Erster Bericht zur Umsetzung des Stadtentwicklungsplans Heidelberg 2010 vorgelegt
Rund fünf Jahre nach Verabschiedung des Stadtentwicklungsplans Heidelberg 2010
(STEP) hat die Stadtverwaltung dem Gemeinderat den ersten Bericht zu seiner Umsetzung
vorgelegt. Er zeigt, welche Ziele erreicht wurden, wo noch Defizite bestehen und
welche neuen Entwicklungen sich ergeben haben. Das Amt für Stadtentwicklung
und Statistik hat die wichtigsten Ergebnisse für das STADTBLATT zusammengefasst:
Der Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2010, Leitlinien und Ziele (STEP) wurde im Februar
1997 mit großer Mehrheit vom Gemeinderat verabschiedet. Er steckt den Handlungsrahmen
ab für eine Politik, die Verantwortung für das soziale Miteinander und
für die Wahrung einer lebenswerten Umwelt in einer auch wirtschaftlich erfolgreichen
Kommune übernimmt. Sein Kern ist das Bekenntnis zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
So ist er zugleich Heidelbergs Lokale Agenda. Er gibt Ziele für alle Politikbereiche
vor und benennt wichtige Querschnittsanliegen.
Der Entscheidung ging ein zweieinhalbjähriger Diskussionsprozess um die Entwicklungsrichtung
voraus. Wichtig war dabei der Dialog mit allen gesellschaftlichen Kräften. Viele
Bürgerinnen und Bürger sowie Institutionen hatten sich daran beteiligt.
Der Bericht ist das Ergebnis der Arbeit aller betroffenen Ämter und städtischen
Gesellschaften. Die Federführung lag beim Amt für Stadtentwicklung und
Statistik.
Positive Gesamtbilanz
Der Umsetzungsbericht bezieht sich auf die Jahre 1997 bis 2000. Fasst man die
Arbeit dieser Zeit zusammen, so zeigt sich, dass mit der Umsetzung fast aller Ziele
des Stadtentwicklungsplans begonnen und dass die Arbeit auftragsgemäß
fortgeführt wurde. Es lässt sich kein Zielbereich identifizieren, der nicht
Fortschritte zu verzeichnen hätte. Die Umsetzung der meisten Ziele bleibt allerdings
Daueraufgabe.
Abgeschlossen wurden alle konzeptionellen Aufträge, die in den Zielaussagen
des Stadtentwicklungsplans enthalten waren: Es sind dies das Modell Räumliche
Ordnung mit dem Siedlungs- und Freiflächenstrukturkonzept sowie dem Umweltplan,
das Wohnungsentwicklungsprogramm und der Naturhaushaltsplan. Auf die Erstellung eines
Kulturentwicklungsplans wurde zu Gunsten regelmäßig erscheinender Kulturberichte
verzichtet.
Eine ganze Reihe bedeutsamer Grundsatzbeschlüsse sind gefallen, wie zum Beispiel
der zum Einzelhandelszentrenkonzept. oder zur Gesamtanlagenschutzsatzung. Wichtige
Schlüsselprojekte wurden auf den Weg gebracht, die soziale, ökonomische
und ökologische Anforderungen integrieren, wie es von einer nachhaltigen Stadtentwicklung
verlangt wird. Hierzu zählen:
- Das Projekt "Heidelberg 2000/Bahnstadt" mit Hauptbahnhof als neuem
Nebenzentrum und dem Internationalen Konferenzzentrum
- Die Quartiersarbeit Emmertsgrund, die durch das Bund-Länder-Programm "Soziale
Stadt" unterstützt wird.
- Die Straßenbahnnetz-Erweiterungen, die das Rückgrat des Heidelberger
ÖPNV stärken.
- Der UmweltPark, der beste Voraussetzungen für Forschung und Entwicklung
der Umwelttechnologien bieten wird.
- Das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittelständische
Betriebe", das auch kleine Unternehmen fit für die Umwelt macht.
- Das Verfahren zur Aufnahme in die Liste der Weltkulturerbe-Städte der UNESCO
Ausgewählte quantitative Ergebnisse
Die Zahl der Arbeitsplätze hat mit 94.500 in Heidelberg einen Höchststand
erreicht. Damit ist ein wichtiges quantitatives Ziel aus dem STEP nicht nur erfüllt,
sondern sogar übertroffen worden. Die absolute Zahl der Arbeitslosen liegt deutlich
niedriger als Ende 1996 und die Arbeitslosenquote ist mit 6,6 Prozent auf diejenige
von 1992 gesunken. Obwohl die Strukturkrise im Produzierenden Gewerbe noch nicht
ganz überwunden ist, weist die Wirtschaft deutliche Aufschwungtendenzen auf.
Im Marktsegment der bezahlbaren Wohnungen gibt es jedoch nach wie vor gravierende
Versorgungsengpässe. Das hohe Preisniveau ist für viele Haushaltsgruppen
unerreichbar. Davon sind insbesondere Familien mit Kindern und Gruppen mit besonderem
Wohnungsbedarf betroffen. Deshalb ist es auch in Zukunft notwendig, die Zahl an preiswerten
und familiengerechten Wohnungen zu sichern und zu erhöhen. Eine soziale Wohnungspolitik
bleibt Heidelbergs größte Herausforderung, wenn Solidarität umfassend
verstanden werden soll. Im Modell Räumliche Ordnung wurde die notwendige Flächenvorsorge
getroffen. Etwa ein Viertel, nämlich 2300, der nach dem STEP bis 2010 erforderlichen
Wohnungen wurden bis Ende 2000 gebaut.
Bauland wurde ganz im Sinne des STEP sparsam verwendet. Neue Flächen wurden
überwiegend im bereits erschlossenen Siedlungsgebiet beansprucht, das heißt
auf untergenutzten Flächen und Baulücken. Um 45 Hektar, das entspricht
1,4 Prozent, wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche bis 2000. Gleichwohl bleibt
Flächensparen auch weiterhin ein Thema, da der Pro-Kopf-Flächenverbrauch
immer noch steigt.
Das Pendleraufkommen über Heidelbergs Stadtgrenze hinweg hat innerhalb von vier
Jahren um zwölf Prozent zugenommen, darunter vor allem stadtauswärts. Dies
unterstreicht die Bedeutung, die der künftigen S-Bahn für einen umweltverträglichen
Verkehr zukommt. Für sie gilt es, optimale Ein- und Umsteigebedingungen zu schaffen.
Das STEP-Ziel, mehr Mobilität mit weniger Autoverkehr zu erreichen, wurde erfüllt.
Der Anteil der mit dem ÖPNV zurückgelegten Wege stieg innerhalb von elf
Jahren von zwölf auf zwanzig Prozent, also um zwei Drittel.
Trotz Zunahme der Mobilität und des Flächenbedarfs konnten die Umweltsituation
und der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen weiter verbessert werden. Der
stadtweite CO2-Ausstoß ist allerdings trotz größter Anstrengungen
weiter angestiegen. Während bei den kommunalen Einrichtungen enorme Einsparerfolge
erzielt wurden, besteht bei den privaten Haushalten und im gewerblichen Bereich noch
großer Handlungsbedarf, wenn das Klimaschutzziel einer 20-prozentigen CO2-Reduktion
bis 2005 noch erreicht werden soll.
Querschnittsthemen
In regionaler Hinsicht ist sich Heidelbergs Stadtentwicklungspolitik seiner Rolle
als Teil eines Ganzen bewusst wie es der Stadtentwicklungsplan fordert. Zahlreiche
regionale Kooperationen beruhen auf der Initiative Heidelbergs, wie zum Beispiel
das Einzelhandelskonzept, die KliBA, die BioRegion.
Die Gleichstellung von Frauen ist vorangekommen, aber auch hier gibt es noch Defizite,
wie zum Beispiel bei der Beteiligung von Frauen an Führungsaufgaben in der Stadtverwaltung
oder in der Politik. Gleichstellung in allen Bereichen zu erzielen, wird auch weiterhin
erhebliches Engagement erfordern.
Die Einnahmesituation im städtischen Haushalt verbesserte sich im Berichtszeitraum
deutlich. Die Haushaltszuführung lag 2000 sechsmal höher als 1997. Trotz
wachsender Belastungen ist es gelungen, die Pro-Kopf-Verschuldung stabil zu halten,
ein deutliches Zeichen für eine solide Haushaltswirtschaft, wie sie der STEP
fordert.
Die Eingliederung der in Heidelberg lebenden Mitbürger/innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit
hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Die Bildungssituation von
Migrantenkindern ist jedoch noch nicht zufrieden stellend. Die zwischenzeitlich beschlossene
Sprachförderung in allen städtischen Kindertagesstätten mit hohem
Anteil fremdsprachiger Kinder ist hier ein wichtiger Fortschritt.
Ergänzt wird der Bericht noch durch zahlreiche Projekte im Rahmen des Nord-Süd-Dialogs,
die dem Agenda-Auftrag entsprechend aufgenommen wurden, wie zum Beispiel das zum
"Heidelberger Partnerschaftskaffee" und das Projekt "Computer für
südafrikanische Frauen".
Durch Dialog zum Konsens
Bürgerinnen und Bürger hatten in den vergangenen Jahren immer mehr
und bessere Möglichkeiten, an städtischen Entscheidungen mitzuwirken. Gleichwohl
ist es immer noch schwierig, Menschen, die bislang dem politischen Geschehen fern
stehen, zu erreichen. Dass auch in unserer Stadt stets um den Konsens gerungen werden
muss, zeigen die Auseinandersetzungen um eine zukunftsweisende Verkehrsentwicklung.
Wirtschaftsstandort gestärkt
Bei der Fortentwicklung Heidelbergs als Wissenschaftsstadt und vielen anderen
Punkten wird die Stadtverwaltung auch weiterhin eng mit der Universität Heidelberg
zusammenarbeiten. Wichtig ist die Nutzung von Synergieeffekten, die für den
Dienstleistungssektor und das Produzierende Gewerbe Entwicklungsimpulse ausströmen.
Die Stadt ist sich dabei bewusst, dass die Vielfalt der Betriebsstruktur erhalten
werden muss, die vor allem im Handwerk und bei der Einzelhandelsversorgung wohnungsnah
ist. Es gilt die Stadt der kurzen Wege zu bewahren.
Insgesamt hat der STEP nichts von seiner Aktualität eingebüsst, er wird
Rat und Verwaltung auch noch bis zum Ende seiner Laufzeit den Weg weisen. Wenn man
alle Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung erfüllen und sich der globalen
Verantwortung stellen will, bleiben zahlreiche Aufgaben fortbestehen.
"Insgesamt wurde Heidelberg in den letzten Jahren sowohl als Wohn- wie auch
als Wirtschafts- und Arbeitsstandort gestärkt. Gleichzeitig verbesserte sich
die Umweltqualität. Die Wissenschaftsstadt und der Wirtschaftsstandort Heidelberg
hat in jüngster Zeit hervorragende Platzierungen in einzelnen Städte-Rankings
erreicht. Es ist uns offensichtlich besser als anderen Städten gelungen, wirtschaftlichen
Erfolg mit sozialem Ausgleich zu verbinden. Deswegen werden Heidelberg allgemein
überdurchschnittliche Zukunftschancen zugeschrieben." So die zusammenfassende
Bilanz der Oberbürgermeisterin.
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