Kultur

Ausgabe Nr. 22 · 30. Mai 2001



Das Philharmonische Orchester bei Bühnenproben in der Stadthalle. (Foto: Rothe)

Jede Menge musikalische Entdeckungen

Das Philharmonische Orchester in der Konzertsaison 2001/2002


Acht Sinfoniekonzerte, sechs Familienkonzerte und vier Chorkonzerte kündigte Generalmusikdirektor Thomas Kalb in einem Pressegespräch schon jetzt für die kommende Konzertsaison an. Kompositionen aus Frankreich, England, Russland und Deutschland stehen im Mittelpunkt der einzelnen Veranstaltungen des Philharmonischen Orchesters.

Wir wollen interessante Entdeckungen, noch nie da Gewesenes, wieder Ausgegrabenes, aber auch Bekanntes präsentieren", so GMD Thomas Kalb. Mit großer Freude berichtete er auch, dass für die Sinfoniekonzerte in der Stadthalle keine Beeinträchtigungen mehr zu befürchten seien. Vom Restaurant Havana sei schriftlich versichert worden, dass "Lärmbelästigungen in Zukunft nicht mehr vorkommen werden".

Starten wird die neue Konzertsaison Mitte September mit einem Novum: Nicht wie gewohnt im edlen Rahmen, sondern in lockerer Form wird das Philharmonische Orchester Kostproben aus dem kommenden Programm vorstellen. Mit Anekdoten und kleinen Geschichten will Thomas Kalb dann dem Publikum die ausgewählten Stücke näher bringen. "Immer wieder merken wir, dass der Erklärungsbedarf groß ist", so der Orchesterchef. Außerdem ist ein Gewinnspiel geplant, bei dem Abonnements für die verschiedenen Konzertreihen zu gewinnen sind. Da gilt es Rätsel zu lösen wie: "Apfel, Pflaume, Birne oder Kirsche, welcher dieser Begriffe ist Teil eines Musikinstruments?"

Werke von Schubert und Schönberg, Beethoven und Mahler, Debussy und Dutilleux, Britten und Elgar, Mussorgsky und Prokofieff werden in der kommenden Spielzeit zu hören sein. Einer der Höhepunkte der Saison verspricht "Enoch Arden" von Richard Strauss zu werden. Die Geschichte eines Schiffbrüchigen, der nach langen Jahren in die Heimat zurückkehrt, ist als Orchesterversion "vielleicht in ganz Deutschland noch nicht zu hören gewesen", so Kalb. Den Text des "Enoch Arden" spricht der bekannte Schauspieler und Oberspielleiter des Theaters Wolfgang Maria Bauer. Im Wechsel von Rezitation und Musik wird eine dramatische Liebesgeschichte erzählt.

Auch die jungen Konzertbesucher und ihre Familien können sich auf ein abwechslungsreiches Programm freuen. Sei es "Tubby the tuba" (die Geschichte einer Tuba, die ihre Möglichkeiten im Orchester auslotet und dabei jede Menge Abenteuer erlebt) oder Michael Endes "Geschichte vom faulen Bär", alle Familienkonzerte bieten Gelegenheit, die Arbeit des Orchesters kennen zu lernen.

Bei den Chorkonzerten, die der Heidelberger Bachchor gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester bestreitet, kommen Guiseppe Verdis "Requiem" und die in Deutschland selten aufgeführten "Musikalischen Exequien" von Heinrich Schütz zu Gehör. In Heidelberger Erstaufführung ist Bachs "Matthäus-Passion" in der Version von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu erleben. Die Chorkonzert-Saison schließt mit Krysztof Meyers "Missa 1999" und Mozarts "Missa c-moll". "Wir werden unserem Publikum jede Menge neue Musik vorstellen, aber auch die Freunde der Romantik und Klassik nicht vernachlässigen", so Christian Kabitz, Leiter des Heidelberger Bachchores. (doh)

  Zum Seitenanfang

Ein Patriot wird Pazifist

Werke von Ernst Barlach in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Unter dem Titel "Zeichnungen und Grafiken gegen den Krieg" werden rund fünfzig Lithographien aus verschiedenen Schaffensperioden von Ernst Barlach präsentiert. Im Zentrum der Ausstellung stehen die drei großen Zyklen "Kriegszeit", "Bildermann" und "Die Ausgestoßenen".


Die Ausstellung zeigt den Weg Ernst Barlachs vom kriegsbegeisterten Patrioten zum aktiven Kriegsgegner. "Hatte Barlach im 1. Weltkrieg zunächst eine Chance gesehen, die Verkrustungen des Wilhelminischen Reiches aufzubrechen, so zeigen seine Werke nach Kriegsausbruch das Entsetzen über Ausmaß und Schrecken des Krieges", so Jürgen Doppelstein, Vorsitzender der Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg.

Zahlreiche Blätter aus Paul Cassirers Flugschrift "Kriegszeit" belegen den Traum vom "neu geschaffenen Menschen". Hindenburg mit Dreschflegel, vorwärtsstürmende Soldaten und Bauern mit pathetischen Gesten dokumentieren überschwänglichen Patriotismus und den Wunsch nach Erneuerung der Gesellschaft. Auch Künstler wie Kollwitz und Liebermann veröffentlichten in der "Kriegszeit". "Erst muss zerstört werden, dann kann Neues wachsen", so die weit verbreitete Auffassung damaliger Intellektueller.

1916 wird die "Kriegszeit" durch die Flugschrift "Bildermann" ersetzt und die Kriegsbegeisterung weicht einer chiffrierten Mahnung vor dem Krieg. Um die Zensur zu umgehen, wählt Barlach religiöse Themen und Motive für seine Arbeiten. Nach dem Krieg schließlich entsteht die typisch Barlachsche Ausdrucksweise: Gesichter, Hände und Füße spiegeln die Seele der Menschen, während der Körper gestaltlos in einem Tuch verborgen bleibt.

Der Zyklus "Die Ausgestoßenen" zeigt Kriegsversehrte, ausgemergelte und elende Gestalten, vorwiegend Frauen, vom Krieg verhärmt. Nach 1918 entstandene Arbeiten Barlachs sind eine geballte Anklage gegen das soziale Elend, das der Krieg hinterlässt. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Juli in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18, zu sehen. (doh)

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 29. Mai 2001