Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 20 · 15. Mai 2002



Faustlos-Lektion in der Kindertagesstätte Hegenichstraße: Hund und Schnecke (in den Händen der Erzieherinnen, 3. und 6. von rechts) spielten dabei eine Rolle. (Foto: Pfeifer)

Faustlos gegen Gewalt

Erfolgreiches Präventionsprojekt in Grundschulen und Kindertagesstätten vorgestellt


"Faustlos" heißt ein in Deutschland bislang einmaliges Projekt zur Vorbeugung gegen Gewalt unter drei- bis zehnjährigen Kindern. Entwickelt und wissenschaftlich begleitet wird es von der Abteilung für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie der Heidelberger Universitätsklinik unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Cierpka.

In Heidelberger Grundschulen bereits mit Erfolg durchgeführt, wird Faustlos nun auch im Vorschulbereich erprobt: unter anderem in der Kindertagesstätte Philipp-Reis-Straße und in der Kindertagestätte Hegenichstraße in Kirchheim. Dort stellten in der vergangenen Woche Oberbürgermeisterin Beate Weber und Professor Cierpka das Präventionsprojekt in einem Pressegespräch nach einer Probelektion vor.

Ziel des Programms ist, impulsives und aggressives Verhalten bei Drei- bis Zehnjährigen zu vermindern und deren soziales Verhalten zu stärken. In der Kindergartenversion besteht Faustlos aus 28 Lektionen, die über ein Jahr lang bearbeitet werden. In der Grundschule dauert Faustlos drei Jahre und hat 51 Lerneinheiten. Sie bestehen aus jeweils drei Teilen: einem Vorbereitungsteil für Lehrer, einem Unterrichtsteil mit Fotos, Geschichte und Diskussion sowie einem dritten Teil mit Rollenspielen und Vertiefung des Gelernten.

Die Lerneinheiten bauen systematisch aufeinander auf. Die Kinder sollen erkennen, was andere Menschen fühlen. Sie sollen sich in andere hineindenken lernen, um gefühlsmäßig auf andere Menschen eingehen zu können. Sie sollen lernen, ihre Impulse zu kontrollieren und Probleme auf positive Art zu lösen, Anzeichen von Wut und Ärger bei sich selbst und anderen zu erkennen. Die Kinder erhalten die Möglichkeit, über den Vorfall nachzudenken, der den Ärger ausgelöst hat.

Faustlos basiert auf "Second Step", einem vom Committee for Children in den USA entwickelten Konzept. Vor acht Jahren wurde es von Prof. Cierpka auf deutsche Verhältnisse übertragen und in einer Pilotphase an Göttinger Kindergärten mit positiven Ergebnissen überprüft.

Derzeit nehmen fünf Kindergärten im Raum Heidelberg und Mannheim an einer weiteren wissenschaftlichen Studie teil. Das Projekt wird vom Kultusministerium und vom Sozialministerium Baden-Württemberg. Außerdem ist Faustlos ein Förderprojekt des Bündnisses "Für Kinder - gegen Gewalt".

Oberbürgermeisterin Beate Weber begrüßt das Projekt: "Nicht erst seit den furchtbaren Ereignissen in Erfurt erscheint es dringend notwendig, der zunehmenden Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen rechtzeitig zu begegnen. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass frühzeitige Gewaltprävention weitaus erfolgreicher ist als Interventionsmaßnahmen bei bereits aggressiven oder gewalttätigen Jugendlichen. Daher bin ich sehr froh, dass wir dieses wichtige Projekt in unseren städtischen Einrichtungen unterstützen können."

Und Professor Cierpka sieht darin die Möglichkeit, "Kindern, die das nötige Handwerkszeug von zu Hause nicht mit bekommen haben, eine zweite Chance zu geben".

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Einer der Haupttürme des Schlosses von Kumamoto (Foto: privat)

Kumamoto lockt

Bürgerreise nach Japan zum zehnjährigen Bestehen der Städtefreundschaft


Kumamoto und Heidelberg feiern in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen der Städtefreundschaft. Aus diesem Grund wird Ende Oktober eine offizielle Delegation der Stadt Heidelberg mit Oberbürgermeisterin Beate Weber nach Japan reisen.

Heidelbergerinnen und Heidelberger haben die Möglichkeit, vom 26. Oktober bis 4. November an einer Bürgerreise nach Kumamoto und auch an den offiziellen Feierlichkeiten teilzunehmen. Los geht die Bürgerreise am 26. Oktober um 17 Uhr ab Heidelberg Hauptbahnhof. Am nächsten Abend erreichen die Teilnehmer Kumamoto. Am Montag, 28. Oktober, erhalten sie einen offiziellen Empfang durch die Stadt Kumamoto. Am 1. November lädt die Stadt zu einer Zeremonie zum 10. Jahrestag der Städtefreundschaft und zu einem Abendessen, an dem auch die offizielle Delegation der Stadt Heidelberg teilnimmt. Daneben sind jeden Tag Ausflüge und Besichtigungen auf der Insel Kyûshû und in Kumamoto vorgesehen.

Sehenswürdigkeiten
Von 1601 bis 1607 wurde das Schloss von Kumamoto - eines der schönsten in Japan - nach den Entwürfen des berühmten Herrschers von Kumamoto, Kiyomasa Katô, errichtet. Der reizvolle Kontrast von schwarz und weiß in der langen Mauer, die das Schloss umgibt, und ihre konkave Krümmung sowie der mit natürlichen Flussläufen verbundene Schlossgraben vermitteln ein eindrucksvolles Bild von der damaligen Baukunst.

Die Ursprünge des Suizenji-Parks, einer reizvollen Parklandschaft, die sich mitten in der Stadt befindet, liegen in einem Teehaus, das Tadayoshi Hosokawa, der damalige Herrscher in Kumamoto, vor rund 350 Jahren errichten ließ. Sein Enkel, Tsunatoshi Hosokawa, erweiterte das Teehaus und ließ den Park in seiner heutigen Form anlegen.

In den Räumen des Kunst- und Gewerbezentrums der Präfektur werden traditionelle Kunst- und Handwerksarbeiten aus Holz, Metall und Keramik aus der Präfektur Kumamoto ausgestellt. Im Städtischen Museum werden etwa fünftausend Gegenstände präsentiert, die sich auf die Erdgeschichte, Biologie und Archäologie beziehen.

Kumamoto ist auch eine moderne Stadt. In der Kamitôri Passage befinden sich verschiedene Läden, Restaurants und Cafes, die einen begrünten Innenhof umgeben, der zur Tee- und Kaffeepause einlädt. Es gibt viele stilvolle, attraktive Boutiquen. Die Shower-dôri, ein Mekka der Jugend, ist eine Einkaufsstraße mit vielen ungewöhnlichen Geschäften. Kamitôri, Shimotôri und Sun Road Shinshigai bilden eine überdachte Einkaufspassage, die zu den größten in Japan gehört.

Von Kumamoto aus sind die beiden Nationalparks der Insel Kyûshû, Aso und Amakusa, leicht zu erreichen. Kurzausflüge zum weltberühmten Aso-Vulkan, nach Hitoyoshi und Kuma lohnen sich auf jeden Fall. Der Aso ist das Symbol des "Landes des Feuers"; und die Orte Hitoyoshi und Kuma vermitteln ein Bild des Mittelalters, in dem der Geist der Samurai noch immer spürbar ist. Amakusa, eine herrliche Inselkette, ist umgeben von tiefblauem Meer und eng verbunden mit der Geschichte des Christentums in Japan.
   
 

Bürgerreise

Die Bürgerreise kostet 2.499 Euro pro Person, mit Einzelzimmer noch einmal 290 Euro zusätzlich. Ein Anschlussprogramm bis zum 8. November kann man zusätzlich buchen. Buchung und weitere Informationen beim HS Reisebüro, Hauptstraße 23, Telefon 9770-0.


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Jörg Mergenthaler und Norbert Großkinsky beraten im Technischen Bürgeramt über Wohnbauförderung. Leiter des Amtes ist Walter Bender (Mitte). (Foto: Rothe)

Geld für Häuslebauer und Energiesparer

Serie: Was das Technische Bürgeramt im Prinz Carl zu bieten hat - Folge 4: Wohnbauförderung


Zahlreiche Dienstleistungen der Stadt Heidelberg aus den Bereichen Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt sind seit Mitte letzten Jahres an einer Stelle zusammengefasst: im Technischen Bürgeramt am Kornmarkt 1. Das bedeutet für die Bürgerinnen und Bürger mehr Kundenfreundlichkeit und kürzere Wege. Das STADTBLATT stellt die Dienstleistungsangebote und die Mitarbeiter-Teams des Technischen Bürgeramtes in loser Folge vor.

In dieser Folge geht es um die Abteilung Wohnbauförderung. Norbert Großkinsky und Jörg Mergenthaler sind die Ansprechpartner für Häuslebauer und -sanierer, für Energie- und Wassersparwillige. Sie informieren über Fördermöglichkeiten und nehmen entsprechende Anträge entgegen.

Großkinsky: "Vom Land und von der Stadt gibt es Geld für verschiedene Einsparmaßnahmen." Zuschüsse gibt es für den Bau von Passiv- und Niedrigenergiehäusern sowie für Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes an bestehenden Gebäuden, also für die Dämmung von Außenwänden und Dächern, für den Einbau von Fenstern mit Wärmeschutzverglasung, für die Errichtung thermischer Solaranlagen, auch bei Neubaumaßnahmen. Wer ein Haus hat, das schon ein bisschen älter ist, kann es mit den Fördermitteln "energetisch auf Vordermann bringen", so Großkinsky.

Darlehen für den Bau oder Erwerb eines Eigenheims oder einer Eigentumswohnung vergibt die Stadt nicht selbst, das übernehmen Heidelberger Banken. Auf Seiten des Landes werden Darlehen durch die L-Bank Baden-Württemberg gewährt.

Mit Geld belohnt wird auch der sparsame Umgang mit Wasser und die Einsparung von Abwasser, wie Jörg Mergenthaler erläutert: "Gefördert werden die Entsiegelung von versiegelten Flächen und das Anlegen von Versickerungsmulden. Ferner gibt es Zuschüsse für den Einbau von Wasserzählern in Mietwohnungen, damit es sich für den einzelnen auch finanziell lohnt, Wasser zu sparen."

Auch Zuschussanträge für den Einbau lärmdämmender Fenster und Balkontüren in Wohnräumen für bestimmte, stark lärmbelastete Straßenabschnitte im Stadtgebiet werden bei der Abteilung Wohnbauförderung bearbeitet. Ganz wichtig ist, betonen die beiden Berater, die Anträge auf jeden Fall vor Beginn einer Baumaßnahme einzureichen.

Schließlich erteilt die Abteilung Wohnbauförderung auch Auskünfte zum Mietspiegel. Wer also als Mieter wissen will, was er maximal zahlen muss, oder als Vermieter interessiert ist zu erfahren, was seine Wohnung an Miete einbringen kann, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse. (rie)

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Vom Täufer zum Apostel

Johanneskirche in Neuenheim ist 100 Jahre alt


Mit einem großen Fest hat die evangelische Johannesgemeinde in Neuenheim vor wenigen Tagen das hundertjährige Bestehen der Johanneskirche gefeiert, die am 11. Mai 1902 eingeweiht wurde.

Damals wie heute konnten die Repräsentanten der Johannesgemeinde (Gemeindepfarrer ist heute Dr. Klaus Müller) hohen Besuch aus Karlsruhe begrüßen. Zur Einweihung der Kirche war 1902 eigens der Großherzog aus der damaligen Landeshauptstadt angereist.

Den Festgottesdienst beim Kirchenjubiläum hielt jetzt der Badische Landesbischof Dr. Ulrich Fischer, der ebenfalls in Karlsruhe residiert. Und Dr. Udo Wennemuth, Leiter des Archivs der Badischen Landeskirche in Karlsruhe, sprach in seinem Festvortrag über die Geschichte des Kirchenbaus.

Der Neubau der Johanneskirche an der Lutherstraße ersetzte seinerzeit die alte Johanneskirche auf dem Neuenheimer Marktplatz. Aber nicht jeder Johannes ist wie der andere: Während die alte Kirche unter dem Schutz Johannes des Täufers stand, wurde der Apostel Johannes zum Namenspatron des neuen Gotteshauses.

Die Johanneskirche auf dem Markplatz wurde auch nach dem Wechsel der evangelischen Gemeinde in die Lutherstraße weiter benutzt, und zwar von der katholischen Gemeinde Neuenheims, bis deren Kirche St. Raphael eingeweiht wurde. 1909 kam das Ende der alten Johanneskirche. Wegen Baufälligkeit musste das Kirchenschiff abgerissen werden. Stehen blieb der Turm, der heute ein Wahrzeichen Neuenheims darstellt. (br.)

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Eine bemerkenswerte Frau

Biografie über Elisabeth von Thadden erschienen - Ausstellung in der Alten Universität


Im 75. Jahr des Bestehens der Elisabeth-von-Thadden-Schule ist jetzt eine umfassende Würdigung der Schulgründerin erschienen.

Die von Matthias Riemenschneider und Jörg Thierfelder herausgegebene Biografie wurde im Rahmen eines Festaktes in der Alten Aula vorgestellt. Bis Ende Mai ist im Foyer der Alten Universität die Ausstellung "Elisabeth von Thadden - eine Pädagogin in Heidelberg" zu sehen.

Im Jahre 1927 gründete Elisabeth von Thadden (1890-1944) das "Evangelische Landerziehungsheim für Mädchen Schloss Wieblingen". Dort verwirklichte sie ihre pädagogischen Ziele: eine ganzheitliche Erziehung, in der die Persönlichkeitsentwicklung und die von christlichem Glauben geprägte Lebensgestaltung im Mittelpunkt standen.

Obwohl nicht eigentlich im politischen Widerstand aktiv, geriet von Thadden als bekennende Christin zunehmend in Konfrontation zu den nationalsozialistischen Machthabern. 1941 wurde ihre Schule verstaatlicht und sie selbst als Internatsleiterin entlassen. Im Juli 1944 wurde Elisabeth von Thadden vom "Volksgerichtshof" unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und im September desselben Jahres in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Der 8. Mai, der Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und Neubeginn der Demokratie, als Datum und die Universität als Ort der Buchvorstellung waren, wie Schulleiter Volker Herion ausführte, bewusst gewählt, um deutlich zu machen, was der Schule im Sinne der Gründerin wichtig ist: die "Bildungsvermittlung in einem umfassenden Sinn". "Diese mutige und offene Frau ist ein Beispiel für Zivilcourage", so Herausgeber Professor Jörg Thierfelder.

Was Elisabeth von Thadden auch aus heutiger Sicht so bemerkenswert macht, dieser Frage gingen Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 und 12 nach. Sie entdeckten ein "besonderes Einfühlungsvermögen", "Verantwortungsbewusstsein" und "Hilfsbereitschaft" gegenüber den ihr anvertrauten Menschen. Von Thadden hielt weiter Kontakt zu jüdischen Freunden und Bekannten, als andere ängstlich die Straßenseite wechselten, um jede Begegnung zu vermeiden. "Sie ließ sich weniger von ihren politischen Einstellungen leiten als von ihrem Herzen", so die Schüler/innen."

"Wenn Menschen so reagieren würden, wie sie reagiert hat, würde die Gesellschaft nicht in Gefahr geraten", ist Oberbürgermeisterin Beate Weber überzeugt, die Elisabeth von Thadden "eine Wegbereiterin der demokratischen Gesellschaft" nannte. Unsere Schulen müssten "die Menschen dazu bringen, beurteilen zu können, was richtig und gut ist", bekannte sie sich zum umfassenden Bildungsziel der Thadden-Schule, "die in unserer Stadt immer eine besondere Rolle gespielt hat", wie die Oberbürgermeisterin hervorhob.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Vanessa Hauck (Flügel) sowie Lena Haselmann (Gesang) und Rainer Endler (Flügel), die für ihre Darbietungen lang anhaltenden Beifall erhielten. (rie)

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Frauenhandbuch online

Ein neues Service-Angebot hält das Amt für die Gleichstellung von Frau und Mann auf seiner Homepage bereit: Das Frauenhandbuch, aktualisiert und erweitert, ist jetzt auch im Internet zu finden. Viele Frauen kennen und nutzen es schon seit Jahren. Wer sich in der Stadt orientieren will, Adressen von Initiativen und Vereinen sucht, wird hier fündig. Erstmals 1993 vom damaligen Amt für Frauenfragen herausgegeben, wurde es alle drei Jahre auf den neuesten Stand gebracht. Seit April ist es nun als jederzeit aktuelles Nachschlagwerk auf der Homepage des Gleichstellungsamtes unter www.heidelberg.de/frauen zu finden. Entsprechende "Links" führen zu den Internetseiten von Heidelberger Gruppen, Verbänden und Initiativen. Damit ist das Frauenhandbuch noch informativer und aktueller geworden, als es in der traditionellen Buchform machbar gewesen wäre. Das Gleichstellungsamt ist zu erreichen unter gleichstellungsamt@heidelberg.de

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  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 14. Mai 2002