Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 25 · 20. Juni 2001



Dr. Karl Kischka (li.) im Gespräch mit Michael Buselmeier. (Foto: Rothe)

"Ein glücklicher Mensch"

Dr. Karl Kischka zu Gast bei "Erlebte Geschichte - erzählt"


Mit Dr. Karl Kischka war zum ersten Mal ein Gastwirt in der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" vertreten. Der Seniorchef des "Güldenen Schafs" in der Hauptstraße zeichnete wortgewandt zahllose Bilder der Erinnerung aus seinem Leben.

Dabei ist er weit mehr als ein Gastwirt und sein Haus mehr als eine Schankstube. Er dichtet, zeichnet, singt Bänkellieder und schmeckt in der Küche ab. "Ich bin ein glücklicher Mensch", gesteht er rund heraus. Seine Arbeit empfindet er nicht als solche und sein Dasein trotz eines 12 Stunden Tages als ständigen Urlaub. "Ich bin gern' mit Menschen zusammen", so seine schlichte Erklärung. Bereits die Beurteilung beim Militär ließ seine spätere Profession erahnen: "Kischkas hervorragende Eignung liegt in der Vorbereitung und Durchführung von Festlichkeiten", berichtet er jovial.

1924 in Breslau geboren, besuchte er das Gymnasium und absolvierte nebenher eine Ausbildung als Bildhauer und Aktzeichner. Die Bücher von Erich Kästner haben ihn geprägt. Als Jungvolkführer erlangte er früh Einblick in die "teuflisch kluge" Vereinnahmung der Jugend durch die Nationalsozialisten. Und doch meldete er sich mit 18 Jahren, gleich nach dem Abitur, freiwillig zum Kriegsdienst an der Front. Noch heute sucht er nach einer Erklärung dafür.

Im Lazarett lernt er seine spätere Frau kennen, mit der er inzwischen stolze 55 Jahre verheiratet ist. "In einer so unsicheren Welt sollte es einen Ort geben, wo man Vertrauen und Verlässlichkeit findet", gibt er seinen Zeitgenossen/innen mit auf den Weg.

Nach der Vertreibung aus Schlesien, gelangt er mit seiner Familie nach Jena, wo er Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert. Die "bedrückenden Verhältnisse" im sowjetisch besetzten Thüringen veranlassen ihn nach Mainz zu wechseln. 1950 kommt er nach Heidelberg, wo er zunächst das Hotel "Diana", dann den "Club 1900" eröffnet. Von 1967 bis 1987 leitet er das "Cave". Fasziniert von der politischen Wirkung der Lieder der Jugendbewegung in der 48er Revolution, promoviert er 1964 über die Lyrik der Märzrevolution.

Er sucht nach originellen Tourismus-Konzepten: "Alte Burschenherrlichkeit kann doch nicht das alleinige Image der ältesten Universitätsstadt Deutschlands sein", so Kischka und entdeckte sie in Heidelbergs Bedeutung als Stadt der Hochromantik und Lieblingsort der unruhigen Jugend. Als Mitglied des Altstadtbeirats setzte er sich für die Erhaltung des "Stadtgemäldes Altstadt" ein.

Was man heute Erlebnisgastronomie nennt, schwebte Karl Kischka bereits 1974 vor, als er das "Güldene Schaf" übernahm. "Ein gastronomisches Kulturpodium" wollte er schaffen und entwickelte kulinarisch-kulturelle Programme. Bei Handwerkern wie Professoren heute gleichermaßen beliebt sind das historische Menü durch sechs Epochen mit authentischen Rezepten, das Bänkelsänger-Bankett und das Armbrustschützenfest. Außerdem sammelt er alte Instrumente und Handschriften für sein Geschichtsmuseum und die Alchimisten-Küche. So ist aus dem "Güldenen Schaf" mit den Jahren ein Gesamtkunstwerk geworden. (doh)

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Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Einweihung der Informationstafeln am alten Affenhaus. (Foto: Pfeifer)

Westafrikas Wald verschwindet

Tafeln am alten Affenhaus informieren über ökologisches Drama im Westen Afrikas


In den westafrikanischen Ländern Ghana und Elfenbeinküste werden stündlich über 250 Hektar Wald gerodet. Bei diesem Tempo der Rodung wäre der Heidelberger Schlossberg in 24 Minuten und der gesamte Stadtwald in 13 Stunden abgeholzt.

Der Heidelberger Zoo, die Stadt Heidelberg und das Staatliche Forstamt Heidelberg haben im Rahmen der Lokalen Agenda 21 zu diesem ökologischen Drama gemeinsam Informationstafeln entwickelt. Sie stehen im Tiergarten beim alten Affenhaus, Oberbürgermeisterin Beate Weber weihte sie vergangene Woche offiziell ein. "Die neuen Ausstellungstafeln", so die Oberbürgermeisterin, "bringen ein scheinbar fernes Problem wie die Zerstörung der Regenwälder in Westafrika näher und zeigen, dass solche Probleme etwas mit uns zu tun haben." Die Tafeln zeigen den Zusammenhang zwischen der Rodung der Regenwälder und der Bedrohung der Roloway-Meerkatzen, deren Lebensraum verloren geht. Welche Auswirkungen die rücksichtslose Abholzung auf den Heidelberger Stadtwald hätte, verdeutlicht eine Fotomontage, die den baumlosen Königstuhl zeigt.

Der Heidelberger Zoo hält sechs der insgesamt 28 Meerkatzen, die derzeit in einigen Zoologischen Gärten außerhalb Westafrikas gepflegt werden. Das wichtigste Artenschutzprojekt des Heidelberger Zoos ist derzeit in den westafrikanischen Ländern Ghana und Elfenbeinküste angesiedelt. Dort leitet und koordiniert der Heidelberger Tiergarten den Aktionsplan zum Schutz westafrikanischer Affen. Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann: "Durch die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder sind zahlreiche Tierarten von der Ausrottung bedroht. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben zoologischer Gärten, diese Entwicklung ihren Besuchern vor Augen zu führen."

Nachhaltigkeit - zentraler Gedanke der Lokalen Agenda - bedeutet, dass jede und jeder sich für den dauerhaften Schutz der eigenen Lebensgrundlagen einsetzen. Es geht darum, Bedürfnisse so zu befriedigen, dass nachfolgende Generationen nicht die Konsequenzen tragen. Unter Leitung von Frank Zimmermann initiiert, koordiniert und unterstützt das Agenda-Büro der Stadt konkrete Projekte, die dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

Schülerinnen und Schüler der 11c des Hölderlin-Gymnasiums haben sich ebenfalls mit den Zusammenhängen zwischen dem Ökosystem Regenwald und Roloway-Meerkatzen und Schimpansen sowie mit dem CO2-Anstieg und dem Treibhauseffekt befasst. Daraus entstanden Informationstafeln, die noch bis Mitte Juli im Afrika-Haus zu sehen sind. Zoobesucher können mit Unterlagen, die an den Tafeln ausliegen, ihren eigenen CO2-Ausstoß errechnen. (ck/neu)

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"Heidelberg mit Regenbogen", Aquarell von J. M. William Turner

Rekordpreis für Turner-Aquarell

J. M. William Turners Aquarell "Heidelberg mit Regenbogen" kommt nicht ins Kurpfälzische Museum. Das um 1841 nach einem Besuch Turners in Heidelberg entstandene Bild, dessen Wert das Auktionshaus Sotheby's auf 1,8 bis 2,4 Millionen Mark geschätzt hatte, ersteigerte das Londoner Kunsthaus Agnew & Son für 6,5 Millionen Mark. Dieser Preis ist der höchste, der je für ein britisches Aquarell auf einer Auktion erzielt wurde, wie Sotheby's in einer Presseerklärung mitteilt. Der Gemeinderat hatte das Engagement Heidelbergs auf 2,5 Millionen Mark begrenzt, sodass Museumsdirektor Dr. Thomas Werner, der in London mitbot, passen musste. Die Heidelberger Zementwerke AG hatte sich bereiterklärt, die Vorfinanzierung des Kaufpreises für ein Jahr zu übernehmen.

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6th Basket-Nite

Es ist wieder so weit: die sechste HD-Basket-Nite steht an. Die teilnehmenden Teams, die HipHopper, die Rap- und Breakdance-Gruppen und die jeweils mehr als 3.000 jugendlichen Fans haben die vorangegangenen fünf Basket-Nächte zu Riesenerfolgen gemacht. Nach Überwindung aller Terminschwierigkeiten steht jetzt fest, wann die 6th HD-Basket-Nite über die Bühne geht: am 6./7. Juli von 19 bis 3 Uhr, wie gewohnt im Kirchheimer Sportzentrum Süd. Chef-Organisator Thomas M. John hat alle Infos zur Basket-Nite unter www.basket-nite.de ins Internet gestellt. Übrigens: Der Termin der siebten Heidelberger Basket-Nite steht auch schon fest: 26./27. Oktober.

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Stand: 19. Juni 2001