Ausgabe Nr. 22 · 1. Juni 1999 |
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CDU |
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Stadt Heidelberg kann in Zukunft noch wirtschaftlicher arbeiten. So sieht es ein Gesetzentwurf der CDU-Landtagsfraktion vor, den die Fraktion in Stuttgart verabschiedet hat. Das neue Gesetz wird es den Kommunen im Land erleichtern, eine Gesellschaft in privater Rechtsform zu gründen. Damit steht den baden-württembergischen Gemeinden ein weiteres Instrument zur besseren Arbeit zur Verfügung. Ein modernes Gemeindemanagement braucht nämlich auch moderne Handlungsmöglichkeiten. Viele gemeindliche Aufgaben können viel effizienter durch eine gemeindeeigene GmbH als durch ein Amt oder durch Eigenbetriebe erledigt werden. Bisher waren den Gemeinden die Hände gebunden, weil sie nur dann eine gemeindliche GmbH gründen durften, wenn die Aufgabe nicht durch einen Eigenbetrieb in Gemeinderegie zu erfüllen war. Doch diese Neuregelung ist keine Einladung an die Gemeinde, dem Mittelstand das Leben über einen weiteren Arbeitsmarkt schwer zu machen. Besonders wichtig ist mir deshalb, dass die CDU-Landtagsfraktion im Gesetzentwurf eine Schutzklausel verankert hat, die den örtlichen Mittelstand vor neuer Konkurrenz durch derartige »Gemeinde-Unternehmen« absichert: Eine Gemeinde soll ein wirtschaftliches Unternehmen nur dann errichten, übernehmen, wesentlich erweitern oder sich daran beteiligen dürfen, wenn der Zweck des Unternehmens nicht besser oder wirtschaftlicher durch einen anderen erfüllt werden kann. Damit haben wir einen guten Ausgleich zwischen den Interessen der Gemeinden und denen des Mittelstandes gefunden. Gemeinden können nun leistungsfähiger und günstiger arbeiten, ohne dabei dem Handwerk und dem Mittelstand Konkurrenz zu machen. Es grüßt Sie herzlichst Ihr Werner Pfisterer Stellv. Fraktionsvorsitzender der CDU Gemeinderatsfraktion und Landtagsabgeordneter |
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SPD |
Theater und Intendanz In der bemerkenswerten Diskussionsrunde der RNZ zum Thema Zukunft des Heidelberger Theaters wurde mehreres deutlich: Die überwiegende Mehrzahl der Heidelberger Kulturexperten auf dem Podium bedauerte die Nichtverlängerung von Dr. Clauß. Aus der gleichen Richtung wurden auch Bedenken gegen den Grundsatz einer kurzen Vertragsdauer geäußert. Deshalb sei an dieser Stelle gesagt: Die SPD-Fraktion hat in der entscheidenden Abstimmung bis auf eine Stimme dem Antrag auf Nichtverlängerung (bei einigen Enthaltungen) des Intendanten nicht zugestimmt. Allerdings gilt es jetzt nach der Entscheidung nach vorne zu schauen und gemeinsam mit anderen Fraktionen eine gute neue Besetzung zu finden. Wie immer in Zeiten des Wechsels künstlerischer Leitung wird Kritik laut an der Zusammensetzung der Personalfindungskommission, aus Angst, sie sei der Aufgabe nicht gewachsen. Deshalb ein Blick zurück: Mit Personalfindungskommissionen der gleichen strukturellen Zusammensetzung (künstlerische Beratung ist selbstverständlich) wurden in der Vergangenheit überzeugende künstlerische Persönlichkeiten gefunden. Zusätzlich ist der Gemeinderat in das Verfahren eingebunden. Es ist davon auszugehen, dass wie bisher üblich, auch noch der Haup-t-ausschuss zwischen vorausgewählten BewerberInnen entscheidet. Ich möchte hier für einen Vertrauensvorschuss für alle am Verfahren beteiligten Personen werben. Eine vorgeschlagene Interimslösung macht nur dann Sinn, wenn nicht genügend qualifizierte Bewerbungen vorliegen oder ein Spitzenbewerber nicht zum vorgeschlagenen Zeitpunkt beginnen kann. Die angemahnte Diskussion über Bedeutung und gesellschaftspolitische Aufgabe eines heutigen kommunalen Theaters sollte geführt werden, sinnvollerweise aber mit der neuen Intendanz. Die Findung ist ja im Gange. Der neuen Intendanz wird man von Seiten des Gemeinderates zusichern können, dass sie langfristig mit den Sparten Musiktheater, Schauspiel und Jugendbühne wird rechnen können. Für das Tanztheater steht eine Grundsatzentscheidung oder strukturelle Änderung an. Es wird wohl kaum ein Gemeinderatsmitglied geben, das das Tanztheater abschaffen möchte, nur weil es ihm (augenblicklich) nicht gefällt. Es wird sich sicher jeder Intendant - auch der neue - gegen die Aufgabe des Tanztheaters wehren. Diese Entscheidung steht aber in der Verantwortung des Gemeinderates. Die SPD-Fraktion hat sich hier noch nicht entschieden. Allerdings ist die finanzielle Situation nicht rosig. Zugunsten des Theateretats wurde der Etat der Schlossfestspiele halbiert, auch im Orchesteretat tun sich größere Löcher auf. Verteilungskämpfe beginnen. Es ist schon deutlich geworden: Weniger Geld bedeutet weniger künstlerische Qualität. Dies muss bei der Entscheidung über das Tanztheater mitbedacht werden. Außerdem sollte die neue Intendanz dazu gehört werden. Mit freundlichen Grüßen Christiane Schmidt-Sielaff Stadträtin der SPD |
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GAL |
Multikulti in Rehovot Liebe Heidelberger und Heidelbergerinnen, das schönste Foto, das ich bei meinem Besuch in Rehovot mit der Heidelberger Delegation aufgenommen habe, zeigt eine Gruppe von jungen Soldatinnen, während sie lebhaft mit uns in der Stadtverwaltung diskutieren. Sie sind gerade dabei, sich auf eine Aufgabe vorzubereiten, die sie im Verlauf ihrer Dienstzeit übernehmen werden: die Unterstützung von Familien äthiopischer Herkunft bei der Kindererziehung, der Hausarbeit und allen anderen Dingen des täglichen Lebens. Sie stehen, wie die Kursleiterin uns erklärt, in der Familie, in der sie eingesetzt werden, zwischen den Kindern und den Eltern. Die Familie soll also, ohne sich bevormundet zu fühlen, Hilfe bei der Integration in die israelische Gesellschaft erhalten. Das wird sicher auch dadurch gefördert, dass unter den Soldatinnen mehrere äthiopische Einwanderinnen sind, die bei der kulturellen Vermittlung behilflich sein können. Rehovot gehört zu den israelischen Städten, die eine große Anzahl äthiopischer Juden aufgenommen hat, 5.000 von 30.000, die insgesamt nach Israel gekommen sind. Sie wurden in den 80er und 90er Jahren in zwei groß angelegten Luftbrücken-Aktionen aus der alten jüdischen Gemeinde Äthiopiens, die seit den Tagen König Salomons dort bestanden haben soll, nach Israel gebracht. Die Gewöhnung dieser in einer Agrargesellschaft aufgewachsenen Menschen an die Verhältnisse einer westlichen Industriegesellschaft ist vor allem für die älteren nicht leicht. Die israelische Gesellschaft ist dabei, hier eine große Integrationsleistung zu vollbringen, wie das Beispiel der Soldatinnen zeigt. Denn diese bezieht sich nicht nur auf die äthiopischen Zuwanderer. Seit den 70er Jahren sind circa 700.000 russische Juden gekommen, in Rehovot haben sich 10.000 niedergelassen und haben teilweise als gut ausgebildete Akademiker und Künstler einen wichtigen Beitrag für die Stadt geleistet. So ist das gerade 1000 Jahre alte Rehovot in den letzten 30 Jahren von 30.000 auf 100.000 Einwohner gewachsen und stellt sich noch auf weiteren Zuwachs ein. Der Wohnungsbau ist deshalb die erste stadtplanerische Aufgabe; 7.000 Wohnungen wurden seit 1989 gebaut unter Aufopferung so mancher Grünzonen, die für diese durch üppige Mittelmeervegetation geprägte Stadt charakteristisch sind. In einem der Neubauviertel wurde unsere Delegation zur Hermann-Maas-Straße geführt. Sie ist ein äußeres Zeichen der Verbundenheit von Rehovot und Heidelberg. Möge sein Vermächtnis auch den Geist der Städtepartnerschaft beeinflussen und uns vor allem zu gegenseitigem regen Austausch anregen, auch im Blick auf Integration. Ulrike Duchrow Stadträtin der GAL |
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FWV |
Warum Garage unter der Boschwiese? Verfolgt man die öffentlichen Debatten, die Gespräche im persönlichen Umfeld oder die Äußerungen und Stellungnahmen in der Presse aufmerksam und soweit möglich um Objektivität bemüht, muss man feststellen, Gegner und Befürworter einer Garage unter der "Boschwiese" haben gute Argumente für ihren Standpunkt. Schwieriger wird es für einen Gemeinderat, der vor nicht allzu langer Zeit - und das waren fast alle - einen Bebauungsplan beschlossen hat, der eine Bebauung der "Boschwiese" nicht vorsah. Nachdem ein Bauantrag der "Dr. Klaus Tschira-Stiftung" für eine Garage unter einem Teil der "Boschwiese" für circa 70 Stellplätze vorliegt, ist der Gemeinderat erneut gefordert. Wir "Freien Wähler" haben uns sehr intensiv mit den Argumenten der Gegner der Garage auseinander gesetzt: Ob es um die - zum Teil berechtigten - Bedenken der durch den Bebauungsplan betroffenen Grundstückseigentümer geht, oder die den Grundgedanken des Bebauungsplanes - Erhalt des für Heidelberg typischen Landschaftsbildes - tangierende Ausnahme einer Tiefgarage unter der "Boschwiese", oder die ablehnenden Stimmen der Schlierbacher Bürger aus den verschiedensten Gründen. Wir "Freien Wähler", haben uns mehrheitlich für die Unterstützung des Bauantrages der "Klaus Tschira Stiftung" entschieden. Wir sind der Meinung, dass die Forschungsarbeit, die in der Villa Bosch geleistet und weiter ausgebaut werden soll, auch das nötige Umfeld braucht. Dazu gehört auch die Erreichbarkeit, ob man das wahr haben will oder nicht. Ein Debakel, wie den Wegzug von MLP nach Wiesloch, sollte sich Heidelberg nicht noch einmal leisten - geplante Arbeitsplätze: 1800 . Nach Informationen halten schon einige Kommunen den roten Teppich für die "Klaus Tschira Stiftung" bereit. Diejenigen, die sonst immer von Wirtschaftsförderung und dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen reden, sollten den Streitpunkt "Garage unter der Boschwiese" auch unter diesem Aspekt sehen. Dass Personen beziehungsweise Institutionen, die ihr Kapital und ihr unbestreitbares persönliches Engagement in einer Stadt einbringen, auch Forderungen stellen, sollte man - ist man nicht ganz blauäugig - anerkennen. Vieles, worauf wir in unserer Stadt heute nicht ganz ohne Stolz blicken, war zu seiner Zeit nicht unumstritten. Den Vorwurf der Erpressbarkeit, von Gemeinderat und Verwaltung, halten wir nicht für gerechtfertigt. Ich gehe davon aus, dass die "Klaus Tschira Stiftung" alles tut, um die Belange des Landschafts- und Umweltschutzes weitestgehend zu berücksichtigen. Mit freundlichen Grüßen Hermann Gundel Stadtrat der Freien Wähler |
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F.D.P. |
Vorneweg: Ich bin kein Mitglied des Bauausschusses und weiss daher vielleicht nicht,
welche Seelenqualen die Bauausschussmitglieder leiden. Die Verzögerung in der
Entscheidung bei dem Tiefgaragen-Projekt bei der Bosch-Wiese leuchtet mir jedoch
überhaupt nicht ein. Da haben wir das Glück, in Heidelberg eine in Deutschland
leider höchst rare Sorte Mensch zu beherbergen: Einen Stifter namens Klaus Tschira,
der etwas in Deutschland leider nicht übliches gemacht hat: er hat eine Stiftung
gegründet, die sich der Wissenschaftsförderung annimmt. Und diese Stiftung
hat ihren Sitz in der Villa Bosch, hier in Heidelberg. Jetzt stellt dieser Stifter
einen Antrag, den Bebauungsplan dahingehend zu ändern, dass eine Tiefgarage
unter die Bosch-Wiese gebaut werden kann, damit die Autos von der Straße verschwinden.
Die Kosten für die Tiefgarage übernimmt er natürlich selbst, das ökologische
Gleichgewicht wird nach kurzer Umbauphase bald wieder hergestellt sein und ein Tunnel
für die Krötenwanderungen soll ebenso mitgebaut werden. Man kann natürlich
den Vorwurf machen, dass diese Planung hätte bereits vor einem Jahr mitbedacht
werden sollen als wir den Bebauungsplan für dieses Gebiet erlassen haben - aber
warum sollen wir diesen Bebauungsplan für dieses Projekt jetzt nicht ändern?
Es sollen schließlich ja keine Hochhäuser zum Privatvergnügen gebaut
werden, sondern eine Tiefgarage für eine gemeinnützige Einrichtung! Ich
gehöre zu den wenigen Mitgliedern des Gemeinderates, die konsequent versuchen,
den ÖPNV zu nutzen - also fahre ich täglich mit dem Zug nach Mannheim zu
meinem Arbeitsplatz und zurück. Ich bin auch der Meinung, dass aus reiner Bequemlichkeit
viel zu häufig das Auto benutzt wird - aber den Mitarbeitern der Stiftung bzw.
den Besuchern einreden zu wollen, auch sie könnten ungeachtet der abgeschiedenen
Lage der Stiftung auf das Auto verzichten und stattdessen einen Shuttle-Bus benutzen,
halte ich für absolut realitätsfern. Überall hört man das Gejammer,
dass zu wenig Privatvermögen der Allgemeinheit in Form von Stiftungen der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wird. Jetzt sieht sich die Stadt Heidelberg in der glücklichen
Lage, eine solche Stiftung zu beherbergen - aber schon wieder stehen die Bedenkenträger
auf der Matte. Oder sollte eine ganz andere Kategorie diese Debatte dominieren: Neid?
Dr. Annette Trabold F.D.P.- Stadträtin |
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W. Beck |
(Fortsetzung des Beitrags aus STADTBLATT Nr. 21) Sind die Flüchtlinge erst einmal aus der Region herausgebracht (circa 30.000 bisher nach Deutschland!), wird es ungeheuer schwer sein, sie später wieder zurückzubringen (schon wegen der hohen Sozialstandards in den Gastländern), und das hieße gerade, Milosevic in die Hände zu arbeiten, der das leere Kosovo inzwischen mit Serben besiedelt und damit praktisch eine Rückkehr der Flüchtlinge unmöglich macht. Wo Deutsche aus Pommern, Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland vertrieben wurden, siedeln längst die Vertreiber und ein Zurück gibt es nicht mehr, und nicht nur das: es traut sich heute kaum jemand mehr, diese Vertreibungen das zu nennen, was sie waren und was sie immer sind. Verbrechen. In der Tat, man lernt aus der Geschichte nichts. W. Beck Stadtrat www.werner-beck.de |
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Zur Inhaltsangabe STADTBLATT | |
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