Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 20 · 14. Mai 2003

 

Beisetzungen am Samstag jetzt auch mit Pfarrer

Entgegenkommen der Kirchen ermöglicht neue Regelungen bei Bestattungen in Heidelberg


Der Verzicht der Heidelberger Kirchengemeinden auf die strikte Anwendung des seit rund 250 Jahren geltenden Parochialprinzips macht es möglich, Bestattungen am Samstag - die von der Stadt Heidelberg seit 1997 angeboten werden - jetzt auch von Pfarrerinnen und Pfarrern vornehmen zu lassen.

Dies ist eine von drei neuen Regelungen, die ab sofort für die Bestattungen auf den Heidelberger Friedhöfen gelten. Die Zweite: Zwischen zwei Trauerfeiern gibt es jetzt grundsätzlich eine Pause von 15 Minuten. Dadurch soll verhindert werden, dass wartende Trauergäste laufende Trauerfeiern stören. Und das Bestattungspersonal erhält dadurch mehr Zeit zur Vorbereitung der nächsten Feier. Die Länge der Trauerfeiern - in der Regel 30 Minuten - ändert sich nicht.

Beide Kirchen haben sich außerdem bereit erklärt (Neuregelung Nr. 3), an Werktagen Bestattungstermine auch schon an den Vormittagen anzusetzen. Bisher fanden Trauerfeiern üblicherweise nicht vor 12 Uhr statt, weil die Pfarrerinnen und Pfarrer vormittags anderweitige Verpflichtungen, zum Beispiel Religionsunterricht an den Schulen, haben. Auch künftig werden Beisetzungen deshalb meist nachmittags sein, an Vormittagen nur bei Bedarf.

In einem Pressegespräch mit Vertreter/innen der städtischen Friedhofsverwaltung, der Heidelberger Bestattungsunternehmen und der evangelischen und katholischen Dekane, Dr. Steffen Bauer und Dr. Klaus von Zedtwitz, dankte Bürgermeister Dr. Eckart Würzner beiden Kirchenvertretern für die Bereitschaft, die Samstagsbestattungen unter kirchlicher Begleitung zu ermöglichen.

Das hatte das Parochialprinzip, wonach christliche Beisetzungen grundsätzlich durch die zuständigen Gemeindepfarrer/innen vorzunehmen sind, bislang verhindert: Wegen ihrer vielfältigen Verpflichtungen am Wochenende sind Gemeindepfarrer/innen für Bestattungen an Samstagen unabkömmlich.

Beide Kirchen wollen jetzt andere Pfarrer/innen mit den Beisetzungen am Samstag beauftragen. Eine Ausnahme macht die katholische Gemeinde Ziegelhausen, wo der Gemeindepfarrer auch die Samstagsbestattungen durchführt. In Heidelberg sind Samstagsbestattungen generell zwischen 9.30 und 13 Uhr (Erdbestattungen bis 12 Uhr) möglich.

Die neuen Bestattungsregelungen fanden die Zustimmung aller Beteiligten. Von den Bestattungsinstituten wurde vor allem die Pause zwischen den Trauerfeiern begrüßt, die mehr Flexibilität bei den Vorbereitungen erlaube: "Für die Trauernden ist das eine Erleichterung."

Dekan Klaus von Zedtwitz lobte die Initiative der Stadt. Als mögliches Problem hinsichtlich der Samstagsbestattungen befürchtete er, dass die Angehörigen wahrscheinlich doch nach dem "Heimatpfarrer" fragen werden. Sein evangelischer Kollege Steffen Bauer unterstrich die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Kirchen in Heidelberg in (nicht nur) dieser Angelegenheit. (br.)

  Zum Seitenanfang



Patricia Bletsch bearbeitet ein Metallstück. Im Hintergrund ihre Schulkameradinnen (v.l.) Anita Rummel, Sonja Arnold und Verena Geier. (Foto: Neudert)

Girls' Day im Pfaffengrund

28 Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule konnten Männerberufe kennen lernen


Der bundesweit am 8. Mai durchgeführte Girls' Day soll bei Mädchen das Interesse an technischen Berufen wecken.

Die Firmen ABB Stotz Kontakt, TI Automotive und BorgWarner Transmission Systems öffneten ihre Betriebe im Pfaffengrund für 28 Schülerinnen der fünften bis achten Klassen der Albert-Schweitzer-Haupt- und Werkrealschule und gewährten Einblicke in technische und handwerkliche Berufe.

Sonja Arnold hat es sehr gut gefallen: "Wir haben einen Einblick in Arbeiten bekommen, die wir auch machen können." Sie bastele gerne und sei an Handwerklichem interessiert. Ihre Gruppe hat bei BorgWarner als praktische Übung Handyhalter hergestellt. Bei einer Betriebsbesichtigung wurde ihnen die gesamte Produktpalette vorgestellt.

Die Kooperation Pfaffengrunder Schulen mit den Firmen im Stadtteil kam auf Initiative von Schulleiterin Marlies Bohne-Becker zustande. "Die Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft HWE hat uns bei der Kontaktaufnahme zu den Firmen sehr geholfen", dankte sie für die Unterstützung. Es sei notwendig, das berufliche Spektrum der Mädchen zu erweitern, weil sie sonst häufig nur klassische weibliche Ausbildungsberufe kennen lernten. Die Jungen der Schule verrichteten am Girls' Day hingegen "Frauenarbeiten": Sie putzten die Fenster im Schulgebäude.

"Mit einem Tag ist es natürlich nicht getan", warb HWE-Geschäftsführer Dr. Klaus Plate dafür, langfristig Mädchen an technische Berufe heranzuführen. Die Zusammenarbeit von Schule und Unternehmen auf Stadtteilebene lobte er als beispielhaft. Die drei Firmen hatten ein attraktives Programm zusammen gestellt, um den Mädchen eine mögliche Scheu vor Männerberufen zu nehmen. Alle drei bilden Mädchen in Männerberufen aus; allerdings ist die Zahl der Bewerberinnen auf diese Lehrstellen gering.

Der Girls' Day wurde in Deutschland zum dritten Mal durchgeführt. Dieses Jahr nahmen rund 450 Firmen teil. (neu)

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 13. Mai 2003