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Ausgabe Nr. 20 · 16. Mai 2001



Beim Festakt zur Einweihung des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls: Ida Bubis mit (v. r.) Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Bundesinnenminister Otto Schily und Zentralrats-Vizepräsident Dr. Michel Friedman. (Foto: Rothe)

Rabbiner-Ausbildung in Heidelberg

Ignatz-Bubis-Lehrstuhl an der Hochschule für Jüdische Studien eingeweiht - Schily: "Besondere Verantwortung"


Mit einem Festakt in der Aula der Neuen Universität erfolgte in Anwesenheit der Witwe des Namensgebers, Ida Bubis, und zahlreicher Repräsentanten des öffentlichen Lebens die feierliche Einweihung der Ignatz-Bubis-Stiftungsprofessur an der Hochschule für Jüdische Studien. Mit diesem Lehrstuhl ist in Deutschland erstmals wieder die Ausbildung von Rabbinern möglich.

Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nannte die Schaffung eines Lehrstuhls für die Ausbildung von Rabbinern und Religionslehrern "im übertragenen Sinne einen Stein, der eigentlich zu den Fundamenten gehört, ohne den keine jüdische Gemeinschaft dauerhaft bestehen kann". Mit fast 90.000 Mitgliedern ist die jüdische Gemeinschaft in Deutschland heute die drittgrößte in Westeuropa und gehört zu den weltweit am stärksten wachsenden. Für die Betreuung der über achtzig Gemeinden gibt es aber bisher weniger als dreißig Rabbiner.

"Wer geglaubt hat, die Hochschule in Heidelberg habe keine Zukunft, musste sich eines Besseren belehren lassen", so Rektor Prof. Dr. Michael Graetz. Seit der Gründung 1979 ist die Zahl der Studierenden von acht auf 165 gewachsen. Das starke Wachstum der Gemeinden habe die Hochschule veranlasst, den Rabbiner-Studiengang als "weiteren, gewichtigen Baustein" hinzuzufügen. Die Einrichtung des Lehrstuhls wird in den ersten fünf Jahren durch die Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung mit 1,3 Millionen Mark unterstützt.

Die Ausbildung erfolgt zweistufig. In Heidelberg absolvieren die angehenden Rabbiner die Grundausbildung, danach setzen sie ihr Studium in Amerika, Israel oder England fort. Durch das Angebot einer liberalen, konservativen und orthodoxen Ausbildungsrichtung soll der Vielfalt des jüdischen Lebens, gerade auch in Deutschland, dem Geburtsland des liberalen Judentums, besonders Rechnung getragen werden.

"Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland hat noch längst nicht wieder die Größe und Bedeutung der Vorkriegszeit erreicht. Sie ist immer noch eine kleine Minderheit, für deren Schutz und Förderung unsere Gesellschaft in besonderer Verantwortung steht", betonte Bundesinnenminister Otto Schily, der in Vertretung von Bundeskanzler Gerhard Schröder am Festakt teilnahm. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Izhak Englard, Richter am Obersten Gerichtshof Israels, über "Jüdisches Recht - Methode und Ziel seiner Forschung". (rie)

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Stand: 15. Mai 2001