Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 25 · 18. Juni 2003



Ein Eindruck von den Proben zu "Pinocchio" im Englischen Bau mit Manuel Schnee als Pinocchio und Sigrid Meßner als Pauline. (Foto: Rothe)

Mit Pinocchio ins Schloss

Das Kinder- und Jugendtheater ist erstmals bei den Schlossfestspielen vertreten


Der langgehegte Wunsch des Zwinger 3, bei den Schlossfestspielen dabei zu sein, geht in diesem Jahr in Erfüllung. "Pinocchio" nach Carlo Collodi konnte kurzfristig als zusätzliche Produktion in den Spielplan aufgenommen werden. Am Sonntag, 22. Juni, um 17 Uhr ist Premiere im Englischen Bau.

Es wird eine spannende Aufführung: Gastregisseur Titus Georgi arbeitet mit Hochdruck an der Freiluft-Aufführung, die auf einer Arena-artigen Bühne im Englischen Bau stattfinden wird. "In dem Kulissenaufbau der "Bettleroper" mit drei Ebenen lässt sich die Geschichte gut erzählen", sagt der junge Regisseur. Er ist begeistert von dem "Wesen aus Holz, dass sich ein eigenes Leben erkämpft und mit ungeheurer anarchischer Kraft durch die Welt zieht!"

In der Fassung von Wolf-Dietrich Sprenger wurde dem hölzernen Buschen mit dem Mädchen Pauline eine Freundin zur Seite gestellt, die mit ihm gemeinsam die Welt entdeckt und die Abenteuer besteht. Doch wenn es richtig brenzlig wird, ist da auch noch die "Fee mit den blauen Haaren". Mit ihrem Zauber hilft sie den Kindern nicht nur immer wieder aus der Patsche, sondern gibt auch die entscheidenden Impulse zum Nachdenken über sich und die Welt, was letztendlich eine Verwandlung der mechanischen Puppe erst ermöglicht. So kann schließlich Pinocchios größter Wunsch, ein richtiger Junge zu werden, in Erfüllung gehen. Doch das Ende der Geschichte bleibt offen: "Wir lassen dem Jungen "Pinocchio" ein Stück von seiner kreativen Wildheit", sagt Georgi.

"Pinocchio" von Carlo Collodi gehört zu den Klassikern der Kinderweltliteratur. Das Stück entstand im 19. Jahrhundert zu einer Zeit, in der man sich zum ersten Mal mit dem Thema Kindheit im Gegensatz zur Erwachsenenwelt beschäftigte. Es ist geprägt von der Aufbruchstimmung der Industrialisierung, einer Zeit, in der Marionetten und der mechanische Mensch ein großes Thema waren. Collodi war Satiriker und Herausgeber von Schulbüchern und Zeitungen, in denen "Pinocchio" zunächst als Episoden-Erzählung erschien und seine ersten großen Erfolge erlebte.

"Die Geschichte von "Pinocchio" passt prima zu unserem Spielzeitthema "Geheime Welten" und ist eine gute Überleitung zur nächsten Spielzeit, in der alles ums Thema "Einzelgänger" kreisen wird", sagt Lorenz Hippe, Dramaturg am Zwinger 3. Nach der Premiere am 22. Juni gibt es Schulvorstellungen am Donnerstag, 26. Juni, und am 1., 2., 3., 7. und 8. Juli jeweils um 9.30 Uhr sowie Familienvorstellungen am Sonntag, 6. und 20. Juli, jeweils um 17 Uhr.

Kartenreservierungen sind bei Heidelberg Ticket, Theaterstraße 4, montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr oder unter Telefon 58-2000 möglich. (doh)

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Drama im Jugendstilbad

Das Theater der Stadt mit "Caligula" im Alten Hallenbad


Ein besonderes Theaterereignis erwartet das Publikum noch in dieser
Spielzeit. Das Alte Hallenbad in der Poststraße wird bis zum 7. August zum Schauplatz für Albert Camus' "Caligula". Die Inszenierung von Wolfgang Maria Bauer hat am Sonntag, 22. Juni, um 20 Uhr Premiere.

Mit dem Tod seiner Schwester und Geliebten Drusilla wird der junge römische Kaiser Caligula, der bis dahin ein gerechter Regent gewesen ist, zum ersten Mal schmerzhaft mit dem Tod konfrontiert. In grenzenloser Selbstüberschätzung macht er daraufhin sich selbst zum Maß allen Lebens. Durch seine zerstörerische Wut über die Unzulänglichkeit der menschlichen Existenz nivelliert er alles rings um sich, doch nur, um am Ende zu erkennen: es ist unmöglich, alles zu vernichten, ohne sich selbst mit zu zerstören.

Gegen ihn stehen zwei Männer, die seine Gedanken verstehen, aber nicht teilen: der Dichter Scipio, für den der Tod nichts Absurdes, sondern ein Teil des Lebens ist und der Patrizier Cherea, der leben und glücklich sein will. - Albert Camus, der französische Schriftsteller und Philosoph, hat mit "Caligula" eine der großen Theater-Figuren des 20. Jahrhunderts geschaffen, die die Frage nach dem Sinn des Lebens radikal stellt. Caligula verkörpert in extremer Zuspitzung die Maßlosigkeit des modernen Menschen.

Die Jugendstilkulisse des Alten Hallenbades bietet eine ideale Atmosphäre für die Inszenierung von "Caligula". Bevor das Schwimmbad in den nächsten Jahren zum Freizeitparadies umgestaltet wird, fügen sich Architektur und Stück ironisch zusammen, wenn der letzte Satz des Stückes erklingt: "Noch lebe ich!" Nach der Premiere am Sonntag, 22. Juni, sind weitere Vorstellungen am Mittwoch, 25., Samstag, 28. und Montag, 30. Juni, jeweils um 20 Uhr. Kartenreservierungen über Heidelberg Ticket, Theaterstraße 4, unter Telefon 58-2000. (doh)

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Stand: 17. Juni 2003