Umwelt und Gesundheit

Ausgabe Nr. 19 · 12. Mai 1999



Diskutierten über Solarenergie (v.li.): Hans Rudolph Baumeister, Solarinitiative Heidelberg, Margot Preisz, Kreishandwerksmeisterin, Dr. Gerhard Himmele, Vorstand Stadtwerke Heidelberg AG, Dr. Franz Alt, Oberbürgermeisterin Beate Weber, Franz Bruckner, UBP GmbH, Johannes Gerstner, Architekt und Philipp Rauch vom E-Team des Bunsen-Gymnasiums. (Foto: Rothe)
Podiumsdiskussion über die Zukunft der Sonnenenergie zum Abschluss der Solarwochen

Die Lösung am Himmel

Viele Zuhörer fand die Podiumsdiskussion über die Perspektiven der Solarenergie, die am letzten Tag der Solarwochen im Prinz Carl stattfand. Der Journalist Dr. Franz Alt leitete die Runde, die sich mit der Zukunft der Solarenergie in Heidelberg beschäftigte.

Anhand von Zahlen belegte Dr. Franz Alt die Notwendigkeit, in Zukunft auf die Solarenergie zu setzen. Bei gleichbleibendem Verbrauch reiche Erdöl noch 38 Jahre, Erdgas 50 und Uran 60 Jahre, machte er die Endlichkeit der "klassischen" und auch wenig umweltfreundlichen Energieträger deutlich. "Die Lösung steht am Himmel", sagte er. Nur durch einen konsequenten Einsatz von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse als Energieträger und durch eine Energiewende innerhalb von 50 Jahren sei der Planet noch zu retten. Was Heidelberg dazu beitragen könne, wollte er dann von den Teilnehmern der Diskussion wissen.

Alle müssen mitmachen

"Eine Energiewende ist nur dann möglich, wenn alle mitmachen", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber. Die Stadt könne viel anstoßen, beispielsweise über die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH, die in Kirchheim und auf dem Gelände der alten Stadtgärtnerei Niedrigenergiehäuser bauen ließ. "Jede einzelne kleine Maßnahme für sich genommen ist wichtig", appellierte sie an diejenigen, die noch nicht überzeugt davon sind, ob eine Anlage zur Brauchwassererwärmung oder zur Stromerzeugung auf dem eigenen Dach überhaupt ein Beitrag zur Verhinderung der Klimakatastrophe sein kann.

Eine Million Mark Fördergelder

Dr. Gerhard Himmele, Kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke Heidelberg AG, wies darauf hin, dass Heidelberg in Sachen Solarenergie "mächtig aufgeholt" habe. "Eine Million Mark stehen bei den Stadtwerken zur Förderung regenerativer Energien zur Verfügung", sagte er. Er bedauerte aber, dass das Energiewirtschaftsgesetz die Konkurrenz zu sehr über den Preis fördere und so die Energieunternehmen benachteilige, die die teurere Solarenergie fördern würden.

Widerstand beim Bau

Widerstände gegen neue Energieträger hat Franz Bruckner, Geschäftsführer der UBP Umweltschutz Consulting und Mitglied der Wirtschaftsjunioren, schon verspürt. Co2-neutrale Biomasseheizungen in Neubaugebieten kämen nicht zum Einsatz, weil viele Stadtwerke dort ihr Gas absetzen möchten. Auch Handwerker würden lieber in allen Neubauten Heizungen einbauen als auf ein Blockheizkraftwerk als gemeinsamer Energielieferant zurückzugreifen.

Hindernisse bei der Planung

Architekt Johannes Gerstner sah schon in der Planungsphase Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf eine optimale Nutzung der Sonnenenergie. So verhinderten Bebauungspläne zuweilen die solarenergetisch sinnvolle Ausrichtung der Häuser nach Süden. Zudem würden private Wohnungsbaugesellschaften zu sehr auf die Rendite schielen und deswegen nicht auf Solartechnik bei Neubauten setzen. Problematisch sei auch der Denkmalschutz, der vor allem in der Altstadt Energiespartechnik verhindere.

Solarfreundliche Handwerker

Kreishandwerksmeisterin Margot Preisz betonte die Rolle der Handwerker als Förderer der Solarenergie: "Handwerker haben den direkten Kontakt zum Kunden", sagte sie. In den vergangenen Jahren habe ein Generationswechsel in den Betrieben stattgefunden und aufgeschlossene jüngere Handwerker würden den Kunden den Einsatz der Solarenergie nahe legen. Das Haus des Handwerks am Adenauerplatz hätten die Handwerker beispielhaft saniert und trotz Denkmalschutzvorgaben habe man einen guten Kompromiss gefunden. In diesem Haus befindet sich auch die KLiBA, die gemeinsam mit den Handwerksbetrieben Hausbesitzer in Sachen Energieeinsparung und Solarenergie berät

Bessere Verteilung der Kosten

Mehr die Möglichkeiten und weniger die Hindernisse hatte Hans-Rudolph Baumeister von der Solarinitiative Heidelberg im Auge. "Die kostendeckende Vergütung funktioniert", sagte er im Hinblick auf schon drei in Heidelberg errichtete Fotovoltaikgemeinschaftsanlagen. Er sprach sich für eine bessere Verteilung der Kosten für die neue Solartechnik aus: "Wenn wir die Energiewende wollen, brauchen wir die Belastung aller", forderte er die Abkehr vom "Sponsoring" der Solarenergie durch einzelne Stadtwerke.

Mit Geld funktioniert alles

Philipp Rauch, Mitglied des E-Teams am Bunsen-Gymnasium, machte deutlich, dass für eine Änderung des "Energieverhaltens" der Lohn eine wesentliche Rolle spielt. "Sobald Schüler sehen, dass es Geld gibt, funktioniert es", lobte er das System der Stadt Heidelberg. Das sieht für Energieeinsparungen an Schulen allein durch Verhaltensänderungen bis zu 80 Prozent der eingesparten Kosten als Prämie vor. Deswegen "ist es auch unsere Aufgabe klarzumachen, dass es nicht nur um Geld, sondern auch um unser Zukunft geht", sagte Philipp Rauch.

Die Solarenergie muss endgültig aus der Ökoecke, forderte Dr. Franz Alt in seinem Schlusswort, man müsse für die Energiewende nun "ordentlich Gas geben". Und auch Beate Weber gab eine eindeutige Stellungnahme für diese nachhaltige Energieform ab: "Wir sind noch keine Solarstadt, wir wollen aber dahin", sagte sie. (neu)

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Stand: 11. Mai 1999