Thema der Woche

Ausgabe Nr. 25 · 20. Juni 2001



Hier lässt es sich lesen: Blick in die Hauptstelle der Stadtbücherei in der Poststraße 15.

Note 1,9 für Kompetenz und Freundlichkeit

Umfrage unter Besucherinnen und Besuchern der Stadtbücherei ergab positive Bewertungen


Im letzten Jahr führte die Stadtbücherei Heidelberg in ihrer Hauptstelle in der Poststraße 15 eine umfangreiche Besucherumfrage durch. Deren Ergebnisse präsentierten jetzt Oberbürgermeisterin Beate Weber, Regine Wolf-Hauschild, Leiterin der Stadtbücherei, sowie Vertreter des beauftragten Instituts.

Grund für die Umfrage ist ein Rückgang der Besucherzahlen in der Stadtbücherei, dessen Ursachen über die Befragung herausgefunden werden sollten. So kamen im Jahr 2000 über 700.000 Personen in die Haupt- und Zweigstellen sowie dem Bücherbus der Stadtbücherei, rund 16.000 weniger als im Vorjahr. Allerdings stieg die Zahl der Entleihungen um etwa 5.000 auf rund 1.113.000. Und auch das Angebot an Medien entwickelte sich positiv: Über 224.000 Bücher, CDs, Spiele, Kassetten und anderes mehr standen im Jahr 2000 zur Nutzung bereit, über 4.200 mehr als im Jahr zuvor.

Die wichtigsten Ergebnisse
Es wurden 410 aktive Besucher direkt befragt und 56 ehemalige Besucher erklärten in Telefon-Interviews, warum sie die Bücherei nicht mehr nutzten und was sie bewegen könnte, wiederzukommen.

Die Gesamtzufriedenheit mit den Leistungen der Stadtbücherei wird mit der Note "gut" (2,1) bewertet. Für Kompetenz und Freundlichkeit der Mitarbeiter/innen wird sogar insgesamt die Note 1,9 vergeben.

Es gibt einen hohen Anteil an Stammpublikum: 16 Prozent der Besucher/innen kommen mehrmals pro Woche, 36 Prozent einmal pro Woche und 35 Prozent einmal im Monat.

Die Besucher/innen haben einen überdurchschnittlichen Bildungsgrad: 71,8 Prozent haben die allgemeine Hochschulreife, 48,6 Prozent einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. 12 Prozent sind Selbständige.

Die meisten Besucher der Hauptstelle kommen am späten Nachmittag oder Abend, davon 33 Prozent am liebsten zwischen 18 und 20 Uhr. 25 Prozent wünschen Öffnungszeiten bis 22 Uhr, fast 69 Prozent wünschen sich, dass die Bücherei auch montags geöffnet ist.

Insgesamt wurden Bestand und Bestandsvielfalt mit "gut bis befriedigend" bewertet.

Ein Großteil der Besucher wünscht sich Möglichkeiten der Online-Recherche (61,1 Prozent) und des Ausleihens von Videos/DVD (72,3 Prozent).

Die telefonische Befragung ehemaliger Nutzer/innen ergab, dass diese durch ein aktuelleres Angebot (58,9 Prozent) sowie günstigere Öffnungszeiten (23,2 Prozent) bewegt werden könnten, wieder in die Stadtbücherei zu kommen.

Insgesamt erhielt die Stadtbücherei die Gesamtnote "gut". Dennoch haben sich die Zahlen der 26- bis 45-jährigen Vollzahler (Inhaber einer nicht ermäßigten Büchereicard) nicht so entwickelt, wie es von der Bücherei gewünscht wurde. Daher hat das beauftragte Institut nach einer Analyse Maßnahmen formuliert, die dieser Entwicklung entgegenwirken könnten.

Empfehlungen
In ihrem Abschlussbericht empfehlen Dr. Niclas Schaper vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg und die Studenten Christine Stamatis und Oliver Werner der Stadtbücherei, besonderen Wert auf

  • Größe und Aktualität der Bestände zu legen,
  • möglichst viele Medien verfügbar zu halten,
  • Angebote wie Online-Recherche, DVD und Video gegen Zusatzgebühr einzuführen sowie
  • die Öffnungszeiten kritisch zu überprüfen.

Für Qualität sind die Stadtbüchereinutzer sogar bereit, mehr Geld auszugeben. So ergab die Umfrage auch, dass eine große Mehrheit der Besitzer einer Büchereicard bereit sind, einen um fünf bis zehn Mark höheren Jahresbeitrag zu akzeptieren, um die Vielfalt des Angebots zu erhalten. (ck/neu)


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Bücher mobil: der Bücherbus fährt regelmäßig acht Stadtteile an. (Fotos: Rothe)

Information. Lesen. Lernen. Unterhaltung.

Was man so alles in und von der Stadtbücherei erwarten kann


Über 220.000 Bücher, CDs und CD-ROMs, Spiel und Literaturkassetten, mehr als 620 Zeitschriften und Zeitungen im Abonnement, Internetanschluss, Veranstaltungsräume, Ausstellungen, Führungen und Kurse: Wissbegierige finden in der Stadtbücherei viele Mittel und Wege, ihren Horizont zu erweitern.

Dazu muss man nicht einmal die Hauptstelle in der Poststraße 15 aufsuchen. Auf dem Emmertsgrund, Forum 1, und in der IGH, Baden-Badener Straße 14, befinden sich Zweigstellen. Außerdem gibt es eine mobile Filiale, den Bücherbus. Vollbepackt mit Lesenswertem fährt er an fünf Tagen in der Woche acht Stadtteile an.

Seit kurzem bietet die Stadtbücherei in der Hauptstelle fünf Computer mit Internetanschluss zum Surfen an. Wer lieber am Computer als in Büchern und Zeitschriften recherchiert, kann zahlreiche CD-ROMs nutzen. Selbstverständlich kann man sich auch im Internet über das Angebot der Stadtbücherei informieren. Und für die Zukunft plant man auch die Aufnahme von Filmen im DVD-Format ins Angebot. Erfrischungen zwischen lange Leseperioden bietet das Cafe an, in dem man auch bequem die deutschen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften studieren kann.

Veranstaltungen, Ausstellungen, Führungen und Kurse vervollständigen das Angebot. Die Lesereihe unter dem Motto "Übersetzer haben das Wort" geht am 28. Juni zu Ende. Elke Wehr stellt den neuen Roman "Schwarzer Rücken der Zeit" und andere Werke von Javier Marias vor. Vom 2. bis 28. Juli kann man auf der Galerie die Wanderausstellung "Meine Bildung. Meine Zukunft." zur Bedeutung des Schulbuchs und moderner Lernmedien besuchen. Und regelmäßig finden Internet-Schulungen statt, damit man sich als Laie im weltweiten Netz nicht verheddert.

Dass dieses Serviceangebot nicht unbedingt Standard in öffentlich zugänglichen Büchereien ist, zeigt der Bibliotheksindex 1999. Bei diesem ersten nationalen Bibliotheksranking hatten sich 107 Einrichtungen beteiligt. In der Kategorie Kundenorientierung belegte die Stadtbücherei Platz 1, in der Gesamtwertung Platz 2.

Öffnungszeiten
Geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 20 Uhr, Samstag, 10 bis 16 Uhr. Mehr über die Angebote der Stadtbücherei gibt es im Internet: www.heidelberg.de/stadtbuecherei. (neu)

 

 

Regine Wolf-Hauschild,
Leiterin der Stadtbücherei

"Immer genügend Bücher im Regal"

Regine Wolf-Hauschild, Leiterin der Stadtbücherei, zum Ergebnis der Umfrage
1. Wie beurteilen Sie die Ergebnisse der Umfrage und welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?
  Wolf-Hauschild: Ich bin sehr zufrieden mit dem guten Ergebnis bei der Kundenzufriedenheit und hocherfreut über die gute Note bei der Freundlichkeit und Kompetenz des Personals. Dass unsere Kunden anerkennen, daß ein qualitätvolles und vielfältiges Angebot seinen Preis hat, für den auch mehr bezahlt werden würde, ist für uns ein Zeichen, daß wir unsere Gebührenkalkulation noch verfeinern können, aber zuerst wollen wir die EURO-Umstellung bewältigen. Wir haben deutliche Hinweise, dass wir künftig DVDs anbieten müssen, darin sind uns andere Bibliotheken voraus. Unser Hauptgeschäft ist die Vermittlung von Büchern und dabei soll es auch bleiben, denn Urteilsfähigkeit und Lesefähigkeit hängen zusammen und Lesen ist leichter zu lernen im Buch als am Bildschirm. Wir werden unser Angebot erweitern und sorgen dafür, dass wir immer genügend Bücher im Regal haben. Daher sind wir froh, dass der Gemeinderat den Medienetat in den letzten Jahren wieder erhöht hat.
   
2. Wie muss nach Ihrer Ansicht eine moderne Bibliothek aussehen?
  Wolf-Hauschild: Na ja, es wäre jetzt leicht zu sagen, "so wie die Heidelberger Stadtbücherei", denn wir sind auf der Höhe der Zeit. Eine moderne Bibliothek muss aktuell sein und das heißt, nicht nur Bücher zu haben, die aktuell im Gespräch sind. Sie braucht ansprechende, anregende Architektur, sie muss inhaltlich Informationen aufbereiten, Inhalte in neuen Formen präsentieren, auf Verborgenes aber Exquisites hinweisen, Phantasie ausstrahlen und animieren, auf Kinder erzieherisch und anregend wirken. Ich denke, die Befragung hat gezeigt, dass wir in unseren Leistungen da schon viel machen.

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Stand: 19. Juni 2001