Kultur

Ausgabe Nr. 23 · 7. Juni 2000

Eckhard Henscheid

"Vom Sinn des Unsinns"

Vom 7. bis 30. Juni: Poetik-Dozentur 2000 mit dem Sprachvirtuosen Eckhard Henscheid

Nicht nur Leser des Satiremagazins "Titanic" können sich freuen: Im Mittelpunkt der Heidelberger Poetik-Dozentur 2000 wird das Komische in der Literatur stehen. Der Romancier, Erzähler und Satiriker, Musik- und Sprachkritiker sowie Mitherausgeber von "Titanic", Eckhard Henscheid, der in manchen Kreisen Kultstatus genießt, übernimmt die Heidelberger Poetik-Dozentur 2000.


Seit die Poetik-Dozentur im Jahre 1993 als Gemeinschaftsprojekt zwischen Stadt und Universität eingerichtet wurde, gastiert jedes Jahr ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin am Germanistischen Seminar in Heidelberg. Die Veranstaltungen bieten einem breiten Publikum Gelegenheit, Schriftsteller und ihr Werk kennen zu lernen. Öffentliche Veranstaltungen wie Vorlesungen, Werkstattgespräche, Lesungen und Diskussionen geben Einblicke in künstlerische Produktionsprozesse und informieren über Tendenzen der Gegenwartsliteratur.

Eckhard Henscheid wurde 1941 geboren und lebt in Frankfurt am Main, Amberg und Arosa in der Schweiz. Der studierte Germanist beherrscht sowohl die klassischen Formen des Romans, der Erzählung und des Essays als auch die journalistischen Disziplinen des Feuilletons, der Glosse und der Satire. Als Musik- und Sprachkritiker widmet er sich mit Vorliebe Phänomenen des Alltags. Seine Aufsätze erscheinen in der Zeit, der Frankfurter Rundschau, der Stuttgarter sowie der Süddeutschen Zeitung. Neben R. Gernhardt, F. W. Bernstein, C. Poth, F.K. Waechter, B. Eilert und H. Traxler zählt er zu den Mitbegründern der "Neuen Frankfurter Schule", die in ideologiekritischer Absicht das Erbe von Adorno und Horkheimer angetreten hat und 1979 im Satiremagazin "Titanic" ihr Forum fand.

Mit Eckhard Henscheid wurde ein Autor für die Poetik-Dozentur ausgewählt, der eine markante Position innerhalb des Literaturbetriebs vertritt. Das Germanistische Seminar beschreibt ihn überschwänglich als wortgewaltigen Satiriker, einfühlsamen Poeten, eleganten Causeur (Plauderer), boshaften Polemiker, zarten Idylliker und gnadenlosen Kritiker des "Dummdeutschen" in einer Person. Dr. Michaela Kopp-Marx vom Germanistischen Seminar begründet die Entscheidung für Henscheid damit, dass er "innerhalb der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland die Tradition des komischen und humoristischen Schreibens fortführt". Außerdem sei er jemand, der nicht nur literarisches und journalistisches Schreiben verbinden, sondern auch vermitteln kann.

Im Rahmen der Poetik-Dozentur wird der Autor auch Vorlesungen halten und Studierende in die Kunst des Schreibens von Glossen und Polemiken, kurz: in die Produktion des Komischen einführen.

Henscheid zählt sogar zu den großen Fußballexperten der deutschensprachigen Literatur. So darf man gespannt sein auf einen Abend im Theater der Stadt, wenn er gemeinsam mit Ror Wolf an die Zeit erinnert, "Als ein Spiel noch 90 Minuten dauerte". Und in der Schlusskundgebung beim 3. Heidelberger Gespräch zur Literatur in der Alten Aula wird noch einmal grundsätzlich um den "Sinn des Unsinns" gestritten. (doh)

   

 

Poetik-Dozentur 2000

- Mittwoch, 7. Juni, 20.15 Uhr: Eröffnung der Poetik-Dozentur 2000 mit Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke und Oberbürgermeisterin Beate Weber, Laudatio: Michael Rutschky, "Der Dichter - missverstanden und verstanden", Vortrag von Eckhard Henscheid, Alte Aula der Universität

- 7. bis 30. Juni: "Annäherung an einen Mythos", Dichtungen, Dokumente, Devotionalien aus einem Autorenleben, Eine Eckhard Henscheid Ausstellung im Foyer der Aula der Alten Universität

- Donnerstag, 15. Juni, 20.15 Uhr: "Neue Frankfurter Schule", Vortrag von Eckhard Henscheid, Neue Universität, Hörsaal 14

- Mittwoch, 21. Juni, 20 Uhr: "Als ein Spiel noch 90 Minuten dauerte", Ein Fußballabend mit Eckhard Henscheid und Ror Wolf anlässlich der EM 2000, Theater der Stadt Heidelberg

- Mittwoch, 28. Juni, 20 Uhr: "Von Goethe bis Kohl", Eckhard Henscheid liest aus alten und neuen Büchern, Weiss'sche Universitätsbuchhandlung

- Donnerstag, 29. Juni, 20.15 Uhr: "Formen des Komischen (Humor, Ironie, Satire, Parodie) an eigenen Fallbeispielen entwickelt", Vortrag von Eckhard Henscheid, Neue Universität, Hörsaal 14

- Freitag, 30. Juni, 19 Uhr: 3. Heidelberger Gespräch zur Literatur: "Vom Sinn des Unsinns", Eine Großdiskussion samt Schlusskundgebung mit: Eckhard Henscheid, Bernd Eilert, Jürgen Roth, F.W. Bernstein und Oliver Maria Schmitt, Alte Aula der Universität

Für Studierende
- 7. bis 30. Juni, jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag, Germanistisches Seminar, Raum 133:
- Übung: 11.15 Uhr bis 12.45 Uhr: "Polemik / Glosse / Feuilleton" Praktische Schreibübungen
- Hauptseminar: 14.15 Uhr bis 15.45 Uhr: "Das Komische" Techniken und Methoden in der Produktion von Komik

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Stand: 6. Juni 2000