Ausgabe Nr. 21 · 24. Mai 2000



Die Milben stellen eine Tiergruppe dar, über die trotz ihrer Größe (über 30000 beschriebene Arten) wenig berichtet wird. Sie erreichen eine Vielgestaltigkeit der Organisation wie kaum eine andere Gruppe der Spinnentiere. (Foto: Prof. Dr. Alberti)






Am Tag der Artenvielfalt geht es um Vielfalt und Schönheit der belebten Welt. Der Feldhamster ist durch moderne Landwirtschaft intensiv bedroht. (Foto: Dr. Weinhold)

Tag der Artenvielfalt

Am 3. Juni biologische Expeditionen vor der Haustür - Demonstrationen und Exkursionen


Auch vor unserer Haustür befinden sich schützenswerte Lebensräume mit Tausenden von Tier- und Pflanzenarten, von denen viele bedroht sind. Der Auftrag von Rio de Janeiro, das Naturerbe zu bewahren, richtet sich auch an Europa, Deutschland, die Bundesländer, Städte und Gemeinden. An einem großen "Tag der Artenvielfalt" unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Beate Weber gehen Experten aus unterschiedlichsten Fächern am 3. Juni diesen Fragen nach. Zahlreiche Aktionen laden zum Mitmachen ein.

Wir stehen an der Schwelle zum "Jahrhundert der Biologie", und in der Tat deutet alles darauf hin, dass die Molekularbiologie unser Leben wesentlich verändern wird. Gleichzeitig jedoch nimmt das Aussterben der Arten, deren Fülle ebenfalls ein Forschungsobjekt der modernen Biologie darstellt, in einer bisher unbekannten Größenordnung und Geschwindigkeit zu.

"Die sechste Auslöschung" heißt ein vor wenigen Jahren erschienenes Buch. Es setzt den heutigen Artenrückgang, der fast ausschließlich auf den modernen Menschen zurückgeht, in Beziehung zu den fünf großen Episoden des Massenaussterbens: im Ordovicium (vor 450 Millionen Jahren), im Devon (vor 350 Millionen Jahren), am Ende des Perm (vor 235 Millionen Jahren), am Ende der Trias (vor 190 Millionen Jahren) und an der Kreide-Tertiär-Grenze (vor 65 Millionen Jahren). Die Ausrottung von Organismen-Arten erfolgt derzeit in allergrößtem Umfang. Die meisten Menschen bemerken diesen Vorgang jedoch nicht. Nur wenige dürften mehr als 0,01 Prozent aller lebenden Arten kennen.

Selbst für die Wissenschaft und damit die Nachwelt wurden bisher nicht alle heute lebenden Arten registriert, in manchen Organismen-Gruppen gibt es sogar mehr unbekannte Arten als beschriebene. Welche Bedeutung sie beim Erhalt von Ökosystemen haben, wissen wir nicht. Wie stark die Verarmung von Ökosystemen voranschreiten darf, bevor es zum Zusammenbruch kommt, wissen wir ebenfalls nicht.

In dieser Situation wurden auf dem UN-Umweltgipfel 1992 in Rio de Janeiro weitreichende Beschlüsse zur Bewahrung eines gesunden und lebenswerten Planeten Erde gefasst. Ein Auftrag von Rio besteht darin, das Naturerbe in seiner ganzen Mannigfaltigkeit zu bewahren. Das Schlagwort heißt "Biodiversität" (Vielfalt des Lebens). Viele denken dabei zuerst an Tropenwälder und Korallenriffe. Aber auch vor unserer Haustür befinden sich schützenswerte Lebensräume mit Tausenden von Tier- und Pflanzenarten, von denen viele bedroht sind.

Am 3. Juni findet deshalb auf Anregung der Zeitschrift GEO der "Tag der Artenvielfalt" statt. Viele Einrichtungen bieten von 10 bis 17 Uhr Demonstrationen mit Mikroskop, Binokular, Film und vielem mehr an: das Messschiff "Max Honsell" der Landesanstalt für Umweltschutz auf dem Neckar, das Ökomobil der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe in der Nähe des Neckars, das Zoologische Institut und Museum, das Geologisch-Palaeontologische Museum, der Botanische Garten, die Pädagogische Hochschule und der Tiergarten sowie die Biologische Bundesanstalt in Dossenheim.

Außerdem finden zahlreiche Exkursionen unter Leitung fachkundiger Biologen statt. Hierfür ist eine Anmeldung erforderlich über die Volkshochschule (Bergheimer Straße 76, 69115 Heidelberg) oder online über das Internet (www. artenvielfaltstag.de). Anmeldeschluss: Montag, 29. Mai. Telefonische Anmeldung unter 911912 nur am Samstag, 27. Mai, von 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Fax: 06221/165133.
Mehr Informationen: www.artenvielfaltstag.de
 

Exkursion

Rüdiger Becker vom Amt für Umweltschutz, Energie und Gesundheitsförderung der Stadt Heidelberg führt am 3. Juni von 10 bis 12.30 Uhr eine Exkursion "Wege zur Artenvielfalt - Projekte und Maßnahmen der Stadt" durch (Anmeldung bei der Volkshochschule erforderlich, maximal 15 Teilnehmer). Die Route führt vom Hellenbachtal zum Steinberg. Die Teilnehmer/innen haben die Gelegenheit, sich über Konzepte und Praxis der Naturschutzarbeit der Stadt zu informieren.

  Zum Seitenanfang



Wer in Wald und Flur mit Mountainbike oder Fahrrad unterwegs ist, sollte besonders auf Spaziergänger, Tiere und Pflanzen Rücksicht nehmen. (Foto: privat)

Die Natur ist für alle da

Was Mountainbiker/innen im Wald und Feld beachten sollten


Beim Umweltamt der Stadt Heidelberg und beim Staatlichen Forstamt Heidelberg mehren sich in letzter Zeit die Meldungen, wonach es durch nicht besonders umsichtiges Verhalten von einigen schwarzen Schafen unter den Mountainbikern im Wald und in der freien Flur zu Konflikten mit Spaziergängerinnen und Spaziergängern kam.

Die Stadt Heidelberg, das Staatliche Forstamt und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club bitten daher alle Mountainbikefahrerinnen und -fahrer, die besonderen Regelungen zu beachten. Erstens: Wege, die breiter sind als zwei Meter, dürfen mit einer Geschwindigkeit von höchstens 30 Kilometern befahren werden. Zweitens: Auf bis zu zwei Meter breiten Wanderwegen ist das Fahren mit Mountainbikes (und anderen Rädern) nicht erlaubt. Diese Wege sind ausschließlich Fußgängerinnen und Fußgängern vorbehalten. Drittens: Auf dem Philosophenweg ist Fahrradfahren grundsätzlich verboten. Dieser Weg ist als reiner Spazierweg angelegt.

Das Befahren und das Verlassen von schmalen Wegen wirken sich sehr negativ auf die Lebensgemeinschaften des Waldes aus. Pflanzen werden beschädigt, die Vegetationsdecke zerstört und die Bodenerosionen gefördert. Nicht zuletzt werden auch die Waldtiere beim Fahren mitten durch den Wald beunruhigt. Die Tiere flüchten, was sie besonders in der kühleren Jahreszeit zusätzlich Kraft kostet. Folge: Die Tiere stillen ihren Hunger an jungen Waldbäumen.

Grundsätzlich haben sich die Mountainbiker/innen so zu verhalten, dass erholungssuchende Menschen nicht gefährdet werden. Besondere Vorsicht ist bei Kindern und älteren Menschen geboten. Nicht zuletzt gefährden sich die Mountainbiker selbst durch ihr Verhalten. Gerade auf ausgebauten Waldwegen, die zum schnelleren Fahren reizen, können größere Gefahren lauern. Abends und an Samstagen sind oftmals Holztransporte mit Ladungen bis 40 Tonnen unterwegs. Bäume können unerwartet auf der Fahrbahn liegen.

Auch das Querfeldeinfahren und Befahren privater Fluren verursacht Bodenschäden und ist außerdem nicht zulässig. Ein Verstoß gegen die genannten Vorschriften kann mit einem Bußgeld geahndet werden.

Prinzipiell ist das Fahrradfahren als umweltfreundliche Fortbewegungsart zu begrüßen. Genau wie Spaziergängerinnen und Spaziergänger wollen viele Mountainbiker die Ruhe und Schönheit des Waldes erfahren. Damit alle die Natur uneingeschränkt nutzen können, ist gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 23. Mai 2000