Thema der Woche

Ausgabe Nr. 20 · 14. Mai 2003

Das Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz ist zwischen den Veranstaltungen frei zugänglich (Donnerstag ab 19 Uhr, Freitag ab 10 Uhr, Samstag ab 11 Uhr und Sonntag ab 10 Uhr). Dort präsentieren sich verschiedene Heidelberger Kulturinstitutionen, örtliche Verlage, Buchhandlungen und das Theater der Stadt. Außerdem werden die vorgestellten Bücher zum Kauf angeboten.

Leselust im Danspaleis

8. Heidelberger Literaturtage - Mit Lesungen, Autoren-Gesprächen, Diskussionen und Musik


Als Treffpunkt für Literaturfreunde haben sich die Heidelberger Literaturtage inzwischen über die Grenzen Heidelbergs hinaus einen Namen gemacht. In der einzigartigen Atmosphäre des mobilen Danspaleis sind internationale Autorinnen und Autoren live zu erleben.

Das viertätige Literaturfest mitten in der Heidelberger Altstadt hat diesmal auf ein Motto verzichtet. "Wir wollten uns thematisch nicht einengen", sagt Beate Frauenschuh, Lektorin bei der Stadtbücherei. Vom 22. bis 25. Mai wird ein spannendes und abwechslungsreiches Programm geboten mit einer Mischung aus bekannten Namen und Neuentdeckungen. Die acht Veranstalter (Heidelberger Kulturinstitutionen, Verlage und Buchhandlungen) sind dabei ihren Schwerpunkten, mit denen sie das kulturelle Leben der Stadt gestalten, treu geblieben.

Das Institut Francais (heute Bureau de la Coopération Universitaire), das Montpellier-Haus und der Verlag "Das Wunderhorn" bringen französische und maghrebinische Autoren und Künstler ins Programm. Das Deutsch-Amerikanische Institut lädt Gäste aus den USA nach Heidelberg ein. Die Stadtbücherei, die Weiss'sche Buchhandlung, die Büchergilde Buch und Kultur sind mit deutschsprachiger Gegenwartsliteratur vertreten.

Das Kulturamt der Stadt präsentiert Vertreter des Geisteslebens von Stadt und Universität: In der Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" wird der bekannte Publizist Harry Pross im Gespräch mit Michael Buselmeier zu erleben sein und der Archäologie-Professor Jan Assmann spricht mit dem tunesisch-französischen Schriftsteller Abdelwahab Meddeb über Politik und Religion.

Zur feierlichen Eröffnung mit Oberbürgermeisterin Beate Weber am Donnerstag, 22. Mai, um 20 Uhr liest Philippe Djian aus seinem neuen Buch "Schwarze Tage, weiße Nächte". Am folgenden Tag lädt Salim Alafenisch bereits um 11 Uhr Kinder und Erwachsene zu einer kulturellen Begegnung zwischen Orient und Okzident. Die Schriftstellerin Katja Henkel wird das Publikum auf eine Zeitreise in das New York der 50er Jahre mitnehmen, Martin Kluger in den Berliner Zoo, Otmar Hitzelberger in die bewegte Frankfurter Szene der 70er Jahre und Anne Weber in die philosophischen Innenwelten des 21. Jahrhunderts.

International geht es weiter mit Gästen wie Paul Nizon (einem in Paris lebenden Schweizer Autor), mit A. F. van der Heijden aus den Niederlanden, Robert Olen Butler aus den USA, Lederhosen-Lucil, Musikkabarettistin aus Kanada, und Alejandra Pizarnik, der verstorbenen argentinischen Lyrikerin. Ihre Gedichte werden von der Schauspielerin Monica Bleibtreu vorgetragen und begleitet von der Schweizer Bandoneon-Spielerin Helena Rüegg. Ausführliche Programminformationen sind im Internet unter www.heidelberger-literaturtage.de zu finden. (doh)
 

8. Heidelberger Literaturtage vom 22. bis 25. Mai im Spiegelzelt auf dem Uniplatz - Hier eine Auswahl der Veranstaltungen:

Philippe Djian
"Schwarze Tage, weiße Nächte"
Donnerstag, 22. Mai, 20 Uhr

Eröffnung mit OB Beate Weber
Mit seinem vierten Roman "Betty Blue, 37,2° am Morgen" wurde Philippe Djian weltberühmt. Die Auflagen erzielten Rekordhöhe. Er gilt heute als ein Meister der neueren französischen erotischen Literatur. Seine Hauptfiguren befinden sich auf einer stetigen Suche nach Intensität und Leidenschaft. Zum Auftakt der diesjährigen Literaturtage wird Phillipe Djian zusammen mit seinem Übersetzer Uli Wittmann aus "Schwarze Tage, weiße Nächte" lesen.

 

 

Katja Henkel

"LaVons Lied"
Freitag, 23. Mai, 16 Uhr

Katja Henkel, 1967 in Karlsruhe geboren, lebt nach Stationen in London und San Francisco heute als Journalistin und Übersetzerin in Hamburg. Nach ihren beiden ersten Romanen "Schattenschwestern" (1997) und "Gestern, stille Stadt" (1999) fand sie mit ihrem neuesten Roman "LaVons Lied" (2001) zu ihrer Leidenschaft, der Jazzmusik, zurück. Als Tochter eines Jazzclub-Besitzers begeisterte sie sich schon als Kind für diese Musik, tourte mit Bands und schrieb für das Magazin "Jazzpodium". In Erinnerung an Miles Davis und andere Jazzpioniere schrieb sie den Roman "LaVons Lied", der von Jazz, Liebe, Drogen und einem Mord im New York der 50er Jahre handelt.

 

 

Martin Kluger

"Abwesende Tiere"
Freitag, 23. Mai, 18 Uhr

Martin Kluger wurde 1948 in Berlin geboren und lebt dort und in Montreal. Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Drehbuchautoren (Tatort) und hat als Übersetzer gearbeitet (Malcolm Lowry, Iris Murdoch). Sein erster Roman "Abwesenheit der Tiere" konfrontiert die Leser mit einem aberwitzigen Reich voller Rätsel. Hinter der Ordnung von Parkwegen, Käfigen und Verwaltungsgebäuden öffnet sich ein Kosmos eigenwilliger Figuren und kaum auszulotender Abgründe im Zoologischen Garten von Berlin.

 

 

Paul Nizon

"Die Erstausgabe der Gefühle"
Freitag, 23. Mai, 20.30 Uhr

Paul Nizon wurde 1929 in Bern geboren, studierte Kunstgeschichte und promovierte über Vincent van Gogh. Er arbeitete als Kunstkritiker und Redakteur und ist Mitglied in der Gruppe 47. Seit 1977 lebt er als freier Schriftsteller in Paris. Sein erstes Buch erschien 1961 und wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Sein zweites Buch "Canto" stieß jedoch auf völliges Unverständnis. Den Autor stürzte die Ablehnung in eine Krise. Wie er sich daraus langsam wieder herauskämpft und in die deutsche Literatur zurückschreibt, davon handelt das Tagebuch "Erstausgabe der Gefühle".

 

 

Lederhosen Lucil

"Hosenmusik - Fronzenhosen"
Freitag, 23. Mai, 22.30 Uhr

Krista Muir wurde in Kingston, Ontario, geboren. Sie begann mit acht Jahren Klavier zu spielen und studierte in Montreal Theater- und Kulturwissenschaften. Seit 1998 ist "Lederhosen Lucil" ihr alter ego. Sie ist die Pop-Prinzessin und Musikkabarettistin aus Montréal. Ihre Show ist dort Kult und ständig ausverkauft. Der Auftritt in Heidelberg ist ihr erster in Europa. Mit ihren blonden Zöpfen, ihrer gefakten deutschen Herkunft, ihren Lederhosen und ihrem Yamaha-Keyboard ist sie die improvisierte Überraschung in Person.

 

 

Harald Hartung

"Langsamer träumen"
Samstag, 24. Mai, 16 Uhr

Harald Hartung wurde 1932 in Herne in Westfalen geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Münster und München. Seit 1971 ist er Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Berlin. Seit 1960 publizierte er Lyrik, Prosa, Essays und Kritiken. Für seinen Gedichtband "Hase und Hegel" erhielt er mehrere Preise. In Heidelberg wird er aus seiner neusten Gedichtsammlung "Langsamer träumen" lesen, in der er 74 seiner zwischen 1985 und 2001 verfassten Gedichte vorstellt.

 

 

A. F. Th. Van der Heijden

"Die zahnlose Zeit"
Samstag, 24. Mai, 20.30 Uhr

Van der Heijden (geboren 1951) studierte Psychologie und Philosophie in Nijmegen und in Amsterdam. Bis 1990 lebte er jeweils die Hälfte des Jahres in Italien und in einem besetzten Haus in Amsterdam. Seinen ersten Roman veröffentlichte er unter dem Pseudonym Patrizio Canaponi. Seit Anfang der achtziger Jahre arbeitet er an dem vielbändigen Romanzyklus "Die zahnlose Zeit". In ihm zeichnet er ein Panorama der niederländischen Gesellschaft in allen Details. Van der Heijden gilt als der bedeutendste niederländische Romanautor der Gegenwart.

 

 

Zsuzsa Bánk

"Der Schwimmer"
Sonntag, 25. Mai, 20 Uhr

Als Tochter ungarischer Flüchtlinge 1965 in Frankfurt am Main geboren, machte Zsuzsa Bánk nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin. In ihrem ersten Roman "Der Schwimmer" beschreibt sie einfühlsam und bewegend das Drama des Verlassenwerdens aus der Perspektive zweier Kinder. Die Tragödie des niedergeschlagenen ungarischen Aufstands von 1956 wird zur persönlichen Tragödie der Geschwister Kata und Isti. 2003 ist sie für den deutschen Bücherpreis nominiert.
   
 

Karten-Vorverkauf

Büchergilde Buch und Kultur, Kleinschmidtstraße 2, Telefon 28288


Bücherstube an der Tiefburg, Dossenheimer Landstraße 2, Telefon 475510

Schmitt & Hahn, Hauptstraße 8, Telefon 845196

Weiss'sche Uni-Buchhandlung, Universitätsplatz 8, Telefon 22160

Kartenreservierungen für die Literaturtage sind bis spätestens 24 Stunden vor Veranstaltungsbeginn auch im Kulturamt, Haspelgasse 12, möglich per Fax unter 58-3349 oder per E-Mail unter Kulturamt@Heidelberg.de.

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Stand: 13. Mai 2003