Thema der Woche

Ausgabe Nr. 23 · 6. Juni 2001








Die neue Straßenbahn vor der alten Opera. (Foto: Stadt Montpellier)






Forschungseinrichtung im Montpellier Technopole. (Foto: Stadt Montpellier)

Montpellier - eine Stadt realisiert ihre Träume

Die Hauptstadt des Languedoc-Roussillon ist seit 40 Jahren Partnerstadt von Heidelberg


Viele deutsche Touristen, die die Autobahn "La Languedocienne" auf der Fahrt in den Spanienurlaub benutzen, fahren immer noch achtlos an Montpellier vorbei. Sie wissen nicht, was ihnen entgeht, wenn sie die Stadt rechts liegen lassen. Montpellier ist nicht nur eine schöne Stadt, es ist auch reich an Geschichte und bestens auf die Zukunft vorbereitet. Und Montpellier ist seit 40 Jahren Heidelbergs Partnerstadt. Eine Stadt zum Verlieben.

Seit gut zwanzig Jahren hat sich Montpellier zu einer modernen, aufstrebenden Metropole entwickelt. Die Hauptstadt der Region Languedoc-Roussillon und des Departement Herault hat über 200.000 Einwohner und 65.000 Studierende an seinen drei Universitäten. Sie gibt sich elegant und sprüht geradezu vor Unternehmungsgeist.

Mittelpunkt des großstädtischen Treibens ist der schöne, von Häusern der Jahrhundertwende umsäumte Place de la Comedie. Unter den vielen alten Häusern in Montpelliers Altstadt muss eines besonders erwähnt werden: das ehemalige Hotel des Tresoriers de la Bourse. Es wurde von 1631 bis 1731 errichtet, ist wegen seines schönen Treppenaufgangs bemerkenswert und beherbergt seit 1966 das Heidelberg-Haus.

Lieben Sie den Charme alter Steine? Sie werden sie in Montpellier finden, vor allem in den Gassen der mittelalterlichen Altstadt.

Lieben Sie die Kunst "de vivre méditerranéen"? Dann setzen Sie sich auf den Place de la Comédie oder kosten Sie ein Glas südfranzösischen Weins auf den Places Sainte-Anne, Saint-Roch oder Saint Ravy und genießen Sie die Sonne.

Lieben Sie Märkte und Menschen? Jeden Tag und in jedem Quartier entsteht ein neues Festival von Farben und Gerüchen.

Lieben Sie Musik und Tanz? Montpellier bietet La Comédie du Livre, Montpellier Danse, Le Festival de Musique, Le Festival du Cinema Méditerranéen, Le Printemps des Comédiens.

Lieben Sie die Nächte unter südlichem Sternenhimmel? Herzlich willkommen in der jüngsten Hauptstadt mit 65 000 Studierenden zu einer "Fète permanente" und einem Festival Techno.

Der größte Aufschwung für Montpellier kam mit der Wahl des Universitätsprofessors Georges Frêche zum Oberbürgermeister im Jahr 1980. Dank seiner Dynamik, seines politischen Weitblicks und seiner Durchsetzungsfähigkeit ist die Stadt nicht nur geografisch, sondern auch in ihrem Innern gewachsen. In den achtziger Jahren entstand unter der architektonischen Federführung von Ricardo Bofill der neue Stadtteil "Antigone". Und weiter nach Süden entstehen neue Universitätsgebäude und mit "Port Marianne" ein weiteres "Quartier" und ein Hafen.

Die neueste Planung ist das "Odysseum", ein Freizeitgelände mit Sportstätten, Kultureinrichtungen, Einkaufszentren, Kneipen und Boutiquen.

OB Frêche hat es auch geschafft, eine neue Straßenbahnlinie ("Tramway of Life") mitten durch die Stadt zu legen, weitere zwei Linien sind in Planung und werden bis 2005 in Betrieb sein.

Montpellier wurde vom Magazin "L'Entreprise" 1998 als Stadt mit den besten Voraussetzungen für Unternehmensgründungen gewählt. Zwischen 1982 und 1990 konnten etwa 40.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die drei Universitäten und zahlreiche Forschungseinrichtungen bilden die akademische Basis. Fachkundige Unterstützung erhalten die jungen Unternehmungen durch die Montpellier Méditerranée Technopole. Internationale Marktführer wie IBM, Dell, Palm Computing, Alstom und Cap Gemini konnten für den Standort Montpellier gewonnen werden. Als Mitglied des Netzwerks "Génopole" ist die Stadt eine der erfolgreichsten Standorte auch in der Biochemie, Molekularbiologie und Molekulargenetik.

All das war Grund für ein Kooperationsabkommen zwischen dem Technologiepark Heidelberg und Technopole de Montpellier, das 1999 abgeschlossen wurde. Eine Kooperationsstelle befindet sich im Montpellierhaus in Heidelberg.
   

Ein wenig Stadt-Geschichte

985 n. Chr. Der Name Montpellier wird erstmals urkundlich erwähnt, als Graf Bernard de Melgueil (Mauguio) einem gewissen Guilhelm ein kleines Landgut "Monte Pestelario" schenkte. (Experten streiten zwar immer noch, woher der Name Montpellier kommt, doch sehr wahrscheinlich ist, dass er etwas mit dem sehr begehrten Farbstoff Purpurrot zu tun hat, den man aus gequetschten Läusen gewann.)

1289: Gründung der Universität Montpellier mit den Schulen für Rechtswissenschaft, für die schönen Künste und für Medizin durch Papst Nikolaus IV. Theologie kommt erst 1421 dazu.

1349: Jakob III. von Mallorca verkauft die Stadt Montpellier für 120.000 Goldtaler an den französischen König, Philipp IV.

1964: Zur Unterbringung der 13.000 Neuankömmlinge aus Algerien wird La Paillade, eine Satellitenstadt, erbaut. Montpellier erlebt einen neuen Aufschwung, die Einwohnerzahl wächst bis 1968 auf 43.000.

1982: Nach dreijähriger Planungszeit wird mit dem Bau des neuen Stadtviertels Antigone im Osten Montpelliers nach den Plänen von Ricardo Bofill begonnen.

2001: Die Einwohnerzahl im Großraum Montpellier wird auf 400.000 Menschen geschätzt. Setzt sich die Bevölkerungsentwicklung fort, dann werden dort im Jahre 2020 etwa 750.000 Menschen leben. Das Languedoc-Roussillon hat sich in dreißig Jahren in der Rangfolge der attraktivsten Regionen Frankreichs vom 17. auf den 1. Platz hochgearbeitet.
   
  Informationen
über Montpellier und das Languedoc:

Office du Tourisme,
30, allée Jean de Lattre de Tassigny,
F-34000 Montpellier,
Tel. 0033-467606060
Fax 0033-467606061,
e-mail: office.tourisme@mlrt.fr

 

 
 

Bienvenue! Benvenguda! Benvingut!

  In drei Sprachen (französisch, katalanisch, okzitanisch) empfängt der "Midi" (so nennen die Einheimischen die Region Languedoc-Roussillon) seine Gäste. Selbst wenn man mehrere Male dort war, es ist nicht so leicht, diesen Teil Südfrankreichs zu kennen. Denn der "wahre Midi" liegt nicht in Reichweite der Autobahn. "Le vrai Midi, c'est l'autre."

Besonders stark haben die Römer dem Land ihren künstlerischen Stempel aufgedrückt. Beispiele dafür sind der Pont du Gard, die Amphitheater von Nimes und Narbonne. Der herausragende Architekturstil des Midi aber wurde die Romanik, denn die Gotik war den Bewohnern als Stil des französischen Nordens verhasst. Im 20. Jahrhundert feierte die ultramoderne Architektur Triumphe: Es entstanden die Bienenwaben aus Beton der Touristenstadt La Grande Motte, in Montpellier das Quartier Antigone und in Nimes das Kulturzentrum Carre d'Art.

Und da ist noch "La Camargue eternelle", eine Landschaft mit einer Fauna und Flora, die einzigartig ist auf der Welt. Unsterblich wurde das "Venedig des Languedoc", die Stadt Sete, durch die Lieder seines Sohnes Georges Brassens und des Dichters Paul Valery. Und wer einmal mit einem Boot den "Canal du Midi" entlang geschippert ist, wird es immer wieder neu erleben wollen.

"langue d'oc"
Während sich die "langue d'oil' als das Französische in ganz Frankreich durchsetzte, wurde die "langue d'oc", die im Mittelalter als Sprache der Troubadours gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen war, nach der Annexion und im zentralistischen Frankreich immer mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt und geächtet. Inzwischen erlebt die "langue d'oc" wieder eine Rennaissance.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 5. Juni 2001