Ausgabe Nr. 25 · 21. Juni 2000



Oberbürgermeisterin Beate Weber, Peter Schumacher, ehemaliger Vorstand der Heidelberger Zement AG (re.), Werksleiter Günter Schneider (li.) und Rainer Ziegler vom Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung (2. v. li.) vor der Informationstafel auf dem rekultivierten Steinbruch Rohrbach. (Foto: Pfeifer)

Wein und Wiesen über ehemaliger Deponie

Der rekultivierte Steinbruch Rohrbach dient jetzt als Naherholungsgebiet


Die Heidelberger Zement AG und die Stadt Heidelberg haben vergangene Woche gemeinsam das rund 70 Hektar große Gelände des ehemaligen Steinbruchs Rohrbach der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. 600.000 Tonnen Erdreich lagern dort jetzt über einer eingebauten Tonschicht, die verhindern soll, dass Sickerwasser ins Grundwasser gelangt.

Nachdem der als Rohstoffquelle von der Heidelberger Zement genutzte Steinbruch 1964 geschlossen wurde, diente er als Deponie für Erdaushub, Bauschutt und Industrieabfälle. "Es wurde kein Gift abgelagert, aber salzhaltige Stoffe. Es galt zu verhindern, dass diese Salze ins Grundwasser gelangen", begründete Günter Schneider, der Werksleiter des Zementwerks Leimen, die Sicherungsmaßnahme bei der feierlichen Übergabe. Dem Schutz des Grundwassers folgte die Rekultivierung der Fläche als naturnahes Erholungsgebiet.

Jetzt befinden sich dort unterhalb des Emmertsgrunds landschaftstypische Naturflächen. Auf einem Magerrasen können beispielsweise Orchideen wachsen und fühlen sich viele verschiedene Insekten wohl. Länglich aufgeschüttete Steinhaufen, sogenannte Steinriegel, und Trockenmauern sind typisch für hiesige Weinberglagen, da die Winzer aus ihren Anbauflächen die Steine entfernten und zur Terrassierung nutzten oder schlicht aufhäuften. Ihre im Sommer heißen Oberflächen und ausgeglichene Temperaturen im Inneren bieten ideale Lebensbedingungen für Eidechsen und die ungiftige Schlingnatter. Auf einer Streuobstwiese finden vor allem Vögel und Bienen Brutmöglichkeiten und Nahrung. Die 35 gepflanzten alten Apfel- und Birnsorten taugen besonders zur Most- und Saftgewinnung. Hecken gewähren Tieren Schutz, Nahrung und Nistplätze. Schließlich münden Wassergräben in mehrere Kuhlen, die sich bei häufigen Niederschlägen mit Wasser füllen. Schon heute, so berichtet der für die Gestaltung der Naturflächen zuständige Landschaftsplaner Klaus Plessing, hätten Gelbbauchunken die Tümpel als Quartier angenommen.

Rund 33 Hektar der Gesamtfläche ist für den Weinbau vorgesehen und bereits fest in Händen der örtlichen Winzer. Insgesamt hat die Heidelberger Zement AG fünf Millionen Mark in die Sicherung und Rekultivierung gesteckt.

Ausschließlich Lob von allen Seiten gab es für die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und der Stadt als zuständige Wasser- und Bodenschutzbehörde. Werksleiter Günter Schneider dankte der Stadt für ihre Fairness und Kollegialität: "Es ist ein Team entstanden, das an der Verwirklichung eines großen Ziels arbeitete", beschrieb er die Qualität der Kooperation, deren Grundlage ein 1995 abgeschlossener Vertrag war. Auch Oberbürgermeisterin Beate Weber sprach vom "konstruktiven Umgang miteinander": "Wenn man Umweltschutz und Wirtschaft zusammen bringen will, geht das nicht mit der Brechstange." Und der ehemalige Vorsitzende des Vorstandes der Heidelberger Zement AG, Peter Schuhmacher, sagte allen an dem Projekt Beteiligten, dass sie stolz auf dessen guten Abschluss sein dürften.

Damit die Spaziergänger über das neue Stück Natur Bescheid wissen, enthüllten die Oberbürgermeisterin, Peter Schumacher, Günter Schneider und Rainer Ziegler vom Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung eine Informationstafel. Anwesende Naturschützer baten alle, die Wege im neuen Naherholungsgebiet nicht zu verlassen, Hunde anzuleinen und keine Pflanzen zu pflücken oder auszugraben. (neu)

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Feuerbrand bedroht Streuobst

Regierungspräsidium Karlsruhe ruft auf zur energischen Bekämpfung


Beobachtungen aus dem gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe zeigen, dass nach mehrjähriger Pause die Feuerbrandkrankheit wieder sehr häufig auftritt. Je nach Krankheitsverlauf können selbst hundertjährige Bäume bei Befall in kurzer Zeit vollständig absterben.

Da die Krankheit vorbeugend nur im Erwerbsobstbau und in Baumschulen bekämpfbar ist, droht sie vor allem die ökologisch wertvollen Streuobstbestände zu vernichten. Um die Krankheit richtig einzudämmen, müssen alle, vom Hausgartenbesitzer bis zu öffentlichen Einrichtungen, die befallenen Pflanzen sofort roden und vernichten oder unter ständiger Kontrolle von Sachkundigen mit entsprechendem Rückschnitt behandeln, informiert das Regierungspräsidium Karlsruhe.

Nicht jede Pflanze wird von der Krankheit befallen, sondern nur alle Kultur- und Zierformen von Apfel, Birne und Quitte, alle Arten und Sorten der Zwergmispeln (= Cotoneaster), die Nashi- oder Japanische Apfelbirne, der Feuerdorn, Stranvaesie, Mehlbeere, Weiß- und Rotdorn sowie die Felsenbirne. Zur Zeit ist der Befall sichtbar an jungen Trieben und Früchten. Er breitet sich rasch auf die angrenzenden Pflanzenteile aus. Befallene Teile verdorren und werden braun bis schwarz, wobei die trockenen Blätter und Früchtchen nicht abfallen. Beim Anschneiden der Rinde ist deren rotbraune Verfärbung ein deutliches Symptom.

Maßnahmen bei Befall
Als Gegenmaßnahme bleibt bei Feuerbrandbefall nur der rechtzeitige Rückschnitt der Pflanzen mindestens 30 Zentimeter unterhalb der befallenen Stelle im gesunden Holz. Bei starkem Befall an vielen Stellen, oder wenn der Befall dicht am Stamm liegt, muss gerodet werden. Vom Feuerbrand-Schnittholz kann die Krankheit noch über längere Zeit auf gesunde Pflanzen übertragen werden. Das befallene Schnittgut muss deshalb so rasch wie möglich, am besten durch Verbrennen, vernichtet werden. Auch das Häckseln der Pflanzen mit anschließender sachgerechter Kompostierung eignet sich zur Vernichtung.

Nur wenn die genannten Maßnahmen konsequent durchgeführt werden, können die in der freien Landschaft stehenden Apfel- und Birnbäume vor dem Feuerbrand gerettet werden.

Information
Auskünfte zum Feuerbrand kann die Obstfachberaterin im Landschaftsamt der Stadt Heidelberg, Jutta Becker, Telefon 0173/63 67 340, geben.

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Stand: 20. Juni 2000