Verkehr

Ausgabe Nr. 24 · 14. Juni 2000



Mobilitätserziehung ist mehr als Verkehrserziehung herkömmlicher Art. Auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel will gelernt sein. (Foto: HVV)

... und plötzlich fliegt der Dummy durch den Bus

Mobilitätserziehung an Heidelberger Grundschulen


"Mit Sicherheit Bus fahren", war das Thema des Sicherheitstrainings, das die Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB) zusammen mit Studierenden der Pädagogischen Hochschule (PH) für die Hortkinder der Internationalen Gesamtschule Heidelberg auf dem Betriebshof der HSB veranstaltete. Dabei wurde praxisnah das richtige Verhalten an einer Haltestelle und während der Busfahrt geübt und demonstriert.

So konnten die Schüler beispielsweise erleben, was passiert, wenn man sich während der Fahrt nicht festhält: Ein "Dummy" (eine bemalte Plastiktonne) wurde frei im Mittelgang des Busses aufgestellt. Bei einer Vollbremsung aus etwa 25 Stundenkilometern fiel sie ruckartig um und flog durch den Bus.

Diese Art von Verkehrserziehung ist Teil des umfangreichen Projekts "Mobilitätserziehung an Heidelberger Grundschulen". Den Rahmen der Aktionen, die gemeinsam von der PH Heidelberg, der HSB, dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), dem Kulturfenster und der Stadt Heidelberg durchgeführt werden, bildet die Lokale Agenda.

In einer zweiten Aktion unternahmen die Hort-Kinder Lerngänge in die nähere Umgebung der Schule. Dabei formulierten sie Verbesserungsvorschläge zur Verkehrssicherheit. Außerdem trainierten sie mit den Elementen "Fahrpläne lesen" und "Fahrscheine kaufen" die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Ein Fahrradparcours schloss das Vorhaben ab.

In einem weiteren Baustein des Projekts haben PH-Studentinnen mit Schülern der dritten und vierten Klasse der Geschwister-Scholl-Schule die Freizeitwege der Kinder auf ihre Sicherheit geprüft. Bei vier Exkursionen lag das Hauptaugenmerk der Schüler auf den Problembereichen: Sichtbehinderung durch parkende Autos, im Halteverbot parkende Autos, zu schmale Gehwege, Straßenquerungen/Zebrastreifen, Ampelphasen, Schwierigkeiten bei der Orientierung.

Die Exkursionen wurden durch Plakate mit Fotos der Gefahrenpunkte dokumentiert und in den Klassenzimmern ausgestellt. Es entstand eine Liste mit Vorschlägen der Kinder, wie die Gefahrenstellen entschärft werden können. Diese wurden dem Stadtplanungsamt übergeben und dort intensiv auf ihre Umsetzbarkeit geprüft.

Ziel des Gesamtprojekts ist es, eine "nachhaltige Verkehrserziehung" zu entwickeln und zu erproben. Die Kinder sollen lernen, sowohl bei der Wahl des Verkehrsmittels als auch beim Verkehrsverhalten überlegt und verantwortungsvoll zu handeln. Dabei geht es auch darum, Alternativen zum Mitfahren im Auto aufzuzeigen und selbst auszuprobieren. Inhalte sind Maßnahmen wie Stadtteilerkundungen, Verkehrsbeobachtungen, Verkehrsaktionen, Planungsbeteiligungen von Kindern, Spannungsfeld Umwelt - Auto, Mobil mit Bus und Bahn, Umgang mit dem Fahrrad, Verhalten im Straßenverkehr. Grundlage des Projekts sind die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 1994. Danach soll Verkehrserziehung einen Beitrag zur Sicherheitserziehung, Sozialerziehung, Umwelterziehung und Gesundheitserziehung leisten.

Weitere Aktionen werden derzeit vorbereitet. Heidelberger Grundschulen, die sich an diesem Projekt beteiligen möchten, können sich entweder an die PH, Prof. Dr. Lissy Jäkel, Telefon 06221/477-348, Herwig Weidmann, Telefon 06221/477-243 oder an das Agenda-Büro der Stadt Heidelberg, Telefon 06221/58-2121 wenden.

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Der ÖPNV als Standortfaktor

Prognos AG: "Unternehmen legen Wert auf ein attraktives Nahverkehrsangebot"


Die Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz ist für deutsche Unternehmen ein entscheidendes Kriterium bei der Standortwahl. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Der ÖPNV als Standortfaktor" der Schweizer Prognos AG.

Wie können Städte und Regionen im Standortwettbewerb mithalten? Welche Faktoren sind für die zunehmend "mobilen" Unternehmen besonders wichtig, wenn es um die Entscheidung für oder gegen konkrete Unternehmensstandorte geht? Welche Bedeutung hat der Verkehr als Standortfaktor, und wie wichtig sind die Angebote im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aus Sicht der Wirtschaft?

"Diese Fragen sind nicht nur für die künftige Entwicklung der Städte und Regionen insgesamt, sondern auch für die Unternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs von sehr großem Interesse", so die Prognos AG, eines der führenden europäischen Beratungsunternehmen. "Das lokale und regionale Angebot von Bussen und Bahnen dient nicht nur der täglichen Mobilität der Bürgerinnen und Bürger und der Umweltentlastung in den Städten, es erfüllt auch wichtige Funktionen für die Wirtschaft."

Im Auftrag des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr (MWMTV) sowie von 17 Verkehrsverbünden und -unternehmen untersuchte Prognos die Bedeutung des ÖPNV als Standortfaktor. Bundesweit wurden 602 Unternehmen ab 20 Beschäftigten befragt. Zusätzlich wurden Expertengespräche mit Wirtschaftsförderungsgesellschaften und Wirtschaftskammern geführt und Internetauftritte und Informationsunterlagen analysiert.

Ergebnis: Die Verkehrsanbindung ist für deutsche Unternehmen der zweitwichtigste Standortfaktor - direkt nach dem Angebot qualifizierter Arbeitskräfte. Dabei legen Firmen und Betriebe bei der Standortwahl nicht nur Wert auf ein gut ausgebautes Straßennetz und direkte Autobahnanschlüsse, sondern gleichermaßen auf ein attraktives Nahverkehrsangebot. Denn der ÖPNV hat für die Unternehmen eine Reihe geldwerter Vorteile:

- Ein geringerer Parkraumbedarf bedeutet, dass das entsprechende Unternehmenskapital für produktivere Zwecke eingesetzt werden kann.

- Die Nutzung des ÖPNV für Geschäftsfahrten spart Kosten und trägt dazu bei, den Geschäftswagenbestand gering zu halten.

- Das Risiko von Ausfallzeiten durch Verkehrsunfälle wird vermindert.

- Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihre Zeit auf Geschäftsreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln produktiv zu nutzen.

- Der Arbeitsmarkt kann bei guter ÖPNV-Anbindung des Unternehmens quantitativ wie qualitativ besser erschlossen werden.

Eine Kurzfassung der Prognos-Studie ist im Internet unter www.prognos.ch, Rubrik "Aktuelles", abrufbar.

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Stand: 13. Juni 2000