, vom Land kommen weitere Finanzmittel in Höhe von etwa 948.000 Mark.

Die Betreuung übernimmt päd-aktiv. Der Verein war schon in den Jahren zuvor für die Kernzeitbetreuung an Heidelberger Schulen verantwortlich, die mit der neuen Regelung entfällt. "Wir sind mit unserem Team für diese große neue Aufgabe gerüstet", versichert Geschäftsführerin Susanne Meyer. Für die Betreuungsstunden vor allem zwischen 12 und 14 Uhr sucht sie noch pädagogische Fachkräfte zur Unterstützung.

Grundlage des von der Stadtverwaltung ausgearbeiteten Betreuungsangebots war eine Befragung der Eltern von Grundschulkindern im Frühjahr. Sie ergab, dass rund 69 Prozent eine Betreuung über die durch die verlässliche Grundschule garantierten Zeiten hinaus wünschten. Vor allem am Nachmittag bestand Interesse an Betreuung. Da die Eltern auch für die Ferien Betreuungsbedarf signalisierten, will die Stadtverwaltung in einem zweiten Schritt im Frühjahr 2001 Vorschläge für eine Regelung erarbeiten.

Ermäßigung
Eine Ermäßigung wird gewährt, wenn Geschwister eine andere anerkannte Heidelberger Kindertageseinrichtung besuchen. Empfänger von Sozialhilfe sind beitragsfrei. Familien mit geringem Einkommen können beim Jugendamt der Stadt Heidelberg einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.

Information
In diesen Tagen erhalten alle Eltern von Grundschulkindern in Heidelberg einen Brief der Oberbürgermeisterin, in dem alle Einzelheiten des Betreuungsangebotes aufgeführt sind. Der Brief wird an allen Schulen an die Kinder zur Mitnahme nach Hause ausgegeben. Weitere Auskünfte erhält man bei Thomas Raab vom Kinder- und Jugendamt, Telefon 06221/58-3766, und bei Jürgen Lampert vom Schulverwaltungsamt, Telefon 06221/58-3204.

Anmeldung
Ebenfalls über die Schulen wird in diesen Tagen eine Elterninformation von päd-aktiv an die Kinder ausgegeben. Sie enthält neben Informationen zur Betreuung auch ein Anmeldeformular für das kommende Schuljahr. Diese Anmeldung muss im jeweiligen Schulsekretariat möglichst umgehend abgeben werden. Je früher Schulen und päd-aktiv über die Zahl der teilnehmenden Kinder Bescheid wissen, desto besser lässt sich die Umsetzung vorbereiten. (neu)
   

Oberbürgermeisterin
Beate Weber

"Starke Nachfrage"

"Es gibt in Heidelberg eine starke Nachfrage nach Betreuung für Grundschulkinder vor und besonders nach dem Unterricht. Das hat die von der Stadtverwaltung kürzlich durchgeführte Elternbefragung ergeben. Ich freue mich, dass der Gemeinderat jetzt auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen hat, dem Wunsch vieler Eltern nach einer gesicherten Betreuung auch außerhalb der Schulzeiten nachzukommen. Mit unserem Betreuungsangebot über die Zeit des Verlässlichen Grundschulenunterrichts hinaus berücksichtigen wir eine seit geraumer Zeit festzustellende Veränderung in der Gesellschaft: Es gibt immer mehr Paare mit Kindern oder Alleinerziehende, die arbeiten wollen oder müssen. Unsere Betreuung vor und nach der Schule mit, falls gewünscht, Mittagessen und/oder Hausaufgabenbetreuung gibt ihnen die Sicherheit, dass Beruf und Kinder miteinander zu vereinbaren sind, ohne dass jemand darunter zu leiden hat."

OB Beate Weber
   

Herta Clermont

"Wichtiger Schritt"

"Die verlässliche Grundschule und die von der Stadt Heidelberg übernommene Betreuung vor und nach den Unterrichtszeiten ist für Eltern ein wichtiger Schritt zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Angestrebt wird weiterhin ein Gesamtkonzept für Unterricht und kostenloser Betreuung seitens des Landes mit ausreichender Lehrerversorgung. Wir würden uns freuen, wenn das Land und die Stadt bei der Ausgestaltung der verlässlichen Grundschule und den zusätzlichen Betreuungszeiten weiter flexibel wären.

Päd-aktiv ist Eltern und Kindern aus der Kernzeitbetreuung als zuverlässiger Partner bekannt. Unser Wunsch ist es, dass die Betreuungszeiten kundenorientiert an dem tatsächlichen Betreuungsbedarf angepasst sind. Das heißt, wenn ein Kind nur an zwei Wochentagen Betreuung benötigt, sollten auch nur diese zwei Tage bezahlt werden müssen. Wir hoffen auf ein konstruktives Zusammenwirken bei der Gestaltung, und dass die Chance für positive Veränderungen im Schullalltag genutzt wird."

Herta Clermont, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats an Heidelberger Schulen
   

Elternbeiträge für die Betreuung in den verschiedenen Einkommensstufen

In der Zeit zwischen 8.30 Uhr und 12.05 Uhr (in der Fröbelschule zwischen 8 Uhr und 11.15) wird eine Betreuung der Kinder bei Unterrichtsausfall durch die jeweilige Schule gewährleistet.

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Stand: 4. Juli 2000