Kultur

Ausgabe Nr. 24 · 16. Juni 1999

Neues Handbuch "Der Heiligenberg bei Heidelberg"

Geheimnisvoller Heiligenberg

Ob "Heiligenberg", "Heiliger Berg", "Aller-Heiligen-Berg" oder "Aberinsberg", der geheimnisumwobene Berg bei Heidelberg hatte im Laufe seiner Geschichte nicht nur verschiedene Namen, sondern "beherbergte" auch zahlreiche Kulturen. Ein Handbuch lüftet jetzt mit einer Fülle von Informationen manche Geheimnisse des Berges.

Er gilt als größte keltische Befestigungsanlage in Mitteleuropa, die Römer verehrten auf seinem Gipfel die Götter Jupiter und Merkur. Im Mittelalter als befestigter Königshof genutzt, wurde er Jahrhunderte später von Mönchen zum "heiligen Klosterberg" erklärt und schließlich im Nationalsozialismus ausgewählt als Schauplatz der so genannten "Thingstättenbewegung".

Eine Aufarbeitung aller bisherigen archäologischen Erkenntnisse einschließlich der Ergebnisse der jüngsten Forschung legten jetzt Dr. Peter Marzolff und Dr. Renate Ludwig, Leiterin der Abteilung Archäologie im Kurpfälzischen Museum, mit ihrem Handbuch "Der Heiligenberg bei Heidelberg" erstmals der Öffentlichkeit vor. Widmet sich Marzolff der Erd- und Forschungsgeschichte vom frühen Mittelalter bis zur Neuzeit, so berichtet Ludwig von den ältesten Siedlungsspuren auf dem Heiligenberg bis zum Ende der Römerzeit und lädt ein zum archäologisch-historischen Wanderweg. Eine Zeittafel gewährt eingangs einen geschichtlichen Überblick und überrascht mit der Information, dass die Besiedlung des Heiligenberges bis in die Zeit um 5000 bis 5500 vor Christus zurück reicht.

Der zwanzigste Band aus der Reihe "Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg", erschienen beim Konrad Theiss Verlag, präsentiert sich unterhaltsam und informativ zugleich. Zahlreiche farbige Luftaufnahmen tragen ebenso wie Detailaufnahmen von Schmuck, Keramik und Werkzeug, in Verbindung mit historischen Zeichnungen und Stahlstichen, topografischem und geologischem Kartenmaterial, etlichen Grundrissen ausgewählter Bauphasen des St. Michael Klosters zu großer Anschaulichkeit und gutem Verständnis des Inhalts bei. Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet im Anhang eine umfangreiche Literaturauswahl.

Das handliche Taschenbuchformat mit 120 Seiten passt in jeden Rucksack und eignet sich vortrefflich als Begleiter für Wanderungen auf dem Heiligenberg. Dort lohnt es sich genauer hinzuschauen, um in dem Bodenpflaster des St. Michael Klosters die Grundrisse des römischen Merkurtempels zu entdecken oder die Siedlungsreste der Kelten aufzuspüren und vieles mehr. Besonders empfohlen wird den Lesern der archäologisch-historische Wanderweg, dessen zehn Stationen auf einem 2,5 Kilometer langen Rundweg passiert werden können. Gut beschriebene Wanderrouten für Besucher, die den Heiligenberg mit seinen historischen Stätten zu Fuß erschließen wollen, sowie eine Karte mit markiertem Wegenetz, runden das Handbuch ab. "Der Heiligenberg bei Heidelberg" ist im Buchhandel sowie im Kurpfälzischen Museum für 18 Mark erhältlich. (doh)

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Stand: 15. Juni 1999