Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 24 · 14. Juni 2000



Vor dem Beginn der Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Glockengießerei konnte das Kurpfälzische Museum die Reste einer mittelalterlichen Siedlung freilegen. (Foto: Kemmet)

Neues vom alten Dorf Bergheim

Das Kurpfälzische Museum gräbt in der Großbaustelle "Glockengießerei"


Das Gelände der ehemaligen Glockengießerei an der Römerstraße in Bergheim zählt zu einer der größten Baustellen im Stadtgebiet. Die Geschichte des Grundstückes ist weitaus älter als die zwischen 1949 und 1971 hier arbeitende Glockengießerei Schilling. Vorgeschichtliche, römische und frühmittelalterliche Fundstellen liegen hier nah beieinander. Das Kurpfälzische Museum gräbt zurzeit in der Großbaustelle. Dr. Renate Ludwig und Achim Wendt vom Kurpfälzischen Museum berichten:

Das Amt für Baurecht und Denkmalschutz bezog die Archäologen am Kurpfälzischen Museum sehr früh in die Planungen mit ein. Allerdings wurde vermutet, dass ein großer Teil der Siedlungsspuren durch die Gebäude der Glockengießerei zerstört worden waren. Um so erfreulicher war dann im Januar 2000 die Nachricht, dass in der Baustelle archäologische Funde aufgetaucht waren.

Zahlreiche archäologische Befunde waren vom Bagger angeschnitten worden, die sich nur noch an den Wänden der Baugrube zeigten. Dank der kooperativen Zusammenarbeit mit der Bauherrin, der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz, konnte das Kurpfälzische Museum im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg bis zum April dieses Jahres die Reste einer mittelalterlichen Siedlung fachgerecht freilegen und dokumentieren.

Reste von Wohnbebauung
Die seit dem späten Mittelalter einsetzende landwirtschaftliche Nutzung hatte die historischen Bodenoberflächen allerdings bereits soweit abgetragen, dass sich nur noch spärliche Reste einer ebenerdigen Wohnbebauung feststellen ließen. Bei den gut erhaltenen Befunden handelt es sich dagegen um ehemals 1-2 Meter tiefe Gruben, deren Verfüllungen sich als dunkle Erdverfärbungen im hellen Löß des gewachsenen Bodens abzeichneten.

Ihre charakteristische Form und die auf den Sohlen aufgetretenen Benutzungsoberflächen weisen einen Teil als Erdkeller oder Grubenhäuser aus. Eine vor allem im frühen und hohen Mittelalter geläufige Bauform hüfttief in den Boden eingegrabener Hütten, deren von Firstpfosten getragenes Dach seitlich unmittelbar der Erdoberfläche auflag. Es waren dies in der Regel kleine, vier bis sechs Meter lange Wirtschaftsgebäude, die aufgrund ihres spezifischen Raumklimas zur Vorratshaltung und bevorzugt zur Aufstellung von Webstühlen Verwendung fanden. Auffällig zahlreiche Funde von Rinderknochen deuten im vorliegenden Fall wohl auf ersteres.

Rotbemalte Kannen
Das zahlreich geborgene Fundmaterial datiert überwiegend in das 11. und vor allem das 12. Jahrhundert. In der Hauptsache handelt es sich um einfache Gebrauchskeramik, vor allem bauchige Koch- und Vorratstöpfe. Vereinzelt wurden auch Scherben rotbemalter Kannen einer aus dem Rheinland importierten Qualitätskeramik gefunden, die einen gewissen Wohlstand wiederspiegeln.

Anders als im Fundgut der im 12. Jahrhundert von pfalzgräflichem Dienstmannen bewohnten Burgsiedlung um die Heidelberger Peterskirche, fanden sich trotz der recht großen Fundmenge aber keinerlei Hinweise auf Ofenheizungen. Die später üblichen Kachelöfen zählen zu dieser frühen Zeit noch zum gehobeneren Wohnbedarf; ebenso fehlen Steinbauten im näheren Umfeld. Es handelt sich demnach um einen landwirtschaftlich strukturierten Siedlungsbereich eher einfachen Lebenszuschnitts, der aus hölzernen Pfostenbauten mit Strohdeckung und Grubenhäusern bestand.

Somit befinden wir uns mit der Ausgrabung am Südostrand des ehemaligen Dorfes Bergheim, das 769 das erstemal im Lorscher Codex schriftlich erwähnt ist und durch Anweisung der Pfalzgrafen 1392 zur Erweiterung der Heidelberger Altstadt aufgelöst wurde. Die jetzt großräumig dokumentierten Befunde und Funde im Bereich der "Glockengießerei" sind freilich nicht die einzigen archäologischen Überreste des alten Bergheim.

Große Dorfsiedlung
Ein frühmittelalterliches Gräberfeld ist bereits seit dem 19. Jahrhundert im "Seelgewann" (heute Stadtwerke/Kurfürsten-Anlage) bekannt. Um die Jahrhundertwende untersuchte der Heidelberger Altertumsforscher Karl Pfaff den schon im 6./7. Jahrhundert besiedelten Bereich um die ehemalige Dorfkirche (heute Vangerowstraße/Ecke Kirchstraße). Berndmark Heukemes sind zahlreiche weitere Beobachtungen zu verdanken, so vor allem ein ausgedehnter, seit der Karolingerzeit bestehender Siedlungsbereich im Umfeld der Ludolf-Krehl Klinik.

Plötzliche Verkleinerung
Auch diese der "Glockengießerei" benachbarten und gut vergleichbaren Fundstellen waren nur bis in das späte 12. Jahrhundert besiedelt. Anscheinend dehnte sich das alte Bergheim besonders seit dem 9./10 Jahrhundert sprunghaft entlang des Neckars in Richtung Osten aus und entwickelte sich für damalige Verhältnisse zu einer sehr großen Dorfsiedlung. Die recht plötzliche Verkleinerung der Siedlungsfläche auf den Kernbereich um die Kirche und spätere Bergheimer Mühle, steht offenbar mit der "um 1200" erfolgten Stadtgründung Heidelbergs in Zusammenhang.

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Geschichte und Gegenwart in einem Band

Handschuhsheimer Jahrbuch 2000: Vor 400 Jahren starb der letzte Ritter


Diether V. von Handschuhsheim grüßt seine Leser. Wie immer rechtzeitig zur Hendsemer Kerwe (in diesem Jahr am Wochenende nach Pfingsten) hat der Stadtteilverein Handschuhsheim sein neues Jahrbuch 2000 herausgebracht. Es ist das 20. seit Gründung der Schriftenreihe im Jahre 1981.

Die Titelseite zeigt eine Abbildung des Grabes von Diether V. - dem wohl berühmtesten Handschuhsheimer - in der Vituskirche. Das soll daran erinnern, dass am 31. Dezember 1600, also vor 400 Jahren, der letzte Ritter, Hans, aus dem Geschlecht derer von Handschuhsheim gestorben ist. Den Tod des Hans von Handschuhsheim untersucht Dr. Ursula Perkow in ihrem Beitrag für das Jahrbuch. Eugen Holl schreibt über die Vituskirche als Grablege der Ritter von Handschuhsheim, und Dr. Anneliese Seeliger-Zeiss befasst sich mit den Renaissancegräbern im Chor der Vituskirche.

So weit zum Leitthema des diesjährigen Jahrbuchs. Auch andere Beiträge haben geschichtliche Hintergründe: Dr. Martin Jordan hat eine Urkunde der Ritter von Warmboldt über ein altes Reichslehen in den heutigen Sprachgebrauch übersetzt. Über die früheren Fronleichnamsbräuche in Handschuhsheim berichtet Uta Schmitt, und Christian Burkhart schreibt über das Dossenheimer Heimatmuseum.

Ludwig Merz hat einen Artikel über die Kelten als Kunsthandwerker verfasst und Ludwig Haßlinger einen Bericht zum Streit über alte Brunnenrechte. Die Keltensiedlung am Hainsbachweg lässt Dr. Peter Sinn unter geologischen Gesichtspunkten wieder auferstehen. Von Richard Genthner stammt eine Betrachtung über den Weinbau und die alten Rebsorten in Handschuhsheim.

Stärker der Gegenwart zugewandt ist eine gemeinsame Arbeit von Petra Bauer und Dieter Teufel über die Verkehrsentwicklung im Stadtteil sowie ein Gedicht von Karin Katzenberger-Ruf "Hendesse 2000". Willi Barth schaut auf 100 Jahre DRK in Handschuhsheim zurück und Ernst Gund auf die letztjährige Hendsemer Art. Einen Ausblick auf die nächste - zehnte -Hendsemer Art halten Anya Sanders und Mechthild Henkels.

Ein Mundartgedicht über die Hendsemer Kerwe hat Friedrich Wernz verfasst. Jürgen Brose schrieb einen Bericht über die Kooperationsklasse an der Heiligenbergschule und eine Würdigung des langjährigen Stadtbrandmeisters Georg Genthner. Das 120 Seiten umfassende Jahrbuch 2000 ist ab sofort beim Stadtteilverein in der Tiefburg und in vielen Handschuhsheimer Geschäften zu Preis von acht Mark zu haben. (br.)

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Das spektakulärste Bauwerk, das am "Tag der Architektur" besichtigt werden kann: der "Palazzo di cristallo" (Burelli) der Print Media Academy. (Foto: Rothe)

Tag der Architektur

Architektenkammer veranstaltet am 17. Juni Rundfahrten und Spaziergänge


Die Architektenkammer Baden-Württemberg lädt - wie bereits in den vergangenen Jahren - über ihre 42 Kammergruppen landesweit zum Tag der Architektur am kommenden Samstag, dem 17. Juni, ein. Dies bedeutet, dass an diesem Tag alle an der Architektur Interessierten, zum Beispiel auch künftige Bauherren, zu kostenlosen Rundfahrten eingeladen sind, die parallel in ganz Baden-Württemberg stattfinden.

Ziel dieser Informationstouren ist es, gute Architektur und gelungene Bauwerke der Öffentlichkeit unter sachkundiger Führung zu präsentieren. Hierbei sollen auch die Hintergründe und die Entstehungsgeschichten der jeweiligen Bauvorhaben aus erster Hand erläutert werden. Bei diesen Führungen werden jeweils die Bauherren und die planenden Architekten die jeweiligen Bauvorhaben erläutern und für Fragen zur Verfügung stehen. Zur Besichtigung wurden im Heidelberger Stadtgebiet fünf Objekte ausgewählt:

- Neubau Print Media Academy (1999/2000), Kurfürsten-Anlage 52, Bauherr: Heidelberger Druckmaschinen AG, Architekt: Planungsgruppe Heidelberg, Hensel-Bechtloff-Partner, Hamburg, H.J. Schröder + Partner H.P. Stichs, Heidelberg

- Neubau Sporthallenkomplex der Universität und PH-Heidelberg (1999), Im Neuenheimer Feld 722, Bauherr: Universitätsbauamt Heidelberg, Architekt: Entwurf: Universitätsbauamt Heidelberg, Planung + Bauleitung: Kessler De Jonge, Heidelberg

- Umbau und Sanierung Sparkasse Heidelberg (1998/99), Hauptstraße 131, Bauherr: Sparkasse Heidelberg, Architekt: Gisela Fuchs, Heidelberg

- Neubau Einfamilienwohnhaus (1999/2000), Brückenstraße 21, Bauherr: Karl und Bettina Schuler, Architekt: Johannes Gerstner, Heidelberg

- Umbau und Erweiterung Wohn- und Geschäftshaus (1998/99), Schlossberg 2, Bauherr: Bernd Müller, Architekt: Thomas Kochhan und Partner, Heidelberg

Die Besichtigungsfahrt beginnt um 14 Uhr am Hauptbahnhofsvorplatz und endet kurz vor 18 Uhr in den Räumen der Print Media Academy. Sollten Teilnehmer nur an der Besichtigung von einzelnen Objekten interessiert sein, so können diese gerne bei den entsprechenden Objekten direkt zur Gruppe hinzukommen und an der Besichtigung teilnehmen. Das genaue Programm und der Programmablauf kann unter der unten genannten Adresse angefordert werden. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist jedoch beim Architekturbüro Jürgen Mayer, Blumenthalstrasse 20, Telefon 06221/402848 notwendig.

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Malwettbewerb "Japan, Japan!"

Wie in jedem Jahr schreiben die Heidelberger Künstlergruppe 79 und der Freundeskreis des Gymnasiums des Englischen Instituts einen Schülerwettbewerb aus. In diesem Jahr ist aus Anlass der Kumamoto-Woche im September 2000 auch die Stadt Heidelberg mit dabei.

Das Thema lautet diesmal: "Japan, Japan!" Die Schülerinnen und Schüler der Heidelberger Schulen sind aufgerufen zu zeichnen, zu malen oder in einer Collage darzustellen, wie sie Japan sehen, die Menschen dort, das Leben.

Die Schulen haben Informationen über den Malwettbewerb zugeschickt bekommen und können das Thema im Rahmen des Unterrichts behandeln. Wer will, kann aber auch einfach so mitmachen. Alle Beiträge werden im Forum für Kunst ausgestellt, und alle, die mitmachen und zur Eröffnung der Ausstellung (am Sonntag, 24. September, um 15 Uhr) kommen, dürfen sich einen Preis aussuchen.

Schickt Eure Bilder bis spätestens 27. Juli 2000 an das Forum für Kunst, Heiliggeiststraße 21, 69117 Heidelberg, oder an das Gymnasium des Englischen Instituts, Rheinstraße 14, 69126 Heidelberg. Vergesst nicht, Euren Namen, Euer Alter und Eure Anschrift anzugeben (bitte ganz deutlich schreiben). Die Veranstalter sind gespannt auf Eure Ideen!

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Stand: 13. Juni 2000