Umwelt

Ausgabe Nr. 19 · 7. Mai 2003



Ferienpasskinder bei der Pflege des Laichgewässers Kühruh-Quellsumpf am Speyerer-Hof (Foto: HBS)

Freunde der Amphibien

Seit 25 Jahren verbessert der Heidelberger Biotopschutz die Lebensbedingungen von Fröschen, Kröten und Salamandern


Im trockenen Sommer 1976 streiften zwei Jungen durch den Rohrbacher Wald. Dabei stellten sie fest, dass die Lebensbedingungen der Amphibien nicht gut waren: Es gab zu wenig Laichplätze, es fehlten ausreichend Lebensräume im Sommer und Quartiere für den Winter. Die beiden fackelten nicht lange und sanierten schon ein Jahr später ihr erstes Laichgewässer.

Das war die Geburtsstunde des Vereins Heidelberger Biotopschutz. Seitdem kümmert sich eine kleine, engagierte Gruppe von Vereinsmitgliedern darum, dass die Amphibien bessere Lebensbedingungen vorfinden. War zu Beginn der Rohrbacher Wald ihr Einzugsgebiet, so erweiterten sie ihren Aktionsradius kontinuierlich auf die gesamte Heidelberger Gemarkungsfläche. Insgesamt haben die heute knapp 20 Vereinsmitglieder in den 25 Jahren rund 50 Laichgewässer angelegt und ausgebaut.

Doch sie bauen nicht nur die Kinderstuben von Fröschen, Salamandern, Kröten, Molchen und Unken und halten sie instand. Genauso wichtig sind artgerechte Lebensräume für ausgewachsene Tiere. Daher gehört es auch zu den Kernaufgaben des Vereins, vor allem Wiesenflächen als Biotope für die Amphibien zu erhalten. Hangwiesen unterhalb von Boxberg und Emmertsgrund, der Friesenberg in der Altstadt, Wiesen auf dem Kohlhof, Flächen rund um den Wolfsbrunnen in Schlierbach, am Quellenweg und im Kreuzgrund in Ziegelhausen-Peterstal, das Mühltal in Handschuhsheim oder auch Gewanne im Neuenheimer und Handschuhsheimer Feld werden vom Verein gepflegt.

Damit diese Wiesen nicht nur Amphibien gute Lebensbedingungen bieten, werde die historische Nutzung nachgeahmt, erzählt Vorstand Dr. Thomas Trabold, einer der beiden Jungen von 1976 (der andere ist Frank Haidle, ebenfalls noch heute aktiv im Verein). Mit einem Balkenmäher, der gehe mit Kleintieren schonender um als ein Kreiselmäher, werde zwei bis drei Mal im Jahr gemäht. Wichtig, so Dr. Trabold, sei die Schnittgutbergung. Lasse man die Mahd liegen, werde der Stickstoff im Boden angereichert und es komme zu einer Artenverarmung der Wiesen. Das Schnittgut verfüttert Vereinsmitglied Bernd Kowalsky im Winter an seine rund 30 Skudden. Die "arbeiten" auch für den Biotopschutz, weil sie einige Pflegeflächen des Vereins, beispielsweise den Friesenberg, regelmäßig beweiden.

Dass die Arbeit der Vereinsmitglieder erfolgreich ist, zeigt die Zunahme der Laichgewässer und der erfassten Laichballen. 1980 gab es nur 12 Laichgewässer und es wurden 14 Laichballen erfasst. Im Jahr 2000 waren es 71 Laichgewässer und es wurden 52 Laichballen pro Gewässer festgestellt. Auch die Artenvielfalt nahm zu. Der Grasfrosch gehört heute zu der am stärksten vertretenen Amphibienart in Heidelberg.

Damit die wenigen Vereinsmitglieder die vielen Pflegearbeiten schaffen, greifen sie zum einen auf einen Fuhrpark mit Unimog und anderem Gerät zurück, mit dem sich die Wiesen gut mähen oder Laichgewässer leicht ausbaggern lassen. Außerdem arbeitet der Verein viel mit Kindern und Jugendlichen zusammen. Vor allem mit dem Englischen Institut gibt es eine langjährige Zusammenarbeit, die Schüler/innen pflegen regelmäßig das Mühltal. Im Rahmen des Feriensommers helfen Kinder seit 1994 alljährlich, Laichgewässer zu sanieren oder neu anzulegen. Beim Kinder Umwelt Kongress sind ebenfalls Kinder bei der Pflege der Biotope mit dabei. Auch die Menschen, die nahe an Pflegeflächen leben, sind wichtige Partner beim Biotopschutz.

Die Wiesen und Laichgewässer, die der Verein pflegt, gehören zu rund 50 Prozent der Stadt. 30 Prozent sind im Eigentum des Landes, und etwa 20 Prozent gehören Privatpersonen. Die Stadt Heidelberg vergütet die Pflegearbeit, um langfristig eine struktur- und artenreiche Kulturlandschaft zu erhalten. Die bisherigen Erfolge der Biotopschützer zeigen, dass diese Form der Zusammenarbeit funktioniert. Feuersalamander, Grasfrosch, Erdkröte oder Bergmolch können sich darauf verlassen, dass sie auch in Zukunft auf Heidelberger Gemarkung genügend Raum zum Leben finden. (neu)
   
  Kontakt: E-Mail: TTrabold@t-online.de

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Der Vorstand des Umweltkompetenzzentrums Rhein-Neckar mit OB Beate Weber (5. v.l.) und Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (l.) veranschaulicht den Netzwerkgedanken des neuen Vereins. (Foto: Rothe)

Umweltkompetenzzentrum gegründet

Neuer Verein im Rhein-Neckar-Dreieck bündelt Umweltkompetenzen von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik


Der Rhein-Neckar-Raum besitzt in seinem wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Leistungsspektrum Region übergreifende Kompetenzen. Betrachtet man den Sektor Umwelt (-schutz), so existieren in Heidelberg und der Region zwar eine Vielzahl von Akteuren auf diesem Gebiet, eine ausreichende koordinierende Vernetzung fand jedoch in der Vergangenheit noch nicht statt.

Im bestehende Erfahrungen von Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Verbänden sowie öffentlich-rechtlichen Institutionen zu bündeln, wurde von Oberbürgermeisterin Beate Weber, Bürgermeister Dr. Eckart Würzner sowie Kooperationspartnern aus Industrie und Forschung die Idee entwickelt, ein über Heidelberg hinaus reichendes regionales Netzwerk zur Umweltkompetenz im Rhein-Neckar-Raum zu schaffen. Heidelberg als "Stadt der Zukunft" hat in der Vergangenheit positive Erfahrungen bei der Etablierung von "public private partnerships" in der lokalen Umweltpolitik gesammelt, die in das neue Kompetenzzentrum eingebracht werden. Als Beispiel ist unter anderem das Kooperationsprojekt "Nachhaltiges Wirtschaften" zu nennen, in dem kleine und mittlere Unternehmen durch Unterstützung der Stadt ein Umweltmanagementsystem in ihrem Betrieb aufbauen.

So entstand das Umweltkompetenzzentrum Heidelberg Rhein-Neckar (kurz UKOM), das vor kurzem seine Gründungsversammlung in der Print Media Academy hatte. Es wird von den Säulen Wissenstransfer, Information, Erfahrungsaustausch sowie Kooperation getragen. Vorrangiges Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit aller Partner und die Lage der Umwelt nachhaltig zu verbessern. Für interne und externe Netzwerkpartner möchte der Verein Informations- und Kommunikationsmanagement, Produktmarketing, Transfermanagement von Innovationsideen, themenspezifische Arbeitskreise und Fördermittelakquise anbieten.

Eine Geschäftsstelle, die übergangsweise von der Stadt Heidelberg gestellt wird, verfolgt das primäre Ziel einer Internet-Börse, die die Teilkompetenzen der Netzwerkpartner präsentiert. Die Fragen eines privaten Hausbesitzers zur Wärmedämmung sollen hier ebenso beantwortet werden wie Fachfragen von Ingenieurbüros.
   
 

Mitglieder des Umweltkompetenzvereins

  BASF AG - LUWOGE, Industrie Automation, Beck Solartechnik, Ingenieurgeologisches Büro Töniges, Bfk Unternehmensberatung, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, BGI AG, ITGA - Industrieverband technische Gebäudeausrüstung Baden-Württemberg e.V., Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft, KliBA - Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur, Collins&Aikman, Kraftanlagen, EnBW Energie Baden-Württemberg, Kraus Immobilien, EnergieEffizienzAgentur Rhein-Neckar-Dreieck, Kreishandwerkerschaft, Fachhochschule Heidelberg, MEG, Fachhochschule Mannheim, Mull & Partner Ingenieurgesellschaft, GD Solartechnik, STEAG Energie-Contracting, GFU - Gesellschaft für Umwelttechnik, ThyssenKrupp HiServ, GKW Plan Ingenieurbüro, Universität Heidelberg (Interdisziplinäres Institut für Umweltökonomie, Geographisches Institut, Institut für Umweltphysik), Hagelauer Umwelt-Geotechnik-Consult, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Mannheim, Harpen Energie Contracting, whp-consult, Heidelberger Cement, Raumordnungsverband Rhein-Neckar, Henkel-Teroson, Solarpark Neustadt, HK - Konstruktion, HVV - Heidelberger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe, IHK Rhein-Neckar, ifeu-Institut Heidelberg, IUWA - Institut für Umweltwirtschaftsanalysen, Technologiepark Heidelberg, Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Mannheim.

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Stand: 6. Mai 2003