Umfrage unter Besucherinnen und Besuchern der Stadtbücherei ergab positive
Bewertungen
Im letzten Jahr führte die Stadtbücherei Heidelberg in ihrer Hauptstelle
in der Poststraße 15 eine umfangreiche Besucherumfrage durch. Deren Ergebnisse
präsentierten jetzt Oberbürgermeisterin Beate Weber, Regine Wolf-Hauschild,
Leiterin der Stadtbücherei, sowie Vertreter des beauftragten Instituts.
Grund für die Umfrage ist ein Rückgang der Besucherzahlen in der Stadtbücherei,
dessen Ursachen über die Befragung herausgefunden werden sollten. So kamen im
Jahr 2000 über 700.000 Personen in die Haupt- und Zweigstellen sowie dem Bücherbus
der Stadtbücherei, rund 16.000 weniger als im Vorjahr. Allerdings stieg die
Zahl der Entleihungen um etwa 5.000 auf rund 1.113.000. Und auch das Angebot an Medien
entwickelte sich positiv: Über 224.000 Bücher, CDs, Spiele, Kassetten und
anderes mehr standen im Jahr 2000 zur Nutzung bereit, über 4.200 mehr als im
Jahr zuvor.
Die wichtigsten Ergebnisse
Es wurden 410 aktive Besucher direkt befragt und 56 ehemalige Besucher erklärten
in Telefon-Interviews, warum sie die Bücherei nicht mehr nutzten und was sie
bewegen könnte, wiederzukommen.
Die Gesamtzufriedenheit mit den Leistungen der Stadtbücherei
wird mit der Note "gut" (2,1) bewertet. Für Kompetenz und Freundlichkeit
der Mitarbeiter/innen wird sogar insgesamt die Note 1,9 vergeben.
Es gibt einen hohen Anteil an Stammpublikum: 16 Prozent der
Besucher/innen kommen mehrmals pro Woche, 36 Prozent einmal pro Woche und 35 Prozent
einmal im Monat.
Die Besucher/innen haben einen überdurchschnittlichen
Bildungsgrad: 71,8 Prozent haben die allgemeine Hochschulreife, 48,6 Prozent einen
Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. 12 Prozent sind Selbständige.
Die meisten Besucher der Hauptstelle kommen am späten
Nachmittag oder Abend, davon 33 Prozent am liebsten zwischen 18 und 20 Uhr. 25 Prozent
wünschen Öffnungszeiten bis 22 Uhr, fast 69 Prozent wünschen sich,
dass die Bücherei auch montags geöffnet ist.
Insgesamt wurden Bestand und Bestandsvielfalt mit "gut
bis befriedigend" bewertet.
Ein Großteil der Besucher wünscht sich Möglichkeiten der Online-Recherche
(61,1 Prozent) und des Ausleihens von Videos/DVD (72,3 Prozent).
Die telefonische Befragung ehemaliger Nutzer/innen ergab, dass diese durch
ein aktuelleres Angebot (58,9 Prozent) sowie günstigere Öffnungszeiten
(23,2 Prozent) bewegt werden könnten, wieder in die Stadtbücherei zu kommen.
Insgesamt erhielt die Stadtbücherei die Gesamtnote "gut". Dennoch
haben sich die Zahlen der 26- bis 45-jährigen Vollzahler (Inhaber einer nicht
ermäßigten Büchereicard) nicht so entwickelt, wie es von der Bücherei
gewünscht wurde. Daher hat das beauftragte Institut nach einer Analyse Maßnahmen
formuliert, die dieser Entwicklung entgegenwirken könnten.
Empfehlungen
In ihrem Abschlussbericht empfehlen Dr. Niclas Schaper vom Psychologischen Institut
der Universität Heidelberg und die Studenten Christine Stamatis und Oliver Werner
der Stadtbücherei, besonderen Wert auf
- Größe und Aktualität der Bestände zu legen,
- möglichst viele Medien verfügbar zu halten,
- Angebote wie Online-Recherche, DVD und Video gegen Zusatzgebühr einzuführen
sowie
- die Öffnungszeiten kritisch zu überprüfen.
Für Qualität sind die Stadtbüchereinutzer sogar bereit, mehr Geld
auszugeben. So ergab die Umfrage auch, dass eine große Mehrheit der Besitzer
einer Büchereicard bereit sind, einen um fünf bis zehn Mark höheren
Jahresbeitrag zu akzeptieren, um die Vielfalt des Angebots zu erhalten. (ck/neu)
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Was man so alles in und von der Stadtbücherei erwarten kann
Über 220.000 Bücher, CDs und CD-ROMs, Spiel und Literaturkassetten, mehr
als 620 Zeitschriften und Zeitungen im Abonnement, Internetanschluss, Veranstaltungsräume,
Ausstellungen, Führungen und Kurse: Wissbegierige finden in der Stadtbücherei
viele Mittel und Wege, ihren Horizont zu erweitern.
Dazu muss man nicht einmal die Hauptstelle in der Poststraße 15 aufsuchen.
Auf dem Emmertsgrund, Forum 1, und in der IGH, Baden-Badener Straße 14, befinden
sich Zweigstellen. Außerdem gibt es eine mobile Filiale, den Bücherbus.
Vollbepackt mit Lesenswertem fährt er an fünf Tagen in der Woche acht Stadtteile
an.
Seit kurzem bietet die Stadtbücherei in der Hauptstelle fünf Computer mit
Internetanschluss zum Surfen an. Wer lieber am Computer als in Büchern und Zeitschriften
recherchiert, kann zahlreiche CD-ROMs nutzen. Selbstverständlich kann man sich
auch im Internet über das Angebot der Stadtbücherei informieren. Und für
die Zukunft plant man auch die Aufnahme von Filmen im DVD-Format ins Angebot. Erfrischungen
zwischen lange Leseperioden bietet das Cafe an, in dem man auch bequem die deutschen
und internationalen Zeitungen und Zeitschriften studieren kann.
Veranstaltungen, Ausstellungen, Führungen und Kurse vervollständigen das
Angebot. Die Lesereihe unter dem Motto "Übersetzer haben das Wort"
geht am 28. Juni zu Ende. Elke Wehr stellt den neuen Roman "Schwarzer Rücken
der Zeit" und andere Werke von Javier Marias vor. Vom 2. bis 28. Juli kann man
auf der Galerie die Wanderausstellung "Meine Bildung. Meine Zukunft." zur
Bedeutung des Schulbuchs und moderner Lernmedien besuchen. Und regelmäßig
finden Internet-Schulungen statt, damit man sich als Laie im weltweiten Netz nicht
verheddert.
Dass dieses Serviceangebot nicht unbedingt Standard in öffentlich zugänglichen
Büchereien ist, zeigt der Bibliotheksindex 1999. Bei diesem ersten nationalen
Bibliotheksranking hatten sich 107 Einrichtungen beteiligt. In der Kategorie Kundenorientierung
belegte die Stadtbücherei Platz 1, in der Gesamtwertung Platz 2.
Öffnungszeiten
Geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 20 Uhr, Samstag, 10 bis 16 Uhr. Mehr
über die Angebote der Stadtbücherei gibt es im Internet: www.heidelberg.de/stadtbuecherei. (neu) |
Regine Wolf-Hauschild, Leiterin der Stadtbücherei, zum Ergebnis der Umfrage
1. |
Wie beurteilen Sie die Ergebnisse der Umfrage und welche Konsequenzen ziehen Sie
daraus? |
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Wolf-Hauschild: Ich bin sehr zufrieden mit dem guten Ergebnis bei der Kundenzufriedenheit
und hocherfreut über die gute Note bei der Freundlichkeit und Kompetenz des
Personals. Dass unsere Kunden anerkennen, daß ein qualitätvolles und vielfältiges
Angebot seinen Preis hat, für den auch mehr bezahlt werden würde, ist für
uns ein Zeichen, daß wir unsere Gebührenkalkulation noch verfeinern können,
aber zuerst wollen wir die EURO-Umstellung bewältigen. Wir haben deutliche Hinweise,
dass wir künftig DVDs anbieten müssen, darin sind uns andere Bibliotheken
voraus. Unser Hauptgeschäft ist die Vermittlung von Büchern und dabei soll
es auch bleiben, denn Urteilsfähigkeit und Lesefähigkeit hängen zusammen
und Lesen ist leichter zu lernen im Buch als am Bildschirm. Wir werden unser Angebot
erweitern und sorgen dafür, dass wir immer genügend Bücher im Regal
haben. Daher sind wir froh, dass der Gemeinderat den Medienetat in den letzten Jahren
wieder erhöht hat. |
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2. |
Wie muss nach Ihrer Ansicht eine moderne Bibliothek aussehen? |
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Wolf-Hauschild: Na ja, es wäre jetzt leicht zu sagen, "so wie die
Heidelberger Stadtbücherei", denn wir sind auf der Höhe der Zeit.
Eine moderne Bibliothek muss aktuell sein und das heißt, nicht nur Bücher
zu haben, die aktuell im Gespräch sind. Sie braucht ansprechende, anregende
Architektur, sie muss inhaltlich Informationen aufbereiten, Inhalte in neuen Formen
präsentieren, auf Verborgenes aber Exquisites hinweisen, Phantasie ausstrahlen
und animieren, auf Kinder erzieherisch und anregend wirken. Ich denke, die Befragung
hat gezeigt, dass wir in unseren Leistungen da schon viel machen. |
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