Kultur

Ausgabe Nr. 20 · 17. Mai 2000



Die meisten in der Ausstellung gezeigten Modelle wurden (glücklicherweise?) niemals Wirklichkeit. Anders der Lindinger-Entwurf für den Bismarckplatz. Ihn betrachten (v. r.) Diethelm Fichtner, Stadtplanungsamt, Werner Schaub, Forum für Kunst, Vincent Rexroth, Hochbauamt, Hans-Martin Mumm, Kulturamt und Hans-Christoph Schöll, Heimatforscher. (Foto: Rothe)

"Das Bild der Stadt" als Modell

"Planungsmodelle" noch bis zum 6. Juni im Forum für Kunst


In der Heidelberger Altstadt ist derzeit eine kleine Welt zu sehen, in der man nur mit den Augen spazieren gehen kann. Über 40 Modelle von Gebäuden, Plätzen und Quartieren Heidelbergs hat das Stadtplanungsamt für eine Ausstellung im Rahmen der Reihe "Das Bild der Stadt" aus den Magazinen hervorgeholt. Die Künstlergruppe 79 präsentiert die "Planungsmodelle" in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und dem Stadtplanungsamt im Forum für Kunst, Heiliggeiststraße 21, der Öffentlichkeit.

Bereits zur Eröffnung erlebte die Ausstellung einen Publikumsansturm. Beim Suchen, Wiederentdecken und Erinnern ergab sich manches Gespräch. Die Modelle stammen aus den sechziger bis neunziger Jahren, zeigen "vergangene Zukunftsentwürfe und dokumentieren frühere Kontroversen", so Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm. Sie regen zum Gedankenaustausch über die Erfordernisse künftiger Stadtplanung an.

Eine "Hochbahn für die Brückenstraße", ein gigantisches "Parkhaus am Karlstorbahnhof", der "Hauptbahnhof und Umgebung" oder das "Kahlschlagmodell Ziegelhausen", alle Modelle spiegeln den Geist ihrer Entstehungszeit. "Die Modelle haben die Aufgabe, eine plastische Vorstellung von Raumfunktionen und Dimensionen zu vermitteln. Die meisten dieser Entwürfe wurden nicht realisiert", erläuterte Diethelm Fichtner, Leiter des Stadtplanungsamtes, in seiner Eröffnungsansprache.

Alle ausgestellten Modelle stammen aus der ehemaligen Modellwerkstatt der Stadt Heidelberg, in der Johann Schenk bis zu seiner Pensionierung vor vier Jahren beschäftigt war. Damals wurde die städtische Werkstatt geschlossen und seitdem gehen die Aufträge an externe Modellbauwerkstätten. Wie die Ausstellung zeigt, erfordert das Handwerk des Modellbauers eine besondere Kunstfertigkeit. Plexiglas, Buchenholz, Lindenholz, Ton und Stein hat Schenk zur naturgetreuen und maßstabsgerechten Fertigung benutzt. Ergänzt wird die Ausstellung durch aktuelle Fotografien von Dorothea Burkhardt und Klaus Meyer, die Momentaufnahmen aus der Stadt zeigen, sowie Beispiele der Gründerzeit-Architektur.

Die aktuelle Stadtplanung beschäftigt sich mit der Entwicklung von Bergheim und dem Gelände hinter dem Bahnhof. Die Ausstellung sei auch eine gute Diskussionsgrundlage für "Neues Bauen in alter Stadt", das nicht allein konservierend sein dürfe, so Fichtner. Die Choreografie der alten Bauweise müsse erhalten bleiben, ein neues Gebäude müsse sich einfügen.

Die Ausstellung im Forum für Kunst, Heiliggeiststraße 21, in den historischen Räumen der ehemaligen Mälzerei, ist dienstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr und donnerstags bis 22 Uhr geöffnet. Führungen bietet das Kulturamt der Stadt immer donnerstags um 18 Uhr an. Der Eintritt ist frei. (doh)

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"Wovon die Geige spricht"

Eine Ausstellung zur Tradition des Geigenbaus

Ein wichtiger Beitrag der Sinti und Roma zur europäischen Kulturgeschichte ist der Instrumentenbau. Insbesondere der Geigenbau hat als Kunsthandwerk bei ihnen eine lange Tradition. Bereits im 14. Jahrhundert werden sie als Instrumentenbauer erwähnt. Zymbal und Zither galten als bevorzugte Instrumente früher Roma-Musiker in Südosteuropa, bei den deutschen Sinti und Roma ist es der Geigenbau, der seit Jahrhunderten eine große Rolle spielt.


Eine Sonderausstellung mit dem Titel "Geigenbau der Sinti und Roma - Dieses Handwerk habe ich von meinem Vater gelernt" zeigt noch bis zum 18. Juni das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in der Bremeneckgasse 2. In der Ausstellung werden die unterschiedlichsten Streichinstrumente präsentiert, die der Geigenbauer Hermann Weiß in den vergangenen fünf Jahrzehnten geschaffen oder erworben hat. In seiner improvisiert aufgebauten Instrumentenwerkstatt zeigt er diverse Werkzeuge, Materialien und Hölzer, sowie Instrumente in verschiedenen Entwicklungsstadien. Ergänzt wird die Ausstellung durch Dokumente zum Leben von Hermann Weiß und Fotografien, die ihn bei der Arbeit zeigen.

Im Rahmen der Ausstellung lädt das Dokumentationszentrum am Dienstag, 23. Mai, um 19 Uhr zu einem Vortrag mit dem Titel "Wovon die Geige spricht". Der ungarische Musikwissenschaftler und
Publizist Csemer Gezá wird anhand von ausgewählten Musikbeispielen über die Bedeutung der Geige als Instrument, ihre Klangfarbe, ihre Führungsrolle im Ensemble und die Vielfalt des Arrangements in der Roma-Musik berichten. Höhepunkt der Ausstellung wird ein Konzert des Radovan-Krstic-Quintetts am Dienstag, 30. Mai, um 20 Uhr sein. Das Roma-Ensemble spielt - für die Familie der Streichinstrumente komponierte - Werke von Mozart, Tschaikowski, Sarasate, Schostakowitsch, Brahms und Gershwin in einer Mischung von leichter und schwerer Musik.

Am Dienstag, 6. Juni, von 15 bis 17 Uhr bietet der Geigenbauer Hermann Weiß gemeinsam mit seinem Enkel, der diese Familientradition fortsetzt, einen Workshop zum Geigenbau an, der die einzelnen Schritte bis zur Entstehung einer Geige veranschaulicht. Die Ausstellung ist Dienstag von 10 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag von 10 bis 16.30 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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Stand: 16. Mai 2000