Thema der Woche

Ausgabe Nr. 22 · 28. Mai 2003



So soll der Eingangsbereich des Alten Hallenbades in der Poststraße nach der Sanierung aussehen. An das bestehende Gebäude wird ein flacher Anbau angeschlossen, in dem ein Empfangsbereich, Bistro und andere Nutzungsmöglichkeiten vorgesehen sind. Vor dem Anbau und über einer kleinen Tiefgarage soll ein öffentlicher Platz gestaltet werden. (Fotomontage: GIS)

Altes Hallenbad vor Wiederbelebung

Investor will das Alte Hallenbad zu einem öffentlichen Bad mit Wellness-Bereich ausbauen - Grundsätzliche Zustimmung des Gemeinderats


Seit 1981 ist das Alte Hallenbad geschlossen, doch seit der Gemeinderatssitzung am 15. Mai gibt es berechtigte Hoffnung, dass das denkmalgeschützte Gebäude in Zukunft wieder mit Leben erfüllt wird. Die GIS Grundinvest Süd GmbH aus Offenburg beabsichtigt, das Bad zwischen Bergheimer Straße und Poststraße zu sanieren und weitere für den geplanten Betrieb erforderliche Anbauten zu errichten, um es nach historischem Vorbild wieder zu beleben.

Der Gemeinderat hat einstimmig seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben gegeben. Die GIS wird den Betrieb des Hallenbades im Rahmen eines Generalmietvertrages an einen professionellen Betreiber übertragen.

Öffentliches Bad
Das Männerbad wird zur öffentlichen Nutzung als geeignete Alternative zum Bad im Darmstädter Hof Centrum konzipiert. Jenes wird, so die Planungen der Stadt, bei einer Wiedereröffnung des Alten Hallenbades geschlossen. Um das Männerbad als Ersatz für das Schwimmbad im Darmstädter-Hof-Centrum auch langfristig zu sichern, wird bereits bei der Planung Vorsorge getroffen, dass auch ein Einzelbetrieb ohne die anderen Bereiche des Alten Hallenbades möglich sein wird.

Wellness im Frauenbad
Nach den Planungen von GIS soll im Frauenbadtrakt das Becken unterteilt werden, damit dort unterschiedliche Wellness-Nutzungen möglich sind. Im Irisch-Römischen Bad sowie in den darunter liegenden Räumen einschließlich Kesselhaus sind Bereiche für Sauna und Dampfbaden vorgesehen. Der Wannenbadtrakt soll für SPA-Anwendungen (Bezeichnung für moderne Kurbadanwendungen, die gesunde Ernährung, Körperpflege, Entspannung, körperliche und seelische Bewegung miteinander vereinigt) genutzt werden.

Anbauten im Süden und Westen
Die GIS hat vor, das denkmalgeschützte Gebäude im Westen und Süden durch Neubauten zu ergänzen. In das Bad gelangt man nach den Plänen von der Poststraße aus. Daher soll im südlichen Bereich für Empfang, Bistro/Cafe, Terrasse, Umkleiden und Sanitärräume ein niedriger Anbau (zur Poststraße hin) an das Hallenbad anschließen. Auf diesem ist sogar ein kleines Schwimmbecken im Freien vorgesehen. Vor dem Anbau entsteht ein Stadtplatz, der, so der Vorschlag des Stadtplanungsamtes, der öffentlichen Nutzung dienen soll.

Der westliche Anbau an das Hallenbad ist nach den Aussagen des Betreibers für die Schaffung weiterer Wasserflächen, insbesondere für Planschbecken und Spielattraktionen für Kinder, erforderlich. Dieser Teil bleibt ebenfalls deutlich unter der Traufhöhe des Hallenbades. Zwischen Poststraße und dem neuen Anbau soll eine eingeschossige Tiefgarage mit 32 Stellplätzen entstehen.

Die von der GIS entwickelten Vorentwürfe haben Experten des Amts für Baurecht und Denkmalschutz der Stadt Heidelberg sowie Vertreter des Landesdenkmalamtes im Rahmen einer Ortsbegehung vorläufig geprüft. Einzelne kritische Punkte im Entwurf sind nach Einschätzung des Denkmalamtes im Zuge der Abwägung bei der Gesamtbeurteilung einvernehmlich lösbar.

Die GIS hat mit der Kannewischer Management AG als dem zukünftigen Betreiber des Bades einen Mietvorvertrag abgeschlossen. Das Unternehmen gilt als sehr erfahren in der Planung, dem Bau und dem Betrieb von Badeanlagen aller Art. Die Kannewischer Management AG ist mit der Carasana Bäderbetriebe GmbH wirtschaftlich verbunden. Diese betreiben seit Jahren die Caracalla-Therme und das Friedrichsbad in Baden-Baden.

Eine Studie, die mit finanzieller Beteiligung der Stadt Heidelberg erstellt wurde, ergab, dass der Betrieb des Bades zwar dauerhaft ein deutliches positives Ergebnis erwirtschaften könne, allerdings bei weitem nicht in der zur Finanzierung von Bauleistung und Grunderwerb erforderlichen Höhe.

Investitionskosten
Der Investor hat auf Grundlage seiner vorgelegten Pläne Investitionskosten für die Sanierung und die erforderlichen Anbauten in Höhe von 11,8 Mio. Euro ermittelt. Da die Wirtschaftlichkeitsberechnung aus den angesetzten Einnahmen allerdings nur 3,4 Mio. Euro Investitionssumme erlauben, bleibt ein unrentierlicher Teil von 8,4 Mio. Euro. Dieser Betrag soll zinslos von der Stadt oder der Stadtwerke Heidelberg AG aufgebracht werden, entweder über einen Investitionszuschuss oder eine zinslose Eigenbeteiligung am Immobilienfonds selbst.

Die erzielbare Miete wurde auf Basis einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Kannewischer Management AG ermittelt. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die laufenden Einnahmen höher sind als die laufenden Ausgaben, so dass eine Miete gezahlt werden kann. Die Eintrittspreise wurden dabei so kalkuliert, dass sie mit den Eintrittspreisen anderer Freizeitbäder in der Region vergleichbar sind. Das heißt, sie liegen über den von der Stadt subventionierten Preisen anderer Heidelberger Bäder.

Der Investor geht in seiner Kalkulation davon aus, dass die notwendigen Grundstücke von der Stadt unentgeltlich bereit gestellt werden. Nach den vorliegenden Gutachten und eigenen Schätzungen sind die städtischen Grundstücke mit insgesamt 1,8 Mio. Euro zu bewerten. Die Bereitstellung der Grundstücke erfolgt entweder als ertragsloses Erbbaurecht oder sie gehen insgesamt in das Eigentum des Immobilienfonds über. Eine direkte Haushaltsbelastung ist damit nicht verbunden. Die Gestaltung des Platzes hinter dem Alten Hallenbad würde rund 350.000 Euro kosten, die die Stadt tragen wird.

Schließung des DHC-Bades
In der vom Stadtplanungsamt ausgearbeiteten Vorlage für den Gemeinderat heißt es, dass die Finanzierung des städtischen Investitionszuschusses aus Krediten mit jährlichen Zins- und Tilgungslasten erfolgen muss. Dies sei nur dann zu finanzieren, wenn durch die Schließung des Hallenbades Darmstädter-Hof-Centrum und der wirtschaftlichen Verwertung der frei gewordenen Räume ein Spielraum für den Kapitaldienst geschaffen werden kann. Eine Schließung des Hallenbades und die Verwertung der Fläche würde rund 435.000 Euro Haushaltsentlastung jährlich bringen und die Stadt könnte so einen Kredit in Höhe von 8,1 Mio. Euro finanzieren. Das Schulschwimmen, das heute noch im Bad im Darmstädter Hof Centrum stattfindet, würde künftig im Herrenbad des Alten Hallenbades sein.

Nach Einschätzung der Stadt Heidelberg ist das Angebot der Grundinvest Süd GmbH aus finanzieller Sicht das bisher vielversprechendste, weil der Betreiber große Erfahrungen mit dem Betrieb von Wellness-Einrichtungen hat und die Finanzierung für die Stadt im Risiko nach oben begrenzt ist.

Weiteres Vorgehen
Die Verwaltung strebt an, noch vor der Sommerpause möglichst hohe Realisierungsgewissheit zu erreichen, um das Kostenrisiko aus den zeitgleich beginnenden Planverfahren sowohl für die Stadt als auch für den Investor zu minimieren. Die abschließende Entscheidung über die Vergabe und Sanierung des Alten Hallenbades soll nach der Sommerpause auf der Grundlage ausgearbeiteter Verträge erfolgen. (neu)

 

 

 

Einhellige Zustimmung

  Eine weitere Steigerung der Attraktivität des Stadtteils Bergheim und einen neuen Anziehungspunkt für Heidelberg sahen Oberbürgermeisterin Beate Weber und Erster Bürgermeister Professor Dr. Raban von der Malsburg in der Wiederbelebung des Bades nach den vorgelegten Entwürfen. Auch der Gemeinderat zeigte sich hoch erfreut. Kristina Essig (CDU) sprach von einem "Konzept, über das wir uns alle freuen können", Christiane Schmidt-Sielaff (SPD) sagte, "alle Heidelberger Bürgerinnen und Bürger können sich freuen", ein "schlüssiges Konzept" erkannte Peter Holschuh von der GAL und auch alle anderen Sprecherinnen und Sprecher der Parteien äußerten sich uneingeschränkt positiv über die neue Entwicklung beim Alten Hallenbad.
   
 

Altes Hallenbad

  Das alte Bergheimer Hallenbad ist ein architektonisches Juwel, ein Jugendstilgebäude, entstanden im Jahr 1906. Gebaut hat es Baumeister Franz Kuhn, die Stadt Heidelberg erwarb es im Jahr 1907. Vor 22 Jahren wurde das Bad für die Öffentlichkeit geschlossen und wartet seitdem auf einen neuen Investor. Die Stadt Heidelberg hat mehrfach Versuche unternommen, das denkmalgeschützte Gebäude wieder mit Leben zu erfüllen. Dabei stand zum einen im Vordergrund, dass das Gebäude überwiegend wieder als Bad genutzt werden sollte. Zum anderen wollte die Stadt nicht selbst als Betreiber auftreten. Stattdessen sollte das Gebäude an einen privaten Investor übergeben werden, damit dieser es für einen öffentlichen Badebetrieb wieder herrichtet. Die Bausubstanz ist in einem relativ guten Zustand, da die Stadt in den vergangenen Jahren das Dach sanieren ließ.

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Stand: 27. Mai 2003