Thema der Woche

Ausgabe Nr. 22 · 31. Mai 2000



Verkehrsmittelwahl in Heidelberg und Eppelheim






Verteilung der Wegezwecke
im Vergleich 1988 - 1999

Busse und Bahnen werden stärker genutzt

Untersuchung zum Mobilitätsverhalten der Heidelberger/innen vorgelegt


Die letzte umfassende Haushaltsbefragung zum Verkehrsverhalten in Heidelberg stammt aus dem Jahr 1988. Jetzt gibt es neue Daten: Im Auftrag der Stadt Heidelberg hat das Planungsbüro "Planung Transport Verkehr AG" (ptv) aus Karlsruhe 1999 eine neue Befragung zum Verkehrsverhalten der Heidelbergerinnen und Heidelberger durchgeführt.

Gefragt wurden unter anderem 668 Haushalte in Heidelberg, welche Wege über 300 Meter sie zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zurücklegen. Die Ergebnisse der Untersuchung "Modal Split 1999" wurden am 25. Mai dem Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss vorgelegt.

ÖPNV legt zu
Zu Fuß waren 1999 17 Prozent der Befragten unterwegs, fast genauso viele wie bei der Befragung 1988. 20 Prozent griffen zum Fahrrad als Fortbewegungsmittel (1988: 23 Prozent). Das Auto (oder Moped und Motorrad) nutzten 1999 43 Prozent, rund fünf Prozent weniger als 1988. In Busse und Bahnen stiegen 20 Prozent der Befragten, das ist eine Steigerung von acht Prozent gegenüber 1988.

Auch wenn es bei der Vergleichbarkeit der Daten einige Einschränkungen zu beachten gibt, stellten die Gutachter zwei eindeutige Tendenzen heraus: Zum einen sind die Fahrten mit dem ÖPNV stark angestiegen. Zum anderen sind die Fahrten mit dem motorisierten Individualverkehr, also mit Auto, Motorrad und ähnlichem, stark zurückgegangen.

Mobil für die Freizeit
Gegenüber 1988 änderten sich bei der Heidelberger Bevölkerung auch die Beweggründe für die Mobilität (Tabelle rechts unten). 1999 waren 21 Prozent zum Arbeitsplatz unterwegs, 7 Prozent dienstlich oder geschäftlich, 11 Prozent auf dem Weg zu Ausbildungsplatz oder Schule, 39 Prozent gingen oder fuhren zum Einkauf. 22 Prozent waren unterwegs in Sachen "Freizeit". 1988 waren es lediglich 14 Prozent.

Stadtteile
Auch zum Mobilitätsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile konnten die Gutachter Aussagen machen:

- Den höchsten Anteil beim nicht motorisierten Verkehr mit Fahrrad oder zu Fuß weisen die Kernbereiche der Stadt auf. In der Altstadt legen fast zwei Drittel und in der Weststadt und Bergheim die Hälfte der Befragten ihre Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück.

- Den niedrigsten Anteil beim nichtmotorisierten Verkehr verzeichneten die Gutachter auf dem Boxberg und im Emmertsgrund sowie in Schlierbach und Ziegelhausen. Zurückzuführen sei dies auf die topographischen Gegebenheiten in diesen Stadtteilen.

- Die stärkste ÖPNV-Nutzung wurde bei den Bewohnern des Boxbergs und des Emmertsgrunds sowie in Ziegelhausen und Schlierbach festgestellt.

Wer fährt mit was?
Wer erwerbstätig ist, fährt überdurchschnittlich häufig mit dem Auto. Auszubildende und Schüler benutzen dagegen häufiger den ÖPNV, ergab die Untersuchung. Überdurchschnittlich häufig benutzen die 25- bis 64-jährigen Heidelberger das Auto. Wenig überraschend: Die Spitzen der Mobilität liegen morgens zwischen 7 und 9 Uhr und in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden.

Viele Einpendler
Im Rahmen der Haushaltsbefragung untersuchten die Experten von ptv auch die Pendlerströme nach Heidelberg: Rund 30.000 Personen kommen täglich nach Heidelberg zum Arbeiten, zur Ausbildung, in die Schule oder die Universität. 18.500 benutzen dazu das Auto, das sind über 61 Prozent. Ein knappes Drittel kommt mit Bussen und Bahnen in die Stadt. Die wenigsten nutzen für den Weg zu Arbeit und Ausbildung das Fahrrad. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Autofahrer aus dem Heidelberger Süden, die nach Heidelberg fahren. 9.300 der 14.100 Pendler aus Leimen, Sandhausen, Nussloch, Walldorf und Wiesloch, das sind fast 66 Prozent, nehmen das Auto für die Fahrt in die Stadt.


Einpendler nach Heidelberg aus...

  Süd West Nord Ost

  Leimen Eppelheim Dossenheim Neckargemünd
  Sandhausen Plankstadt Schriesheim Bammental
  Nussloch Oftersheim Ladenburg Wiesenbach
  Walldorf Schwetzingen   Gaiberg
  Wiesloch     Mauer
        Wilhelmsfeld

Einpendler/Tag 14.100 5.600 5.100 5.100

Einpendler nach Heidelberg nach Wohnorten
   
 

Modal Split

  Unter Modal Split verstehen die Verkehrsexperten die Aufteilung der Hauptverkehrsmittel "Füße", Rad, Auto und öffentlicher Personennahverkehr in Prozent. Die Ergebnisse der Befragung dienen der Stadt Heidelberg und der HSB als Grundlage für die künftige Planung des Verkehrswegenetzes in der Stadt. Die Meinungen der Befragten zum Service der einzelnen Verkehrsbetriebe können diese für eine Optimierung ihres Betriebs nutzen.

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Stellungnahme OB Beate Weber

"Ein wichtiger Teil unserer Absichten mit dem Verkehrsentwicklungsplan ist eingetreten. Es ist erfreulich, dass Bahn und Bus viel mehr genutzt werden, auch wenn die Vergleichszahlen von 1988 auf niedrigem Niveau lagen. Allerdings werden die Erfolge innerhalb der Stadt durch die hohen Pendlerströme aus dem Umland mit dem Auto wieder relativiert. Es ist daher wichtig, dass wir uns auch mit der Verkehrssituation zwischen den Nachbargemeinden und der Stadt beschäftigen. Das ist Voraussetzung für eine stadtverträgliche Steuerung der Mobilität."

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Fahrradfreundliche Stadt, pünktlicher Nahverkehr

Meinungen der Heidelberger zu Rad- und Fußwegen sowie zum ÖPNV


Bei der Haushaltsbefragung wurden auch die persönlichen Meinungen und Einstellungen der Heidelbergerinnen und Heidelberger zu Teilbereichen des Verkehrs untersucht.

Sicher im ÖPNV
84 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich bei der Benutzung von Bus und Bahn sicher fühlen, 83 Prozent waren mit den Fahrzeiten zufrieden und 80 Prozent fanden, dass der ÖPNV im allgemeinen pünktlich sei. Am schlechtesten bewertet wurden die Fahrpreise. Gut drei Viertel fanden das Fahrpreisniveau zumindest etwas zu hoch.

Sehr gut bewertet wurden die Straßenbahnen der HSB: Bei der Fahrzeit und der Pünktlichkeit schnitten sie am besten ab. Beim Komfort waren die Bahnen der OEG Umfragesieger. In Sachen Komfort, Sicherheit, Sauberkeit und Pünktlichkeit liegen die Busse des BRN vor denen der HSB.

Die Heidelberger beurteilen den ÖPNV in der Stadt und der Region positiv, stellten die Experten fest. Einen besonderen Bonus gab es für die schienengebundenen Verkehrsmittel. Ebenfalls positiv wurde der Nahverkehr der Deutschen Bahn bewertet, allerdings insgesamt schlechter als die Dienste von HSB, BRN und OEG.

...und sicher zu Fuß
75 Prozent der Befragten sind ganz oder überwiegend der Meinung, dass die Fußwege in der Stadt gepflegt sind. 76 Prozent fühlen sich im allgemeinen im Verkehr sicher. Sehr positiv wurden auch die Fußgängerquerungen über Hauptverkehrsstraßen beurteilt. Zwei Drittel ziehen hier mit Ampeln geregelte Übergänge vor. Auch die Breite der Gehwege wird von 79 Prozent positiv bewertet.

46 Prozent meinten, dass für die Fußgänger der Stadt mehr getan werden sollte, 52 Prozent sind mit der jetzigen Situation zufrieden, zwei Prozent könnten sich sogar vorstellen, dass für Fußgänger weniger getan wird.

Ähnlich positiv fällt das Urteil über die Fahrradfreundlichkeit der Stadt aus: 83 Prozent halten Heidelberg für fahrradfreundlich. 72 Prozent stimmen ganz oder überwiegend der Meinung zu, dass es genug Radwege gibt. Etwas schlechter wird die Sicherheit beurteilt. Nur die Hälfte der Radler fühlt sich sicher.

Beim Fahrradverkehr wünschen sich rund 18 Prozent ein reduziertes Engagement, 36 Prozent sind mit der aktuellen Situation zufrieden und 45 Prozent würden eine größere Förderung begrüßen, stellten die Experten fest. (neu)

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Stand: 30. Mai 2000