Ausgabe Nr. 22 · 29. Mai 2002 |
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Margret Dotter |
CDU |
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Was macht die Schule falsch? Die von der OECD durchgeführte Pisa-Studie hat erschreckende Defizite des deutschen Schulsystems aufgedeckt und eine gewaltige bildungspolitische Debatte in der Bundesrepublik ausgelöst. Bei der Frage, wie die Schule des 21. Jahrhunderts unsere Kinder besser auf die Zukunft vorbereiten kann, wird es keinen Königsweg geben. Auf der Suche nach einer Lösung ist es aber interessant, sich über die Schulpolitik der Länder, die bei der Pisa-Studie gut abgeschnitten haben, zu informieren. Mehrere Bildungspolitiker haben sich kürzlich auf den Weg nach Finnland und Schweden gemacht, um die dortigen Schulsysteme zu studieren. Auf der Kultusministerkonferenz in Eisenach in der vergangenen Woche schlugen die Schulminister der unionsregierten Länder ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Schulqualität für alle deutschen Schulen vor. Es wurde u.a. empfohlen, nach schwedischem Modell mehr Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten für Rektoren und Lehrer einzuräumen. Was macht denn die skandinavischen Schulen so erfolgreich? Anders als das deutsche Schulsystem schaffen sie es bestens, auch Kindern aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten erfolgreich zum Abitur zu führen. In Finnland erreichen 60 Prozent eines Jahrgangs das Abitur, in Deutschland nur 28 Prozent. In Schweden wechseln 98 Prozent der Schüler nach der 9-jährigen Grundschule in die dreijährige Gymnasialschule über. Bemerkenswert ist, dass gerade die Länder die besten Schüler hervorbringen, die genau die Schulpolitik verfolgen, die in Deutschland als gescheitert gilt. Die Schule als Integrationsort sämtlicher Aktivitäten der Jugend scheint beispielhaft zu sein, denn die meisten erfolgreichen Pisa-Teilnehmerstaaten haben flächendeckende Gesamtschul- und Ganztagsschulsysteme! Könnte es sein, dass gerade die Aufteilung in Haupt- Real- und Gymnasialschule eine Stigmatisierung hervorruft, die hausgemachte soziale Probleme bewirkt? Es gibt weitere bemerkenswerte Besonderheiten des schwedischen Schulsystems: Erst ab der 8. Klasse werden Noten erteilt. Zentral ausgearbeitete Prüfungen in den Basisfächern sind für alle Schulen Ende der 9. Klasse obligatorisch. Schulen müssen sich jährlich einer Qualitätskontrolle unterziehen, in der die Zielerfüllung der Schule beschrieben und analysiert wird. Zweisprachigen Kindern gewährt der schwedische Staat Muttersprachenunterricht. Erwähnenswert ist auch der Umstand, dass in Skandinavien ausländische Filme nicht synchronisiert, sondern mit Untertiteln versehen werden, was nicht nur das Lesevermögen, sondern auch das Erlernen von Fremdsprachen fördert. In schwedischen Klassenzimmern hat vor Jahren eine Wende stattgefunden: Der Lern- und Erziehungsprozess ist von der Belehrung durch den Lehrer zum schülerorientierten Lernen umgekehrt, was auf beiden Seiten zu mehr Lernfreude und Schulgenuss geführt hat. Nach einer zur Pisa-Studie gehörenden Umfrage sind in Schweden überdurchschnittlich viele Schüler der Meinung, dass die Lehrer hilfsbereit sind und so lange erklären, bis die Schüler verstanden haben. Im Unterricht werden sie stets angehalten, Behauptungen zu hinterfragen. Es gilt, den Wissensdurst der Kindern zu bewahren und nicht abzuwürgen, was dem Prinzip des großen Heidelberger Philosophen Gadamers entspricht, dass Bildung nicht ein Maß des angesammelten Wissens ist, sondern ein Maß der Neugierde, mehr wissen zu wollen . "Bildung, Bildung, Bildung" war die Parole, mit dem Tony Blair zum ersten Mal bei britischen Wahlen erfolgreich war. Wie soll aber die Bildungspolitik aussehen? Vielleicht könnte der Blick auf nordische Verhältnisse nützliche Denkanstöße geben. Bildung ist immer teuer, aber es gibt etwas, das noch teuerer ist: schlechte Bildung. Recht hatte er, John F. Kennedy. |
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Kai Seehase |
SPD |
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Bäderkonzept 2002 Die Heidelberger Frei- und Hallenbäder verursachten im Haushaltsjahr 2000 einen Zuschussbedarf in Höhe von 3.841.000 Euro. Um die teilweise seit Jahrzehnten nicht sanierten Bäder nicht noch unattraktiver erscheinen zu lassen, muss in Kürze in Millionenhöhe investiert werden. Auf Grund der auch in Heidelberg geringer werdenden Finanzmittel, wird der Gemeinderat nicht umhinkommen, ein Konzept zu beschließen, das einerseits die geringe Kostendeckung bei einzelnen Bädern stoppt und andererseits gesundheitliche, sportliche und kulturelle Aspekte nicht zu kurz kommen lässt. Dass dieser Spagat nicht leicht zu bewältigen sein wird, zeigt sich bereits jetzt, da Nutzer und Liebhaber verschiedener Bäder bei den Gemeinderatsfraktionen anklopfen und für das von ihnen favorisierte Frei- oder Hallenbad Unterstützung einfordern. Bisher hat sich der Gemeinderat von der Verwaltung lediglich berichten lassen, welche Richtung diese einschlagen möchte. Dabei hat sich herauskristallisiert, für das Thermalschwimmbad mit ca. 139.000 Besuchern an 180 Öffnungstagen eine stufenweise Sanierung über die nächsten Jahre vorzunehmen. Mittel für die Generalsanierung sind im Investitionsprogramm enthalten. Konsens besteht ebenfalls darüber, dass im Schwimmbad Köpfel mit ca. 140.000 Badegästen an 356 Öffnungstagen die Sauna erweitert werden soll, um diese Zahl zu halten. Das zuletzt 1997 sanierte Schwimmbad im Olympiastützpunkt dient als Gruppenbad dem Leistungssport sowie dem Schul- und Vereinsschwimmen. Um auch weiterhin die Fördermittel des Landes und Bundes zu sichern, soll es mit dem Einbau einer Gegenstromanlage auf den heutigen Stand der Technik gebracht werden. Das mit 180.000 Besuchern nur im Sommer attraktive Schwimmbad Tiergartenstraße wurde 1995 generalsaniert und soll nun endlich das erhalten (es sei mir gestattet dies zu sagen), was ich bereits seinerzeit vergeblich gefordert hatte: nämlich eine Riesenrutsche, um die jungen Besucher an dieses Bad zu binden. Prekär ist die Situation im Schwimmbad Hasenleiser mit 71.200 Badegästen an 230 Öffnungstagen, das 1976 geöffnet wurde und täglich mit einem Totalausfall der Badewassertechnik rechnen muss. 31.300 Schüler besuchen dieses nach Schließung des Schwimmbades Emmertsgrund im Heidelberger Süden verbliebene Hallenbad mit dem geringsten Kostendeckungsgrad. Wegen des desolaten Zustands muss die Sanierung umgehend erfolgen, da die Gebäudesubstanz bereits angegriffen ist. Eine Änderung der bisherigen Nutzung des Bades zeichnet sich in der Verwaltungsvorlage ab und ist demnächst in den gemeinderätlichen Ausschüssen zu beschließen. Zuletzt der Knackpunkt: Schwimmbad Darmstädter Hof versus Altes Hallenbad? So könnte die Frage für die Bäder im Herzen der Stadt lauten. Während die CDU sich bereits vom Wasser im Alten Hallenbad für alle Zeiten verabschiedet hat (Originalton MdL Werner Pfisterer), gilt für die SPD, die für die Sanierung des denkmalgeschützten Bades bereitgestellten 12.950.000 Euro auch dafür einzusetzen, dass zumindest im Herrenbad wieder Wasser fließt. Für die Nutzung der übrigen Gebäudeteile sowie des umliegenden Terrains gibt es einen, so scheint es, tragfähigen Vorschlag der Verwaltung. Sollte das Alte Hallenbad wiedereröffnet werden, könnte das Schwimmbad Darmstädter Hof aufgegeben werden. Mit immerhin 81.500 Badegästen an 241 Öffnungstagen ist klar, ein Hallenschwimmbad braucht das Zentrum, doch für welches schlägt das Herz? |
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Fidan Ulucan-Kiliç |
GAL |
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Sprachförderung in Kindertagesstätten/Bedeutung der Muttersprache Wer heute auf die über 40-jährige Einwanderungsgeschichte unseres Landes blickt, wird feststellen, dass in dieser Zeit Vieles einfach der Zeit überlassen blieb und mit Vielem sehr viel Zeit gelassen wurde. Die Migranten, die einstmals als "Gastarbeiter" kamen, ließen sich viel Zeit, um endlich einzusehen, dass sie wohl nie mehr in ihr Herkunftsland zurückkehren würden, die Politik des Landes, das sie geholt hatte, überließ es der Zeit, was hier aus diesen Menschen werden würde oder sollte. Heute leben Migranten in der dritten oder vierten Generation hier. Die Spuren der verantwortungslosen ignorierenden Politik der letzten Jahrzehnte sind nicht nur in der fast kompletten "Sprachlosigkeit" der ersten Generation Eingewanderter ersichtlich, viel gravierender ist die Situation eines beträchtlichen Teils der zweiten und dritten Generation, die, obwohl hier geboren und aufgewachsen, immer noch an ihren mangelnden Sprachkenntnissen scheitern. Nicht nur die bisher nicht existente Integrationspolitik ist ursächlich gewesen für diese Fehlentwicklung, seit PISA steht vielmehr das gesamte deutsche Bildungssystem in Frage, vor allem im Hinblick auf Chancengleichheit. Um gleiche Startchancen geht es auch bei dem kürzlich vom Kinder- und Jugendamt vorgestellten Konzept der städtischen Kindertagesstätten zur Förderung fremdsprachiger Kinder. Das Konzept zur Sprachförderung soll in sieben städtischen Kindertagesstätten, in denen der Anteil fremdsprachiger Kinder über 40 Prozent beträgt, in einem ersten Schritt für die Altersgruppe der 5- bis 6-Jährigen umgesetzt werden. In der Begründung des Konzepts wird der Muttersprache als Basissprache große Bedeutung zugemessen. Es sind jedoch keine Ansätze da, wie mit der Muttersprache bei der Umsetzung des Konzepts umgegangen wird. In dieser Richtung muss in der Zukunft dringend etwas geschehen. Erst wenn den Kindern das Gefühl vermittelt wird, dass ihre Muttersprache auch etwas wert ist, kann die Basis für das Erlernen einer zweiten Sprache geschaffen werden. Dies stellt auch Anforderungen an das Personal. Die Stadt muss ihre Personalpolitik in diese Richtung öffnen, um interkulturellen Ansätzen den Weg zu ebnen. Auch ist die Einbeziehung der Mütter, die sprachliche Schwierigkeiten haben, ist unverzichtbar, weil diese die Lebenssituation und Entwicklung der Kinder sehr beeinflussen. Die GAL-Fraktion wird deshalb einen Prüfauftrag an die Verwaltung aufgeben, wie eine Sprachförderung für Mütter in das Konzept der Stadt einbezogen werden kann. |
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Hermann Gundel |
FWV |
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Mit Erstaunen... ...habe ich im STADTBLATT die Äußerungen - in Stimmen aus dem Gemeinderat - von Herrn Stadtrat Benz gelesen: Die Einrichtung eines "Überbrückungsfonds bei großen Tiefbaumaßnahmen" sei auf Antrag der CDU-Fraktion erfolgt. Das ist schlichtweg nicht richtig. Richtig ist, dass die CDU-Fraktion sich bei den Beratungen eines Härtefonds - ursprüngl. Arbeitstitel - sehr reserviert verhalten hat. Richtig ist, dass die Verwaltung auf Anregung der "Freien Wähler" ein Konzept entwickelt hat, das bei künftigen großen, kommunalen Tiefbaumaßnahmen die Möglichkeit bietet, durch direkte Hilfe und baubegleitende Maßnahmen in ihrer Existenz bedrohte Gewerbebetriebe zu unterstützen. Anlass dazu war die Debatte "Straßenbahnbau" durch die Schwetzinger Straße in Kirchheim, die negativen Auswirkungen auf die Kleinbetriebe bei Kanalarbeiten in der Ingrimstraße und die endlosen Bauarbeiten in der Bergheimer Straße. Richtig ist, dass der "Härtefonds" auf Antrag von FWV, SPD und GAL einstimmig vom Gemeinderat beschlossen wurde. Richtig ist auch, dass auf Antrag der "Freien Wähler" mit den Stimmen der CDU, der Heidelberger und der FDP die Erhöhung der Kurzzeitparkplätze in der Brückenstraße von 28 auf 37 und eine Bordsteinhöhe von fünf Zentimeter mehrheitlich beschlossen wurde. |
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Dr. Annette Trabold |
FDP |
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Parkplätze in der Brückenstraße Hinlänglich bekannt ist, dass in der Brückenstraße die Straßenbahnschienen saniert und neue Leitungen gelegt werden müssen. Bei der Abstimmung darüber, in welcher Weise der Umbau geschehen soll, war ein wichtiges Argument: die derzeitigen Parkplätze seien illegal, man müsse eine Variante finden, die das Parken in der Straße legalisiere. Nun - die Legalisierung der Parkplätze hätte auch durch die Stadt geschehen können - aber man entschied sich nun gegen die Stimmen der FDP für die Variante, die nun gebaut wird. Wenn also die Frage der legalen Kurzzeitparkplätze zum zentralen Kriterium der Variantendebatte gemacht wird, dann muss man logischerweise auch dafür sorgen, dass möglichst viele Kurzzeitparkplätze gebaut werden - und das sind 37 und nicht 28, wie von der Verwaltung vorgeschlagen. (Vor der Eisdiele und dem Restaurant soll auf Wunsch der Betreiber Platz für Tische und Stühle bleiben). Viele Geschäfte in der Brückenstraße leben von der Laufkundschaft, also Besuchern zu Fuß, per Rad und eben auch Besuchern, die mit dem Auto kommen und eben mal schnell anhalten um einzukaufen. Und falls diese Parkplätze - wie manche Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat meinen - gar nicht alle benötigt würden, dann bleiben sie eben leer. Das möchte ich dann mal sehen..... |
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat |
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Zur Inhaltsangabe STADTBLATT | ||||||||||||||
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